Vincenz Grüner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. September 2022 um 23:07 Uhr durch imported>Wi-luc-ky(2238184) (Vorlage:Google Buch-ID-fix: überflüssige Zeichen - nach der genau 12-stelligen ID, siehe Benutzer:Lustiger seth/kaputte google-books-links; passim bibliograph. Korr./Erg.; Weblinks akt.; LCCN akt./format-fix).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Vincenz (Vinzenz) Raimund Grüner (* 1771 in Prag; † 6. August 1832 in Wien) war ein Kupferstecher und Schriftsteller in Wien. Er verfertigte Illustrationen zu deutschen Klassiker-Ausgaben (Goethe, Shakespeare, Schiller). Goethe bezeichnete ihn in einer Tagebuchaufzeichnung vom 3. Juni 1829 als „Maler und Kupferstecher“, und von ihm sind drei Briefe an Grüner erhalten.[1] Weiters verfasste er mehrere Schauspiele, Opernlibretti, Gedichte, Erzählungen und Romane.[2]

Leben

Grüner übersiedelte in den 1790er Jahren nach Wien und trat 1796 als Schüler in die Wiener Akademie der Künste ein. 1822 bewarb er sich erfolglos um die Stelle eines Lehrers für graphische Künste an der Kunstakademie in Prag. Trotzdem kehrte er 1825 nach Prag zurück und arbeitet dort als Kupferstecher und Schriftsteller. Ende der 1820er Jahre kehrt er aber wieder nach Wien zurück.

Die „Darstellung des Fabrik- und Gewerbswesens“ von Stephan von Keeß (1824) lobt ihn für seine Versuche, statt Kupfer in anderen Metallplatten (Stahl) zu radieren.[3]

Werke

Radierung zu Goethes „Der Zauberflöte zweiter Teil“ von R. Grüner
V. Grüner. Titelkupfer zu Goethes Sämtliche Schriften. Band 5. Wien 1810

Seine Kupferstiche wurden zuerst von Otto Erich Deutsch in chronologischer Folge verzeichnet.[4][5][6] Seine Umriss-Stiche zum Wiener Raubdruck einer Goethe-Ausgabe (26 Bände, 1810–1817)[7][8] enthalten die erste Illustration zu Faust nach Erscheinen der Ausgabe Der Tragödie erster Teil[9] sowie die seltene Illustration von Goethes Weiterbearbeitung der „Zauberflöte“.[10] Außerdem stammt von ihm die erste bildliche Darstellung der Oper Fidelio von Beethoven.[11]

Theseus tötet den Minotaurus

Zu seinen frühesten Werken gehören Stiche zu den Ovidschen Verwandlungen (1791),[12] zu den spätesten die „Trachten aus Böhmen“ (Prag, um 1830). Die meisten seiner Stiche illustrieren eigene Schriften, vor allem moralisierende Belehrungsbücher für die Jugend, patriotische Erzählungen, Puppenspiele. Einzelblätter zeigen Architekturveduten aus Wien und Umgebung („Ansicht von Baaden in Oesterreich“, „Die St. Karlskirche in der Vorstadt Alt-Wieden“, „Schloss Eichberg“), Porträts (zum Beispiel den Botaniker Thaddäus Haedke, den Minister Franz von Thugut), zeitgeschichtliche und patriotische Szenen (Monarchen und hohe Beamte des Wiener Kongresses 1815, „Franz I. an einem Tage des allen Ständen gewährten Zutrittes zu S. A. H. Person“), Volksfeste („Brigitten-Kirchtag bei Wien 1810“) und Trachten (34 „Volkstrachten aus Böhmen“).

Schriften

  • Der böse Findling, oder der Schauerthurm. Franz Haas, Wien/Prag 1798, OCLC 78411926 (Scan; mit Titelkupfer und -vignette in der Google-Buchsuche).
  • Friedrich Wilhelm Pfautsch: Die zwölf Monathe. Ein Festgeschenk für die fleissige und gebildete Jugend. Eigenverlag, Wien 1832, OCLC 177732288 (Scan der Ausgabe 1841 in der Google-Buchsuche – mit 12 illuminirten Kupfern).
  • Der treue Oesterreichische Unterthan bey der glücklichen Ankunft unsers gnädigsten Monarchen zu Wien, nach dem siegreich erkämpften Frieden im Jahre 1814. Mathias Andreas Schmidt, Wien 1814 (Scan in der Google-Buchsuche).

Literatur

Weblinks

Commons: Vincenz Grüner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Goethes Werke. Weimarer Ausgabe. Band 41. Böhlau, Weimar 1907, S. 181, Abt. IV.22, Nr. 6282.
  2. Vincenz Raimund Grüner. In: Karl Goedeke (Hrsg.): Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. 2., ganz neu bearb. Auflage. Band XI/2: Vom Weltfrieden bis zur französischen Revolution 1830. L. Ehlermann, Düsseldorf 1953, DNB 456768505, S. 175 (Unveränd. Nachdruck bei Akademie-Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-05-005232-8).
  3. Stephan von Keeß: Darstellung des Fabrik- und Gewerbswesens in seinem gegenwärtigen Zustande. Mörschner und Jasper, Wien 1824, S. 19.
  4. Otto Erich Deutsch: Goethe und Vinzenz Raimund Grüner. Mit einem unbekannten Goethebriefe. In: Zeitschrift für Bücherfreunde. Band XI (Neue Folge), Nr. 2, 1920, S. 190–192 (Scan – Internet Archive).
  5. Rudolf Payer von Thurn: Zu „Goethe und V. R. Grüner“ I. In: Beiblatt der Zeitschrift für Bücherfreunde. Band XII (Neue Folge), Heft 1–2 (April–Mai), 1920, Sp. 75–76 (Scan – Internet Archive).
  6. Robert F. Arnold: Zu „Goethe und V. R. Grüner“ II. In: Beiblatt der Zeitschrift für Bücherfreunde. Band XII (Neue Folge), Heft 1–2 (April–Mai), 1920, Sp. 76–77 (Scan – Internet Archive).
  7. J. W. Goethe: Goethe’s sämmtliche Schriften. Josef Geistiger, Wien (1810–1817).
  8. Waltraud Maierhofer: Die Titelkupfer von Moritz von Schwind, Vincenz Grüner und weiteren Wiener Künstlern zu zwei Goethe-Werkausgaben. In: Michael Viktor Schwarz (Hrsg.): Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte. Band LXV. Vandenhoeck & Ruprecht, 2018, ISBN 978-3-205-20023-9, S. 105–131 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. R. F. Arnold: Der erste Illustrator zu Goethes Faust. In: Chronik des Wiener Goethe-Vereins. Band 34, 1924, ISSN 0257-2575, S. 31–33.
  10. Vincenz Grüner. Mit Abb. In: Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins. Band 102, 1999, ISSN 0250-443X, S. 64.
  11. Fidelio. In: J. F. Castelli (Hrsg.): Wiener Hof-Theater Taschenbuch auf das Jahr. J. B. Wallishaußer, Wien 1815, S. 19, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10573622-4 (DigitalisatBayerische Staatsbibliothek).
  12. Ovids Verwandlungen, in Kupfern und mit den nöthigen Erläuterungen herausgegeben von einer Gesellschaft. 3 Bde. Mit Stichen von Stöber, Antropp, Ponheimer, Grüner u. a. Alberti, Wien 1791, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00074246-2.