Bergwerk Penzberg

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Bergwerk Penzberg
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
BergwerkPenzberg1908.jpg
Herzog-Karl-Theodor-Schacht im Vordergrund und Henleschacht im Hintergrund um 1908
Abbautechnik Untertagebau
Förderung/Gesamt 25 Mio. t
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betreibende Gesellschaft Oberbayerische Aktiengesellschaft für Kohlenbergbau
Beschäftigte 2.000 (Höchststand 1951)
Betriebsbeginn 30. März 1796
Betriebsende 30. September 1966
Geförderte Rohstoffe
Abbau von Pechkohle
Größte Teufe 800 m
Geographische Lage
Koordinaten 47° 45′ 9″ N, 11° 22′ 39″ OKoordinaten: 47° 45′ 9″ N, 11° 22′ 39″ O
Bergwerk Penzberg (Bayern)
Lage Bergwerk Penzberg
Gemeinde Penzberg
Landkreis (NUTS3) Weilheim-Schongau
Land Freistaat Bayern
Staat Deutschland

Das Bergwerk Penzberg war eines von mehreren Pechkohlebergwerken in den bayerischen Voralpen zwischen Lech und Inn. Von 1796 bis 1966 wurden über 25 Millionen Tonnen Kohle gefördert.[1] Das mächtigste Relikt ist die Berghalde am Ostrand der Stadt, heute ein Freizeit- und Erholungsgebiet. Neben dem Bergwerksmuseum und dem Bergbau-Rundweg[2] erinnern einige Bergbaudenkmäler[3] an die Bedeutung des Bergwerks für den Ort.

Kohlenvorkommen

Das Grubenfeld des Penzberger Bergwerks war im Osten von der Isar (bei Bad Tölz) und im Westen von der sogenannten Olympiastraße begrenzt.[4] Die Kohle förderten die Bergleute aus der „Penzberger Mulde“, der kleinen „Langsee-Mulde“ und der großen „Nonnenwald-Mulde“. In der Penzberger Mulde waren 5 von 24 Flözen und bei der Nonnenwald-Mulde 9 von insgesamt 31 Flözen bauwürdig.

Geschichte

Isabellenschacht um 1860

Erste Abbauversuche fanden dort bereits im Jahr 1557 statt, große wirtschaftliche Bedeutung und hohe Fördermengen wurden erst im Zuge der Industrialisierung etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts erreicht. Ab 1840 war der Karl-Schacht auf 99 m Tiefe abgeteuft worden und aufgelassen im Jahr 1874.[5] Zuvor fand eine Förderung über Stollen statt. Im Jahr 1851 fand das Abteufen des Isabellenschachtes statt. Im Jahr 1865 nahm die Bahnlinie Tutzing–Penzberg den Betrieb auf, die den Kohlentransport deutlich vereinfachte.[6] 1869 ging das Bergwerk in der Miesbacher Kohlengewerkschaft auf; zu dieser Zeit hatte das Bergwerk 150 Arbeiter.[7] 1870 vollzog sich die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, der „Oberbayerischen Aktiengesellschaft für Kohlenbergbau“,[6] oft kurz als „Oberkohle“ bezeichnet. Diese Aktiengesellschaft baute in der Folge Unterkünfte für Grubenarbeiter, die aus Böhmen, Kroatien, Südtirol, Lombardei, Oberösterreich und der Oberpfalz kommen sollten.[8] 1875 wird der Isabellenschacht geschlossen und der Herzog-Karl-Theodor-Schacht eröffnet. Ab 1890 begann das Abteufen des Henleschachts. 1907 baute man eine Kohlenwäsche. Ab 1913 teuften die Bergleute den Nonnenwaldschacht bis auf eine Tiefe von 800 Metern ab und die Förderung hierdurch begann 1919. Ab 1933 gewannen sie die Kohle nur noch aus dem Nonnenwaldschacht, da der Abbau in den anderen Schächten ab dann beendet war. 1951 erreichten 2000 Mann Belegschaft eine Jahresförderung von knapp 360.000 Tonnen verwertbarer Kohle.[9]

Die Betreiberfirma stellte den Abbau aufgrund mangelnder Rentabilität am 30. September 1966 ein und bald darauf erfolgte die Verfüllung des Nonnenwaldschachtes. Am 21. Januar 1972 wurde der Förderturm vom ehemaligen Nonnenwaldschacht gesprengt.

Markantestes Zeichen aus der Bergbauzeit ist heute das Penzberger „Freizeit- und Erholungsgebiet Berghalde“. Dieser riesige langgestreckte Hügel, der seit 1974 auf Grundlage eines Entwurfs des Penzberger Landschaftsarchitekten Josef Probst begrünt und bepflanzt worden ist, besteht aus dem Abraum, der sich in der langen Zeit des Bergbaus angesammelt hat und vom Bergwerksschacht hierher verfrachtet worden war. „Penzberger Dolomiten“ nannten die Einheimischen damals die oft rutschende und schwankende Halde, die mitten im Moorgebiet aufgetürmt wurde. Der Abraum wurde ab April 1910 mit einer Seilbahn herangeschafft. Als sie irreparabel geworden war, sprengten amerikanische Pioniere zu Übungszwecken am 31. Januar 1955 die bis zu 50 Meter hohen Stützen. Nun wurde der Abraum bis zur Schließung der Zeche per LKW herangeschafft. Im Oktober 2006 weihte der Penzberger Bergknappenverein ein Denkmal auf der Berghalde ein, das an diese Drahtseilbahn erinnert.[10]

Am 30. Januar 1951 wurde das seit den 1930er Jahren geplante Dampfkraftwerk im Teilausbau mit einer Leistung von 39 Megawatt in Betrieb genommen. Mit ihm konnte etwa ein Drittel der Förderung verwertet werden.[11] Der Gebäudekomplex bestand im Wesentlichen aus einem 34 Meter hohen Kesselhaus mit 98 Meter hohem Schornstein, in dem vom Bergwerk (als Betreiber des Kesselhauses) Dampf erzeugt wurde, der als Wärmeenergie an die Deutsche Bundesbahn für die Dampfturbinen verkauft wurde. In der 3.000 Quadratmeter großen Maschinenhalle wurde hauptsächlich einphasiger Bahnstrom mit 1623 Hertz, aber auch Dreiphasenwechselstrom mit 50 Hertz erzeugt. Letzterer diente zur Versorgung des Bergwerks, aber auch zur Versorgung von sehr kleinen Teilen Penzbergs (Inselnetz). Nach Schließung des Bergwerks wurde das Kraftwerk bis zu seiner Stilllegung am 30. April 1971 noch mit Kohle aus Peißenberg und aus dem Saarland beliefert. Am 28. Oktober 1978 erfolgte eine Teilsprengung des Kesselhauses und am 17. Februar 1979 wurde der Schornstein gesprengt.[10] Die Maschinenhalle blieb erhalten und wurde bis 2008 von einem Verwertungsbetrieb genutzt. Auch das 1,6 Kilometer östlich gelegene Pumpenhaus mit dem Ausgleichs-Wasserturm, von dem einst Kühlwasser von der Loisach zum Kraftwerk gepumpt wurde, existiert heute noch.

Bis 1966 sind im Bergwerk 246 Personen tödlich verunglückt.[12]

Bergwerksmuseum

Das Bergwerksmuseum, erbaut und eingerichtet von ehemaligen Bergleuten, beinhaltet eine Dauerausstellung. Originalgetreue Streckenausbauten der Bergknappen bilden das Kernstück. Zusammen mit dem Gezähe, Hunten, Grubentelefonen, Signalstationen, einer simulierten Sprengung und einem Blindschacht aus der Grube vermitteln sie ein realistisches Bild des Arbeitslebens untertage. Die verschiedenen Entwicklungsstufen des Kohleabbaus – vom Handabbau bis zum voll mechanisierten Betrieb – werden dargestellt. Außerdem zu sehen ist eine Sammlung von originalen Grubenlampen, Vermessungsgeräten, Kartenmaterial, Fotografien und Zeitdokumenten. Modelle, Medienstationen und Filmdokumente erläutern darüber hinaus die Arbeitsabläufe im Bergwerk.[13] Die Stadt Penzberg übernahm 2012 die Trägerschaft und modernisierte das Museum bis Sommer 2013.[14]

Literatur

  • Karl Luberger, Stadt Penzberg (Hrsg.): Geschichte der Stadt Penzberg, 1. Auflage 1969; 2. Auflage 1975; 3. Auflage 1983.
  • Karl Luberger: Penzberg und das Bergwerk. In: Lech-Isar-Land 1988, S. 175–177
  • Michael Mayr: Die Drahtseilbahn zum Berghaufen. Bergknappenverein, Penzberg 2006.
  • K. A. Weithofer: Das Pechkohlengebiet des bayerischen Voralpenlandes und die Oberbayerische Aktiengesellschaft für Kohlenbergbau, Denkschrift aus Anlässlich des 50-jährigen Bestandes dieser Gesellschaft (1870–1920), C. Wolf & Sohn, München 1920, 344 S.

Weblinks

Commons: Bergwerk Penzberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karl Luberger, Stadt Penzberg (Hrsg.): Geschichte der Stadt Penzberg, 2. Auflage. 1975.
  2. Bergbaurundweg Penzberg. (PDF; 30 KB) In: GeoLehrpfade in Bayern, Nr. 152. Bayerisches Landesamt für Umwelt, November 2013, abgerufen am 28. Dezember 2015.
  3. http://www.bergknappenverein-penzberg.de/ Bergknappenverein Penzberg OB. e.V. / Reiter Bergbaudenkmal
  4. Informationsschrift: Bergwerksmuseum Penzberg
  5. Chronologie des Penzberger Bergbaus (Memento vom 4. August 2012 im Webarchiv archive.today) Websitebetreiber: Knappenverein Peißenberg.
  6. a b Karl Luberger: Geschichte der Stadt Penzberg, Seite 59
  7. Karl Luberger: Geschichte der Stadt Penzberg. Hrsg.: Stadt Penzberg. 1. Auflage. 1969, S. 58–59.
  8. Karl Luberger: Geschichte der Stadt Penzberg, Seite 60
  9. Karl Luberger: Geschichte der Stadt Penzberg, Seite 89
  10. a b Karl Luberger: Geschichte der Stadt Penzberg, 3. Auflage Jahr = 1983. Buchdruckerei Michael Laßleben, Kallmünz über Regensburg, diverse Stellen
  11. Karl Balthasar: Geschichte und Bergtechnik der Kohlenbergwerke Penzberg und Hausham. In: Bayerisches Geologisches Landesamt (Hrsg.): Die oberbayerische Pechkohle (= Geologica Bavarica. Band 73). München 1975, S. 7–24, hier S. 16 (Volltext [PDF; 15,0 MB; abgerufen am 4. September 2022] – Link „2. PDF“).
  12. Barbara Greinwald: Bergbau in Oberbayern. In: Brigitte Raab (Hrsg.): Der Oberbaierische Fest-Täg und Alte-Bräuch-Kalender 2016. Raab-Verlag, Iffeldorf 2015, ISBN 978-3-9814583-4-3, S. 64.
  13. Dauerausstellung. In: bergwerksmuseum-penzberg.de. Abgerufen am 2. Juli 2021.
  14. Das Museum. In: bergwerksmuseum-penzberg.de. Abgerufen am 2. Juli 2021.