Ungarisch Bieling

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Ungarisch Bieling (ung.: Magyarbükkös oder Magyarbüks) war ein kleines, nicht mehr existentes Bauerndorf im damaligen Deutschwest-Ungarn. Es handelte sich um den Schwesternort des Ortsteils Deutsch Bieling in der heutigen Gemeinde Heiligenbrunn im Bezirk Güssing. Die Überreste des Ortes liegen im heutigen Grenzgebiet zwischen Österreich und Ungarn, direkt am Grenzfluss Strem.

Lage und Beschreibung

Die Reste von Ungarisch Bieling befinden sich im Grenzbereich der heutigen Gemeinden Heiligenbrunn in Österreich und Csákánydoroszló in Ungarn.[1] Sie liegen in einem dichten Waldgebiet im Bereich der Staatsgrenze, etwa 3,5 km nördlich von Csákánydoroszló, 2 km südlich von Hagensdorf, und ca. 2,6 km südöstlich der Schwesternortschaft Deutsch Bieling. Die einzigen, heute erkennbaren Reste einer Siedlung sind die überwachsene Mühlenwehranlage und ein Steinkreuz am Friedhof.[2]

Das Dorf bestand ursprünglich aus etwa zehn Häusern, einem Friedhof und einem Gasthaus. Wie die Nachbarortschaften Hagensdorf und Luising war es von Schwaben bewohnt.[3]

Geschichte

Ungarisch Bieling wurde im Jahre 1375 erstmals urkundlich erwähnt. In den Urkunden wurden auf lateinisch mit „poss. Bykus“ (dt.: unser Bykus) und „altera Bykus“ (dt.: das andere Bykus) ursprünglich zwei Siedlungen genannt. Später wurde das Dorf als Bykus (1418), Bixy oder Bykesd (1425), Bykes (1482), Felsewbykes (dt.: Oberes Bykes) (1494) und Bywx (1498) genannt.[4]

Im Ort gab es ursprünglich eine Wehranlage, genannt Várdomb und Sírdomb. 1482 wurde auch eine Mühle genannt.[5]

Während im Zuge der neuen Grenzziehungen durch die Verträge von St. Germain und Trianon 1920/1921 die Nachbarortschaften Hagensdorf, Deutsch Bieling und (bei einer Grenzkorrektur 1923) Luising zu Österreich kamen, blieb Ungarisch Bieling bei Ungarn. Problematisch war dies, da seine größtenteils Deutsch sprechenden Einwohner zu diesen Nachbarorten hin orientiert waren. Der Ort gehörte zur Pfarrgemeinde Hagensdorf, wo die Kinder auch in die Schule gingen, und die Mühle im Dorf wurde von vielen Bauern aus den anderen (nun in Österreich liegenden) Orten benutzt. Für die Nutzung der Mühle konnte ursprünglich eine Lösung gefunden werden, indem die Bauern einen sogenannten „Pferdepass“ ausgestellt bekamen, mit dem sie Zugang zur Mühle erhielten. Da der ungarische Staat ab 1939 aber das Wasserrecht für die Mühle beanspruchte, wurde sie aufgelassen.[6]

Durch die Hochrüstung der Grenze mit Stacheldraht nach dem Zweiten Weltkrieg wurden der Ort zerstört, seine noch vorhandenen Bewohner vertrieben. Einige Bewohner waren allerdings bereits zuvor in die Nachbardörfer Heiligenbrunn, Kemestaródfa oder Csákány umgesiedelt. Die letzte Person, die den Ort verließ war 1958 Rozália Tóth.[7]

2008 wurde im Zuge eines privat initiierten Projektes der bis dahin verwachsene Friedhof wieder zugängig gemacht, und eine Zufahrt von österreichischer Seite und eine Brücke errichtet.[8] Im Jahr 2013 wurde bei einem Gedenkakt zusätzlich eine Gedenkstätte, bestehend aus drei hölzernen Obelisken, durch die Pfarrer der nächstgelegenen österreichischen und ungarischen Pfarrgemeinden eingeweiht.[9]

Weblinks

Commons: Ungarisch Bieling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ungarisch-Bieling, Magyarbükkös. In: best-of-burgenland.com. Obstgarten Nikles, abgerufen am 10. September 2022.
  2. Ungarisch-Bieling, Magyarbükkös. In: best-of-burgenland.com. Obstgarten Nikles, abgerufen am 10. September 2022.
  3. Ungarisch-Bieling, Magyarbükkös. In: best-of-burgenland.com. Obstgarten Nikles, abgerufen am 10. September 2022.
  4. Ungarisch-Bieling, Magyarbükkös. In: best-of-burgenland.com. Obstgarten Nikles, abgerufen am 10. September 2022.
  5. Ungarisch-Bieling, Magyarbükkös. In: best-of-burgenland.com. Obstgarten Nikles, abgerufen am 10. September 2022.
  6. Ungarisch-Bieling, Magyarbükkös. In: best-of-burgenland.com. Obstgarten Nikles, abgerufen am 10. September 2022.
  7. Ungarisch-Bieling, Magyarbükkös. In: best-of-burgenland.com. Obstgarten Nikles, abgerufen am 10. September 2022.
  8. ORF Burgenland vom 11. April 2012: Ungarisch Bieling: Das verschwundene Dorf (abgerufen am 23. Oktober 2014)
  9. Ungarisch-Bieling, Magyarbükkös. In: best-of-burgenland.com. Obstgarten Nikles, abgerufen am 10. September 2022.

Koordinaten: 47° 0′ N, 16° 28′ O