Alfried Krupp (Schiff)

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Alfried Krupp
Schiffsdaten
Flagge Deutschland Deutschland
Schiffstyp Seenotkreuzer
Klasse 27,5-m-Klasse
Bauwerft Lürssen, Vegesack
Baunummer 13526
Taufe 14. Juni 1988
Stapellauf 1988
Verbleib 2020 verkauft
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
27,5 m (Lüa)
Breite 6,53 m
Tiefgang max. 2,1 m
Verdrängung 103 t
 
Besatzung 4 Mann
Maschinenanlage
Maschine 3 Dieselmotoren
Maschinen-
leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
2.349 kW (3.194 PS)
Höchst-
geschwindigkeit
23 kn (43 km/h)
Propeller 3
Glückauf
Schiffsdaten
Schiffstyp Tochterboot
Bauwerft Fassmer, Berne
Baunummer 1060
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
8,18 m (Lüa)
Breite 2,8 m
Tiefgang max. 0,82 m
Maschinenanlage
Maschinen-
leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
132 kW (179 PS)
Höchst-
geschwindigkeit
17 kn (31 km/h)
Propeller 1

Die Alfried Krupp war ein Seenotkreuzer der 27,5-m-Klasse der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS)

Das Schiff wurde 1988 von der Lürssen-Werft in Bremen-Vegesack unter Werft-Nr. 13526 gebaut. Die DGzRS-interne Bezeichnung lautet KRS 18. Bei einem Unglück am 2. Januar 1995 kamen zwei Besatzungsmitglieder der Alfried Krupp in der Nordsee ums Leben.

Das Tochterboot Glückauf, ebenfalls 1988 von der Fassmer-Werft in Berne gebaut (Baunummer 1060), hat die interne Bezeichnung KRT 18. Die Glückauf ist eine verbesserte Ausführung der Tochterboote für die vorher gebauten 27,5-m-Kreuzer Berlin und Hermann Helms.

Namensgebung

Getauft wurde der Kreuzer in Bremen-Vegesack am 14. Juni 1988 auf den Namen von Alfried Krupp, dem Gründer der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die wesentliche Mittel zum Bau des Seenotkreuzers zur Verfügung gestellt hatte.

Diese Stiftung trug auch mit einer Geldsumme zur aufwändigen Reparatur der Alfried Krupp nach dem schweren Unglück 1995 bei.

Das Beiboot erhielt seinen Namen nach dem Bergarbeitergruß Glückauf.

Stationierung

Ab dem 1. Juni 1988 war die Alfried Krupp auf der Insel Borkum stationiert, wo sie die bis zu diesem Zeitpunkt dort liegende Georg Breusing ablöste. Am 24. April 2020 wurde sie von dem Neubau Hamburg ersetzt.[1]

Vor ihrer endgültigen Stilllegung am 1. Mai 2020 leistete das Schiff einen Kurzeinsatz bei der Seenotrettungsstation Amrum ab und übernahm dort die Vertretung der Ernst Meier-Hedde, die zu einem Werftaufenthalt nach Rostock musste.[2]

Unglück vom 1./2. Januar 1995

Unglücksverlauf

Am Sonntag, dem Neujahrstag des Jahres 1995, zog ein schwerer Orkan mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h über die 7 Grad kalte Nordsee. Der norwegische Frachter Linito setzte vor der Küste von Texel einen Notruf ab. Durch den Seegang war seine Ladung verrutscht und er drohte zu kentern. Daraufhin liefen zuerst die niederländischen Seenotretter von der Insel Terschelling und dem Hafen Lauwersoog aus. Während die Rettungsmänner noch auf Anfahrt waren, gelang es einem schwedischen Frachter, die fünfköpfige Mannschaft der Linito an Bord zu nehmen.

Durch die zunehmend höher werdende See stürzte ein niederländischer Rettungsmann über Bord. Sofort wurde auf dem Lauwersooger Seenotrettungsboot Gebroeders Luden der Seenotruf „Mann über Bord“ abgesetzt.

Dieser wurde um 19:40 Uhr von Alfried Krupp empfangen. Der Kreuzer lief routinemäßig mit der Leistung aller drei Hauptmaschinen in das Suchgebiet im niederländischen Wattenmeer aus. Der Vormann auf dieser Fahrt war der 53-jährige Bernhard Gruben, der als sehr erfahrener Rettungsmann bereits auf anderen Einheiten der DGzRS gearbeitet hatte.

Um 22:10 Uhr wurde der über Bord gegangene Rettungsmann von einem Hubschrauber gesichtet und gerettet.

Nach der glücklichen Meldung wurde auf der Alfried Krupp die Hauptmaschine abgeschaltet und die beiden Seitenmaschinen lieferten die Kraft für die Rückfahrt. Auf der Nordsee herrschte noch immer ein nordwestlicher Wind um 9 Beaufort. Vormann Gruben befand sich zu dieser Zeit angeschnallt auf der Backbordseite des oberen offenen Fahrstandes. Neben ihm auf der Steuerbordseite saß der Maschinist Theo Fischer. Der Rettungsmann Dittrich Vehn besetzte den unteren, geschlossenen Fahrstand. Der zweite Vormann Bernd Runde lag verletzt in seiner Kammer, da er sich auf der Fahrt ins Suchgebiet den Kopf bei starker Krängung des Schiffes gestoßen hatte.

Der Kreuzer befand sich etwa zwei Seemeilen westlich der Westerems-Ansteuerungstonne, als um 22:14 Uhr eine sehr hohe seitliche Grundsee das Schiff traf. Die Alfried Krupp kenterte 360° durch. Die Rolle knickte den Signalmast und die Suchscheinwerfer ab. Die seefesten Scheiben des unteren Fahrstandes wurden aus ihren Verankerungen gedrückt. Theo Fischer wurde von Bord gerissen. Die beiden anderen Rettungsmänner, die sich unter Deck befanden, wurden verletzt und standen unter Schock. Auch Bernhard Gruben wurde verletzt, befand sich aber noch im oberen Fahrstand.

Durch die Rolle schalteten sich die beiden Seitenmaschinen wegen mangelnden Öldrucks und Überdrehzahl automatisch ab. Die Alfried Krupp lag nun manövrierunfähig in den Wellen. Durch ein UKW-Funkgerät gelang es den Seenotrettern noch den Notruf „Mayday, Mayday, Mayday“ zu funken, danach fiel die gesamte Elektronik aus und der Funkkontakt brach ab.

Um 22:40 Uhr, etwa 26 Minuten nach dem Unglück, sichtete ein SAR-Hubschrauber den bei der Hubertgat-Tonne vor Borkum treibenden Kreuzer.

Gegen 22:50 Uhr lief der in Norderney stationierte Seenotrettungskreuzer Otto Schülke unter Vormann Peter Saß aus.

Um 23:50 Uhr schwebte ein Hubschrauber über dem Havaristen und versuchte, trotz Windstärke 11, die Seenotretter zu bergen. Da das Schiff immer wieder von hohen Wellen erfasst wurde, rollte es bis zu 100°. Der Kreuzer richtete sich zwar immer wieder auf, doch eine Rettung war unter diesen Umständen so gut wie unmöglich. Obwohl Vormann Gruben in Laufschienen eingehakt war, wurde er durch weitere, sehr hohe Wellen von Bord gespült.

Kurz nach 2 Uhr trafen die ersten Rettungseinheiten ein. Dem niederländischen Rettungsboot Jan von Engelenburg gelang es, einen Rettungsmann auf die Alfried Krupp zu überbringen. Die Otto Schülke stellte eine Leinenverbindung zum Kreuzer her. Gemeinsam konnte das beschädigte Schiff nach Eemshaven geschleppt werden. Die beiden Verletzten wurden in ein Krankenhaus gebracht. Nun begann die Suche nach den zwei über Bord gegangenen Seenotrettern. Schiffe der DGzRS, des Zolls, der Küstenwache und der Marine durchkämmten systematisch ein Gebiet von 250 Quadratmeilen.

Nach zwei Tagen wurde die Suche erfolglos eingestellt. Traurige Gewissheit gab es erst Ende Februar, als die Leiche von Bernhard Gruben am Strand von Juist gefunden wurde. Die Leiche von Theo Fischer fand man im August 1995 bei Borkum.

Unglücksursache

Untersuchungen des verunglückten Schiffes ließen darauf schließen, dass die Alfried Krupp Opfer einer Grundsee geworden war, die im Mittel eine Höhe von bis zu 13 Metern aufbrachte. Dabei muss man berücksichtigen, dass diese Werte nur Mittelwerte sind und die tatsächliche Höhe der Welle, die das Schiff traf, unbekannt bleibt. In derselben Nacht wurde von einer Messanlage an der norwegischen Draupner-Plattform eine einzelne Welle mit einer Höhe von 25,6 Metern aufgezeichnet. Diese Welle ist seitdem als Draupnerwelle bekannt und belegte erstmals die Existenz sogenannter Freak Waves. Eine solche Welle könnte selbst deutlich größere Schiffe ernsthaft in Gefahr bringen.

Folgen

Der bei dem Unfall schwer beschädigte Kreuzer wurde repariert und umgebaut. Im Rahmen des Umbaus wurde er mit einem neuen geschlossenen oberen Fahrstand versehen. An dessen Steuerbord-Rückseite wurde für spezielle Manöver (Längsseitsgehen an einen Havaristen, An- bzw. Ablegen usw.) oder Einsätze, bei denen die Rettungsmänner auf akustische Wahrnehmungen von außen angewiesen waren, ein kleiner Außenfahrstand mit einem Minimum an Manövrierhilfen eingerichtet. Der bis dahin vorhandene untere Fahrstand entfiel, so dass im vorderen Teil des unteren Decksaufbaus Platz frei wurde. Dort befanden sich fortan die Messe sowie dahinter das Bordhospital mit veränderter Anordnung der Schränke mit der medizinischen Ausrüstung. Außerdem wurde im unteren Deckshaus ein neuer Niedergang zum Maschinenraum eingebaut, der somit ohne ein Verlassen des Aufbaus zu erreichen war.

Wie es bei der DGzRS Tradition ist, wurden die Neubauten den Verstorbenen zu Ehre auf ihre Namen getauft. Auch erinnert seit diesem Tag ein Gedenkstein im Zentrum der Insel Borkum an die verstorbenen Rettungsmänner der Orkannacht 1995.

Ein sehr ähnliches Unglück war dem Seenotkreuzer Adolph Bermpohl im Jahr 1967 widerfahren, wobei es keine Überlebenden gegeben hatte.

Besonderheiten

Am 4. Dezember 2007 kam es während eines Einsatzes zur Geburt eines Jungen auf dem Seenotkreuzer.[3]

Bilder

Schwesterschiffe

Literatur

  • Sven Claußen: Seenotrettung auf Norderney. Bremen 2009.

Weblinks

Commons: Alfried Krupp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. 2000 Menschen gerettet – letzte Fahrt für „Alfried Krupp“. (Nicht mehr online verfügbar.) 23. April 2020, ehemals im Original; abgerufen am 24. April 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.emderzeitung.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  2. Amrum ist die letzte Station für die „Alfried Krupp“. Auf shz.de, abgerufen am 4. Juni 2021
  3. Die Insel Borkum hat einen neuen Bürger - Pressemeldung auf anglerpraxis.de (Memento vom 24. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)