Hitzeröder Dorflinde
Hitzeröder Dorflinde | ||
---|---|---|
Der Anger mit der Linde in Hitzerode | ||
Ort | Vor der Kirche in Hitzerode, Gemeinde Berkatal im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis | |
Bundesrepublik | Deutschland | |
Baumart | Sommerlinde (Tilia platyphyllos) | |
Geographische Lage | 51° 14′ 21,6″ N, 9° 57′ 27,3″ O | |
| ||
Status Naturdenkmal | Ausgewiesen als Naturdenkmal | |
Alter | mindestens 350 Jahre | |
Stammumfang (Brusthöhe) |
Rund 7 m | |
Baumhöhe | 12 m |
Über das Alter der Hitzeröder Dorflinde kann nur spekuliert werden. Angaben, der Baum sei schon über sechshundert Jahre alt, erscheinen dem Kunsthistoriker und Fotografen Thomas Wiegand als zu hoch gegriffen. In seinem 1984 erschienenen Buch Bäume aus dem Werraland wird die Lebenszeit mit „mindestens“ 350 Jahre angegeben. Sicherheit könnte nur eine Jahresring- oder eine Zuwachszählung bringen. Dafür müsste allerdings die Linde noch vollholzig sein und gefällt oder angebohrt werden.[1]
Standort
Der Dorfanger mit der Linde befindet sich zwischen dem Kirchberg und der Albunger Straße, an der nördlichen Seite der evangelischen Kirche von Hitzerode. Hitzerode ist ein Ortsteil der Gemeinde Berkatal im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis und liegt auf einer zum östlichen Meißnervorland gehörenden Hochfläche. In der naturräumlichen Gliederung Deutschlands wird dieser Bereich dem Soodener Bergland (358.02) innerhalb des Unterwerrasattels (358.0) zugeordnet. Sie sind Teile des Unteren Werraberglands (358) in der Haupteinheitengruppe des Osthessischen Berglands.[2]
Geschichte
Unter der Linde wurden in den vergangenen Zeiten Gemeindeangelegenheiten geregelt und Recht gesprochen. Die frühere Teilung des Lindenplatzes in zwei Hälften könnte mit der Aufteilung des Dorfes und des Gerichtes unter zwei Herrschaften zusammenhängen. Um 1300 war Hitzerode an die Landgrafen von Hessen gefallen. Im Jahr 1498 gehörte die eine Hälfte des Dorfes zur Landgrafschaft, die andere war Lehen derer von Völkershausen, später der Apel Appe zu Aue und der Herren von Eschwege. So gab es 1572 in Hitzerode auch zwei Schultheißen, die jeweils die Interessen ihrer Herren zu vertreten hatten.[3][4]
Anfang der 1980er Jahre wurde die ursprünglich zweistufige Anlage des Angers umgestaltet. Beim Angleichen der tiefer liegenden Ebene an den höheren Bereich verschwand die beide Teile trennende alte Mauer, in deren Mitte die Linde stand, unter der Erde. Ebenso auch ein rund halber Meter des unteren Stammendes. Ein breiter Riss in dem vollkommen hohlen Baum ist dabei zugeschüttet worden. Die verkleinerte Fläche rund um die Linde wurde mit Verbundpflaster verschlossen. Den früher hier stehenden Gerichtstisch aus Sandstein zertrümmerte bei Auslichtungsarbeiten ein herabfallender Ast.[1]
Um die Dorflinde zu entlasten und zu stabilisieren, damit sie weitere Jahrzehnte überdauern kann, werden sogenannte Kopfschnitte durchgeführt, die von der Unteren Naturschutzbehörde des Werra-Meißner-Kreises beauftragt, finanziert und betreut werden. Für Wiegand sollte der historisch bedeutsame Baum wegen des hohen Alters auf keinen Fall ganz entfernt werden. Selbst als „lebende Ruine“ ist er interessanter und eindrucksvoller, als es eine Neuanpflanzung sein kann.[1]
Schutz
Die Linde wurde im Juli 1936 als schützenswertes Naturdenkmal ausgewiesen.[5] Ihr Standort liegt im ursprünglichen Ortskern, den die Wirtschafts- und Lebensbedingungen der Bevölkerung prägten. Die Gesamtanlage des Ortes, mit den früher bescheidenen Höfen um den Anger sowie den Großgehöften mit ihren repräsentativen, unterkellerten Wohnhäusern der Langen Straße, steht aus geschichtlichen Gründen unter Denkmalschutz.[3]
Literatur
- Thomas Wiegand: Bäume aus dem Werraland - Eine Fotodokumentation. Kreissparkasse Eschwege (Herausgeber), Eschwege 1984.
- Peer Zietz in Zusammenarbeit mit Thomas Wiegand: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen, Werra-Meißner-Kreis I, Altkreis Eschwege. Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1991, ISBN 3-528-06240-1, S. 303 f.
Weblinks
- Hitzeröder Dorflinde, Kurzbeschreibung und Bilder von Klaus Heinemann. In: Webseite von Baumkunde.de
Einzelnachweise
- ↑ a b c Thomas Wiegand: Die Hitzeröder Dorflinde. In: Bäume aus dem Werraland. S. 112 f.
- ↑ Hans-Jürgen Klink: Blatt 112 Kassel. In: Naturräumliche Gliederung nach der Geographischen Landesaufnahme des Instituts für Landeskunde Bad Godesberg.
- ↑ a b Hitzerode. In: Peer Zietz in Zusammenarbeit mit Thomas Wiegand: Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis I. Altkreis Eschwege. S. 74 f.
- ↑ Lindenplatz in Hitzerode. In: Gerichtsstätten in Hessen auf der Webseite des Landesgeschichtlichen Informationssystems Hessen (LAGIS) ; abgerufen am 2. September 2022.
- ↑ In der Liste der Naturdenkmale des Werra-Meißner-Kreises hat die Linde die Nummer ND 636.552 mit dem Ausweisungsdatum 21. Juli 1936.