Hotel und Terrassen-Café Blauensteiner

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Heimito von Doderer lebte und arbeitete im August 1956 eine Woche in der „Hotel-Pension Blauensteiner“ seines Freundes und Lieblingswirtes Franz Blauensteiner in Gars-Thunau.

Das ehemalige Hotel und Terrassen-Café Blauensteiner befindet sich im Garser Ortsteil Thunau am Kamp, Taborgasse 8. Sein Vorgänger das „Hotel Šimunek“ war um 1899 als erstes Thunauer Hotel für die Entwicklung der Kamptal-Sommerfrische Gars essentiell. Das Hotel-Gebäude hat seit Bestehen eine direkte Stiegenverbindung zur Villengasse, die parallel zur Kamptalbahn-Trasse und dem Kamp verläuft. Der das Aussehen prägende Terrassenvorbau wurde erst um 1926 ergänzt. Seit 1992 der Hotelbetrieb eingestellt wurde, verfällt das nicht denkmalgeschützte, aber zeit- und architekturgeschichtlich interessante Gebäude.

Geschichte des ersten Thunauer Hotels

Datei:Hotel Simunek (Ansichtskarte, 1899).jpg
Das ehemalige „Hotel E[rnestine] Šimunek“ war das erste Hotel der Kamptal-Sommerfrische Thunau.

Als das erste Thunauer Hotel ist das ursprüngliche „Hotel E[rnestine] Šimunek“ für die frühe Entwicklung der Kamptal-Sommerfrische Gars essentiell. Die „Fremden-Listen der Gemeinde Thunau im Kampthale“ belegen, dass die Hotel-Eigentümer Johann (1865–1934) und Ernestine Šimunek (geborene Wollmann, 1864–1948)[1] bereits 1899 zahlreiche Sommerfrische-Gäste beherbergen. Die ersten überlieferten Ansichtskarten des „Hotel Ernestine Šimunek“, auf denen anstelle des prächtigen Terrassenvorbaus bloß eine schlichte Stiege zu sehen ist, stammen aus dem Jahr 1899. 1901 geht das „Hotel Šimunek“ im Rahmen einer Zwangsversteigerung in das Eigentum von Marie Frischauf, Gattin des Notars Eugen Frischauf über, der heute vor allem als Obmann der Krahuletz-Gesellschaft und Volkskundler bekannt ist.

Der Hotelbetrieb wird von Anfang an durch einen direkt angrenzenden Fleischhauer-Betrieb sowie zwischen 1912 und 1930 zudem durch eine direkt angrenzende Tischlerei beeinträchtigt. Bereits 1899 werden vier der sechs Schlachthofseitigen Fenster zugemauert und ab 1909 sämtliche Hotel-Zimmer als Wohnungen vermietet.

Um 1917 erwerben die Wiener Kaffeehausbesitzer Ignaz und Anna Dworschak [alias Hofer] das Hotel und lassen es Mitte der 1920er-Jahre durch den prägenden Terrassen-Vorbau erweitern. Anfang der 1930er-Jahre erhält das Hotel einen weiteren Miteigentümer und Namen: „Hotel Pension Café Karl Endres und Hofer“. 1933 erwerben Karl und Hildegard Endres das gesamte Terrassen-Hotel, bevor sie es 1935 an den aus Thunau stammenden, aber in Wien tätigen Gastwirt Franz Blauensteiner verkaufen.

Der wohl berühmteste Hotelgast ist im August 1956 der mit dem Hotel-Eigentümer-Ehepaar Franz und Eleonora („Elly“) Blauensteiner (geborene Loreck[2]) befreundete Romancier Heimito von Doderer, der gemeinsam mit seiner zweiten Frau Maria Emma (geborene Thoma) in Gars eine Woche urlaubt und arbeitet.[3] Ein prominenter Hotel-Stammgast ist in den 1960er- und 1970er-Jahren die Burg-Schauspielerin Johanna Borak (1919–2004), die gemeinsam mit ihrer Mutter Ludmilla Borak (1894–1974) jährlich im Hotel Blauensteiner urlaubt. Als 1973 und 1974 Johanna Boraks Cousine Barbara Weigel[4] das Hotel leitet, gestaltet die Grafikerin und Kinderbuch-Illustratorin Susi Weigel[5] einen Briefkopf, der das Terrassenhotel unter der markanten „Garser Skyline“ zeigt.[6]

1980 übernimmt Franz Blauensteiners gleichnamiger Sohn das traditionsreiche Hotel und stellt 1992 den Hotelbetrieb ein. Seither verfällt das nicht denkmalgeschützte, aber architektonisch gelungene Gebäude, für das es seit den 1970er-Jahren immer wieder zahlungskräftige Käufer gegeben hätte.

Literatur

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Seit 1992 dem Verfall geweiht: „Hotel und Terrassen-Café Blauensteiner“ (Juli 2021)
  • Wolfgang Huber: Zur Architektur der Sommerfrische im Kamptal. In: Susanne Hawlik: Sommerfrische im Kamptal. Der Zauber einer Flusslandschaft. Wien/Köln/Weimar 1995. S. 45–61, hier S. 59. ISBN 978-3-205-98315-6.
  • Anton Ehrenberger: Gärten, Villen, Parks. Zwischen privatem Refugium und öffentlichem Raum. Katalog zur Sonderausstellung des Zeitbrücke-Museums. Gars am Kamp 2006, S. 51 und 55.
  • Andreas Weigel: Die Sommerfrische im Wandel der Zeiten. In: Bettina Marchart und Markus Holzweber (Hrsg.): Garser Geschichte(n). Gars am Kamp 2014, S. 521–588, hier 528f., 564 und 569–571. ISBN 978-3-9503541-3-3.
  • Andreas Weigel: Gars abseits von Franz von Suppé und Falco. Was weltberühmte Filmregisseure, Komponisten, Literaten und bildende Künstler mit der Kamptal-Sommerfrische verbindet. In: praesent. Das österreichische Literaturjahrbuch 2016. Wien: praesens 2016. S. 44–64 (Enthält die Erstveröffentlichung einer Fotografie, die Doderer mit dem Ehepaar Blauensteiner in ihrem Wiener Gasthaus „Zur Stadt Paris“ zeigt). ISBN 978-3-7069-2016-2.
  • Theresia Hauenfels: Hotel Blauensteiner. Thunau/Kamp, Villengasse (um 1910). In: Theresia Hauenfels, Iris Meder und Andrea Nussbaum: Architekturlandschaft Niederösterreich 1848 bis 1918. The Architectural Landscape 1848 to 1918, Zurich (2017). S. 112. ISBN 9783038600480
  • Andreas Weigel: Stars in Gars. Schaffen und Genießen. Reich bebilderte Geschichte der Sommerfrische Gars-Thunau von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. In: Stars in Gars. Schaffen und Genießen. Künstler in der Sommerfrische. Herausgegeben vom Museumsverein Gars, Zeitbrücke-Museum Gars (Gars 2017) S. 9–174, hier S. 32, 36–39, 103–105, 133–136 und 143f. ISBN 978-3-9504427-0-0.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Andreas Weigel: Stars in Gars, Heureka: Lebensdaten des Hoteliers-Ehepaars Šimunek. Endlich biografische Details zu Johann (1865–1934) und Ernestine Šimunek (geborene Wollmann, 1864–1948) (Juni 2022).
  2. Andreas Weigel: Siehe Nachtrag „Bemerkenswerte zeit- und theatergeschichtliche Aspekte zur Eigentümer-Familie des Thunauer Terrassen-Hotels“.
  3. Andreas Weigel: Heimito von Doderers Gars-Woche. Gedruckt in: Andreas Weigel: Stars in Gars. Schaffen und Genießen. Reich bebilderte Geschichte der Sommerfrische Gars-Thunau von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. In: Stars in Gars. Schaffen und Genießen. Künstler in der Sommerfrische. Herausgegeben vom Museumsverein Gars, Zeitbrücke-Museum Gars (Gars 2017) S. 9–174, hier S. 133–136. ISBN 978-3-9504427-0-0.
  4. Johanna Borak und Barbara Weigel sind Cousinen dritten Grades.
  5. Susi Weigel und Ludmilla Borak sind Cousinen zweiten Grades.
  6. Susi Weigel: Briefkopf für das Hotel- und Terrassencafé Blauensteiner.

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