Sergei Jurjewitsch Jurski
Sergei Jurjewitsch Jurski (russisch Сергей Юрьевич Юрский; * 16. März 1935 in Leningrad; † 8. Februar 2019 in Moskau[1]) war ein sowjetischer bzw. russischer Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur.
Leben und Wirken
Sergei Jurskis Vater Juri Sergejewitsch Jurski[2] aus der Adelsfamilie der Schicharews[3] war Künstlerischer Leiter des Moskauer Nikulin-Zirkus und leitete die Leningrader Konzert-Agentur[4]. Die Mutter Jewgenija Michailowna Jurskaja-Romanowa[5] (1902–1971) war Musiklehrerin.
Sergei Jurski studierte an der Juristischen Fakultät der Staatlichen Schdanow-Universität Leningrad[6]. Während des Jura-Studiums trat er in das Studio-Theater[7] dieser Universität ein. Es wurde von Jewgenija Karpowa[8] (1893–1980) geleitet.
Ab 1955 belegte Sergei Jurski bei Leonid Makarjew[9] den Kursus Schauspiel im Leningrader Ostrowski-Theater-Institut[10]. 1957 wurde er in das Leningrader Gorki-Theater – jetzt Towstonogow[11]-Theater[12] – eingeladen. 1973 inszenierte er dort Bulgakows Schauspiel Molière oder Die Kabale der Scheinheiligen[13]. Zuvor trat er – auch dort – als Schauspieler hervor, zum Beispiel 1967 als Äsop in dem Stück Der Fuchs und die Trauben[14] unter der Regie von Guilherme Figueiredo[15].
Als Filmschauspieler wurde Sergei Jurski in Hauptrollen populär. Einmal 1966 in der Verfilmung des Pantelejew-Belych-Romans Republik der Strolche und 1968 als Ostap Bender[16] in Das goldene Kalb[17].
1978 übersiedelte Sergei Jurski nach Moskau und wurde zunächst Schauspieler und dann Direktor am Mossowjet-Theater. Nebenher wirkte er seit 1991 im Moskauer Theater Schule des modernen Dramas[18].
1990 gab Sergei Jurski mit Chernov[19] sein Debüt als Spielfilmregisseur. Als Drehbuch-Vorlage diente seine gleichnamige Erzählung aus dem Jahr 1970.
Unter dem Pseudonym Wazetis[20] schrieb er Prosa und Stücke.
Sergei Jurski war von 1961 bis 1968 mit der Schauspielerin Sinaida Scharko[21] verheiratet. Mit seiner zweiten Ehefrau[22] hat er die Tochter Darja Jurskaja. Letztere wurde Schauspielerin am Tschechow-Kunsttheater Moskau[23].
Werk (Auswahl)
Theater
Schauspieler
- 1957 Swonzow in einem Bühnenstück nach Gorkis Jegor Bulytschow und andere
- 1962 Tschazki in Gore ot uma
- 1963 Gangster Giuseppe Givola in Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui
- 1965 Iliko in Nodar Dumbadses Großmutter Iliko, Ilarion und ich
- 1965 Leutnant Tusenbach in Drei Schwestern
- 1966 Ferdyschtschenko in einem Stück nach Dostojewskis Der Idiot
- 1967 Äsop in Äsops Der Fuchs und die Trauben
- 1968 Victor Franz in Arthur Millers Der Preis[24]
- 1969 Titelrolle in William Shakespeares Heinrich IV.
- 1969 in der Rolle des Regisseurs in Jerzy Szaniawskis Dwa teatry
- 1972 Diener Ossip in Gogols Der Revisor
- 1974 Tschernjawy in Wassili Schukschins: Energische Menschen
- 1992 Glow in Gogols Die Spieler
- 1995 Titelrolle in einem Stück nach Dostojewskis Foma Opiskin
- 2004 Stalin in Ion Druzes: Abendglocken. Das Abendessen bei Genossen Stalin
Regisseur
- 1969 Fiesta nach Hemingway
- 1974 Bulgakow: Molière oder Die Kabale der Scheinheiligen
- 1987 Jean Anouilh: Ornifle ou le Courant d'air
- 1994 Eugène Ionesco: Die Stühle
- 2004 Ion Druze: Abendglocken. Das Abendessen bei Genossen Stalin
Fernsehen
Schauspieler
- 1963 Wilhelm Küchelbecker in einem TV-Film nach Juri Tynjanows Roman Kjuchlja[25]
- 1969 Alexander Puschkin in einem TV-Film nach Juri Tynjanows Roman Der Tod des Wesir-Muchtar
- 1980 Dick Datchery in Das Geheimnis des Edwin Drood nach Charles Dickens
- 1983 Ali Babis Bruder in Ali Baba und die vierzig Räuber
Regisseur
- 1971 Fiesta nach Hemingway
- 1992 nach Gogol: Die Spieler
Film
Schauspieler
- 1965 David Margulies in Die Zeit, vorwärts!
- 1966 Schuldirektor Sorokin in Republik der Strolche (Республика ШКИД)
- 1968 Ostap Bender in Das goldene Kalb
- 1969 Tartaglia nach Carlo Gozzis König Hirsch
- 1973 Michel Ardan in Die Abenteuer des Ballonpiloten J. A. nach Jules Vernes Ein Drama in Livland
- 1974 Robert Oppenheimer in Wahl des Ziels
- 1978 Gauner Lif nach Astrid Lindgrens Rasmus und der Landstreicher
- 1979 Iwan Grusdew in Die schwarze Katze (Место встречи изменить нельзя)
- 1979 Geschichtenbewahrer nach Charles Perraults Die Erzählungen des alten Zauberers
- 1979 Improvisator in Michail Schweizers Film Kleine Tragödie (Ägyptische Nächte (Puschkin))
- 1981 Sidney Reilly in Der 20. Dezember
- 1982 Maître Rochet in Frau gesucht
- 1982 Diktator in Der Sturz des Kondors
- 1984: Der Kurschatten (Любовь и голуби)
- 1985 Sidney Reilly in Ufer im Nebel
- 1986 Dietz in Der Astrologe
- 1987 Kalkulator Gobbi in Das Ende der Ewigkeit
- 1996 Parfümeur der Königinmutter nach Dumas’ La reine Margot
- 1998 in Tschechow und Company als „Heinius“ in Der Schriftsteller und als Ingenieur Krikunow in Der Reisende erster Klasse
- 2003 Jakow Semjonowitsch in Der fünfte Engel
- 2007 Ziolkowski in Koroljow
- 2008 einer der Autoren in Denken Sie nicht an weiße Affen
- 2008 Wassili Iwanowitsch in Väter und Kinder
- 2009 Brodskys Vater in Anderthalb Zimmer oder eine sentimentale Reise in die Heimat
- 2011 Boris Pasternak in Die Furzewa
- 2011 Stalin in Genosse Stalin
Ehrungen
- 1. November 1967: Verdienter Künstler der RSFSR
- 1987: Volkskünstler der RSFSR
- 1991: Kinotawr-Preis
- 10. April 1995: Ehrenzeichen Russlands
- 1996 im Fach Schauspieler: Laureat der Zarskosselskaja chudoschestwennaja premija[26]
- 4. Juni 1999: Puschkin-Medaille
- 13. Februar 2003: Literatur- und Kunst-Preis des Präsidenten der Russischen Föderation für das Jahr 2002
- 31. August 2005: Verdienstorden für das Vaterland, 4. Klasse
- 14. März 2010: Verdienstorden für das Vaterland, 3. Klasse
- 17. Dezember 2010: Preis der Regierung der Russischen Föderation[27]
- 2011: Laureat des Preises Theater-Stern[28]
Weblinks
Sergei Jurjewitsch Jurski in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Mail ru Новости: Умер актер Сергей Юрский. Abgerufen am 8. Februar 2019 (russisch).
- ↑ russ. Юрий Сергеевич Юрский
- ↑ russ. Жихаревы – Adelsgeschlecht der Schicharews
- ↑ russ. Петербург-концерт
- ↑ russ. Евгения Михайловна Юрская-Романова
- ↑ Schdanow
- ↑ russ. Teatr-studija Sankt-Peterburgskowo gossudarstwennowo uniwersiteta
- ↑ russ. Карпова, Евгения Владимировна
- ↑ russ. Makarjew, Leonid Fjodorowitsch
- ↑ russ. Leningradski teatralny institut imeni A. N. Ostrowskowo
- ↑ russ. Towstonogow, Georgi Alexandrowitsch
- ↑ russ. Bolschoi dramatitscheski teatr imeni G. A. Towstonogowa
- ↑ russ. Kabala swjatosch
- ↑ russ. Äsop
- ↑ russ. Фигейредо, Гильерме
- ↑ eng. Ostap Bender
- ↑ russ. Das goldene Kalb
- ↑ russ. Schule des modernen Dramas
- ↑ russ. Chernov
- ↑ russ. Вацетис
- ↑ russ. Scharko, Sinaida Maximowna
- ↑ russ. Тенякова, Наталья Максимовна
- ↑ russ. Moskowski Chudoschestwenny teatr imeni A. P. Tschechowa
- ↑ Der Preis
- ↑ russ. Кюхля bei Lib.ru
- ↑ russ. Zarskosselskaja chudoschestwennaja premija
- ↑ russ. Prawitelstwennyje nagrady Rossijskoi Federazii
- ↑ russ. Звезда Театрала
Personendaten | |
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NAME | Jurski, Sergei Jurjewitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Юрский, Сергей Юрьевич (vollständiger Name, russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | sowjetischer bzw. russischer Schauspieler und Regisseur |
GEBURTSDATUM | 16. März 1935 |
GEBURTSORT | Leningrad |
STERBEDATUM | 8. Februar 2019 |
STERBEORT | Moskau |