Synagoge (Stommeln)

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Synagoge in Stommeln (2011)
Tor zur Hofsynagoge mit Davidstern und stilisierter Menora (2022)

Die Synagoge in Stommeln, einem Stadtteil von Pulheim im Rhein-Erft-Kreis in Nordrhein-Westfalen, wurde 1881/82 erbaut. Sie befindet sich in zweiter Reihe hinter dem Haus Hauptstraße 85. Das Gebäude blieb erhalten, weil es zu Beginn der 1930er Jahre außer Benutzung kam und dann verkauft wurde. Seit 1979 ist die ehemalige Synagoge als Denkmal geschützt und wird von der Stadt für kulturelle Veranstaltungen, insbesondere Kunstausstellungen, genutzt.

Geschichte

Die jüdische Gemeinde Stommeln besaß ab 1831 ein erstes Bethaus. Da Moses Cahn, ihr Vorsteher, bald ein Grundstück und einen Geldbetrag zur Verfügung stellte, konnte 1832 eine erste Synagoge errichtet werden. Auch die Juden aus Sinnersdorf kamen zum Gottesdienst nach Stommeln.

Da die Gemeinde wuchs, ihre höchste Mitgliederzahl erreichte sie 1861 mit 78 Personen, musste eine größere Synagoge an gleicher Stelle gebaut werden. Sie wurde am 11. August 1882 feierlich eingeweiht. Im Zuge der Liberalisierung zogen viele Mitglieder in die Städte. Vermutlich 1926 übersiedelte der letzte Gemeindevorsteher nach Köln. Zu dieser Zeit konnten wohl schon keine Gottesdienste mehr gefeiert werden, da die Mindestzahl von zehn religionsmündigen Männern (Minjan) nicht mehr zustande kam.

Zeit des Nationalsozialismus

Im Mai 1937 verkaufte die jüdische Gemeinde Köln als Rechtsnachfolgerin das Synagogengebäude an den benachbarten Landwirt, der es als Schuppen nutzte. Der Davidstern an der Fassade wurde mit Mörtel überdeckt, und der Käufer verpflichtete sich, das Gebäude aus Rücksicht auf seine sakrale Vergangenheit nicht als Viehstall zu nutzen.

Als am 10. November 1938 SA-Männer das Gebäude anzünden wollten, wies der Besitzer darauf hin, dass es sich bei dem Gebäude, welches sich nun in seinem Besitz befand, nicht mehr um eine Synagoge handele. Er rettete das Gebäude damit vor Vandalismus und Abriss.

Architektur

Die Synagoge hat eine Grundfläche von etwa 43 m², und auf der Westseite befindet sich eine Frauenempore mit circa 11 m². Der aus Feldbrandstein errichtete Bau mit einem Walmdach besitzt an der südlichen Seite eine Schaufassade, die neoromanische Stilelemente aufweist, so einen durch gelbe Backsteine abgesetzten Mittelrisalit mit rundbogigem Giebelabschluss, in dessen Mitte sich der Davidstern befindet, ebenso drei Rundbogenfenster und ein Rautenfries unter dem Dachgesims. Unter dem linken Rundbogenfenster befindet sich eine schmale und schmucklose Eingangstür. Der Toraschrein in der Mitte der Ostwand war flankiert von zwei Fenstern und überhöht von einem kleinen Dreiviertelfenster.

Heutige Nutzung

1979 kaufte die Gemeinde Pulheim das ehemalige Synagogengebäude und ließ es bis 1983 umfassend renovieren. Am 2. Oktober 1983 fand die Übergabe des Gebäudes an die Öffentlichkeit statt. Es wurde zunächst ins städtische Kulturprogramm einbezogen mit besinnlichen und kulturellen Veranstaltungen.[1] 1990/91 entwickelte der Künstler W. Gies zusammen mit dem damaligen Kulturdezernenten Gerhard Dornseifer das Ausstellungsprojekt „Synagoge Stommeln“. Seitdem finden dort außergewöhnliche Ausstellungen bedeutender Gegenwartskünstler statt, die die allgegenwärtige Geschichte des Ortes reflektieren.[1] Als eine der ganz wenigen Synagogengebäude im ländlichen Kölner Raum ist es ein Denk- und Mahnmal für die jüdische Gemeinde Stommeln und das Schicksal aller deutschen Juden.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Synagoge (Stommeln) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Juden in Stommeln. Geschichte einer jüdischen Gemeinde im Kölner Umland. Teil 1. (= Pulheimer Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde. Sonderveröffentlichung 2.) Verein für Geschichte und Heimatkunde, Pulheim 1983, Skriptfehler: Das Modul gab einen nil-Wert zurück. Es wird angenommen, dass eine Tabelle zum Export zurückgegeben wird..

Einzelnachweise

  1. a b Stadt Pulheim – Gerhard Dornseifer, Angelika Schallenberg: Art Projects / Synagoge Stommeln / Kunstprojekte. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit 2000, ISBN 3-7757-0999-1

Koordinaten: 51° 1′ 11,1″ N, 6° 45′ 31,9″ O