Patty Hearst
Patricia „Patty“ Campbell Hearst (* 20. Februar 1954 in San Francisco, Kalifornien) ist eine Enkeltochter des einflussreichen US-amerikanischen Medienmoguls William Randolph Hearst. Sie wurde 1974 durch eine spektakuläre Entführung durch die linksradikale Symbionese Liberation Army (SLA) bekannt. Sie schloss sich dieser an und wurde nach ihrer Verhaftung (1976) zunächst zu einer Gefängnisstrafe von 35 Jahren wegen Bankraubs verurteilt. Präsident Jimmy Carter begnadigte sie bereits nach 22 Monaten und im Jahr 2001 hob Bill Clinton ihre verbliebenen Bewährungsauflagen auf.
Leben
Patty Hearst wuchs in einem wohlhabenden Umfeld in San Francisco als dritte von fünf Töchtern auf. Ihr Vater, Randolph Apperson Hearst, war der jüngste Sohn von William Randolph Hearst. Sie besuchte die Santa Catalina School in Monterey.
Die Symbionese Liberation Army (SLA) entführte die damals 19-jährige Millionenerbin am 4. Februar 1974. Hearst wurde eigenen Aussagen zufolge während der Entführung 57 Tage lang in einen Schrank von 1 × 1,7 Meter Größe gesperrt und misshandelt. Die SLA erpresste von der Familie Hearst mehrere Millionen US-Dollar, von denen die Entführer Lebensmittel kauften, die in den Armenvierteln von San Francisco, Oakland und Berkeley verteilt wurden.
Am 3. April 1974, zwei Monate nach ihrer Entführung, gab sie per Audionachricht bekannt, dass sie sich der SLA angeschlossen habe. Die Gründe dafür sind bis heute nicht geklärt. Bei der SLA nahm sie den Namen „Tania“ (inspiriert von der Guerrillera Tamara „Tania“ Bunke) an und beteiligte sich an mehreren Überfällen. Später ließ sie über ihren Anwalt eine Stellungnahme abgeben, der zufolge sie von der SLA unter LSD gesetzt und gegen ihren Willen zur Teilnahme an den Überfällen gezwungen worden sei. Zudem sei sie sexuell missbraucht worden.
Am 18. September 1975 wurde Patty Hearst, neben anderen SLA-Mitgliedern, verhaftet und 1976 von einem Gericht in San Francisco zu 35 Jahren Haft verurteilt. In einem Berufungsprozess vor dem Bundesbezirksgericht für Nordkalifornien wurde die Strafe auf 7 Jahre herabgesetzt. Nach bereits 22 Monaten wurde Hearst vom damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter begnadigt und am 1. Februar 1979 aus der Federal Correctional Institution, Dublin, einem Frauengefängnis bei San Francisco entlassen. Am 20. Januar 2001 erhielt sie ein presidential pardon (vollständige Begnadigung) durch Bill Clinton, am letzten Tag seiner Amtszeit.
Patty Hearst heiratete nach ihrer Entlassung ihren ehemaligen Leibwächter Bernard Shaw, der 2013 starb. Das Paar hat zwei gemeinsame Töchter, Gillian und Lydia Hearst-Shaw (* 1984). Patty Hearst lebt in New York.
Schauspielerin
Nach ihrer Entlassung wirkte Patty Hearst in mehreren Filmen als Schauspielerin mit, unter anderem in folgenden Komödien des Regisseurs John Waters:
- Cry-Baby (1990)
- Serial Mom – Warum läßt Mama das Morden nicht? (1994)
- John Waters’ Pecker (1998)
- Cecil B. Demented (2000)
- A Dirty Shame (2004).
Nachwirkung und mediale Rezeption
Warren Zevon stellt in seinem Song Roland the Headless Thompson Gunner eine Verbindung zwischen dem gleichnamigen Söldner und der Patty-Hearst-Kontroverse her.
Patty Hearsts Autobiografie Every Secret Thing wurde 1988 von Regisseur Paul Schrader als Patty verfilmt. Ihre Entführung war auch Thema von Dokumentarfilmen wie Zorro und Patty Hearst (2004).[1]
Anthony Davis und Michael John LaChiusa schrieben 1991 die Oper Tania.
Die Berliner Band Stereo Total widmete Hearst auf ihrem 2007er Album Paris<>Berlin einen nach ihr benannten Song und produzierte für den Bayerischen Rundfunk das Hörspiel Patty Hearst – Princess and Terrorist.[2]
Die amerikanische Punkrock-Band Smoke or Fire befasste sich in dem Lied The Patty Hearst Syndrome auf ihrem Album The Sinking Ship (2007) mit Patty Hearst.
Siehe auch
Literatur
- Patricia Campbell Hearst, Alvin Moscow: Every Secret Thing. Doubleday, New York 1981.
- William Graebner: Patty’s Got a Gun: Patricia Hearst in 1970s America. University Of Chicago Press, Chicago 2008, ISBN 0-226-30522-8.
- Friedrich Hacker: Freiheit die sie meinen. Ohnmacht, Müdigkeit und Todesfurcht; Grenzen des Wissens und Könnens; natürliche und gesellschaftliche Freiheit; Gleichheit und Gerechtigkeit. Goldmann, München 1980, ISBN 3-442-11254-0.
- Jeffrey Toobin: American Heiress: The Wild Saga of the Kidnapping, Crimes and Trial of Patty Hearst. Doubleday, New York 2016, ISBN 978-0-3855-3671-4.
Weblinks
- Patricia Hearst in der Internet Movie Database (englisch)
- Michael Kleff: 4.2.1974: Patricia Hearst entführt. Kalenderblatt, Deutsche Welle.
- Patty-Hearst-Cover des Time Magazine vom 29. April 1974.
- Marc Pitzke: Die unglaubliche Geschichte der Patty Hearst. In: einestages vom 4. Februar 2014.
Einzelnachweise
- ↑ Zorro und Patty Hearst (Memento vom 18. April 2013 im Webarchiv archive.today) auf Arte.tv, abgerufen am 18. September 2012.
- ↑ Patty Hearst – Princess and Terrorist von Stereo Total, in der Hörspieldatenbank HörDat.
Personendaten | |
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NAME | Hearst, Patty |
ALTERNATIVNAMEN | Hearst, Patricia; Campbell Hearst, Patricia |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Schauspielerin, Entführungsopfer, Enkeltochter des Medienmoguls William Randolph Hearst |
GEBURTSDATUM | 20. Februar 1954 |
GEBURTSORT | San Francisco |