Die Rückkehr zur Schatzinsel (1988)

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Film
Deutscher Titel Die Rückkehr zur Schatzinsel
Originaltitel
Остров сокровищ
Produktionsland Sowjetunion
Originalsprache Russisch
Erscheinungsjahr 1988
Länge 106 Minuten
Altersfreigabe FSK o. A.
Stab
Regie David Tscherkassky
Drehbuch Juri Alikow
David Tscherkassky
Musik Wladimir Bystrjakow (russische Fassung)
David Siebels (US-Version)
Schnitt Juna Srebnizkaja
Besetzung
Sprecher

Die Rückkehr zur Schatzinsel (russisch Остров сокровищ, deutsch: Die Schatzinsel) ist ein sowjetischer Zeichentrick-/Realfilm in zwei Teilen nach dem Buch Die Schatzinsel von Robert Louis Stevenson.

Eine amerikanische Schnittfassung kam im Jahr 1992 als Direct-to-Video-Veröffentlichung unter dem Titel Return to Treasure Island heraus. Diese Fassung ist um ca. 34 Minuten kürzer als die russische Originalversion, hat eine andere Musik und es fehlen darin die Realszenen. Die deutsche Version, die unter dem Titel Die Rückkehr zur Schatzinsel 1996 auf Video erschien, basiert auf der amerikanischen Fassung. Als Ursprungsland und -zeit des Films wird daher oft irrtümlich „USA, 1992“ angegeben.

Handlung

Teil 1: Kapitän Flints Karte

Die Handlung hält sich eng an Robert Louis Stevensons Romanvorlage, persifliert und parodiert sie jedoch stark. In einem Real-Trickfilm-Intro führt der Erzähler in die Geschichte von Flints Karte ein. Anschließend wird der Erzähler von Billy Bones angeschossen und nimmt die Karte an sich.

In einer stürmischen Nacht kommt Billy Bones ins Gasthaus „Admiral Benbow“, das vom Jungen Jim Hawkins verwaltet wird. Bald darauf wird Billy von zwei Straßenmusikern aufgesucht: Zunächst vom „Schwarzen Hund“, der von ihm eine Karte haben will, dann vom blinden Pew, der ihm als Warnung einen Schwarzen Fleck hinterlässt. Bones, der durch übermäßigen Konsum von Rum einen Schlaganfall erlitt, weiht Jim in sein Geheimnis ein – die Karte würde zu Flints verborgenem Schatz führen. Nach einem letzten Schluck Rum stirbt Bones. Admiral Benbow wird von Pew und anderen Piraten durchsucht. Als sie nichts finden, lassen sie Pew zurück, der blind in einen Abgrund stürzt.

Jim bringt die Karte zu Dr. Livesey und Squire Trelawney, die kurz darauf eine Schatzsucher-Expedition aufstellen. Im Gasthof „Fernrohr“ beauftragt Trelawney den Wirt, John Silver, ein Schiff und eine Mannschaft aufzustellen. Der Kapitän Smollett ist von dem Vorhaben nicht begeistert; wie sich bald auf See herausstellt, aus gutem Grund: Im Apfelfass versteckt, hört Jim das Gespräch zwischen Silver, der als Schiffskoch angeheuert hat, und den von ihm ausgewählten Matrosen mit: Sobald der Schatz gefunden wurde, sollen alle umgebracht werden.

Teil 2: Kapitän Flints Schätze

Jim berichtet dem Doktor, Squire Trelawney und dem Kapitän über den Verrat. Der Kapitän schlägt vor, sich nichts anmerken zu lassen. Er schickt die Piraten ans Ufer. Silver hinterlässt vier Mann, um den Doktor und die anderen zu bewachen. Jim flieht jedoch bereits zuvor und trifft auf Ben Gunn, einen ehemaligen Piraten, der von seinen Freunden hier ausgesetzt wurde. Der Doktor und Co. besetzen ein altes Piratenfort auf dem Berg, wo Jim zu ihnen stößt. Silver kommt, um über die Herausgabe der Karte zu verhandeln; anschließend kommt es zu einer Schlacht mit den Piraten. Nachdem der Doktor gesiegt hat, begibt er sich in der Nacht zu einem Treffpunkt mit Ben Gunn. Jim beschließt, auf eigene Faust das Schiff zurückzuerobern, was ihm gelingt. Doktor Livesey findet heraus, dass Ben Gunn den Schatz bereits gefunden und in einer Höhle versteckt hat und überlässt das Fort und die Karte den Piraten. Jim kehrt zum Fort zurück und wird von den Piraten gefangen genommen; jedoch hält Silver, der misstrauisch ist, ihn als Geisel am Leben. Als die Piraten anschließend nach dem Schatz suchen, finden sie heraus, dass der Schatz verschwunden ist. Als Livesey, Trelawney, Smollett und Ben Gunn sie anschließend angreifen, sind sie so gehetzt, dass ihnen wegen ihres ständigen Rauchens die Puste ausgeht. Silver wird anschließend in Ketten gelegt und die Abenteurer brechen zur Heimreise auf.

Produktion

Der erste Teil des Zweiteilers wurde 1986 produziert, der zweite Teil 1988. Beide Teile wurden in der Regel zusammen aufgeführt. Der Comedy-Trickfilm enthält in der russischen Originalversion mehrere real gefilmte Gesangseinlagen, die größtenteils in Schwarzweiß gedreht wurden und oft Realaufnahmen mit Tricktechnik kombinieren. Zudem wurde der Film mit eingeblendeten Dossiers verschiedener Charaktere im Stil von Siebzehn Augenblicke des Frühlings versehen. Ebenfalls wurden bei der Originalversion lautmalerische Comic-artige Inschriften parodiert, indem sie begleitend ins Bild eingezeichnet wurden, z. B. „Bumm!“ oder „Peng!“.

Auszeichnungen

  • Großer Filmpreis in Minsk (1987)
  • Großer Preis in Kiew (1989)
  • Erster Preis beim Internationalen Filmfestival für Fernsehfilme in Tschechoslowakei.

Die Musiknummern

Die Lieder fehlen bis auf Punkt 2 (weil dieses animiert ist) in der internationalen Version.

  1. Intro („Alle Helden dieses Dramas, vom Flibustieur bis zum Magister…“)
  2. Die tragische und lehrreiche Geschichte vom Jungen Bobby, der Geld liebte
  3. Zum Tod von Billy Bones („Fünfzehn Mann und ’ne Buddel Rum“, das Lied vom Trinken)
  4. Lied über die Nützlichkeit des Sports („Hält sein Tagesregime – Jim…“)
  5. Chance
  6. Intro Nr. 2 („Gleich läutet es Mitternacht…“)
  7. Ben Gunns Erzählung
  8. Lied über die Gier („Ein Pirat war Gier’ger Billy…“) – 02:19
  9. „Wir alle sind in 'ner Regatta“
  10. Das Lied von der Schädlichkeit des Rauchens
  11. Die Fortuna-Lotterie („Im Leben wie im Kino“) – 01:11
  12. Von der Einsamkeit (Finale; „Lieber hat man ein Bein…“)

Die Musik wurde von dem Ensemble „Festival“ gespielt.

Charaktere, Darsteller und Crew

Dossiers der Charaktere

Bei Erscheinen eines neuen Charakters wird in der Originalversion ein Dossier von ihm eingeblendet:

  • Jimmy Hawkins – Ein sehr, sehr guter Junge. Höflich, ehrlich, bescheiden, gutmütig. Hört stets auf seine Mutter. Jeden Morgen betreibt er Morgengymnastik. Charakter: sehr sanft.
  • Doktor Livesey – Ein sehr guter und fröhlicher Mensch. Charakter: gesellig. Nicht verheiratet.
  • Squire Trelawney – Dumm, gierig, gefräßig, faul, feige, arrogant. Charakter: fehlt. Nicht verheiratet.
  • Kapitän Smollett – Alter Seemann und Soldat. Sagt stets die Wahrheit ins Gesicht und leidet darunter. Charakter: übelst. Nicht verheiratet.
  • Billy Bones – Alias „der Kapitän“. Besitzer der Karte zur Schatzinsel. Trinkt viel und ist stets erkältet. Charakter: übel. Nicht verheiratet.
  • John Silver – Alias „Barbecue“. Alias „der Einbeinige“. Der schrecklichste Pirat von allen, tarnt sich jedoch erfolgreich als gut. Charakter: geheimnisvoll. Nicht verheiratet.
  • Schwarzer Hund – Freund von Flint, jagt nach der Karte zur Schatzinsel, Charakter: geheimnisvoll, nicht verheiratet.
  • Blinder Pew – Alter Pirat. Freund von Flint. Gierig. Für Geld zu allem bereit. Charakter: abscheulich. Nicht verheiratet.
  • Ben Gunn – In der Kindheit ein gut erzogener Junge, fing er mit Glücksspiel an, verbandelte sich mit Piraten und stürzte ab. Charakter: sanft. Nicht verheiratet.

Alle Charaktere sind nicht verheiratet.

Sprecher

Darsteller

Crew

  • Drehbuch – Juri Alikow, David Tscherkassky
  • Herstellungsleitung – Boris Kalaschnikow
  • Regie – David Tscherkassky
  • Kamera – Wladimir Belorussow, Felix Gilewitsch
  • Ton – Eldar Schachwerdijew, Wiktor Grusdew
  • Liedtexte – Naum Olew und A. Balagin
  • Musik – Wladimir Bystrjakow
  • Leitender Animator – Radna Sachaltujew
  • Designer – T. Tscherni, N. Mjakota, Igor Kotkow, Jakow Petruschansky
  • Animatoren – Ilja Skorupsky, Mark Bykov, E. Sujewa, Alexander Lawrow, A. Karbownitschij, W. Solowjow, Marina Medwed, Walentin Kuschnerjow
  • Inbetweener – Sergej Gisila, Sergej Kuschnerjow
  • Redakteurin – Swetlana Kuzenko
  • Schnitt – Juna Srebnizkaja
  • „Verantwortlicher für Stunts und in die Fresse hauen“ – Wiktor Andrijenko
  • Stunts – Wiktor Andrijenko, W. Wassilkow, S. Grigorjew, S. Dubinin
  • Musik gespielt vom Ensemble „Festival“

Auf DVD

Die russische DVD von Krupny Plan (Region 0) enthält die russische Schnittfassung des Films mit restauriertem Bild und mit einem Dolby Digital 5.1 Mix (zudem ist die Original-Monotonspur vorhanden). Diese Fassung enthält kein Bonusmaterial, keine Untertitel sowie nur russische Sprache.

Ebenfalls erhältlich ist die für den Export bestimmte Fassung von RUSCICO (ebenfalls Region 0) mit der russischen Schnittfassung des Films. Diese Ausgabe enthält u. a. auch deutsche Untertitel. Diese Version verfügt ebenfalls über einen 5.1 Mix sowie eine 1.0 Monotonspur, allerdings wurde das Bild nicht restauriert. Als Bonusmaterial gibt es Textinformationen über David Tscherkassky.

Die amerikanische gekürzte Fassung wurde ebenfalls auf DVD in den USA (Region 1) veröffentlicht. Das Bild wurde nicht restauriert, jedoch wurde der Ton in 5.1 abgemischt. Russischer O-Ton ist in dieser Schnittfassung nicht vorhanden.

Sonstiges

Unterschiede zum Roman

  • Zu Beginn bekommt Billy Bones die Karte, indem er den Erzähler (Waleri Tschigljajew) erschießt. Im Buch bekommt er die Karte von Flint persönlich, als dieser im eigenen Bett stirbt.
  • Im Film stirbt Blinder Pew, als er von einer Klippe in einem Fass herunterrollt; im Buch wird er von Pferden totgetrampelt.
  • Im Buch erkennt Jim „Schwarzen Hund“ im Gasthof „Fernrohr“ und schlägt Alarm. Im Film trinkt Schwarzer Hund seelenruhig mit anderen Piraten, später heuert er sogar auf der „Hispaniola“ an.
  • Obwohl in Silvers Dossier vermerkt ist, dass er nicht verheiratet sei, wird im Buch erwähnt, dass er mit einer Negerin verheiratet ist.
  • Als die Protagonisten auf dem Schiff vom Komplott der Piraten erfahren, antwortet Smollett auf die Frage von Trelawney, wie viele ergebene Leute auf dem Schiff seien: „Wir sind sieben, zusammen mit Jim“, was dem Buch entspricht. Nach der Schlacht um das Fort sagt er dagegen: „Wir waren vier gegen neunzehn“, was dem Film entspricht. Die Piraten lassen sich im Film nicht zählen, die Protagonisten sind jedoch lediglich vier (sowie Ben Gunn, der später hinzukommt).
  • Jim verspricht Ben Gunn „so ein großes Stück Käse“, obwohl der im Gegensatz zum Buch gar nicht nach Käse fragt.
  • Als Jim in das Fort zurückkehrt, nachdem dieses den Piraten überlassen wurde, sagt er: „Ich habe Israel Hands umgebracht!“ Dennoch wird am Ende die Hispaniola gezeigt, mit dem quicklebendigen Israel Hands, der immer noch zwischen den Masten hängt. Der Fehler kommt dadurch, dass die Dialoge oft das Buch originalgetreu zitieren, während im Bild etwas unterschiedliches zu sehen ist. Im Buch tötet Jim Israel Hands tatsächlich.

Verschiedenes

  • Billy Bones sagt, dass Flint ihm die Karte selbst vor seinem Tod übergeben hat. Im (Realfilm-)Prolog muss er jedoch den Erzähler erschießen, um ihm die Karte abzunehmen. Auch wenn man annehmen würde, dass der Erzähler im Prolog Flint sei, würde dagegen sprechen, dass Flint in Benn Gunns (Realfilm-)Erzählung von einem anderen Schauspieler dargestellt wurde.
  • Am Ende des Liedes über den Jungen Bobby ist der Griff des Leierkastens links, obwohl er die ganze Zeit zuvor rechts war.
  • Bei der Schlägerei zwischen Billy Bones und Schwarzem Hund führt die Tür, die Billy rumschiebt, mal zur Straße und mal ins andere Zimmer.
  • Als Blinder Pew Billy Bones den Schwarzen Fleck übergibt, hat er einen Handschuh nur an einer Hand auf, sonst aber an beiden Händen.
  • In der russischen Version wird der Rum, den die Piraten trinken, mit (lateinisch geschriebenem) „Rom“ bezeichnet, was eine englische Transkription für das russische „Ром“ (= Rum) darstellt. Erstens war das englische Wort „Rum“ in der Sowjetunion der 80er nicht sehr geläufig; zweitens kann angenommen werden, dass es sich um einen Witz der Macher handelt, analog zu lateinischen Transkriptionen russischer Wörter: „Protokol“ (=Protokoll) und „Prigovor“ (=Prigovor) im Trickfilm „Ein Afrikanisches Märchen“ von Leonid Aristow, „Ograblenie po...“ (=„Überfall auf die... Art“), dem Trickfilm von Jefim Gamburg sowie „Podvodnaya Lodca“ (=Unterseeboot) im Trickfilm „Die Abenteuer des Kapitän Wrungel“ von Tscherkassky selbst.
  • Billy Bones hat den Verband mal auf dem linken, mal dem rechten Arm.
  • Im Gasthof „Fernrohr“ werden Squire Trelawney und John Silver in der Szene, in der Trelawney Silver anheuert, nicht von ihren Standardsprechern Boris Wosnjuk und Armen Dschigarchanjan gesprochen.
  • Als Jim die Piraten belauscht, sagt Silver zu einem Piraten in einem Fez mit Schnurrbart und einem langen Bart: „Hands, dein Kopf ist nicht viel Wert, weil dort nie Gehirn vorhanden war“. Sollte es Israel Hands sein, der mit der Bewachung des Schiffs beauftragt wird, dann sieht dieser ganz anders aus. Der Pirat mit dem Bart taucht im Laufe des Films noch mehrfach auf, sogar nachdem er mindestens einmal umgebracht wurde.
  • Obwohl das Buch im 18. Jahrhundert spielt, wird über dem Fort der Union Jack gehisst, obwohl er erst 1801 als britische Flagge eingeführt wurde.
  • Livesey sagt, als die Hispaniola die Flagge beschießt, dass das Blockhaus vom Schiff nicht zu sehen sei. Dabei hatte er es selbst vorher durchs Fernrohr gesehen und kam auf die Idee, es zu besetzen.
  • Bei der (real gefilmten) Geschichte von Ben Gunn ist in der Szene, in der die Piraten nach dem Schatz suchen, auf einem der Bäume ein Vogelhaus zu sehen.
  • In den meisten Szenen fehlt Silver das rechte Bein – jedoch nicht in allen.
  • Viele animierte Sequenzen werden mehrfach verwendet, beispielsweise der Angriff der Piraten auf den Admiral Benbow / der Angriff auf das Fort.
  • Doktor Livesey erinnert vom Design sowie vom Auftreten her an Charaktere aus David Tscherkasskys anderen Filmen, z. B. an den Bürger Pachomow aus dem Film „Kakogo roschna hotschetsja“ und an den einäugigen Piraten aus dem Film „Doktor Ajbolit“. Alle diese Charaktere wurden von Jewgeni Paperny gesprochen.

Weblinks