Friedrich Haufe

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Friedrich Hermann Haufe (* 2. März 1899 in Leutzsch[1]; † 19. September 1970 in Leipzig) war ein evangelisch-lutherischer Pfarrer und Theologe.

Leben

Haufe besuchte von 1909 bis 1917 das König-Albert-Gymnasium Leipzig.[2] Er diente von 1917[2] bis 1918 als Soldat im Ersten Weltkrieg und erhielt das Eiserne Kreuz 2. Klasse.[3] Haufe studierte von 1919 bis 1923 Philosophie, Germanistik, Geschichte und Evangelische Theologie an der Universität Leipzig, der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin.[4] Zu seinen Lehrern gehörten Karl Heim, Adolf von Harnack, Albert Köster, Ernst Troeltsch und Emil Wilbrand.[2] Im Jahr 1925 wurde er bei Hans Driesch[2] zum Dr. phil. über den Freiheitsbegriff bei Schelling promoviert.[4]

Von 1925 bis 1932 war er Mitglied der Volkskonservativen Reichsvereinigung,[4] einer Absplitterung der DNVP. Am 1. Mai 1933 trat er der NSDAP bei;[5] zudem war er auch Mitglied in der NSV und im Sächsischen Philologenverein (1924–1945).[4] Im Jahr 1934 war er Gründungsmitglied der Bekennenden Kirche in Sachsen.[6] Von 1924[3] bis 1945 war er Studienrat an der Thomasschule zu Leipzig,[4] zuletzt in der Kanzlei der Schule.[7] Er unterrichtete Deutsch, Geschichte, Philosophische Propädeutik und Religion.[2] Haufe galt als Fachmann für Religionsunterricht und Kirchenmusik.[8] Am 12. Oktober 1937 hielt er im Rahmen des „Festes der deutschen Kirchenmusik“ in Berlin eine vielbeachtete Rede über die Liturgische Bewegung, die er neben der Jugendmusikbewegung nachhaltig unterstützte.[2] Von 1939 bis 1940 unterbrach er seine Lehrtätigkeit und nahm am Zweiten Weltkrieg teil.[2] Nach Kriegsende 1945 wurde er als Mitglied des „Evangelisch-Lutherischen Konsistoriums in Leipzig“ unter Albrecht Oepke nominiert.[6] Wegen seiner Parteimitgliedschaft wurde er aber später wieder gestrichen.[9] Sein Ersatzmann war Ernst Theodor Eichelbaum.[6] Am 30. November 1945 wurde er durch Kontrollratsbeschluss der Alliierten aus dem Lehramt entlassen.[10]

Von 1946 bis 1952 wirkte er als Pfarrer in Liemehna[4] und/oder Behlitz[11] sowie als Kreiskatechet in Eilenburg.[2] Von 1952 bis 1964 war er Professor mit Lehrauftrag (ab 1963 mit vollem Lehrauftrag) für Praktische Theologie (Katechismus) an der Karl-Marx-Universität Leipzig.[4] Haufe leitete das dortige Institut für Praktische Theologie[12] und war Dekan der Theologischen Fakultät. Darüber hinaus war er Mitglied des Gesangbuchausschusses für das Evangelische Kirchengesangbuch (EKG) unter Christhard Mahrenholz.[2] Weiterhin war er Mitglied im Landeskirchenchorverband der sächsischen Landeskirche und im sächsischen Gesangbuchausschuss.[2]

Er hatte zwei Kinder, darunter den Theologieprofessor Christoph Michael Haufe (1932–2011)[13] und lebte zuletzt in Pönitz (heute Taucha) bei Leipzig.

Schriften (Auswahl)

  • Der Freiheitsbegriff bei Schelling. Entwickelt an einer Interpretation der "Philosophischen Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit und die damit zusammenhängenden Gegenstände" (Landshut 1809). Diss. Leipzig, 1925.
  • Ein Jahr Bachkantaten. Zu d. regelmäss. Sendgn aus Leipzig. Mit Abb. In: Der Kirchenchor 42 (1931), S. 38–40.
  • Johann Sebastian Bach als deutscher Evangelist. Vortrag am 18. Juli 1934 im Auftrag des Studentenpfarramts in der Universitätskirche Leipzig, in: Arionzeitung 1935, S. 82.
  • Bachs christliche Deutschheit. Festvortrag, gehalten auf dem 24. Deutschen Bachfest zu Magdeburg am 26. Juni 1937. Apitz, Rötha 1937.
  • Die Feier des 725-jährigen Bestehens der Thomasschule zu Leipzig. Festbericht in Zusammenarbeit mit den beteiligten Herren. Thomasschule, Leipzig 1937.
  • Zur Gemeindesingarbeit. Die musikalische Gestalt des neuen Gemeindeliedes. Vortrag, gehalten am 12. Oktober 1937 im Rahmen des Festes der deutschen Kirchenmusik in Berlin, in: MuK 10 (1938), S. 54–70.
  • Die 49. Tagung des Zentralrats des Verbandes evangelischer Kirchenchöre Deutschlands. Vom 31. Mai bis 3. Juni 1939 auf dem Hainstein in Eisenach. In: Kirchenmusikalische Mitteilungen 2 (1939), 345–349, bes. 346.
  • Rudolf Alexander Schröder 75 Jahre alt, in: MuK 23 (1953), S. 1–10.
  • Reich Gottes und Wirklichkeit. Festgabe für Alfred Dedo Müller zum 70. Geburtstag. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1961. (herausgegeben von Friedrich Haufe, Gottfried Kretzschmar und Adelheid Rensch)

Doktoranden

  • 1965: Ingo Zimmermann (* 1940), Journalist, Schriftsteller, Librettist und Politiker (CDU)
  • 1968: Wolfram Böhme (1937–2011), Lyriker und erzgebirgischer Mundartdichter

Literatur

  • HAUFE, Friedrich. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? 12. Ausgabe von Degeners Wer ist’s? Arani-Verlag, Berlin 1955, S. 420.
  • Gottfried Kretzschmar: Friedrich Haufe zum 60. Geburtstag. In: Theologische Literaturzeitung 84 (1959), S. 229–232.
  • HAUFE, Friedrich. In: Werner Schuder (Hrsg.): Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. Band 1, De Gruyter, Berlin [u. a.] 1980, ISBN 3-11-007434-6, S. 1024.
  • Haufe, Friedrich. In: Martin Broszat et al. (Hrsg.): SBZ-Handbuch. Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945–1949. Oldenbourg, München 1993, S. 922.
  • Rebecca Ziegs: Die Thomasschule im Wandel der Zeit. Versuch einer Chronik zwischen 1945 und 1972 (= Broschüren des Thomanerbund e.V., Band 3). Herausgegeben vom Thomanerbund e.V., Leipzig 2010.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Landeskirchenarchiv Magdeburg: Rep. A Spec. P - Konsistorium der Kirchenprovinz Sachsen, Ältere Personalakten (abgerufen am 24. Juli 2022)
  2. a b c d e f g h i j Theologische Literaturzeitung 84 (1959), S. 229–232.
  3. a b Gottlieb Tesmer, Walther Müller: Ehrentafel der Thomasschule zu Leipzig. Die Lehrer und Abiturienten der Thomasschule zu Leipzig 1912–1932. Im Auftrag des Thomanerbundes, Selbstverlag, Leipzig 1934, S. 12.
  4. a b c d e f g Professorenkatalog der Universität Leipzig
  5. Rebecca Ziegs: Die Thomasschule im Wandel der Zeit. Versuch einer Chronik zwischen 1945 und 1972, S. 38.
  6. a b c Die Diktaturen und die evangelische Kirche. Totaler Machtanspruch und kirchliche Antwort am Beispiel Leipzigs 1933–1958 (= Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte. Reihe B: Darstellungen, Band 39). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 978-3-525-55739-6, S. 229–232.
  7. Rebecca Ziegs: Die Thomasschule im Wandel der Zeit. Versuch einer Chronik zwischen 1945 und 1972, S. 18.
  8. Gerhard Besier, Jörg Thierfelder und Ralf Tyra (Hrsg.): Kirche nach der Kapitulation. Die Allianz zwischen Genf, Stuttgart und Bethel. Band 1, Kohlhammer, Stuttgart 1989, S. 159.
  9. Martin Broszat: SBZ-Handbuch, S. 922.
  10. Rebecca Ziegs: Die Thomasschule im Wandel der Zeit. Versuch einer Chronik zwischen 1945 und 1972, S. 40.
  11. Landeskirchenarchiv Magdeburg: Rep. A Spec. P - Konsistorium der Kirchenprovinz Sachsen, Ältere Personalakten (abgerufen am 24. Juli 2022)
  12. Werner Schuder: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, S. 1024.
  13. Nachrufe für Prof. Dr. Christoph Michael Haufe, in: Mitteilungen des Thomanerbund e.V., September 2011, S. 28 ff.