Wareniki
Wareniki (Singular Warenik
) ist ein Gericht der slawischen Küche, das im gesamten Gebiet der ehemaligen Sowjetunion verbreitet ist. Es wird traditionell mit der polnischen Küche assoziiert[1][2][3] und gilt in der Ukraine als Nationalgericht.[3][4] Es besteht aus gefüllten, halbmondförmigen Teigtaschen, die in Salzwasser oder (in manchen Regionen) auf Dampf gekocht werden.
Wareniki sind nahezu identisch mit einigen Arten der polnischen Pierogi. In manchen westukrainischen Gebieten werden die beiden Bezeichnungen, Warenyky und Pyrohy, für das gleiche Gericht verwendet. Eine der in Polen meistverbreiteten Pierogi-Sorten, Pierogi ruskie (mit Kartoffel-Käse-Quark-Füllung statt Fleischfüllung), bezieht sich im Namen auf die früheren ostpolnischen und heutigen westukrainischen Gebiete (Ruthenien). Im restlichen Teil der Ukraine werden, ähnlich wie in Russland, die Begriffe Pyrohy und Pyrischki für Kuchen und gebackene Teigtaschen, aber nicht für Nudelgerichte verwendet.
Im Vergleich zu den ebenfalls in Osteuropa verbreiteten Pelmeni sind Wareniki in der Regel größer und haben eine wesentlich breitere Auswahl an traditionellen Füllungen. Bei einer Fleischfüllung wird im Unterschied zu Pelmeni üblicherweise nur vorgekochtes Fleisch verwendet, was an der Größe der Wareniki und an der allgemein kurzen Kochdauer von solchen Teigtaschen liegt.
Zubereitung
Der Teig für Wareniki besteht aus Weizenmehl, Wasser, Salz und Ei.[2][3][4] Manchmal wird auch Milch, Molke oder Kefir verwendet. Der Teig wird ähnlich wie chinesische Teigtaschen (Jiaozi) in eine rundliche Form platt ausgerollt und eventuell in Vierecke geschnitten. In diese wird die Füllung gelegt, und anschließend werden sie gefaltet.
Es sind sehr viele unterschiedliche Füllungen für Wareniki bekannt: gestampfte Kartoffeln, gegarter Weißkohl oder Sauerkraut, Frischkäse (Quark), Pilze, Fleisch und andere. Als süße Füllungen werden Obst oder Beeren verwendet.[2][3][4]
Wareniki werden traditionell mit Butter und Schmand (Smetana), aber auch mit Honig oder Konfitüre (Warenje) gegessen. Als deftige Variante gilt gebratener Bauchspeck (Schkwarki) mit Zwiebeln.
Symbolik
In der Erzählung von Nikolaj Gogol Die Nacht vor Weihnachten aus der Sammlung Abende auf dem Weiler bei Dikanka sind Wareniki durch Zauberei von ganz allein aus der Schüssel gesprungen, in den Schmand eingetaucht und in den Mund des Hexenmeisters Patzjuk Schmerbauch geflogen. Durch diese Szene sind in den Mund springende Wareniki zum Symbol der Völlerei und Faulheit im russischen und ukrainischen Sprachraum geworden.
In der ukrainischen Literatur treten Wareniki als Symbol nationaler Identität auf. Im Gedicht Wareniki-Wareniki (1858) von Stepan Rudanskyj bittet ein russischer Soldat eine ukrainische Bäuerin, Wareniki für ihn zu kochen. Er kann sich aber an das Wort Wareniki nicht erinnern, während die Frau so tut, als ob sie ihn nicht verstehen würde.[5]
Literatur
- W. W. Pochljobkin: Nationale Küchen. Die Kochkunst der sowjetischen Völker. Moskau/Leipzig 1984, S. 77–78.
Weblinks
- Galizisches/Bessarabiendeutsches Rezept mit Kartoffelfüllung (Perhee)
- Wareniki Rezept mit bebilderter Schritt für Schritt Anleitung
Einzelnachweise
- ↑ Dmitry V. Kanshin, Dmitri Iwanowitsch Mendelejew: Wareniki. In: Энциклопедический словарь Брокгауза и Ефрона – Enziklopeditscheski slowar Brokgausa i Jefrona. Band 5a [10]: Вальтер–Венути. Brockhaus-Efron, Sankt Petersburg 1892, S. 519 (russisch, Volltext [Wikisource] PDF – Das Gericht wird als малороссийскийbezeichnet. AlsМалороссия(Kleinrussland) wurde damals das Gebiet der heutigen Ukraine bezeichnet.).
- ↑ a b c Вареники. In: Українські страви. Державне видавництво технiчної лiтератури УРСР, Київ, 1960 (Wareniki. In: Ukrainische Gerichte. Staatsverlag für technische Literatur der USSR, Kiew, 1960; ukrainisch)
- ↑ a b c d Вареники. In: Л. М. Безусенко (ред.): Українська нацiональна кухня. Сталкер, 2002, ISBN 966-596-462-3 (Wareniki. In: L. M. Besussenko (Hrsg.): Ukrainische nationale Küche. Stalker-Verlag, 2002; ukrainisch)
- ↑ a b c Вареники. In В. В. Похлёбкин, Кулинарный словарь от А до Я. Центрполиграф, 2000, ISBN 5-227-00460-9 (Wareniki. In: W. W. Pokhlyobkin, Küchenwörterbuch. Zentrpoligraf, 2000; russisch)
- ↑ Степан Васильович Руданський, Вареники-вареники (Memento vom 3. Oktober 2015 im Internet Archive). 1-я публикация в еженедельнике Русский мир, № 21, с. 504 (Stepan Rudanskyj. Wareniki-Wareniki. 1. Ausgabe im Wochenblatt Russische Welt, 21, S. 504, 1859; ukrainisch)