REV Ocean

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REV Ocean p1
Schiffsdaten
Flagge Norwegen
Schiffstyp Forschungsschiff
Rufzeichen LADX8
Eigner Kjell Inge Røkke
Bauwerft Vard-Werft Tulcea, Rumänien
Stapellauf 24. August 2019
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
182,9 m (Lüa)
Vermessung 17440 t
 
Besatzung 30–54
Maschinenanlage
Maschine dieselelektrisch
Maschinen-
leistung
10880 kW
Höchst-
geschwindigkeit
17,8 kn (33 km/h)
Propeller 2
Sonstiges
Registrier-
nummern
IMO 9840037

Die REV Ocean (Research Expedition Vessel Ocean)[1] ist ein Forschungsschiff im Stil einer Yacht, das auf den Werften der Vard Group in Norwegen (Vard Brattvaag) und Rumänien (Vard Tulcea) gebaut wurde. Es wird im norwegischen internationalen Schiffsregister (NIS) eingetragen und unter norwegischer Flagge fahren.[2] Sie ist das wichtigste Projekt der gleichnamigen privaten Initiative REV Ocean des norwegischen Milliardärs Kjell Inge Røkke, die sich die Wiederherstellung der Gesundheit der Meere zum Ziel gesetzt hat.[1]

Technik und Ausstattung

Die REV Ocean ist mit 182,90 Metern Länge und einer Breite von 22 Metern mit 17.440 BRZ vermessen und damit etwas länger als die zum Bauzeitpunkt längste Yacht der Welt, Azzam. Sie bietet Platz für insgesamt 90 Personen bei Fahrten gemäß Polar Code, ansonsten 106 Personen, davon je nach Grund der Fahrt zwischen 30 und 54 Besatzungsmitglieder.[3][4]

Der dieselelektrische Antrieb mit vier Generatoren (Wärtsilä 8L26) mit jeweils 2720 kW Leistung[5] soll eine Höchstgeschwindigkeit von 33 km/h (17,8 Knoten) erlauben.[6] Der erzeugte Strom kann bei Bedarf in Batterien mit einer Kapazität von 3000 kWh gespeichert werden.[6] Bei einer typischen Reisegeschwindigkeit von 20 km/h (11 Knoten) hat es eine Reichweite von 22.600 km (12.210 Seemeilen). Das Schiff ist auf autarke Fahrten von bis zu 114 Tagen Dauer ausgelegt, mit Zusatzausstattung bis zu 134 Tage.[7] Die REV Ocean soll die strikteste DNV-Klassifizierung für die Erzeugung von Unterwasserlärm erreichen, SILENT-R.[8][9][7] Die Eisklasse ist PC6.[7]

Das Schiff wird mit Kielschwertern ausgestattet, um Messtechnik mit möglichst geringen Umwelteingriffen herablassen zu können.[8][7]

Zur Ausrüstung gehören u. a. zwei Hubschrauberlandedecks, wissenschaftliche Schleppnetze, Sonarsysteme und Labore. Zusätzlich dazu wird das Schiff mit einem ferngesteuerten Unterwasserfahrzeug und einem bemannten Tauchboot ausgestattet werden. Im Schiffsrumpf befindet sich ein Moonpool mit einer Länge von 7,7 m und einer Breite von 5 m, durch den die Fahrzeuge und wissenschaftliche Messgeräte wie z. B. eine CTD-Rosette ins Meer abgesenkt werden können.[10] Das ferngesteuerte Unterwasserfahrzeug namens Aurora kann in Tiefen bis zu 6000 Meter operieren und wird zum Sammeln von Daten und Proben genutzt.[11][12] Mit dem Tauchboot DSV Aurelia können neben dem Piloten zwei Wissenschaftler Tiefen bis zu 2300 Meter erreichen und dort die Umgebung beobachten und Proben nehmen.[13][14] Der in Herbrechtingen gefertigte Druckkörper dieses Tauchbootes besteht aus 322 mm dickem Acrylglas (PMMA) und bietet den Beobachtern aufgrund der Transparenz des Materials ein sehr weites Blickfeld.[15]

Planung und Bau

Die ersten öffentlich bekannten Pläne sind von 2016; laut Schiffsdesigner Espen Øino war ursprünglich eine 140 Meter lange Yacht geplant, die sich dann jedoch nach und nach zum Forschungsschiff entwickelte und in der Planung auf 183 Meter Länge anwuchs.[7][16] Verbliebene Elemente einer Yacht sind die äußere Form und eine luxuriöse Unterkunft im vorderen Decksaufbau, die später zur Co-Finanzierung des Betriebs vermietet werden soll.[7]

2017 unterzeichnete der Auftraggeber Verträge zum Bau des Schiffes mit Vard, Lloyd Werft und weiteren Ausstattern.[17][18] Als Fertigstellungstermin wurde ursprünglich 2020 avisiert, bei Vertragsunterzeichnung wurde der April 2021 genannt.[18][19]

Der Bau des Rumpfes mitsamt Aufbauten erfolgte bis 2019 in Tulcea, Rumänien.[3] Nach dem Ausschwimmen aus dem Schwimmdock am 24. August 2019[3][20] wurde er zum Weiterbau nach Brattvåg in Norwegen geschleppt.[21] Am 24. August 2020 startete das Schiff zur ersten Ausfahrt mit eigenem Antrieb.[22]

Im Juni 2021 gab der Auftraggeber bekannt, dass sich der Zeitplan um drei bis fünf Jahre verlängert, da das Schiff nicht den Spezifikationen entspricht und man Herausforderungen in Bezug auf Technik und Gewicht zu meistern habe. Der Fertigstellungszeitpunkt wurde auf frühestens 2024, möglicherweise 2026 geschätzt.[20]

Die Endausrüstung soll auf der Lloyd Werft in Bremerhaven erfolgen.[23]

Ziele

Die REV Ocean soll unter anderem vom WWF Norwegen zu Forschungszwecken verwendet werden. Auf den Forschungsreisen werden Wissenschaftler die Auswirkungen von CO2-Emissionen oder Plastikmüll auf die Ozeane untersuchen, Informationen zum Fischbestand sammeln und Vorschläge für nachhaltige Fangmethoden ausarbeiten. Sie soll auch in der Lage sein, mit Schleppnetzen pro Tag rund 5 Tonnen Kunststoff aus dem Meer zu sammeln und zu verbrennen.[7]

Hintergrund

Das Schiff ist ein zentraler Bestandteil des Meeresschutzprojekts REV Ocean, das von dem norwegischen Milliardär Kjell Inge Røkke betrieben wird. Es wurde von ihm geplant und vom Designer Espen Øino in Zusammenarbeit mit Vard (Vard Holdings Limited) entworfen.

„Das Meer hat mir große Möglichkeiten gegeben. Ich möchte einen Großteil dessen, was ich verdient habe, der Gesellschaft zurückgeben“

sagte Røkke der norwegischen Zeitung „Aftenposten“.

Røkke begann als junger Mann mit 18 Jahren als Fischer auf Fischereifahrzeugen seiner Heimatstadt Molde und in der Fischerei begann auch seine Karriere, die zu seinem heutigen Reichtum führte. Er gründete u. a. die American Seafoods Group, eine US-amerikanische Unternehmensgruppe der Fischwirtschaft mit Hauptsitz in Seattle. American Seafoods Group gehört heute zu den größten Fischkonzernen Nordamerikas und der Welt. Røkke kontrolliert auch Aker ASA mit Investitionen im Offshore-, Fischerei-, Werft- und Konstruktionsbereich. Der Gesamtwert aller Beteiligungen beträgt 26,1 Mrd. NOK (2014)[24]

Als Geschäftsführer von Aker Horizons arbeitet Røkke mit den norwegischen Konzernen Yara und Statkraft zusammen, um Europas erstes großes grünes Ammoniakprojekt in Norwegen zu etablieren. Die Umstellung aller Überseeschiffe auf den CO2-freien Kraftstoff Ammoniak würde jährlich etwa 500 bis 600 Millionen Tonnen Ammoniak erfordern, das 3 bis 4-fache des derzeitigen weltweiten Produktionsniveaus.[25]

Røkke unterzeichnete im Mai 2017 gemeinsam mit seiner Ehefrau die Giving Pledge.[26][7]

Siehe auch

Weblinks

Commons: REV Ocean (ship, 2020) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b About. In: REV Ocean. Abgerufen am 12. August 2021 (britisches Englisch).
  2. Helge Martin Markussen: Rev-Ocean flagges i NIS - Skipsrevyen.no. 19. Februar 2019, abgerufen am 11. August 2021 (norwegisch (Bokmål)).
  3. a b c Laura Nicholls: World's largest yacht launched: The 183m REV Ocean. In: Superyacht Times. 24. August 2019, abgerufen am 11. August 2021 (englisch).
  4. Research. In: REV Ocean. Abgerufen am 11. August 2021 (englisch).
  5. Wärtsilä 26 Diesel Engine. In: Wärtsilä. Abgerufen am 11. August 2021 (englisch).
  6. a b REV gets her engines! In: REV Ocean. 20. August 2018, abgerufen am 11. August 2021 (britisches Englisch).
  7. a b c d e f g h Caroline White: Inside the Revolutionary Expedition Vessel Project REV. In: Boat International. 4. September 2018, abgerufen am 11. August 2021 (englisch).
  8. a b Clare Sidwell: REV Ocean vessel launch. In: SuperyachtNews. 24. August 2019, abgerufen am 11. August 2021 (englisch).
  9. Controlling underwater noise. In: DNV. 5. September 2019, abgerufen am 11. August 2021 (englisch).
  10. Research equipment onboard. In: REV Ocean. 2021, abgerufen am 1. Mai 2022 (britisches Englisch).
  11. REV Ocean to explore and sample biodiversity down to 6000 meters – with submersible ROV from Kystdesign. In: REV Ocean. 11. Oktober 2019, abgerufen am 12. August 2021 (britisches Englisch).
  12. Aurora ROV 6000m Depth Rated. In: REV Ocean. 2021, abgerufen am 1. Mai 2022 (britisches Englisch).
  13. DSV Aurelia to champion a new generation of ocean solutions. In: REV Ocean. 28. April 2022, archiviert vom Original am 1. Mai 2022; abgerufen am 1. Mai 2022 (britisches Englisch).
  14. TRITON 7500/3. In: Triton Submarines LLC. 28. April 2022, archiviert vom Original am 6. Dezember 2021; abgerufen am 1. Mai 2022 (amerikanisches Englisch).
  15. Kugeldruckkörper für Triton Passenger Submersible 7500/3. In: Heinz Fritz GmbH. 2021, archiviert vom Original am 14. April 2021; abgerufen am 1. Mai 2022.
  16. Elizabeth Finney: Ocean Talks 2018: How REV expanded into REV Ocean. In: Boat International. 15. Juni 2018, abgerufen am 12. August 2021 (englisch).
  17. Rosellinis Four-10's Research Expedition Vessel, Norway. In: Ship Technology. Abgerufen am 12. August 2021 (britisches Englisch).
  18. a b Lloyd Werft to support the outfitting of the world’s largest research and expedition vessel. In: REV Ocean. Abgerufen am 12. August 2021 (britisches Englisch).
  19. Stef Bottinelli: Billionaire Kjell Inge Røkke pledges $500M to build new hi-tech ship to tackle ocean sustainability. In: Yachting & Boat World. 7. November 2018, abgerufen am 12. August 2021 (amerikanisches Englisch).
  20. a b Miranda Blazeby: 182.9m research vessel REV Ocean delayed until at least 2024. In: Boat International. 17. Juni 2021, abgerufen am 11. August 2021 (englisch).
  21. Alesund. In: REV Ocean. Abgerufen am 11. August 2021 (britisches Englisch).
  22. On the Move! In: REV Ocean. 24. August 2020, abgerufen am 12. August 2021 (britisches Englisch).
  23. Bremerhavener Lloyd-Werft wartet auf größte Yacht der Welt. buten un binnen, 14. Mai 2021, abgerufen am 15. Mai 2021.
  24. Vision and Values, Website der Gesellschaft
  25. Aker Horizons: Reducing emissions, creating values. In: Aker ASA. Abgerufen am 11. August 2021 (britisches Englisch).
  26. Anne Grete Eidsvig and Kjell Inge Røkke. In: The Giving Pledge. Abgerufen am 11. August 2021 (englisch).