All India Radio

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All India Radio
Hörfunksender (Corporation (öffentlich-rechtlich))
Empfang terrestrisch, Satellit, Webradio
Empfangsgebiet Indien
Sendestart 1. Apr. 1930
Liste von Hörfunksendern
Website

All India Radio (auch All-India Radio, Abkürzung AIR; Hindi आकाशवाणी Ākāśavāṇī, Akashvani, deutsch ‚Himmelsstimme‘) ist der öffentlich-rechtliche Hörfunkanbieter Indiens. Er ist wie der Fernsehanbieter Doordarshan Teil der 1997 gegründeten Hörfunk- und Fernsehanstalt Prasar Bharati mit Sitz in Neu-Delhi.

Anfänge

Der Indian Telegraph Act, 1885 verlieh der Zentralregierung das Telegraphenmonopol. Die erste Funksendung in Indien fand im August 1921 statt, als The Times of India in Bombay eine Musikübertragung für den Gouverneur der Provinz, Sir George Lloyd, im 175 km entfernten Poona veranstaltete. 1923 begannen der Bombay Radio Club (Rufzeichen 2FV) und der Radio Club of Bengal in Calcutta (2BZ) mit ihren Programmen; 1924 folgte der Madras Presidency Radio Club (2GR), 1926 der Radio Club of Burma (2HZ).

All India Radio (Indien)
VUP'37 1500
VUL'37 1086
VUD'36 886
VUW'38 1022
VUY'39 1167
VUC'27 810
VUB'27 1231
VUM'38 1420
VUT'39 758
Baroda'39
Hyderabad'35 730
Aurangabad'35 940
Mysore'35
Radiosender in Indien Ende 1939[1] mit Einrichtungsjahr und Frequenz in kHz (rot: AIR; gelb: Sender in Fürstenstaaten)

1927 wurde die Indian Broadcasting Company (IBC; General Manager: Eric C. Dunstan) mit Sendern in Bombay (7BY-VUB, 840 kHz) und Calcutta (7CA-VUC, 810 kHz) gegründet, doch ging die private Gesellschaft bereits 1930 in Liquidation. An ihre Stelle trat am 1. April 1930 der Indian State Broadcasting Service (ISBS), ab 8. Juni 1936 als All India Radio bezeichnet.

Weitere Pionierunternehmungen gab es in Lahore (1928–1937; veranstaltet von der YMCA) und Madras (1930–1938; städtisch) sowie speziell für die Landbevölkerung in Peshawar (1935–1937; heute in Pakistan), Allahabad (1935–1938) und Dehradun (1936–1938).

Auch in einigen der Fürstenstaaten wurde der Rundfunk eingeführt: Mysore (1935–1950, UN7MC; hier fand der Name ಆಕಾಶವಾಣಿ Akashvani zuerst Verwendung), Hyderabad (1935–1950, نشرگاہ لاسلکی حیدرآباد دکن Deccan Radio),[2] Baroda (1939–1948) und Travancore (1943–1950).

Bald verfügte AIR über ein Netzwerk von neun Stationen: VUB Bombay und VUC Calcutta (seit 1927), VUD Delhi (1936), VUP Peshawar und VUL Lahore (1937), VUW Lucknow und VUM Madras (1938), VUT Trichinopoly und VUY Dacca (1939).[3] Ab 1937/38 gab es auch Kurzwellensender (Delhi, Bombay, Calcutta, Madras).

Parallel zu den Stationen verlief die Gründung von Programmzeitschriften nach dem Vorbild der britischen Radio Times: 1927 The Indian Radio Times (Bombay, 1935 umbenannt in The Indian Listener, 1937 nach Neu-Delhi verlegt),[4] 1929 Betar Jagat (

বেতার জগৎ

, Calcutta, in Bengalisch), 1936 Avaz (آواز/

आवाज़

, Neu-Delhi, bis 1938 zweisprachig in Urdu und Hindi, dann nur Urdu),[5] 1938 Sarang (

सारंग

, Neu-Delhi, in Hindi), Vanoli (

வானொலி

, Madras, in Tamil) und Vani (

వాణి

, Madras, in Telugu). 1958 wurden The Indian Listener und Sarang umbenannt in Akashvani[6] (bis 1987; ISSN 0970-4809).

Die Zahl der Empfangslizenzen stieg von 3.594 Ende 1927 auf über 10.000 im Jahr 1933, über 20.000 im Jahr 1935, über 50.000 Ende 1937 und fast 74.000 Ende 1939.[7]

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs begann am 1. Oktober 1939 der Auslandsdienst von AIR als Teil der Nachrichtenredaktion (mit Sendungen in Paschtu und Persisch/Dari für das Königreich Afghanistan).

Mit der Unabhängigkeit im August 1947 gingen drei der neun Stationen an Radio Pakistan; es blieben sechs Stationen und 18 Sendeanlagen, von denen 2,5 Prozent des Landes und rund 11 Prozent der Bevölkerung erreicht werden konnten. Am 12. November 1947 hielt Gandhi seine einzige Radio-Ansprache.[8]

1947 startete Radio Kashmir (ab 1954 von AIR unter diesem Namen fortgeführt), 1948 Radio Goa (1961 von AIR übernommen).

Entwicklung

Sendeturm Neu-Delhi

Das Programm der regionalen Primary Channels besteht aus Eigenproduktionen und Übernahmen aus Neu-Delhi.[9] Im Oktober 1957 startete das bis heute populäre Programm Vividh Bharati als Konkurrenz zu Radio Ceylon. Seit 1957 ist AIR auch als Akashvani bekannt. Das Jugendprogramm Yuv-Vani (Stimme der Jugend) begann im Juli 1969. Der National Channel sendete von Mai 1988[10] bis Januar 2019[11] ein Nachtprogramm für ganz Indien über Mittel- und Kurzwelle (Nagpur 1566 kHz).

Der Auslandsdienst wurde 1948 von der Nachrichtenredaktion getrennt; Leiterin wurde für 14 Jahre Mehra Masani. Der Urdu Service begann im Oktober 1965/Mai 1966. Neue Sprachdienste gab es außerdem in Swahili (1953), Nepali (1960), Tibetisch (1964), Sinhala (1966), Sindhi (1971), Russisch (1971) und Belutschisch (1974).

Im Inlandsnachrichtendienst wurden ab 1954/55 regionale Nachrichtenzentren (Regional News Units, RNUs) eingerichtet. Infolge des indisch-chinesischen Grenzkriegs 1962 entstanden die täglichen Sendungen Spotlight und Samayiki (unter diesen Namen seit 1967). Am 30. Juni 1974 führte der Inlandsnachrichtendienst Kurznachrichten in Sanskrit ein (Sprecher: Baldev Anand Sagar).[12]

Von 1959 bis zur organisatorischen Abtrennung von Doordarshan 1976 veranstaltete AIR auch Fernsehsendungen. 1970 lag die Zahl der Radio-Empfangslizenzen bei 11,8 Mio., die der Fernseh-Empfangslizenzen bei knapp 250.000, zehn Jahre später (1980) bei 17,8 bzw. 1,5 Mio. Werbung wurde auf Vividh Bharati 1967, im Fernsehen 1976 und im Primary Channel 1982 eingeführt. 1985 wurde die Rundfunkgebühr abgeschafft.

Versuchssendungen auf UKW begannen 1977. 1984 kam der erste UKW-Lokalsender (in Nagercoil), 1993 der Musik-Sender FM Rainbow (bis 2002 FM Metro), 2001 der Infotainment-Sender FM Gold, und seit 2004 bringt Amruthavarshini in Bengaluru klassische karnatische Musik. Von 1993 bis 1998 verkaufte AIR UKW-Sendezeit an private Anbieter wie Times FM (Vorgänger von Radio Mirchi) und Radio Mid-Day.

Die Monopolstellung, die der staatliche Sender früher besaß, wurde ab 2001 durch die steigende Zahl privater Hörfunksender gebrochen (zu den ersten gehörten 2001 Radio City Bengaluru und Radio Mirchi in Indore, 2002 Red FM). In den großen Städten haben die privaten UKW-Sender All India Radio in der Anzahl der Zuhörer mittlerweile überholt.

1996 wurde der Grundstein für ein neues Sendezentrum in Neu-Delhi gelegt, das 2005 eröffnet wurde. 2004 begann die Ausstrahlung von Satellitensendungen über Insat (Direct to Home).

Heute verfügt All India Radio über ein Netzwerk von 590 Sendern (145 MW, 397 UKW, 48 KW) an 414 Standorten (218 davon mit eigenen Studios), das 92,0 Prozent des Staatsgebietes abdeckt und 99,2 Prozent der Bevölkerung erreicht.[13] AIR sendet in 24 Sprachen und 146 Dialekten. Die stärkeren Mittelwellensender im Raum Delhi sind auch unter den Namen Indraprastha (‚Stadt Indras‘, 819 kHz)[14] bzw. Rajdhani (‚Hauptstadt‘, 666 kHz) bekannt.[15] Über Kurzwelle sind die Sendungen auch im Ausland zu empfangen.

Premierminister Narendra Modi wendet sich seit Oktober 2014 einmal im Monat mit seiner Sendung Man ki Bat über All India Radio an die Bevölkerung.[16]

Im Januar 2016 startete der Musikkanal Raagam (klassische indische Musik).

Liste der Generaldirektoren

  1. 1935–1940 Lionel Fielden (Controller of Broadcasting)
  2. 1940–1947 Ahmed Shah (Patras) Bokhari
  3. 1947–1948 P. C. Chaudhuri
  4. 1948–1950 N. A. S. Lakshmanan
  5. 1950–1954 M. Lal
  6. 1954–1955 C. B. Rao
  7. 1955–1960 J. C. Mathur
  8. 1960–1965 B. P. Bhatt
  9. 1965 Y. N. Verma
  10. 1965–1968 V. K. Narayana Menon
  11. 1968–1972 A. K. Sen
  12. 1972–1974 S. K. Mukerjee
  13. 1974–1979 P. C. Chatterji
  14. 1979 S. K. Sehgal
  15. 1979–1981 U. L. Baruah
  16. 1981–1982 K. C. Sharma
  17. 1982–1983 Suresh Mathur
  18. 1983–1985 S. S. Verma

Weblinks

Commons: All India Radio – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Report on the progress of broadcasting in India. Up to the 31st March 1939. Manager of Publications, 1940 (online).
  • H. R. Luthra: Indian broadcasting. Publications Division, 1986 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. Report on the progress of broadcasting in India (1939), S. 209, Karte
  2. Radio Hyderabad
  3. QSL-Karte von 1946
  4. Titelblatt Ausgabe 18/1943 und 11/1944
  5. zur Sprachenfrage im Rundfunk auch Tariq Rahman: Urdu in the radio (PDF) In: Politeja 3(17)/2011, S. 259–270
  6. Titelblatt Ausgabe 7/1983
  7. Alasdair Pinkerton: Radio and the Raj (PDF): broadcasting in British India (1920–1940). In: Journal of the Royal Asiatic Society 18 (2008), S. 167–191
  8. youtube.com der Tag wird seit 2001 als Public Service Broadcasting Day begangen
  9. Beispiel: Programmplan von AIR Thiruvananthapuram (Memento des Originals vom 14. Oktober 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.airtvm.com
  10. Mass media in India 1992
  11. radioeins.de: Sparmaßnahmen bei All India Radio
  12. Not in news … In: The Hindu, 1. September 2014
  13. List of existing stations and transmitters (Stand: 1. Januar 2015)
  14. Programmplan Indraprastha Channel (2012) (benötigt DV_Divyae.ttf (Memento vom 5. Oktober 2016 im Internet Archive))
  15. Lok Sabha, Unstarred Question No. 7110 (Memento vom 4. Februar 2015 im Internet Archive) (2005)
  16. Prime Minister's Radio Programme (Memento vom 26. Dezember 2014 im Internet Archive) http://www.narendramodi.in/mannkibaat/