Giulio Alberoni

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Giulio Kardinal Alberoni (Porträt von Giovanni Maria delle Piane, 2. H. 18. Jh.).

Alberonis Unterschrift: Signatur Giulio Alberoni.PNG

Giulio Alberoni (* 21. Mai 1664 in Fiorenzuola d’Arda unweit Piacenza; † 16. Juni 1752) war italienischer Kardinal und spanischer Staatsminister unter Philipp V. von Spanien.

Leben

Als Sohn eines Weingärtners geboren, wurde er in einer Klosterschule zu Piacenza unterrichtet, erhielt sodann die Stelle eines Kirchendieners an der dortigen Domkirche und empfing später die Priesterweihe. Der Bischof Roncoveri übertrug ihm die Erziehung seines Neffen und empfahl ihn dem Herzog von Parma, der ihn als französischen Dolmetscher bei seinen Verhandlungen mit dem Herzog von Vendôme, dem Befehlshaber des französischen Heers in Italien im spanischen Erbfolgekrieg, gebrauchte. Vendôme schätzte ihn als witzigen Gesellschafter und als Kochkünstler und nahm ihn 1706 mit nach Paris, 1711 nach Spanien.

Nach dem Tod seines Gönners ernannte ihn Francesco Farnese, der Herzog von Parma, zu seinem Geschäftsträger in Madrid. Hier gelang es ihm 1714, die Vermählung Philipps V. mit Elisabetta Farnese, der Nichte und Stieftochter des Herzogs von Parma, zustande zu bringen. Die Folge dieser Heirat war der Sturz der bisher am spanischen Hof allmächtigen Prinzessin Orsini und Alberonis Erhebung zum Ratgeber der Königin und des Ministers Kardinal Francesco del Giudice, an dessen Stelle er 1717 trat, nachdem er von Papst Clemens XI. am 12. Juli dieses Jahres zur Kardinalswürde erhoben worden war. Erst 1724 erhielt er die Ernennung zum Kardinalpriester mit der Titelkirche Sant'Adriano al Foro.

Von 1717 an regierte Alberoni im Einverständnis mit der Königin unumschränkt. Er hatte bei seiner Verwaltung zunächst die innere Hebung und Kräftigung der Nation im Auge. Er stellte die eingerissene Unordnung im Finanzwesen ab, brachte Einheit und Kraft in die Regierung, beschränkte die Steuerfreiheit des Klerus, vernichtete zugunsten einer aufgeklärten Autokratie die provinziellen Freiheiten, belebte die Industrie durch Ansiedelung ausländischer Arbeiter und hob den Handel; er verbesserte das Kriegswesen, schuf eine neue Flotte, legte Gewehrfabriken an, setzte die Festungen in guten Stand und führte Zucht und Ordnung ins Heer zurück. Die Mittel hierzu schuf er sich durch Ersparnisse, indem er die übergroße Zahl der Beamten verringerte, nicht durch neue Steuern.

Diese Erfolge vernichtete er aber wieder durch seine Außenpolitik. 1715 und 1719 unterstützte er Jakobitenaufstände in Schottland. Von den Wünschen der Königin, welche ihren von der spanischen Thronfolge ausgeschlossenen Kindern auswärtige Throne verschaffen wollte, sowie von eigenem Ehrgeiz verleitet, fasste er den Plan, Mailand, Neapel, Sizilien und Sardinien für Spanien zu erobern. Er rüstete eine mächtige Flotte und ein starkes Heer aus und ließ plötzlich (1717) Sardinien besetzen. Gegen diese Übergriffe Spaniens wurde die Quadrupelallianz zwischen Großbritannien, Frankreich, Österreich und Holland geschlossen. Spaniens Seemacht wurde hierauf am 10. August 1718 beim Capo Passero von der britischen Flotte unter George Byng fast gänzlich vernichtet.

Auch Frankreich, wo Alberonis kühner Plan, durch die Verschwörung von Cellamare nach Gefangennahme des Regenten, des Herzog von Orléans, König Philipp V. zum Vormund des jungen Ludwig XV. proklamieren zu lassen, misslang, erklärte bald darauf (1719) den Krieg und sandte ein Heer über die Pyrenäen, während die Österreicher in Sizilien Fortschritte machten und die Briten in Galicien landeten, um den zugunsten des Hauses Stuart von Philipp V. 1718 unter dem Duke of Ormonde versuchten Einfall in Schottland zu rächen.

Alberoni wurde auf Drängen der Verbündeten, die nur unter dieser Bedingung Frieden schließen wollten, durch eine königliche Verfügung vom 5. Dezember 1719 aller Ämter enthoben und angewiesen, binnen acht Tagen Madrid und binnen drei Wochen Spanien zu verlassen. Er begab sich nach Italien, wo er von Papst Clemens XI. mit einem Prozess bedroht wurde und sich deshalb von März 1720 bis April 1721 in einem Kloster bei Bologna verborgen hielt.

Nach dem Tod von Clemens XI. (1721) nahm er seinen Sitz im Konklave ein und beteiligte sich an der Wahl des neuen Papstes Innozenz XIII., der ihm gewogen war. 1734 ernannte Clemens XII. ihn zum Legaten in Ravenna, von Benedikt XIV. wurde er 1740 zum Legaten in Bologna ernannt. Nach dreijähriger Amtszeit dort zog sich Alberoni nach Piacenza zurück und widmete dem von ihm schon früher gestifteten Seminar Collegium Alberoni (1751) zur Ausbildung junger Parmesaner seine letzte Tätigkeit. Nach seinem Tod fiel sein kolossales Vermögen größtenteils an die spanische Krone.

Literatur

  • Stefano Bersani: Storia del cardinale Giulio Alberoni. Solari, Piacenza 1861.
  • Pietro Castagnoli: Il cardinale Giulio Alberoni. Collegio Alberoni, Piacenza 1928 ff.
  1. Il ministro dei Farnese. 1929.
  2. Il processo. 1931.
  3. Il legato pontificio. 1931.
  • Giovanni Drei: Giulio Alberoni. Cappelli, Bologna 1932.
  • Marino Cecchetti: „Alberoni a San Marino, 17-29 ottobre 1739“ San Marino 2003

Weblinks

Commons: Giulio Alberoni – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
VorgängerAmtNachfolger
Gianantonio DaviaKardinalprotopriester
1740–1752
Thomas Philip Wallrad d’Hénin-Liétard d’Alsace-Boussu de Chimay
Manuel de Santo Tomás Mendoza OPBischof von Málaga
1717–1725
Diego González Toro y Villalobos