Laurie Marhoefer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. September 2022 um 13:49 Uhr durch imported>Rolf acker(684707) (→‎Einleitung: Komma spendiert...).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Laurie Marhoefer ist eine nichtbinäre Person, die sich auf die wissenschaftliche und historische Erforschung für queer- und trans-Politik, moderne deutsche Geschichte spezialisiert hat und eine Professur für Geschichte an der US-amerikanischen University of Washington hält. Schwerpunkte sind u. a. die Geschichte des Nationalsozialismus, queerer Holocaust und die Geschichte von AIDS.

Leben und Forschung

Laurie Marhoefer studierte Geschichte mit Abschlüssen der Rutgers-Universität (2008) in New Brunswick und Columbia (2000).[1]

Marhoefer erforschte die Geschichten von transsexuellen und geschlechtsuntypischen Menschen in Nazi-Deutschland und untersuchte dabei insbesondere die Intersektionalität der nationalsozialistischen Verfolgung. Marhoefers Forschungen zeigen Details über das Leben von Individuen und Gemeinschaften, die bisher von der Geschichte ausgeschlossen waren. Anhand der biografischen Erforschung zu Ilse Totzke wies Laurie Marhoefer darauf hin, dass Lesben das Ziel von Denunziationen und Verfolgung im NS waren und wie sich im Zusammenwirken mit weiteren Verdachtsmomenten die Denunziationen und Verfolgung von lesbischen Frauen und geschlechtsuntypische Personen im Dritten Reich auswirkten.[2]

Laurie Marhoefer erforscht die Erfahrungen queerer Frauen und trans Personen während der Zeit des Holocausts und weist auf die vielfältigen Verfolgungsmechanismen im Dritten Reich hin, die über die Umsetzung spezifischer Gesetze und Maßnahmen hinausgingen. Der Historiker Jake Newsome greift in seinem Buch Pink Triangle Legacies Coming Out in the Shadow of the Holocaust Marhoefers Forschung auf um den Bezug der Verfolgung lesbischer und transsexueller Frauen im NS aus einem „komplizierten Zusammenspiel zwischen den Vorurteilen von Nachbarn und Bekannten und den Methoden der Gestapo“, das queere Frauen in extreme Gefahr brachte, zu beschreiben.[3] Marhoefers Forschungen beschäftigen sich in diesem Zusammenhang mit einer Überschreitung gängiger Geschlechternormen wie Androgynität, weiblicher Maskulinität, Crossdressing und Transvestitismus: Frauen wurden aufgrund eines unkonventionellen „Geschlechtsausdrucks (…) belästigt, terrorisiert und der Gewalt des Staates, der Parteifunktionäre und feindseliger Nachbarn ausgesetzt.“[4]

Literatur (Auswahl)

  • Sex and the Weimar Republic: German Homosexual Emancipation and the Rise of the Nazis. University of Toronto Press 2015, ISBN 978-1-4426-1957-9.
  • Racism and the Making of Gay Rights. A Sexologist, His Student, and the Empire of Queer Love. University of Toronto Press 2022, ISBN 978-1-4875-0581-3.
Beiträge
  • Degeneration, Sexual Freedom, and the Politics of the Weimar Republic, 1918–1933. In: German Studies Review 34 No. 3 (2011): 529–550.
  • Lesbianism, Transvestitism, and the Nazi State: A Microhistory of a Gestapo Investigation. In: The American Historical Review. Band 121, Nr. 4, Oktober 2016, ISSN 0002-8762, S. 1167–1195 online S. 1939–1943
  • Homosexuality and Theories of Culture. In: Jennifer V. Evans, Florian Mildenberger, Rüdiger Lautmann, Jakob Pastötter: Was ist Homosexualität? Forschungsgeschichte, gesellschaftliche Entwicklungen und Perspektiven. Männerschwarm 2014, ISBN 978-3-86300-175-9. S. 255–270
  • Wurden lesbische Frauen im Nationalsozialismus verfolgt? Mikrogeschichte und Begriff der „Verfolgtengruppe“. In: Invertito. Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten., hrsg. vom Fachverband Homosexualität und Geschichte e.V., 21. Jg., 2019
  • Was the Homosexual Made White? Race, Empire, and Analogy in Gay and Trans Thought in Twentieth-Century Germany. In: Gender and History. März 2019

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Laurie Marhoefer Department of History University of Washington. In: history.washington.edu. Abgerufen am 14. September 2022.
  2. Laurie Marhoefer: Wurden lesbische Frauen im Nationalsozialismus verfolgt? Mikrogeschichte und Begriff der „Verfolgtengruppe“ in: Invertito. Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten, hrsg. vom Fachverband Homosexualität und Geschichte e.V., 21. Jg., 2019, S. 20
  3. W. Jake Newsome: “They Are Enemies of the State!”: The Fate of LGBTQ+ People in Nazi Germany. In: Pink Triangle Legacies Coming Out in the Shadow of the Holocaust. Cornell University Press 2022, ISBN 978-1-5017-6550-6. S. 35–40
  4. Laurie Marhoefer: Wurden lesbische Frauen im Nationalsozialismus verfolgt? Mikrogeschichte und Begriff der „Verfolgtengruppe“, in: Invertito. Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten, hrsg. vom Fachverband Homosexualität und Geschichte e.V., 21. Jg., 2019, S. 21