Die rote Zora und ihre Bande (Roman)
Die rote Zora und ihre Bande ist ein Jugendroman von Kurt Kläber (1897–1959), der ihn unter dem Pseudonym Kurt Held 1941 erstmals veröffentlichte.
Entstehung
Der in der Schweizer Emigration lebende Kurt Kläber unternahm um 1940 eine Jugoslawien-Reise, auf der er das Mädchen Zora und ihre Bande kennenlernte. Die intensiven Erlebnisse mit den Jugendlichen verarbeitete er in seinem ersten eigenen Jugendbuch.[1] Es wird vom Verlag Sauerländer für Kinder ab zehn Jahren empfohlen.[2]
Inhalt
Erzählt wird die Geschichte von Waisenkindern aus dem kroatischen Küstenstädtchen Senj. Branko, der zwölfjährige Sohn eines fahrenden Geigers und einer Tabakarbeiterin, verliert seine Mutter und hat kein Zuhause mehr. Man verdächtigt ihn des Diebstahls und sperrt ihn ein. Doch die dreizehnjährige Zora, ein Mädchen mit roten Haaren, befreit ihn. Branko wird in die Bande der Uskoken aufgenommen, die sich unter der Führung Zoras zusammengeschlossen haben. Die Bürger der Stadt behandeln die mittellosen Kinder wie Ausgestoßene und die Gymnasiasten, allesamt Söhne angesehener Bürger der Stadt, jagen sie; Diebstähle und Sachbeschädigung sind die Reaktionen der Kinderbande.
Um zu überleben, werden die Kinder zwar kriminell, doch innerhalb ihrer Gemeinschaft halten sie sich an feste Regeln. Ihr oberstes Gebot heißt Solidarität. Das gilt anfangs aber noch nicht für Branko, der von einem Mitglied der Bande, Duro, kategorisch abgelehnt wird. Branko schafft es aber, sich einen festen Platz in der Gruppe zu erkämpfen und am Ende auch Duros Freundschaft zu gewinnen, als er diesen vor einem Kraken rettet.
Einer der Stadtbewohner, der sich mit den Kindern verbunden fühlt, ist der alte Fischer Gorian. Ihm helfen die Kinder, sich gegen die großen Fischfanggesellschaften durchzusetzen. Einen weiteren Verbündeten haben sie in Curcin, dem Bäcker der Stadt, der ihnen regelmäßig das nicht verkaufte Brot vom Vortag überlässt.
Nach einer Eskalation der Ereignisse drohen Zora und Branko verhaftet zu werden, wovor sie sich noch einmal befreien können. Bald darauf bekommt jedoch Gorian eine Einladung vor den zwölfköpfigen Magistrat plus den Bürgermeister der Stadt, wo Gorian eine flammende Verteidigungsrede für die Kinder hält. Es kommt zur Abstimmung darüber, ob den Kindern der Prozess gemacht oder sie in die Gesellschaft der Stadt integriert werden sollen. Sie endet dank des Eingreifens der Bürgermeistertochter Zlata knapp positiv für die Bande, woraufhin sie von verschiedenen Bewohnern der Stadt als Lehrlinge aufgenommen werden, darunter bei Gorian selbst. Zora und Branko kommen bei ihm unter, Duro wird Landwirt, Pavle Bäcker bei Curcin und Nicola Fischer.
Buchausgaben
Historische Ausgaben:
- Die rote Zora und ihre Bande. Eine Erzählung aus Dalmatien für die Jugend. Verlag Sauerländer, Aarau 1941.[3]
- Die rote Zora und ihre Bande. Eine Erzählung aus Dalmatien. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main 1950.
- Die rote Zora und ihre Bande. Ausgabe für die DDR, illustriert von Eberhard Binder-Staßfurt: Verlag Neues Leben, Berlin 1957.
Aktuelle Ausgaben:
- Brailleschrift-Ausgabe: Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen, Leipzig 2000
- Schulausgabe mit Materialien: Klett, Stuttgart 2004, ISBN 3-12-262451-6.
- Sonderausgabe mit Filmfotos: Sauerländer, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-7941-6115-7.
- Taschenbuchausgabe: Carlsen, Hamburg 2009, ISBN 978-3-551-35933-9.
- Hardcover-Ausgabe: Bibliographisches Institut, Mannheim 2012, ISBN 978-3-411-81054-3.
Adaptionen
Film & Fernsehen
1979 entstand als deutsch-schweizerisch-jugoslawische Koproduktion die Fernsehserie Die rote Zora und ihre Bande.[4]
Unter der Regie von Peter Kahane begannen im August 2006 Dreharbeiten für die Filmfassung Die Rote Zora. Premiere hatte der Film am 13. Januar 2008 in Hamburg. Ab dem 24. Januar lief er regulär in den Kinos. Gedreht wurde in Montenegro[5]. In der SHIP (Studio Hamburg International Productions)-Produktion übernahmen die Jungschauspielerin Linn Reusse (Zora) die Titel- und Jakob Knoblauch (Branko) die zweite Hauptrolle. Außerdem ist Mario Adorf (Fischer Gorian) zu sehen. Die restlichen Rollen der Kinderbande um Zora wurden mit einigen bereits bekannten Kinderdarstellern aus Film und Fernsehen besetzt.
Familienoper
Anfang Mai 2008 wurde „Die rote Zora“ im Luzerner Theater als Oper für Kinder und Erwachsene uraufgeführt[6]. Unter der Leitung der österreichischen Komponistin Elisabeth Naske und dem Luzerner Symphonieorchester wurde von Laiendarstellern aus verschiedenen Luzerner Kinderchören und professionellen Sängern eine Bühnenfassung des Jugendbuchklassikers in drei Akten dargeboten. Eine Wiederaufführung dieser Oper erfolgte 2009 an der Komischen Oper Berlin.[7]
Hörspielfassungen
1965 entstand eine Hörspielproduktion in Mono beim Hessischen Rundfunk (Dauer ca. 106 Min.). Sprecher waren unter anderen Sabine Gewiner (Zora), Rudolf Krieg, Dietmar Bengisch.
Im Jahr 1979 erschien bei Intercord eine dreiteilige Hörspielfassung auf Schallplatte, die auf dem Soundtrack der Fernsehserie basierte. Es handelte sich um eine Produktion der Tele-Norm-Film GmbH und der INMUS. Die Texte stammten von Fritz Umgelter und Matthias Deyle. Die Musik stammte von Rolf Unkel, die Titelmusik von Christian Bruhn. Mitwirkende Sprecher waren Inez Günther, Klaus Höhne, Imo Heite, Suzanne Doucet, Uwe Falkenbach, Thomas Braut, Holger Unger, Erich Schleyer, Edgar Mandel, Sabina Trooger (Branco), Matthias Deyle, Hannes Kaetner, Christina Hoeltel und Benno Sterzenbach (Gorian). Die einzelnen Teile des Hörspiels Die rote Zora waren:
- LP 1: Branko kommt zur Bande; Der Fischer Gorian
- LP 2: Flucht in die Berge; Von Hexen, Fischen und Gespenstern
- LP 3: Der Fisch der zum Hund wird; Die Uskoken sind tot – es leben die Uskoken.
Im Patmos Verlagshaus ist 1998 eine Hörspielfassung auf einer Audio-CD (rund 75 Min.) erschienen, mit Musik von Jürgen Treyz und unter künstlerischer Mitarbeit von Carmen-Maja Antoni. Die Sprecher sind: Jenny Antoni (Zora), Bijan Bahluli Zamani (Branko), Max Ruhbaum (Pavle), Michael Schrodt (Nicola), Sebastian Nakajew (Duro), Yvonne Johna (Zlata), Jacob Antoni (Stjepan), Volkmar Kleinert (Gorian), Udo Kroschwald (Bürgermeister), Max Giermann (Erzähler) u. v. a. Regie: Karin Lorenz, Ton: Nikolaus Esche.
- Patmos, Düsseldorf 1998, ISBN 978-3-491-24026-1
2007 erschien die bisher letzte Hörspielfassung, u. a. mit Mario Adorf, Ben Becker, Dominique Horwitz, Jakob Knoblauch und Linn Reusse.
- Patmos, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-491-24150-3
Sonstiges
Die Band Heiter bis Wolkig besingt in ihrem Song „Hey rote Zora“, der auf der Melodie der Pippi-Langstrumpf-Fernsehserie basiert, die gleichnamige feministische politische Gruppe Rote Zora; sie wurde als Single-Auskopplung ein Erfolg.[8]
Der Titel des jährlich im März in Ljubljana stattfindenden queerfeministischen Festivals Rdeče Zore (slowenisch Rote Zoras bzw. Rote Dämmerungen) bezieht sich dem Namen nach sowohl auf das Buch „Die rote Zora und ihre Bande“ als auch auf die politische Gruppe Rote Zora.[9][10]
Weblinks
- Hintergrundinformationen zu den Originalschauplätzen
- Die rote Zora und ihre Bande in der Internet Movie Database (englisch)
- Website des Kinofilms. Abgerufen am 15. Oktober 2012.
- Der Musik-Verlag Schott über die Familienoper „Die rote Zora“. Abgerufen am 14. Januar 2018.
- Episodenguide zur Fernsehserie
Einzelnachweise
- ↑ Rote Zora – Klassenkampf im Kinderzimmer in: Der Tagesspiegel vom 20. Januar 2008
- ↑ Laut Werbung auf der Verlagswebsite
- ↑ Angabe der SNB
- ↑ Die Burg der roten Zora (Memento vom 19. Juli 2011 im Internet Archive) (PDF; 349 kB)
- ↑ Informationen (Memento vom 12. April 2012 im Internet Archive)
- ↑ Elisabeth Naske (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Kinderoper aus dem Windkanal, Beitrag in der BZ vom 3. November 2009, abgerufen am 20. Februar 2013
- ↑ „Hey rote Zora“-Text auf golyr.de
- ↑ O imenu [über den Namen (Rdeče zore)], auf der Website des Festivals Rdeče Zore, abgerufen am 13. August 2013
- ↑ Tea Hvala: The Red Dawns Festival as a Feminist-Queer Counterpublic / Festival Rdeče zore kot feministično-kvirovska kontrajavnost. In: Monitor ISH. Revija za humanistične in družbene vede / Journal for the Humanities and Social Sciences. XII/1 2010 (Memento vom 29. November 2014 im Internet Archive) (PDF; 1 MB), abgerufen am 13. August 2013