Iglu

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Großes Iglu (Kinngait an der Südküste der Baffininsel)
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Wintersiedlung der Inuit nahe der Frobisher-Bucht auf der Baffininsel, Buchillustration etwa 1865

Unter Iglu versteht man üblicherweise ein kuppelförmiges Schneehaus.

Geschichte

Das Inuktitut-Wort

ᐃᒡᓗ

“, Aussprache: /iɣˈlu/, bedeutete ursprünglich allgemein „Wohnung“ oder „Haus“ und umfasst somit alle Behausungen der Eskimos, die auch früher häufiger in Torf-, Stein-, Erd- oder Holzhäusern und im Sommer auch in Zelten lebten (siehe dazu auch Qarmaq). Das Iglu als Haus aus Schnee war oft eine einfache und schnell errichtete Unterkunft, wurde aber auch über längere Zeiträume als Wohnung genutzt. Wintersiedlungen von Iglus gab es in der Zentralarktis. Diese bis zu sieben Meter im Durchmesser großen Iglus waren dann über Monate bewohnt. Meist wurden aber Iglus als schnell gebaute Unterkunft bei Jagdausflügen oder Wanderungen errichtet. Zwei geübte Personen benötigen dafür lediglich eine Stunde Bauzeit.

Bis auf wenige Ausnahmen haben alle traditionellen Häuser der Eskimos seit den 1950er Jahren als Wohnungen ausgedient. Die meisten leben heute in Siedlungshäusern und bei winterlichen Aufenthalten auf dem Land in Holzhütten (sog. „Cabins“).

Auch heute nutzen Eskimos das Iglu als Schutzhütte, etwa wenn sie bei einem Jagdausflug von Wetterumstürzen überrascht werden. Dieser in der Arktis nach wie vor wichtige Zweck ist auch der Grund dafür, dass Iglubauen bis zu einem gewissen Grad auch in der Schule unterrichtet wird. In manchen Siedlungen, z. B. Pond Inlet, wird das Übernachten im Iglu heute auch als Touristenattraktion angeboten.

Das Innere eines Iglus

Wärmeverhältnisse

Datei:Igloo-diagram.jpg
Schlafebene und tiefer gelegener Eingang

Im Inneren herrschen akzeptable Wärmeverhältnisse, da der Schnee als gute Wärmedämmung wirkt. Als normal gelten Temperaturen um den Gefrierpunkt; auf dem höher als den Eingangsbereich gelegten Schlafplatz werden wegen der nach oben steigenden Warmluft sogar Plusgrade erreicht. Im Vergleich mit den Außentemperaturen können bis zu 50 Grad Unterschied bestehen; so sind beispielsweise bei einer Außentemperatur von −46 °C −6 °C auf Bodenhöhe (Schlafsockel) und sogar +4 °C auf Schulterhöhe möglich. Wärmequellen wie menschliche Körperwärme und früher das Qulliq (eine flache steinerne Öllampenschale), heute etwa ein Benzinkocher, lassen +5 °C erreichen. Höhere Temperaturen führen zum Schmelzen des Schnees und zum Durchnässen der Bewohner.

Wenn das Iglu als Schlafraum dienen soll, muss die Liegefläche höher liegen als die Oberkante des Einganges, damit die warme Luft nicht entweichen kann. Das kann erreicht werden, indem neben der Liegefläche oder zwischen zwei Liegeflächen ein Fußgraben gegraben wird und so die Liegefläche etwa 70 cm höher liegt als der Boden, oder indem der Eingang tiefergelegt und von außen gesehen schräg nach innen-oben führt (Kältefalle). Damit die Liegefläche nicht durch die Körperwärme schmilzt, ist eine Isolationsschicht zwischen Schnee und Schlafsack erforderlich.

Bau eines Iglus

Iglubau mit Schneemesser in Kinngait (an der Südwestküste der Baffininsel)
Datei:Iglu building 2 1998-03-30.jpg
Demonstration eines Iglubaus vor Schülern in Kinngait (an der Südwestküste der Baffininsel)

Vor dem Bau eines Iglus ist die Geländebeurteilung für den späteren Erfolg oder Misserfolg entscheidend. Ein Iglu sollte möglichst nicht in einer Mulde (Kältesee), sondern aus zwei Gründen an einem leicht geneigten Hang errichtet werden:

  • Ausreichend Schnee oberhalb des geplanten Iglus erleichtert den Antransport der Schneeblöcke aus dem „Steinbruch“.
  • Die Hangneigung erleichtert die Anlage der Eingangsoberkante unterhalb der Liegefläche (Kälteabfluss).

Je nach Witterungsbedingungen, akuten Bedürfnissen oder auch lokalen Gewohnheiten gelangen unterschiedliche Techniken für den Bau eines Iglus zur Anwendung:

Massivbauweise

Für ein stabiles Iglu werden Schneeblöcke benötigt, die mit einem Schneemesser oder einer Schneesäge in unmittelbarer Nähe des geplanten Bauplatzes aus der Schneedecke ausgeschnitten werden. Nach dem Schneiden des Schnees müssen die Teile etwa 40 cm hoch, 60 cm breit, 50 cm tief (Gewicht etwa 40 kg) und zusätzlich abgeschrägt sein, damit die Ringe der Schneeblöcke nach oben immer enger werden und eine Kuppel bilden. Hierfür ist nur eine ganz bestimmte Schneeart geeignet, weshalb derartige Iglus nicht jederzeit errichtet werden können. Die Blöcke werden nacheinander in einer sich verjüngenden Spirale aufgestapelt und mit dem Schneemesser passend zugeschnitten. Der Durchmesser wird so stetig verringert, bis die Kuppel geschlossen ist. Zum Schluss werden ein oder zwei Fenster aus blanken Eisplatten (z. B. Eisstücke aus einem nahen See) eingesetzt, um das Innere etwas zu erhellen. Nach Fertigstellung wird der Eingangsbereich als Wind- und Kältefang gegraben und mit Schneeblöcken überwölbt.

Spiralbauweise

Die Spiralbauweise wird angewendet, wenn ohne viel Aufwand rasch ein Schutzbau errichtet werden soll. Im Gegensatz zur Massivbauweise muss dann eine Schneemauerdicke von ca. 20 cm ausreichen, wozu Schneeziegel in einer aufsteigenden Spirale aneinander gelehnt werden. Wichtig ist dabei, dass die beiden unteren Ecken auf der darunterliegenden Reihe sowie die obere Ecke am vorherigen Schneeziegel gut aufliegen. Für eine gute Stabilität sollen die Blöcke zu einer Kugelform geschichtet sein. Dazu ist es erforderlich, die Kanten beim Einpassen mit dem Schneemesser passend abzuschrägen und mit einer Schnur regelmäßig den inneren Radius des Iglus zu prüfen. Als Abschluss wird ein Ziegel über das Loch gelegt und durch Zuschneiden eingepasst. Die Blöcke sind etwa 60 cm breit, 25 cm tief (Gewicht etwa 15 bis 20 kg). Bei größeren Iglus werden zwei Spiralen an gegenüberliegenden Punkten begonnen, dann kann doppelt so schnell gearbeitet werden.

Blöcke schneiden

Der ideale „Steinbruch“ liegt nahe am Bauplatz, da bereits für ein kleines Iglu mit zwei Metern Durchmesser etwa 50 Blöcke benötigt werden. Das Schnee-Material ist dann gut, wenn der Schnee so fest ist, dass ein 60 cm großer waagrecht gehaltener Block nicht bricht. Um solche Schichten zu finden, muss meist erst der darüber liegende lockere Schnee weggeschaufelt werden. Günstig ist auch eine leichte Hanglage, weil dann die mit der Schneesäge ausgesägten Blöcke mit dem letzten unteren Schnitt leichter abgetrennt werden können. Das Blatt der Schneesäge muss mindestens so lang sein wie die mittlere Kantenlänge des Blocks (ca. 40 bis 50 cm).

Schneehaufen-Iglu

Zuerst wird ein Schneehaufen aufgeschichtet und besonders am äußeren Rand verdichtet. Dann wird ein Eingang gegraben und der Haufen von innen ausgehöhlt. Von außen rundherum etwa 50 cm eingesteckte Stöcke helfen, die erforderliche Dicke nicht zu unterschreiten. Diese Bauweise ist bei Kindern sehr beliebt.

Große Iglus mit Durchmessern von drei bis fünf Metern, wie sie beispielsweise für touristische Iglu-Dörfer errichtet werden, werden aus mit Pistenfahrzeugen zusammengeschobenen oder durch Schneefräsen aufgehäuften Schneehaufen gebaut. Der Hohlraum wird durch einen aufgeblasenen großen Luftballon geschaffen, um den der Schneehaufen errichtet und verdichtet wird. Der Luftballon wird anschließend wieder entfernt und der Innenraum ausgebaut.

Schalungsiglu

Diese Art von Iglu wurde 1987 von Heeresbergführer Herman Glatz, damals Zugführer eines Hochgebirgsjägerzuges in Mittenwald und gelernter Zimmerer, als Schalungsiglu entwickelt und wird seitdem von den deutschen Gebirgsjägern als Unterkunft beim Biwak im schneebedeckten Gelände benutzt. Die Gruppe schichtet zuerst von allen Seiten einen Hügel auf. Auf diesem Hügel stehen mehrere Personen auf Skiern und verdichten den Schneehaufen. Anschließend werden zwei Löcher etwas über hüfthoch gegraben, sowie ein Verbindungstunnel, der später als Eingang dient. In eines der beiden Löcher stellen sich anschließend meist drei bis fünf Personen mit einer wasserdichten Plane, die sie über ihrem Kopf halten und mit dem Gesäß an die Innenwand des Loches drücken. Nun wird von den Seiten weiter Schnee auf das Iglu und über die Plane angehäuft und wiederum verdichtet, bis die Schneedecke sich selbst hält. Daraufhin wird die Plane entfernt, und die Personen im Inneren des Iglus kriechen durch den Tunnel nach draußen. Das Iglu wird jetzt von innen ausgeschält. Die Wände erreichen bei dieser Bauart eine Stärke von 0,8 m bis zu 1,50 m. Das Quinzhee wird ähnlich gebaut.

Innenausbau

Wichtig ist, dass die Innenflächen keine Tropfkanten aufweisen, damit gelegentlich auftretendes Schmelzwasser nicht von der Decke tropft, sondern den Wänden entlang nach unten rinnt. Deshalb werden die Innenwände sauber geglättet und dabei durch Druck weiter verdichtet. Nischen, Podeste, Skulpturen etc. verzieren in großen Iglus den Innenraum. In Iglu-Dörfern werden mehrere Iglus durch Gänge miteinander verbunden und dienen als Schlaf-, Aufenthalts- und Essräume.

Größtes Schneeiglu der Welt

Das weltweit größte Schneeiglu entstand im Winter 2016 in Zermatt (Schweiz) als Teil des Iglu-Dorfes Zermatt. In rund 2000 Stunden baute ein 14-köpfiges Team auf dem Gornergrat an der Station Rotenboden oberhalb von Zermatt mit 1400 Schneeblöcken das Iglu und sicherte sich damit am 20. Januar 2016 den Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Das Iglu, das zum 20-jährigen Bestehen der Iglu-Dörfer in der Schweiz gebaut wurde, hatte einen Durchmesser von 12,9 Metern und eine Innenhöhe von 9,92 Metern. In der Anlage gibt es neben Schlaf-Iglus auch eine Bar, ein Restaurant und einen Wellnessbereich.[1][2]

Datei:Iglu-Weltrekord.jpg
Bau Weltrekord-Iglu in Zermatt
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Bau Weltrekord-Iglu in Zermatt
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Weltrekord-Iglu 2016 in Zermatt

Weblinks

Wiktionary: Iglu – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Iglu – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise