Digestionslehre

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Die Digestionslehre oder Digestionenlehre Galens ist eine bis ins 17. Jahrhundert[1] verbreitete, inzwischen überholte Vorstellung im Zusammenhang mit dem Konzept der Humoralpathologie. Galen unterscheidet auf Grundlage der hippokratischen Medizin drei Stadien der Verdauung (pepsis):

  • die erste Digestion („Kochungsprozess“) im Magen. Im Magen entstehe dabei aus der Nahrung eine Art Speisebrei, der „Chylus“ (griechisch Chylos). Hier bzw. (nach Fortleitung über das Pfortadersystem) in der Leber[2] würden aus dem „reinen“ Chylus Gelbe Galle bzw. Schwarze Galle. Minderwertige Bestandteile des Chylus würden als schwarze Galle über den Darm als Abfallprodukt der Verdauung mit dem Kot ausgeschieden; die reinen Teile gelangen in die Leber.
  • die zweite Digestion in der Leber (wobei der Speisebrei zu Blut umgewandelt, als Rückstand Urin gebildet und über den Harntrakt ausgeschieden wird)
  • die dritte Digestion in den Organen, wobei das Blut völlig aufgebraucht werde und die Überschüsse als Abfallprodukt mit dem dabei entstandenen Schweiß ausgeschiedenen werden.

Ein aus Blut entstandener feucht-warmer „Wind“ bzw. Dunst steigt nach der Digestionslehre vom Magen durch die Halsschlagadern auf und gelangt so in das Gehirn.[3][4]

Siehe auch

Literatur

  • Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 12.
  • Wolfgang U. Eckart: Geschichte der Medizin. Springer Verlag, Berlin u. a. 1990, ISBN 3-540-52845-8, S. 62.
  • Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Römer. Philipp Reclam jun., Leipzig 1979 (= Reclams Universal-Bibliothek. Band 771); 6. Auflage ebenda 1989, ISBN 3-379-00411-1, S. 20 f. (zur Verdauungsphysiologie im Corpus Hippocraticum) und 63 f. (Anonymus Londinensis, Sp. XXIV 19–XXV 23).

Einzelnachweise

  1. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 12.
  2. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 1960, S. 12.
  3. Gundolf Keil: Die ‚Cirurgia‘ Peters von Ulm. Untersuchungen zu einem Denkmal altdeutscher Fachprosa mit kritischer Ausgabe des Textes (= Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm. Band 2). Stadtarchiv, Ulm 1961 (Zugleich Philosophische Dissertation Heidelberg 1960), S. 488.
  4. Jürgen Martin: Die ‚Ulmer Wundarznei‘. Einleitung – Text – Glossar zu einem Denkmal deutscher Fachprosa des 15. Jahrhunderts. Königshausen & Neumann, Würzburg 1991 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 52), ISBN 3-88479-801-4 (zugleich Medizinische Dissertation Würzburg 1990), S. 192 (Wint).