Patrick Graichen
Patrick Graichen (* 11. März 1972 in Bonn) ist ein deutscher Politologe, Volkswirt, Experte für Energiepolitik und politischer Beamter.[1] Er ist seit dem 15. Dezember 2021 Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Zuvor war er von 2014 bis 2021 Direktor der Denkfabrik Agora Energiewende.
Leben
Graichen studierte von 1993 bis 1996 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg sowie an der University of Cambridge Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre.[2] Von 1996 bis 2001 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Interdisziplinären Institut für Umweltökonomie der Universität Heidelberg[3] und promovierte dort 2002 mit der Arbeit Kommunale Energiepolitik und die Umweltbewegung – Eine Public-Choice-Analyse der "Stromrebellen" von Schönau.[4] Patrick Graichen war von 2001 bis 2012 im Bundesumweltministerium tätig, zunächst als Referent für internationalen Klimaschutz (2001 bis 2006), später als persönlicher Referent des Staatssekretärs und schließlich als Referatsleiter für Klima- und Energiepolitik (2007 bis 2012).[2][3] Im Jahr 2012 war er einer der Gründer der Denkfabrik Agora Energiewende und stand von 2014 bis 2021 als Exekutivdirektor und Geschäftsführer an deren Spitze.[2][5]
Am 15. Dezember 2021 wurde er unter Bundesminister Robert Habeck zum Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ernannt.[2] Dort ist er insbesondere zuständig für Energie- und Klimafragen.[6][7] Auf der Jahrestagung der Stadtwerke im Mai 2022 forderte der Staatssekretär mit den Planungen für den Rückbau des Erdgas-Netzes zu beginnen. Die Forderung der Energieversorger auf Umrüstung auf Wasserstoff erklärt er zu „Träumereien“.[8]
Graichen ist der Bruder von Verena Graichen, der Ehefrau des ehemaligen Bundesgeschäftsführers der Grünen Michael Kellner, der kurz vor Graichens Ernennung zum beamteten Staatssekretär durch Bundesminister Robert Habeck zum parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz berufen wurde. Die auffällige familiäre Verbindung in der Ministeriumsführung wurde öffentlich als „Kellner/Graichen-Clan“ kritisiert. Vorwürfe der Vetternwirtschaft wiesen die Schwager Kellner und Graichen jedoch zurück.[9]
Graichen ist verheiratet und hat vier Kinder.[3]
Wirken
Bereits während seines Studiums befasste sich Graichen mit Fragen der Energiewende.[3] Während seiner Zeit im Bundesumweltministerium verhandelte Graichen federführend die Ausgestaltung der ökonomischen Instrumente des Kyoto-Protokolls, das Integrierte Energie- und Klimaprogramm der Bundesregierung (2007), das EU-Klima- und Energiepaket (2008) sowie die Gesetzgebungsverfahren im Bereich des Energiewirtschaftsrechts.[3]
Auszeichnungen
Im Jahr 2018 wurde Graichen von der Zeitung Energie & Management als Energiemanager des Jahres ausgezeichnet.[10]
Publikationen
- Patrick Graichen: How to win the political contest. a monopolist vs. environmentalists. Universität Heidelberg, Heidelberg 1999, DNB 956567835, S. 19, JSTOR:30026366 (englisch).
- Bouwe R. Dijkstra, Patrick Graichen: Showdown in Schönau. a contest case study. Universität Heidelberg, Heidelberg 2000, DNB 961299312, S. 28 (englisch).
- Patrick Graichen: Kommunale Energiepolitik und die Umweltbewegung. Eine Public-Choice-Analyse der "Stromrebellen" von Schönau. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN 978-3-593-37352-2, S. 321.
- Patrick Graichen, Till Requate: Der steinige Weg von der Theorie in die Praxis des Emissionshandels. Die EU-Richtlinie zum CO2-Emissionshandel und ihre nationale Umsetzung. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Department of Economics, Kiel 2003, DNB 970678282, S. 26 (econstor.eu [PDF]).
- Patrick Graichen (Hrsg.): Klimaschutz und Wachstum. Deutschlands Aufbruch ins Zeitalter der erneuerbaren Energien. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Referat Öffentlichkeitsarbeit, Berlin 2011, DNB 1017287406, S. 48 (bildung-rp.de [PDF]).
- Elzbieta Bienowska (Mitwirkende), Gerhard Bosch (Mitwirkender), . . . Patrick Graichen (Mitwirkender) und andere: Welche Industrie wollen wir? nachhaltig produzieren – zukunftsorientiert wachsen. Hrsg.: Wolfgang Lemb. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-593-50473-5, S. 288 (gbv.de [PDF] Aufsatzsammlung).
- Matthias Buck, Andreas Graf, Patrick Graichen: European energy transition 2030: the big picture. ten priorities for the next European Commission to meet the EU's 2030 targets and accelerate towards 2050. Agora Energiewende, Berlin 2019, DNB 1212615042, S. 103 (englisch, agora-energiewende.de [PDF]).
Weblinks
- Literatur von und über Patrick Graichen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Patrick Graichen in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Bernhard Pötter: Klimaschutz im Kapitalismus: „Grünes Wachstum ist nicht möglich“. In: taz.de. Die Tageszeitung, 30. Juli 2021 (Ulrike Herrmann und Patrick Graichen im Interview).
Einzelnachweise
- ↑ Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 11. August 2021.
- ↑ a b c d Dr. Patrick Graichen. (PDF) Beamteter Staatssekretär. In: www.bmwi.de. Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, 2021, abgerufen am 16. Dezember 2021.
- ↑ a b c d e Mitarbeiter - Dr. Patrick Graichen. In: agora-energiewende.de. 29. November 2021, abgerufen am 30. November 2021.
- ↑ Patrick Graichen: Kommunale Energiepolitik und die Umweltbewegung – Eine Public-Choice-Analyse der "Stromrebellen" von Schönau. Heidelberg, Univ., Diss., 2002. Campus, Frankfurt/Main 2003, ISBN 3-593-37352-1 (d-nb.info).
- ↑ Ntv.de, Mbe/rts/afp: Habeck vergibt die ersten wichtigen Posten. In: n-tv.de. 30. November 2021, abgerufen am 30. November 2021.
- ↑ gt/jos: Robert Habeck: Die vier Spitzenbeamten für sein Ministerium stehen fest. In: Der Spiegel. 30. November 2021, abgerufen am 30. November 2021.
- ↑ Klaus Stratmann: Patrick Graichen wird Robert Habecks wichtigster Mann. In: handelsblatt.com vom 30. November 2021. Abgerufen am 13. Dezember 2021.
- ↑ https://www.welt.de/wirtschaft/plus238901851/Bundesregierung-will-deutsches-Gasnetz-schrittweise-aufloesen.html
- ↑ Bernhard Pötter: Wirtschafts- und Klimaministerium: Energiewende als Familienprojekt. In: Die Tageszeitung: taz. 19. Dezember 2021, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Februar 2022]).
- ↑ Auszeichnung: Patrick Graichen ist "Energiemanager des Jahres 2018". In: energie-und-management.de. 1. Dezember 2021, abgerufen am 30. November 2021.
Personendaten | |
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NAME | Graichen, Patrick |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Wirtschafts- und Energiepolitiker und -manager |
GEBURTSDATUM | 11. März 1972 |
GEBURTSORT | Bonn |