Georg Thopia

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Georg Thopia II. (albanisch 

Gjergj Topia

; * um 1355; † vor 26. Oktober 1392 in Durrës[1][2]) war ein albanischer Fürst aus dem Hause Thopia. Er herrschte als Nachfolger seines Vaters Karl Thopia von 1388 bis 1392 über die Hafenstadt Durrës in Mittelalbanien, die er kurz vor seinem Tod der Republik Venedig übereignete. Er war mit der serbischen Adeligen Theodora Brankovic verheiratet.

Leben

Georg hatte 1388 nur mehr einen kleinen Teil vom Fürstentum seines Vaters übernehmen können, denn ein Großteil war bereits zu Lebzeiten in die Hände der Osmanen gefallen. Übrig geblieben war wenig mehr als Durrës und dessen nächste Umgebung. Um die Eroberung der Hafenstadt durch die Türken zu verhindern, lehnte sich Georg Thopia eng an die Republik Venedig an. Im März 1388 erklärte sich der venezianische Senat bereit, Georg mit Truppen und Getreidelieferungen zu unterstützen. Gleichzeitig signalisierte man ihm, dass die Republik auch die volle Herrschaft in Durrës übernehmen würde, falls Georg dies wünsche. Im Falle seines Todes war Venedig ohnehin entschlossen, sein Erbe anzutreten, damit der wichtige Stützpunkt nicht in die Hände der Türken fiele.

Als die Osmanen im Oktober 1388 einen neuen Angriff auf Durrës unternahmen, reisten Georg und Graf Ballsha von Vlora in die Lagunenstadt, um erneut Truppenhilfe zu erbitten. Im Februar 1389 konnten sie zusammen mit einem venezianischen Kontingent nach Albanien zurückkehren.

Gleichzeitig wurde die venezianische Diplomatie aktiv, um in Durrës die Machtübernahme der Serenissima vorzubereiten. Die Venezianer konnten einige albanische Offiziere, darunter Tanush Thopia, den Vetter des Fürsten, und den Bischof von Durrës, Demetrius Vesa, für ihre Sache gewinnen. Zusätzlich geriet der Fürst von Seiten Roms unter Druck. Papst Bonifatius IX. erklärte Georg im April 1391 für abgesetzt, weil dieser sich mit dem Gegenpapst in Avignon eingelassen haben sollte. Als Herren von Durrës wollte der Papst Georg II. Balsha einsetzen.[3]

Zu Georg Thopias Unglück verbündete sich das nordalbanische Adelsgeschlecht der Dukagjin mit den Türken und auch Konstantin Kastriota, der mit Georgs Schwester Helena verheiratet war, wandte sich an Sultan Bayezit, damit dieser ihm die Herrschaft über Durrës als Lehen erteile. In dieser Situation entschlossen sich die Venezianer zum Handeln und übernahmen am 2. Mai 1391 die Kontrolle in der Hafenstadt, ohne jedoch Georg Thopia formal abzusetzen. Vielmehr wurde ihm der Adelige Marino Cocco als Rettore zur Seite gestellt. Dieser übernahm nun die Regierungsgeschäfte, während ein weiterer Venezianer, Paolo da Canale zum Festungskommandanten ernannt wurde. Von März bis August 1392 führten die Republik Venedig und der Fürst Verhandlungen über die formale Übergabe von Durrës. Der Vertrag über die Inbesitznahme wurde am 18. August 1392 vom Dogen Antonio Venier ratifiziert. Darin behielt sich Georg, der zu diesem Zeitpunkt schon schwer krank war, nur den lebenslangen Genuss seiner Einkünfte als Stadtherr vor. Auch diese Einschränkung wurde mit Georgs baldigem Ableben gegenstandslos und Durrës war vollständig venezianisch. Sein Tod wurde dem Senat der Republik im Oktober 1392 gemeldet.

Familie

Georg hinterließ eine Tochter:

  • Helena († 1402) ∞ Constatin oder Paul[4]

Georg wurde von seinen zwei Schwestern Vojsava und Helena überlebt.

Literatur

  • Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste. Erste Section A–G. Hermann Brockhaus, Leipzig 1868, S. 93 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  • Oliver Jens Schmitt: Das venezianische Albanien: (1392–1479). Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2001, ISBN 978-3-486-56569-0.
  • Edgar Hösch, Karl Nehring, Holm Sundhaussen, Konrad Clewing: Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. UTB, München 2004, ISBN 978-3-8252-8270-7.

Einzelnachweise

  1. Ludovicus de Thallóczy, Constantinus Jireček, Emilianus de Sufflay: Acta und Diplomata Res Albaniae Medien Aetatis illustrantia 1344–1406. Band II. Adolphi Holzhausen, Wien 1916, S. 124 (Latein, bnf.fr).
  2. Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, 1868, S. 93
  3. Oliver Jens Schmitt: Das venezianische Albanien: (1392–1479). S. 229.
  4. Johann Georg von Hahn: Reise durch die Gebiete des Drin un Wardar. Kaiserlich königlichen Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1867, S. 304 (Online-Version in der Google-Buchsuche).