Conrad von Soest

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Passionsaltar (Wildungen-Altar), Gesamtansicht

Conrad von Soest, auch Konrad, in der mittelniederdeutschen Sprache seiner Heimat ursprünglich Conrad van Sost (* um 1370 in Dortmund;[1] † nach 1422 ebenda), war ein Maler und Hauptmeister der westfälischen Tafelmalerei des sogenannten weichen Stils der Spätgotik. Dem Maler kommt eine entscheidende Rolle bei der Einführung des Internationalen Höfischen Stils um 1440 in Norddeutschland zu. Sein Werk hatte weitreichende Wirkungen auf die deutsche Malerei des 15. Jahrhunderts.

Leben

Quellen

Marienaltar in der Marienkirche (Dortmund)

Über den spätgotischen Maler sind einige Quellen erhalten geblieben, die Hinweise auf sein Leben geben. Conrad von Soest ist dadurch der erste westfälische Maler, dessen Leben man in Aspekten rekonstruieren kann. Das von eigener Hand gestaltete Œuvre von Soest ist allerdings nicht so klein, wie es den Anschein macht.[2] Im Einzelnen sind erhalten:

  • Inschrift seines Namens auf dem Holzrahmen des Wildunger Altars (heute nicht mehr lesbar, nach einer Transkription von Ludwig Varnhagen lautete sie „Conradum pictorem de Susato“)[3]
  • versteckte Signatur auf dem Dortmunder Marienaltar[4]
  • Dortmunder urkundliche Erwähnungen eines „Wernerus pictor“ (eingebürgert 1331) und eines „Wernerus pictor de Sosato“ (eingebürgert 1348); weiterhin eines „Hinricus de Sosato“, von Beruf deaurator (=Vergolder), eingebürgert 1306
  • Ehevertrag mit Gertrude van Munster aus dem Jahre 1394 (s. u.)
  • Mitgliedslisten von den Dortmunder Marienbruderschaften von St. Marien (1396 „Conrad meler et uxor“, wohnhaft am Ostenhellweg) und St. Nikolai (1396 „Mester Conrad, meler“)[5]

Bürger der Stadt Dortmund

Zunächst trug die Direktorin des Dortmunder Stadtarchivs, Luise von Winterfeld, 1925 die Spuren Conrads von Soest in Dortmunder Urkunden zusammen.[6] Dabei belegte sie seine Bürgerschaft zunächst mit dem Fehlen seines Namens in den Dortmunder Neubürgerlisten[7] und folgerte weiterhin, dass er der Sohn des Dortmunder Bürgers „Wernerus pictor de Susato“ gewesen sein müsse. Diese Argumentation gilt aus der heutigen Sicht als fehlerhaft, da diese Listen nicht vollständig waren.[8] Als stärkeres Argument konnte Luise von Winterfeld auf die Tatsache verweisen, dass Conrad von Soest beim Ehevertrag die Dortmunder Bürgerschaft nicht habe beschwören müssen,[9] ein Argument, das bis heute auch kritischer Bewertung standhält.

Ehevertrag

Auf den 11. Februar 1394 ist die Morgensprache, ein Ehevertrag vor Zeugen zwischen „Conrade van Soest“ und Gertrude, Tochter des „Lambertes van Munster“, datiert.[10] Am Tage nach dem Gedenktag der heiligen Jungfrau Scholastica verfügen die Brautleute detailliert über Erbschaft und mögliche Stiftungen.

Dabei fällt nicht nur die Höhe der Summen ins Auge, über die die Eheleute verfügen. Vor allem auch die prominenten Zeugen weisen auf die hohe soziale Stellung der Vertragsschließenden hin. Sowohl für Conrad als auch für Gertrude bürgen besonders angesehene Patrizier der Stadt. Monika Fehse interpretiert die Heirat als bedeutsame Verbindung des Dortmunder Patriziers Conrad mit Gertrude van Munster als Repräsentantin des münsterischen Stiftsadels:

„Insofern könnte die Heirat zwischen Conrad und Gertrud auch eine politische Bedeutung gehabt haben, die uns das Auftreten der - salopp formuliert - politischen Prominenz unter den Zeugen erklären würde: Wir finden unter den sechs patrizischen Zeugen mit Herrmann Klepping den zweiten Bürgermeister des noch laufenden Ratsjahres 1394 und das an dritter Stelle amtierende Ratsmitglied Detmar Klepping und mit Arnd Sudermann und Lambert Berswordt die beiden Bürgermeister des nächsten Amtsjahres, das nur ganz kurz nach der Hochzeit begann.“

Monika Fehse: Der Städter Conrad von Soest – eine sozialgeschichtliche Einordnung, 2004, S. 262.

Dortmunder Maler

Nach Listen der Marienbruderschaft aus dem Jahre 1396 befand sich das Wohnhaus Conrad von Soests am Ostenhellweg im Zentrum Dortmunds. Die Liste erwähnt am Ostenhellweg zwei weitere Maler, Lambert und Hermann, vielleicht ein Hinweis auf eine gemeinsame Werkstatt.[11] Die Liste der Nikolai-Bruderschaft führt einen „Mester Conrad, meler“ und nennt später als Wohnort, ohne weitere Angehörige aufzuführen, die Wißstraße. Auch wenn die meisten Analysen von einer Identität der beiden Personen ausgehen, ist diese nicht mit letzter Sicherheit zu belegen. Monika Fehse betont in Bezug auf die Dortmunder Bruderschaften die große soziale Breite der Mitgliedschaft im Unterschied etwa zu Köln, wo die Bruderschaften ständisch organisiert gewesen seien.[12] Eine gehobene soziale Stellung Conrads kann aus der Mitgliedschaft in den Bruderschaften nicht abgeleitet werden.

Werke

Christi Geburt; Teil des Flügelaltars in der Stadtkirche Bad Wildungen (1403): Deutsche Briefmarke aus dem Jahr 2000, Gemeinschaftsausgabe mit Spanien

Seine erhaltenen Hauptwerke scheinen stilistisch von der französischen Buchmalerei und der burgundischen Malerei seiner Zeit beeinflusst. Er rezipierte auch regionale Maler seiner Zeit, so den vor 1400 in Köln tätigen Meister des Berswordt-Retabels, der als sein Lehrer gelten kann.[13]

Seit 1954 verleiht der Landschaftsverband Westfalen-Lippe den mit 12.800 Euro dotierten Konrad-von-Soest-Preis für Bildende Kunst.

Im westfälischen Soest ist ein Gymnasium nach Conrad von Soest benannt.

Literatur

  • Horst Appuhn: St. Marien in Dortmund. In: Konrad Lorenz: Die Ev. St. Marienkirche zu Dortmund. Eigenverlag der Mariengemeinde, Dortmund 1981, S. 18–47.
  • Arthur Engelbert: Conrad von Soest. Ein Maler um 1400. König, Köln 1995, ISBN 3-88375-222-3.
  • Wolfgang Fischer: Der Wildunger Altar. Die Bilderwelt des Conrad von Soest. (Bing & Schwarz Druck und Medien), 2., verb. u. durchges. Aufl. 2005, ISBN 3-9810001-0-2.
  • Georg IrmerKonrad von Soest. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 652.
  • Anton Legner (Hrsg.): Die Parler und der schöne Stil 1350–1400. 3 Bände. Köln 1978. 1. Band. S. 234–236.
  • Paul PieperKonrad von Soest. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 550 (Digitalisat).
  • Wolfgang Rinke: Conrad von Soest, Bibliographie zum Leben und Werk des Dortmunder Malers und seines niederdeutschen Umkreises. Mit einem wiederabgedruckten Beitrag von Rolf Fritz "Beobachtungen am Dortmunder Marienaltar Conrads von Soest". In: Valentin Wehefritz (Hrsg.): Mitteilungen aus der Universitätsbibliothek Dortmund. Nr. 9, Dortmund 1991.
  • Alfred Stange: Conrad von Soest, Langewiesche, Königstein im Taunus 1966.
  • Hermann-Adolf Stempel: Conrad von Soest. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 438–439.

Weblinks

Commons: Conrad von Soest – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Conrad von Soest und seine Werkstatt. In: Brigitte Buberl (Hrsg.): Conrad von Soest: neue Forschungen über den Maler und die Kulturgeschichte der Zeit um 1400. Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh 2004, ISBN 3-89534-521-0, S. 61 (Brigitte Corley datiert die Geburt Conrads bereits auf die Zeit um 1360).
  2. Wolfgang Beckermann: Rezension zu Conrad von Soest. In: concilium medii aevi, 8/2005, S. 185–187 (PDF)
  3. Brigitte Corley: Conrad von Soest. Berlin 2000, ISBN 3-7861-2293-8, S. 199.
  4. zu den Zuschreibungen weiterer Werke siehe: Brigitte Corley: Einige Bemerkungen zu Conrad von Soest und seiner Werkstatt. In: Brigitte Buberl (Hrsg.): Conrad von Soest: neue Forschungen über den Maler und die Kulturgeschichte der Zeit um 1400, 2004.
  5. Thomas Schilp, Barbara Welzel (Hrsg.): Dortmund und Conrad von Soest im spätmittelalterlichen Europa (= Dortmunder Mittelalter-Forschungen. Band 3). 2004, ISBN 3-89534-533-4, ISSN 1612-8648, S. 229, Tafeln 29 und 30.
  6. Luise von Winterfeld: Meister Konrad von Soest, ein geborner Dortmunder Bürger und andere Dortmunder Maler. S. 141–145.
  7. Luise von Winterfeld: Meister Konrad von Soest, ein geborner Dortmunder Bürger und andere Dortmunder Maler. S. 142.
  8. Monika Fehse: Der Städter Conrad von Soest – eine sozialgeschichtliche Einordnung. In: Thomas Schilp, Barbara Welzel (Hrsg.): Dortmund und Conrad von Soest im spätmittelalterlichen Europa. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2004, ISBN 978-3-89534-533-3, S. 259, 269, Fußnoten 3–5.
  9. Luise von Winterfeld: Kleine Beiträge zu Konrad von Soest. In: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark, 47, 1948, S. 5–23.
  10. Andreas Zupancic, Thomas Schilp (Hrsg.): Der Berswordt-Meister und die Dortmunder Malerei um 1400. 2002, ISBN 3-89534-488-5, S. 312–314.
  11. vgl. Andreas Zupancic: Eine Dortmunder Malerschule? In: Andreas Zupancic, Thomas Schilp (Hrsg.): Der Berswordt-Meister und die Dortmunder Malerei um 1400, 2002, S. 265.
  12. Monika Fehse: Der Städter Conrad von Soest – eine sozialgeschichtliche Einordnung. 2004, S. 266.
  13. Götz J. Pfeiffer: …noch vorzüglicher wie die zwei weiblichen Heiligen… Werke vom Meister des Berswordt-Retabels mit dem Wildunger Retabel im Vergleich. In: Geschichtsblätter für Waldeck. Nr. 96, 2008, ISSN 0342-0965, S. 10–31.
    Götz J. Pfeiffer: Die Malerei am Niederrhein und in Westfalen um 1400. Der Meister des Berswordt-Retabels und der Stilwandel der Zeit (= Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte). 2009, ISBN 3-86568-194-8.
  14. Der Altar des Conrad von Soest. Archiviert vom Original am 10. Februar 2012; abgerufen am 23. November 2016.