Telefonbuch

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Ein Telefonbuch enthält eine alphabetische Auflistung aller Teilnehmer eines Telefonnetzes, meist unterteilt in Regionen, mitsamt ihren zugehörigen und eindeutigen Telefonnummern. Nicht enthalten sind Geheimnummern oder Telefonnummern, bei denen der Kunde einer Eintragung widersprochen hat oder keine Veröffentlichung in den Printmedien wünscht (eine Veröffentlichung auf CD-ROM, im Internet oder über die Auskunft ist dennoch möglich). Durch die vielfach enthaltenen Adressen können Telefonbücher auch als Adressbuch verwendet werden.

Zum Schutz vor widerrechtlicher Nutzung und Weiterverkauf der Adressdaten, zum Beispiel für Marketingzwecke, enthalten Telefonbücher sogenannte „Kontrolleinträge“, also Adressen von fiktiven Personen (ähnlich den fingierten Artikeln in Lexika). Damit können unrechtmäßige Nutzer der Daten aufgespürt werden. Wenn beispielsweise ein fiktiver Name auch im Telefonbuch eines anderen Anbieters erscheint, ist offensichtlich, dass der andere Anbieter die Telefondatensätze kopiert hat.[1][2]

Die Printverzeichnisse werden von den Telefonbuchverlagen vielfach einmal pro Jahr herausgegeben. Darüber hinaus sind die Telefonnummern heute auch im Internet oder auf CD-ROM erhältlich. Dort werden neben den regelmäßig aktualisierten Kontaktdaten oft zahlreiche Zusatzfunktionen wie Internetadressen, Kartenausschnitte des Wohnorts oder Routenplaner geboten.

Vollständigkeit

Vor der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes (in Europa in den 1980er- und 1990er-Jahren) war das Telefonbuch eine nahezu vollständige Aufstellung sämtlicher Haushalte, da einerseits in den 1980er Jahren bereits fast jeder Haushalt über einen Telefonanschluss verfügte, andererseits der Eintrag im Telefonbuch für den Anschlussinhaber verpflichtend war.

Mittlerweile hat sich der Markt dahingehend verändert, dass sich mehrere Wettbewerber das ehemalige Monopol der Telefonbuchherausgeber teilen. Aber auch in Zeiten neuer Kommunikationstechnologien von der Mobil- bis hin zur IP-Telefonie sind die Telefonbuchverleger weiterhin bemüht, durch zusätzliche eigenständige Recherchen den Datenbestand vollständig und aktuell zu halten. Traditionelle Festnetzanschlüsse lassen sich nach der engen Definition der Adresse (ortsfeste Anschrift) dem geografischen Ende der Telefonleitung zuordnen. Mobile Telefonnummern sind an den veränderlichen Aufenthalt des Endgeräts gekoppelt und können daher nur schwer in hergebrachte Telefonbücher, die auf einem Regionalprinzip beruhen, eingegliedert werden. Hier werden sie in der Regel zusätzlich zu Festnetzanschlüssen für einen Inhaber angegeben. Ähnliches gilt für IP-Telefonie-Rufnummern oder gar Internetdienste wie Skype, deren Benutzernamen nicht in Telefonbüchern zu finden sind. Darüber hinaus lassen sich solche Daten weder einfach erfassen, da die Benutzer ihre Anschrift nicht angeben, noch wünschen die meisten Benutzer ihren Benutzernamen unter Zuordnung zu einem Klarnamen in einem gedruckten Verzeichnis mit Wohnanschrift zu finden.

Grundsätzlich lässt bereits der Umfang heutiger Telefonbücher erkennen, dass bei weitem nicht mehr alle Bewohner einer Stadt darin aufgeführt sind – einerseits weil viele Anschlussinhaber aus Datenschutzgründen (z. B. wegen unerwünschter Werbeanrufe oder über das Telefon begangener Betrügereien, etwa dem Enkeltrick) keinen Eintrag mehr wünschen; zum anderen gibt es durch die Verbreitung des Mobilfunks mittlerweile viele Haushalte, in denen gar kein Festnetzanschluss mehr vorhanden ist.

Geschichte und lokale Eigenheiten

Umschlag des ersten Berliner Telefonbuchs vom 14. Juli 1881
Telefonbuch für Südtirol von 1925
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Titelseite des Amtlichen Fernsprechbuches für den Bezirk der Reichspostdirektion Berlin 1941, 1534 Seiten

Das erste Telefonbuch überhaupt erschien am 21. Februar 1878 in New Haven, Connecticut. Es war eine Liste mit 50 Einträgen.

Deutschland

1877 hatte Generalpostmeister Heinrich von Stephan in einer Zeitschrift das von Philipp Reis erfundene Telefon entdeckt. Am 26. Oktober 1877 wurden in Berlin unter seiner und Generaltelegraphendirektor Buddes Regie erfolgreiche Übertragungsversuche durchgeführt, die die Errichtung eines ersten Telefonnetzes in Deutschland zur Folge hatten. Am 14. Juli 1881 wurde in Berlin das erste deutsche Telefonbuch mit dem Titel „Verzeichniss der bei der Fernsprecheinrichtung Betheiligten“ herausgegeben. Von Stephan bestand darauf, die deutsche Bezeichnung für Telefon zu verwenden.[3] Dieses Verzeichnis enthielt 185 Einträge, alphabetisch sortiert und aufgeteilt in vier Spalten mit Nummer, Namen oder Firmennennung, der „Bezeichnung des Standes oder Geschäftszweiges“ sowie der Adresse von „Wohnung oder Geschäftslokal“. Im Berliner Volksmund wurde das erste Telefonbuch Deutschlands auch „Buch der Narren“ genannt, weil dem Menschen auf der Straße die ersten deutschen Teilnehmer leid taten, die auf diesen „Schwindel aus Amerika“ hereingefallen waren.

1889 konnte von Stephan den zehntausendsten Anschluss verkünden. Ausgefallen sind die Telefonbücher Deutschlands in den Jahren 1917 wegen Papiermangels aufgrund des Ersten Weltkriegs und ab 1942 während des Zweiten Weltkriegs. Auch die früher für viele Städte verfügbaren Adressbücher, die alle Einwohner einer Stadt auflisteten, enthielten mitunter Telefonnummern.

Obwohl es zunächst als reines Verzeichnis gedacht war, erschien bereits 1897 die erste Werbeanzeige im Kölner „Telephon-Teilnehmer-Verzeichnis“ und begründete die Geschichte des Telefonbuchs als Informations- und Werbemedium. Durch seine Auslieferung als Amtliches Fernsprechbuch an alle Fernsprechteilnehmer erreichte es in den 1970er-Jahren eine massenhafte Verbreitung in den deutschen Haushalten. Seit der Privatisierung in den 1980er-Jahren ist es als „Telefonbuch“ erhältlich.

Die Eintragung im Telefonbuch war lange Zeit für jeden Anschlussinhaber verpflichtend, nur bei besonderen Umständen (z. B. wenn die private Telefonnummer einer prominenten Person nicht bekannt werden sollte) konnte darauf verzichtet werden. Heute ist die Nennung im Telefonbuch dagegen freiwillig.

Es gibt heute 125 regionale Ausgaben mit einer Gesamtauflage von 32 Mio. Exemplaren. Die größte Auflage gibt es in Berlin. Der gesamte Branchenumsatz wurde im Jahr 2006 auf ca. 1 Mrd. € geschätzt.[4]

Online-Ausgaben der Telefonbücher bieten dem Nutzer neue Serviceangebote, die das Finden von Einträgen erleichtern.[5] Statistiken zeigen, dass die Zugriffszahlen auf das Onlineangebot kontinuierlich ansteigen. Ebenfalls wird eine App für iPhone, Windows Phone, Blackberry und Android-Smartphones angeboten. Seit 2014 erscheinen neben dem umfassenden Telefonbuch-Kompendium noch Spezialverzeichnisse wie der „TB Guide“ für die Städte Berlin, Hamburg und München (Stand: Januar 2015).[6]

Gemäß § 78 Abs. 2 Nr. 2 des Telekommunikationsgesetzes (TKG) in Verbindung mit § 104 und § 45m TKG ist die in der Regel einmal jährliche Herausgabe eines gedruckten öffentlichen Teilnehmerverzeichnisses als Universaldienstleistung und damit als unabdingbare Grundversorgung festgelegt worden. Zurzeit erbringt die Deutsche Telekom AG Universaldienstleistungen in der Bundesrepublik Deutschland. Die Telekom bedient sich dazu ihrer Tochter DeTeMedien GmbH im Zusammenwirken mit Telefonbuchverlagen und erfüllt diese Verpflichtung mit der jährlichen Herausgabe von „Das Telefonbuch“.

Österreich

In Österreich wurde das erste Telefonverzeichnis am 15. Juni 1881 veröffentlicht. Dabei handelte es sich um eine Werbeeinschaltung im humoristischen Volksblatt Kikeriki, die nur einige wenige Einträge von Prominenten enthielt. Das erste offizielle Verzeichnis mit allen Anschlüssen erschien Ende 1881 mit der Eröffnung der ersten Wiener Fernmeldezentrale. Auf das aktuelle österreichische Telefonbuch kann online zugegriffen werden.

Schweiz

Alle Schweizer Telefonbücher ab 1880 befinden sich im PTT-Archiv

1880 erschien das erste Telefonverzeichnis in der Stadt Zürich als Abonnentenliste der damaligen „Zürcher Telephon-Gesellschaft“ mit gerade mal 98 Einträgen. 1881 folgte Basel und brachte ein eigenes Teilnehmerverzeichnis heraus. Das Telefonbuch entwickelte sich in der Schweiz rasant.[7] Bereits 1900 existierten 38.000 Einträge, 1959 waren es eine Million und heute rund 4,3 Millionen Einträge.

Das Schweizer Telefonbuch gibt es auch online bei local.ch[8], search.ch[9], help.ch[10] und www.zip.ch und für den Zugriff vom Mobiltelefon, beispielsweise als Mobile App von local.ch[11] und search.ch[12] für Smartphones und Tablets.

Von 2013 bis 2022 gab das Unternehmen Localsearch das Telefonbuch Local Guide in rund 100 regionalen Ausgaben heraus. 2022 wurde der Druck der Telefonbücher wegen zurückgehender Nachfrage eingestellt.[13]

Welt

Es gibt das Phonebook of the World.[14] Die Firma yellow.com verfügte einmal über ein Verzeichnis der Telefonbücher aus allen Erdteilen, hat aber ein neues Modell, so dass dort teils veraltete Telefonbücher nur noch über das Internetarchiv abgerufen werden können.[15]

Sortierung

Die Teilnehmer können nach Orten geordnet sein. Zu vielen Telefonbüchern gibt es die sogenannten „Gelben Seiten“, in denen gewerbliche Teilnehmer nach Branchen geordnet sind.

Beachtenswert ist die Behandlung von Umlauten bei der Sortierung der Namen. Sie unterscheidet sich zum einen von Lexika und zum anderen zwischen verschiedenen deutschsprachigen Ländern, siehe → Alphabetische Sortierung.

In den meisten Ländern werden Privatteilnehmer nach ihrem Familiennamen einsortiert. In Island werden die Teilnehmer — in Ermangelung von Familiennamen — nach den Vornamen sortiert.

Trivia

Literatur

  • Gerhild H.M. Komander: Berlins erstes Telefonbuch 1881. Berlin Story Verlag, 2006, ISBN 3-929829-33-9
  • Ammon Shea: The Phone Book: The Curious History of the Book That Everyone Uses But No One Reads. Perigee Trade, 2010, ISBN 0-399-53593-4.
  • Handwörterbuch des elektrischen Fernmeldewesens: Herausgegeben im Auftrag des Bundesministeriums für das Post- und Fernmeldewesen; Neubearbeitete Ausgabe, Bundesdruckerei Berlin, 1970, Band A–F; S. 520–521

Weblinks

Commons: Telefonbuch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Telefonbuch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise