Schlosskirche Harburg

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Schlosskirche St. Michael mit Glockenturm

Die Schlosskirche St. Michael gehört zum Gebäudekomplex der Burg Harburg. Sie ist eine evangelisch-lutherische Schlosskirche oberhalb der gleichnamigen Stadt Harburg (Schwaben) im bayerischen Landkreis Donau-Ries. Sie war die erste evangelische Predigtstätte im Ries und dient als dynastische Grablege der Grafen und Fürsten zu Oettingen-Oettingen, der erloschenen protestantischen Linie des Adelsgeschlechtes Oettingen. St. Michael wird in den Sommermonaten für Gottesdienste genutzt.[1]

Geschichte

Mittelalter

Die Schlosskirche St. Michael ist die älteste Kirche in Harburg.[2] Im Jahr 1153 wird im Rahmen einer Schenkungsurkunde Siggerus sacerdos de Horreburg genannt, der vermutlich damals Geistlicher auf der staufischen Reichsburg Harburg gewesen sein dürfte. Die Burg wurde 1299 an die Grafen zu Oettingen verpfändet. Jedoch stand das Patronatsrecht von St. Michael weiterhin dem Reich zu. Durch König Ludwig IV. ging dieses Patronatsrecht am 23. Mai 1315 an das Kloster Waldsassen über, 1418 an die Grafen zu Oettingen. Am 30. September 1530 erwarb Graf Karl Wolfgang zu Oettingen den gesamten Besitz des Klosters Waldsassen in der Umgebung Harburgs von Abt Georg.[3]

Reformation

Graf Karl Wolfgang zu Oettingen begeisterte sich früh für die Lehre Martin Luthers. Da er zusammen mit seinem Bruder Ludwig XV. über die Grafschaft Oettingen regierte, führte Karl Wolfgang in seinen Gebieten südlich der Eger die Reformation durch. An seine Residenz, der Burg Harburg, holte er 1524 als Hofprediger Paul Warbeck. Die Schlosskirche St. Michael war somit die erste evangelische Predigtstätte im Ries. 1539, nach dem Bauernkrieg, berief Karl Wolfgang eine Synode in Harburg ein, auf der alle Pfarrer seiner Grafschaft über den evangelischen Glauben diskutierten und schließlich wurde die Augsburger Konfession eingeführt. Sein Bruder Ludwig XV. tat ihm dies in Alerheim gleich.[4]

Durch die Erbauung von St. Barbara unter Graf Gottfried zu Oettingen-Oettingen im Jahr 1626 wurde die heutige Stadtpfarrkirche die Hauptkirche von Harburg. St. Michael wurde seither als Filialkirche für die Bewohner von Schloss Harburg und wird in heutiger Zeit nur in den Sommermonaten für Gottesdienste genutzt.

Barock

Die heute vom Barock geprägte Schlosskirche entstand unter Fürst Albrecht Ernst II. zu Oettingen-Oettingen.[5] Die Umbauarbeiten erfolgten in den Jahren 1719 bis 1721. Dabei wurden die Deckenfresken von Matthias Zink geschaffen, die verschiedene Darstellungen aus dem Neuen und Alten Testament zeigen. Die Stuckaturarbeiten führten Christoph Prügel und Johann Bühler aus Harburg aus.[6]

Nach Abschluss der Bauarbeiten erfolgte am 7. September 1721 die Einweihung der Schlosskirche unter Tobias Wasser, dem fürstlichen Generalsuperintendenten und Konsistorialrat zu St. Jakob aus Oettingen.[7]

Baubeschreibung

Bauhistorischer Grundriss der Schlosskirche

Die Schlosskirche ist ein einschiffiger Bau, der auf einem kreuzförmigen Grundriss errichtet wurde. Der Rechteckchor im Osten ist aufgrund der darunterliegen Gruft erhöht. Dies wird vor allem im Inneren deutlich. Die Querarme bilden halbrunde Abschlüsse, am südlichen ist die Sakristei angebaut.[8]

Fresken

Die Deckengemälde zeigen jeweils in den vier Kreuzarmen Szenen aus dem Leben Jesu. Dabei werden drei heilsgeschichtlichen wichtigen Lebensphasen zusammen mit typologischen Entsprechungen aus dem Alten Testament begleitet. Die Achse des Langhauses bezieht sich thematisch in ihrer Anordnung auf die göttliche Natur von Christus. Die menschliche Natur hingegen, ist räumlich in den beiden Querarmen zu sehen. Diese wird hierbei heilsgeschichtlich am extremsten in der Kreuzigung versinnbildlicht und ist räumlich systematisch konsequent, in den beiden Querarmen des Kirchenkreuzes (als Art Kreuzesbalken) angebracht.[9]

Die Fresken wurde von Matthias Zink geschaffen, der überwiegend im Bereich des Hochstifts Eichstätt tätig war.

Achse des Langhauses: Die göttliche Natur von Christus

Querarme: Die menschliche Natur von Christus

Orgel

Orgel mit Barockprospekt

Die Schlosskirche St. Michael besitzt auf der Westempore eine Orgel mit einem barocken Prospekt von Johann Ulrich aus dem Jahr 1721. Im Gehäuse ist ein Werk der Firma Steinmeyer aus dem Jahr 1911 eingebaut.[10]

I Hauptwerk C–g3
1. Principal 8′
2. Salicional 8′
3. Gedeckt 8′
4. Oktave 4′
5. Traversflöte 4′
II Positiv C–g3
6. Dulciana 8′
7. Bourdon 8′
8. Flauto Amabile 8′
Pedal C–d1
9. Subbass 16′

Epitaphien

Die Schlosskirche birgt zahlreiche Epitaphien der Grafen zu Oettingen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Diese zeigen überlebensgroße Figuren, welche die oettingischen Regenten zusammen mit den jeweiligen Gemahlinnen darstellen. Darüber sind die verschiedenen Wappen der Adelsgeschlechter festgehalten.[11]

Unter der westlichen Empore befinden sich die Epitaphien von:

  • Graf Ludwig XV. von Oettingen, daneben seiner Ehefrau
  • Salamone Gräfin von Hohenzollern
  • Elisabeth Landgräfin von Leuchtenberg zusammen mit ihrem Gemahl
  • Graf Karl Wolfgang von Oettingen

Unter der nördlichen Empore befinden sich die Epitaphien von:

  • Margaretha Gräfin von Lützelstein, erste Ehefrau von
  • Graf Ludwig XVI. von Oettingen, daneben seine zweite Ehefrau
  • Susanna Gräfin von Mansfeld

Unter der südlichen Empore befinden sich die durch den Bildhauer Michael Kern im Jahr 1620 geschaffenen Epitaphien von:[12]

Fürstengruft

Der Eingang zur Gruftkapelle wird von zwei Kriegerstatuen bewacht und befindet sich in der Mitte des Kirchenschiffes unterhalb der Kanzel und erstreckt sich dort unter dem rechteckigen Chorraum.[8]

In ihr fanden die Mitglieder der protestantischen Linie Oettingen-Oettingen von Ende des 16. bis Mitte des 18. Jahrhunderts ihre letzte Ruhe. Dazu gehören auch Grafen und Fürsten, die die Geschichte der Grafschaft bzw. des Fürstentums Oettingen maßgeblich prägten.

Literatur

  • Karl Martin Graß: Die Harburger Schlosskirche St. Michael. Neue Überlegungen zur Baugeschichte. In: Harburger Hefte. Band 12, 2013, S. 140–157.

Weblinks

Commons: Schlosskirche St. Michael – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Website der Pfarrei Harburg
  • Offizielle Website der Burg Harburg. Gemeinnützige Fürst zu Oettingen-Wallerstein Kulturstiftung;
  • Angelika Dreyer: Schloss Harburg. In: Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland. 2021, abgerufen am 8. Juni 2022. – Kunsthistorische Einordnung der Schlosskirche St. Michael

Einzelnachweise

  1. Evangelische Kirchengemeinde Harburg/Schwaben. Abgerufen am 31. Dezember 2021.
  2. Ernst Schäfer: Kurzgefaßte Beschreibung von Harburg im Ries. 1834 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 30. Dezember 2021]).
  3. Anton von Steichele: Das Bistum Augsburg, historisch und statistisch beschrieben: Die Landkapitel: Dilingen, Dinkelsbühel, Donauwörth. 3. Schmid, 1872 (google.de [abgerufen am 30. Dezember 2021]).
  4. Meilensteine der Stadtgeschichte – Stadt Harburg. Abgerufen am 28. Februar 2021.
  5. Anton von Steichele: Das Bistum Augsburg, historisch und statistisch beschrieben: Die Landkapitel: Dilingen, Dinkelsbühel, Donauwörth. 3. Schmid, 1872 (google.de [abgerufen am 31. Dezember 2021]).
  6. Karl Martin Graß: Die Schlosskirche in Harburg ist seit 300 Jahren barock. In: Augsburger Allgemeine. Abgerufen am 31. Dezember 2021.
  7. Ernst Schäfer: Kurzgefaßte Beschreibung von Harburg im Ries. 1834 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 31. Dezember 2021]).
  8. a b Denkmalliste für Harburg des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. (PDF) Abgerufen am 30. Dezember 2021.
  9. Angelika Dreyer: Schloss Harburg. In: Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland (CbDD). 2021, abgerufen am 9. Juni 2022.
  10. Informationen zur Orgel auf orgelbas.nl. Abgerufen am 30. Dezember 2021.
  11. Ernst Schäfer: Kurzgefaßte Beschreibung von Harburg im Ries. 1834 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 30. Dezember 2021]).
  12. Werner Dettelbacher: Zwischen Neckar und Donau: Kunst, Kultur und Landschaft von Heidelberg bis Heilbronn, im Hohenloher Land, Ries, Altmühltal und an der oberen Donau. 5. Auflage. DuMont, 1976, S. 197.