Überquerung der Zentralkordillere

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Die Ost-West-Ausdehnung der Ruta Nacional 40 in Zentralkolumbien

Die Überquerung der Zentralkordillere (spanisch Cruce de la Cordillera Central) in Kolumbien ist in den 2020er Jahren eines von vielen laufenden Mega-Straßen-Infrastrukturprojekten des Landes. Hierbei handelt es sich um die verkehrsmäßige Überwindung der Zentralkordillere in der Mitte des Gebirgszugs, zwischen den Gemeinden Cajamarca (Departamento del Tolima) und Calarcá (Departamento del Quindío). Sie ist Teil der Ruta Nacional 40, die den Hafen von Buenaventura mit der Landeshauptstadt Bogotá und weiter in die östlichen Landesteile verbindet.

Größtes Einzelprojekt und längster Straßentunnel Südamerikas ist das 8,65 km lange Tunnelsystem La Linea mit großzügigen Zufahrten sowie teils zwei-, drei oder vierspurigem Ausbau. Es umfasst insgesamt 60 Bauwerke: 25 Tunnel, 31 Brücken, drei Autobahnkreuze und 18 Kilometer mit dreispuriger Fahrbahn, die zusammen 30 Kilometer Schnellstraße ergeben. Bauherr ist das Nationale Straßeninstitut INVIAS der kolumbianischen Regierung.[1]

Das Projekt Zentralkordillere-Überquerung wurde als strategische Route zur Förderung des internationalen Handels über den wichtigsten Hafen des Landes am Pazifik, Buenaventura, konzipiert, wo 42 % der im Land gehandelten Waren ein- und ausgehen. Seit 2018 ist die Kordillerenüberquerung auch ein Motor für die wirtschaftliche Wiederbelebung des Eje Cafetero, indem sie die touristischen und handwerklichen Ressourcen des Gebiets, durch das das Projekt verläuft, aufwertet und so die Lebensqualität durch die Schaffung von Jobs in einer Region verbessert, die hauptsächlich vom Kaffeehandel abhängig ist.[2]

Geschichte

Vorgeschichte ab 1902

Die Geschichte der Kordillerenüberquerung und des La Línea-Tunnels reicht bis ins Jahr 1902 zurück als der Ingenieur Luciano Battle[3] in einem Bericht feststellte, dass Kolumbien die Möglichkeit hätte, den Südwesten und das Zentrum des Landes durch das zentrale Gebirge zu verbinden. Die kolumbianische Regierung startete das Vorhaben im Jahre 1913 mit dem „Gesetz 129“ und legte die erste Route des Tunnels fest. Neun Jahre später wurde der Bau angeordnet, aber die geologische Komplexität der Gebirgslandschaft zwangen dazu den Prozess auszusetzen. Dasselbe geschah 1940 und 1950 mit zwei anderen Initiativen.

Zunächst wurde jedoch eine Route gewählt um den 3.265 Meter hohen Alto de La Línea verkehrstechnisch zu umgehen. Aber nicht lange danach verwarfen die Planer diese Idee. Bis 1985 führte die Regierung Durchführbarkeitsstudien und Entwürfe durch, dann wurden zwischen 1992 und 2000 die Phasen II und III der Entwürfe für den Bau des Tunnels umgesetzt. Die Ausschreibungsverfahren kamen jedoch aufgrund fehlender Bieter oder den gesetzten Richtlinien nicht zustande.

Zweifel und Unterbrüche ab 2004

Die jüngste Geschichte des Tunnels begann jedoch erst im Jahr 2004 Gestalt anzunehmen. Zunächst wurde ein Pilottunnel gebaut, dessen Aushub 2005 mit dem Ziel begann, die geologischen, geotechnischen und hydrogeologischen Eigenschaften des Berges genauer zu kennen und damit die Zweifel auszuräumen, ob ein Projekt dieser Größenordnung möglich war oder nicht. Fachleute warnten die Regierung im Jahr 2007 wegen der Kosten den Tunnel im höchsten Teil der Bergkette zu bauen. Sie schlugen sogar andere Optionen vor, wie zum Beispiel zwei einspurige Zwillingstunnel. Darüber hinaus wiesen sie auf die Kosten von bis zu 1,2 Milliarden US-Dollar hin, eine Zahl die weit über dem von der Regierung vorgelegten Budget lag.

Auch die Ausschreibungsbedingungen ließen viele Zweifel an den geologischen Risiken aufkommen. Es gab Probleme beim Budget und bei den Fristen. Die meisten Kritikpunkte bezogen sich auf die Modalität des Vertrags der als schlüsselfertiger globaler Betrag entworfen wurde. Trotz der Warnungen wurden im März 2008 der Haupttunnel und die Zufahrtstraßen zwischen Calarcá (Quindío) und Cajamarca (Tolima) ausgeschrieben. Die Ausgrabungen begannen im Dezember 2009 und die Abgabefrist war auf sieben Jahre festgelegt.

Nach vier Verlängerungen und vielen Verstößen gab Invías 2016 bekannt, dass es den Vertrag mit dem Konsortium Unión Temporal Segundo Centenario kündigen werde. Die Nichteinhaltung der Fristen, die Kostenüberschreitungen und die teilweise Unterbrechung der Arbeiten waren Gegenstand von Untersuchungen durch die Kontrollstellen, einschließlich einer Klage des Staates gegen den Unternehmer Carlos Collins.

Fertigstellung 2020

Schließlich wurde 2017 das Konsortium Conconcreto y Solarte mit dem Projekt beauftragt. Am 4. September 2020 wurde der La Línea Tunnel eingeweiht. Mit 8,65 km Länge ist er der längste Straßentunnel Lateinamerikas (2022). Er quert die zentrale Bergkette in 900 Metern Tiefe unter dem Gipfel von La Linea. Die Gesamtkosten des Straßenprojekts werden auf US$ 900 Millionen geschätzt, der Túnel de La Linea allein auf US$ 270 Millionen.[4]

Einzelnachweise

  1. EL TÚNEL DE LA LÍNEA, el túnel de los colombianos invias.gov.co, abgerufen am 11. August 2022 (spanisch)
  2. La Linea Tunnel Project roadtraffic-technology.com, abgerufen am 11. August 2022 (englisch)
  3. Túnel de La Línea, un sueño colombiano de 118 años deltolima.com, vom 5. September 2020 (spanisch)
  4. Colombia opens South America's longest road tunnel reuters.com, vom 4. September 2020 (englisch)

Weblinks

Koordinaten: 4° 28′ 41,2″ N, 75° 33′ 14″ W