Rolf Telasko

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Rolf Telasko, auch Ralph Telasco, ursprünglich Rudolf (10. August 1911 in Hollenstein an der Ybbs8. März 1991 in Darmstadt) war ein österreichischer Opernsänger der Stimmlage Bassbariton, später auch Schauspieler und Gesangspädagoge. Am Anfang seiner Karriere war er an der Wiener Staatsoper und bei den Salzburger Festspielen verpflichtet. Er sah sich 1939 wegen seiner Abstammung vom NS-Regime zur Emigration gezwungen.

Nach dem Untergang der Hitler-Diktatur kehrte er nach Europa zurück, war an einer Reihe von Opernhäusern engagiert und unternahm ausgedehnte Gastspielreisen.

Leben und Werk

Telasko studierte Gesang an der Wiener Musikakademie und am Neuen Wiener Konservatorium sowie Musikwissenschaft an der Universität Wien. Er war Schüler des Baritons und Gesangspädagogen Viktor Fuchs (1888–1966) und debütierte 1934 als Heerrufer in Wagners Lohengrin an der Wiener Volksoper. Er war ab 1934 jeweils eine Spielzeit an der Volksoper, an der Wiener Staatsoper und am Stadttheater Troppau verpflichtet. 1936 und 1937 übernahm er die Rolle des Konrad Nachtigall in der legendären, von Arturo Toscanini dirigierten Meistersinger-Neuproduktion bei den Salzburger Festspielen, von der auch eine Gesamtaufnahme vorliegt.[1] Ab 1937 trat er am Opernhaus Graz und am Landestheater Linz auf, ab 1938 war er auch Spielleiter der Oper in Linz. Nach der Annexion Österreichs durch Hitler-Deutschland im März 1938 durfte er als jüdischer „Mischling“ noch weiterhin auftreten, doch dürfte ihm die Gefahr, in der er sich befand, bewusst gewesen sein. Er bekam auch noch einen Vertrag für die Spielzeit 1939/40, nutzte aber die Theaterferien im Sommer 1939 zur Flucht, quasi in letzter Minute vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Er emigrierte über Frankreich, Spanien und Portugal nach Südamerika.[2]

Von 1940 bis 1943 war Telasko am Teatro Municipal von Rio de Janeiro verpflichtet und war danach als Gastsänger in den Vereinigten Staaten tätig, von 1944 mit Unterbrechungen bis 1953 an der New York City Opera, weiters in Chicago, New Orleans und Philadelphia. Im Mai 1948 sind zwei Gastauftritte an der Wiener Staatsoper verzeichnet, einmal als Amonasro in der Aida, einmal in den vier Bösewicht-Rollen von Hoffmanns Erzählungen. 1949 absolvierte er eine Tournee durch Zentralamerika.

Anfang der 1950er Jahre verlagerte er den Schwerpunkt seiner Tätigkeit wieder nach Europa. Er gastierte am Tiroler Landestheater in Innsbruck und war dann ab 1952 durchgehend in Festengagements an deutschen und Schweizer Opernhäusern: 1952–54 am Landestheater Darmstadt, 1954–55 am Stadttheater Basel, wo er Golaud, Lescaut und den Grafen Almaviva verkörperte, 1955–61 am Landestheater Saarbrücken und 1961 bis zum Ende seiner Karriere 1976 am Opernhaus Zürich. Dort zeigte er die volle Bandbreite seines Repertoires, von Mozart und Beethoven über Wagner und Bizet bis zu Gegenwartskomponisten sowohl aus dem E-Bereich (Henze, Krenek, Sutermeister) als auch aus dem U-Bereich (Burkhard), vom klassischen Bariton (Escamillo, Scarpia) über den basso cantante bis zum Charakterbass (Boris Godunov, König Philipp).

Parallel zu seinen Festengagements konnte er an bedeutenden Bühnen in ganz Europa gastieren – an Teatro La Fenice von Venedig und Teatro Comunale von Florenz, Liceu von Barcelona und São Carlos von Lissabon, in Bordeaux, Lyon, Marseille, Nizza und Toulouse, 1963 und 1965 am Théâtre de la Monnaie von Brüssel, in Basel und Genf, Prag und Brünn, in Duisburg, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Köln, Mannheim, Wiesbaden und Wuppertal. Er kehrte auch nach Nord- und Südamerika zurück und war unter anderem am Teatro Colón von Buenos Aires zu sehen und zu hören, weiters in Boston, Baltimore, Pittsburgh und Washington. 1964 übernahm er den Hans Foltz in den Meistersingern von Nürnberg bei den Bayreuther Festspielen. Er war bekannt für seine Flexibilität, übernahm kleinere Rollen ebenso gerne wie große Partien. Sein Bühnenrepertoire war sehr umfangreich, er war aber auch als Konzertsänger erfolgreich. 1982 nahm er Abschied von der Oper Zürich – als Musiklehrer in Ariadne auf Naxos.

Zu diesem Zeitpunkt war er bereits zwanzig Jahre als Gesangslehrer tätig. Von 1969 bis 1971 leitete er die Opernklasse der Corbett Foundation in Zürich. Er setzte seine pädagogische Tätigkeit auch in Darmstadt fort, wo er noch bis 1986 am Staatstheater Darmstadt sängerisch und schauspielerisch tätig war. Seine letzte Rolle war der Burgoyn in Schillers Maria Stuart.

Rollenverzeichnis

Uraufführung

Repertoire (Auswahl)

Beethoven:

  • Don Pizarro, Don Fernando und Zweiter Gefangener im Fidelio

Bizet:

  • Escamillo, Moralès und Zuniga in Carmen

Burkhard:

Debussy:

Gluck:

Giordano:

Henze:

Krenek:

  • Papst Clemens VII. und Moritz von Sachsen in Karl V.

Lehár:

Lortzing:

Massenet:

Mozart:

Mussorgski:

 

Offenbach:

Puccini:

Johann Strauß:

Richard Strauss:

Verdi:

Wagner:

Weber:

Tondokumente

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Archiv der Salzburger Festspiele: Spielplansuche, abgerufen am 11. Juni 2020.
  2. Regina Thumser: Musik in Oberösterreich zur Zeit des Nationalsozialismus. In: ooegeschichte.at. Virtuelles Museum Oberösterreich, abgerufen am 8. August 2022.
  3. Jonathan Brown: Tristan und Isolde on Record, A Comprehensive Discography of Wagner's Music Drama with a Critical Introduction to the Recordings, Greenwood Publishing Group 2000, S. 47.