Notwendige Lehrjahre
Film | |
Originaltitel | Notwendige Lehrjahre |
Produktionsland | DDR |
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Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1960 |
Länge | 18 Minuten |
Stab | |
Regie | Jürgen Böttcher |
Drehbuch | Jürgen Böttcher |
Produktion | Deutsche Hochschule für Filmkunst und Fernsehen |
Musik | Gerhard Rosenfeld |
Kamera | Peter Brand |
Besetzung | |
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Notwendige Lehrjahre ist ein Dokumentarfilm der Deutschen Hochschule für Filmkunst und Fernsehen von Jürgen Böttcher aus dem Jahr 1960.
Handlung
Kleinkinder werden in ihrer behüteten Umgebung und bei der liebevollen Betreuung durch ihre Eltern gezeigt. In den meisten Fällen sind die Eltern stolz auf ihre Kinder. Doch es gibt auch andere Situationen. So stehen Jugendliche bereits in jungen Jahren vor dem Richter, da sie die Gesetze missachten. Vielfach sind die Väter im Krieg geblieben und die Mütter sind mit der Erziehung überfordert. Sie wollen zwar immer das Beste für ihre Kinder, jedoch sind diese, zum Teil durch die Schundliteratur, die es in der DDR nicht zu kaufen gibt, auf den falschen Weg geraten, haben die falschen Helden als Vorbilder. Sie sind aber keine Verbrecher, brauchen Verständnis und Hilfe, Strenge und Konsequenz sowie ein geregeltes Leben. Diese jungen Verurteilten, arbeitsscheuen Herumtreiber und Schwererziehbaren bilden in der DDR nur eine kleine Gruppe, für deren Mitglieder die Jugendwerkhöfe, zu denen auch der Jugendwerkhof Römhild gehört, eingerichtet wurden. Hier sollen sie lernen, diszipliniert und ordentlich zu sein und dieser Film will einen Teil der Bemühungen zeigen.
Bei der Ankunft im Werkhof, überwiegt erst einmal das Misstrauen, welches aber bald verfliegen wird, da es sich nicht, wie befürchtet, um ein Gefängnis handelt. Sie sind hier, um regelmäßig zu lernen und zu arbeiten, sowie auch auf Sauberkeit zu achten. Bei guter Führung gibt es dann sogar unbegleiteten Ausgang in die Stadt. Sie erlernen Berufe in der Landwirtschaft, als Gärtner, Schneiderin und Tischler. Im eigenen Betonwerk stellen die Jugendlichen Betonrohre her. Doch nicht immer läuft es friedlich ab. Es gibt auch mal Streit mit dem Meister, bei dem die alte herausfordernde Art wieder Oberhand gewinnt. Doch sie müssen begreifen, dass sie Lehrlinge sind und es hier auch um Normen, Pünktlichkeit und Einhaltung der Liefertermine geht.
In der Freizeit trainieren, spielen sie und haben Spaß dabei, selbst ein kleines Schwimmbad ist vorhanden. Auch die Interessengemeinschaft Tanz wird gern frequentiert. Theaterbesuche werden gern genutzt, so wie die Aufführung mit Katharina Lind in Jean Anouilhs Jeanne oder Die Lerche. Doch die Schauspielerin geht noch weiter, im Jugendwerkhof bringt sie den Jugendlichen bei, wie man eine Rolle lernt und spielt. Alle zwei Wochen gibt es einen Tanzabend. Natürlich würden die Jungen und Mädchen lieber etwas schrägere Sachen tanzen und, wenn sie nicht gerade auf der Tanzfläche sind, auch zusammensitzen dürfen. Doch darüber muss sicherlich noch öfter diskutiert werden und dazu sind die regelmäßigen Brigadeaussprachen da, wo es zum Beispiel um die Höhe und Art der Strafen nach einem Vergehen gegen die Hausordnung geht. Natürlich ist es für die Jugendlichen eine harte Zeit im Werkhof, jedoch auch für die Erzieher ist es nicht immer einfach. So gab es in der Vergangenheit einen Fall, der von den Jungen nachgespielt werden muss, da zu dieser Zeit das Kamerateam nicht im Hause war. Ein jeder spielt vor der Kamera so, wie er sich damals verhielt.
Eines Tages beschließen die Jungen, länger im Bett zu bleiben und nicht zum Frühsport zu gehen. Widerwillig folgen sie am nächsten Morgen der Aufforderung des Erziehers aufzustehen, gehen aber nicht zum Frühsport. Im Schrankzimmer erwarten sie den Erzieher zur Aussprache. Für ihn ist das eine schwierige Situation, denn eine kollektive Verweigerung eines Auftrags hat er bisher noch nicht erlebt. Die Gruppe bleibt weiterhin verstockt, doch die ersten beginnen sich bereits zu schämen. Es scheint sich eine härtere Auseinandersetzung zu entwickeln. Während die anderen Brigaden zur Arbeit gehen, bleiben die Verweigerer beim Frühstück sitzen. In Einzelgesprächen erfährt der Erzieher, dass die meisten alles erzählen wollen, jedoch erst, wenn einer von ihnen die Gruppe für ständig verlässt. Dieser eine tyrannisierte den Rest der Gemeinschaft, die ihm in der Vergangenheit völlig hörig und unterlegen war; vor allen die Kleineren hatten darunter zu leiden. So musste ihn einer immer massieren, ein anderer war dafür da, ihm die Füße zu waschen und der nächste musste ihm die Schuhe putzen. In dem Gespräch kommt auch heraus, dass der „Boss“ immer wieder durch seine Geschicklichkeit und vielseitigen Interessen den Rest für sich einnehmen konnte. Vor allen Dingen hat er viele durch das Vermitteln neuer Tänze, wie Rock 'n' Roll für sich gewonnen. Das Schlimmste aber, was vorkam, waren die sadistischen Quälereien an den Jüngeren, bei denen sich auch andere aus der Gruppe beteiligten. Er fand einfach Gefallen daran, den Folterknecht zu spielen. Nachdem alles ausgesprochen war, versuchte der „Boss“ zu fliehen, wurde aber von der Gruppe wieder eingefangen. Nun kommt er in einen anderen Jugendwerkhof, in dem seine guten Veranlagungen gefördert und die schlechten unterdrückt werden.
Produktion und Veröffentlichung
Notwendige Lehrjahre wurde von Studenten der Deutschen Hochschule für Filmkunst und Fernsehen als Schwarzweißfilm hergestellt. Die erste nachweisbare öffentliche Aufführung fand im November 1994 während des Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm statt.
Die Dreharbeiten fanden im Jugendwerkhof Rudolf Harbig in Römhild in Thüringen statt. Es handelt sich um den Diplomfilm Jürgen Böttchers.
Kritik
In der Biografie der DEFA-Stiftung Jürgen Böttchers von Ines Walk ist über diesen Film zu lesen, dass er den Jugendlichen viel Raum lässt und an ihren Lebenssituationen großes Interesse zeigt. Während der Dreharbeiten nähert er sich ihnen vorurteilsfrei, einfühlsam und vorsichtig.[1]
Einzelnachweise
- ↑ Notwendige Lehrjahre in der Biografie über Jürgen Böttcher bei der DEFA-Stiftung
Weblinks
- Notwendige Lehrjahre in der Internet Movie Database (englisch)
- Notwendige Lehrjahre bei filmportal.de