Zentner
Zentner (von lat. centum „hundert“) ist eine alte Gewichtseinheit von in der Regel 100 Basisgewichtseinheiten (meist Pfund, später auch Kilogramm). Ihm entspricht das Quintal im südwestlichen deutschen Sprachraum.
Die Abkürzung für Zentner ist Ztr., eine alte Schreibweise ist Ctr.
In Deutschland versteht man darunter die Definition des ehemaligen Deutschen Zollvereins ab 1858,[1] d. h. 100 Pfund zu je 500 Gramm. Ein Zentner sind nach diesem Verständnis 50 kg.
In der Schweiz sowie einigen anderen Ländern wie Italien, Russland, Polen, Slowakei, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Belarus und Estland wurde oder wird hingegen inoffiziell und zum Teil auch in amtlichen Verlautbarungen der (Meter-)Zentner oder das (neue) französische Quintal (q) von 100 kg verwendet.
In Österreich ist der Zentner mit dem Einheitenzeichen q durch Gesetz vom 5. Juli 1950 als gesetzliches Maß eingeführt und dabei als 100 Kilogramm definiert worden; er durfte bis zum 31. Dezember 1977 als gesetzliches Maß verwendet werden. In Deutschland wird das entsprechende Gewicht von 100 kg dagegen Doppelzentner genannt. Man kann 100 kg = 1 dz (Doppelzentner) aber auch als eine Dezitonne, kurz 1 dt, bezeichnen.
Das englische hundredweight wird häufig ebenfalls zu „Zentner“ übersetzt. Es misst entweder 45,359237 kg (short zu 100 pound, USA) oder 50,80234544 kg (long zu 112 pound, GB).
Cental war eine alte britische Masseneinheit (Gewichtsmaß) und entsprach dem Zentner. Vor 1959 unterschied sich das Maß zu dem hier dargestellten in der fünften und sechsten Nachkommastelle (45,359 237/45,359 243) und kann vernachlässigt werden. In den USA betrug der Cental 46 Kilogramm.
- 1 Cental = 100 Pound = 45,3592 Kilogramm[2]
Ähnlich ist die Situation beim spanischen Quintal, das bis heute in Lateinamerika Verwendung findet und 100 kastilischen Pfund (46 kg) entspricht.
Der Hüttenzentner in Hüttenwerken schwankte zwischen 114 und 118 Pfund.
Maße
Vor dem Deutschen Zollverein hatten die meisten deutschen Länder eigene Zentner zu 100 Pfund:
- Braunschweig: 46,77 kg
- Sachsen: 51,4 kg
- Preußen: 51,45 kg zu 110 Pfund
- Bayern (ab 1811), Österreich (in Folge, und trat nicht dem Zollverein bei): 56 kg
Einige Länder wie Baden (1810), Hessen (1821) und Württemberg hatten unter napoleonischem Einfluss schon früher auf 50 kg umgestellt.
- 1 Quintal (q) = 100 kg = 1 dz = 1 dt
- 1 Zentner (Ztr.) (Italien, Österreich, Russland, Schweiz, Slowakei, Tschechien, Ukraine) = 100 kg = 1 dt
- 1 Zentner (Ztr.) (Deutschland) = 100 (Neu-)Pfund (à 500 Gramm) = 50 kg
- 1 Doppelzentner (dz) = 2 Zentner = 100 kg = 1 dt
Das katalanische Maß[3], das Handelsgewicht, hatte:
- 1 Quintal = 4 Arrobas = 100 Libras = 46,01423 Kilogramm
- 1 Quintal macho (großer Zentner) = 6 Arrobas = 150 Libras = 69,021345 Kilogramm
- 20 Quintal = 1 Tonnelada/Schiffslast
- Aragon: 1 Quintal = 4 Arrobas = 114 Libras = 49,6946 Kilogramm
- Provinz Valencia: 1 Quintal grueso (schwerer Qu.) = 4 Arrobas = 144 Librettas = 51,2976 Kilogramm[4]
- Provinz Valencia: 1 Quintal sutil = 4 Arrobas = 120 Libretas = 42,748 Kilogramm
- Toulon: 1 Quintal = 3 Quinteaux = 1 Charge/Last[5]
- Straßburg: 1 Quintal = 49,96 Kilogramm[6]
- Buenos Aires: 1 Quintal = 4 Arrobas 100 Libras = 45,9367 Kilogramm[7]
- Smyrna: 1 Quintal/Cantaro/Kintal/Kantar = 45 Oke = 57,823 Kilogramm[8]
Literatur
- Stefan Deschauer: Das Zweite Rechenbuch von Adam Ries. Friedrich Vieweg und Sohn Verlagsgesellschaft, Braunschweig 1992, ISBN 978-3-528-06412-9.
Einzelnachweise
- ↑ Am 1. Juli 1858 wurde das Zollgewicht zum allgemeinen preußischen Landesgewicht, wie auch in allen anderen Staaten des Zollvereins.
- ↑ Peter Kurzweil: Das Vieweg Einheitenlexikon. Verlag Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1999, S. 71, ISBN 3-528-06987-2.
- ↑ Christian Noback, Friedrich Noback: Vollständiges Taschenbuch der Münz-, Maß- und Gewichts-Verhältnisse der Staatspapiere, des Wechsel- und Bankwesens und der Usancen aller Länder und Handelsplätze. Band 2, F.A. Brockhaus, 1851, S. 1095.
- ↑ Christian Noback, Friedrich Noback: Vollständiges Taschenbuch der Münz-, Maß- und Gewichts-Verhältnisse der Staatspapiere, des Wechsel- und Bankwesens und der Usancen aller Länder und Handelsplatze. Band 2, F.A. Brockhaus, 1851, S. 1310
- ↑ Christian Noback, Friedrich Noback: Vollständiges Taschenbuch der Münz-, Maß- und Gewichts-Verhältnisse der Staatspapiere, des Wechsel- und Bankwesens und der Usancen aller Länder und Handelsplatze. Band 2, F.A. Brockhaus, 1851, S. 1237
- ↑ Christian Noback, Friedrich Noback: Vollständiges Taschenbuch der Münz-, Maß- und Gewichts-Verhältnisse der Staatspapiere, des Wechsel- und Bankwesens und der Usancen aller Länder und Handelsplatze. Band 2, F.A. Brockhaus, 1851, S. 1178
- ↑ Christian Noback, Friedrich Noback: Vollständiges Taschenbuch der Münz-, Maß- und Gewichts-Verhältnisse der Staatspapiere, des Wechsel- und Bankwesens und der Usancen aller Länder und Handelsplatze. Band 2, F.A. Brockhaus, 1851, S. 1617
- ↑ Christian Noback, Friedrich Noback: Vollständiges Taschenbuch der Münz-, Maß- und Gewichts-Verhältnisse der Staatspapiere, des Wechsel- und Bankwesens und der Usancen aller Länder und Handelsplatze. Band 2, F.A. Brockhaus, 1851, S. 1127