Suspensorium (Schutzkleidung)

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Ein Suspensorium (lateinisch suspendere ‚aufhängen‘), auch Tiefschutz, Hodenschutz, Ballschutz (salopp auch Sackhalter oder Eierbecher), ist eine Schutzkleidung, ein Korsett für Männer, aus dickem Gewebe oder aus einer Hartplastikschale, um Penis und Hoden vor Schlägen, Belastung und Verletzungen zu schützen.

Einsatz

Ein Suspensorium wird hauptsächlich von Balletttänzern, Reitern, Sportlern (vor allem Kampfsportlern, Torwarten), Bereitschaftspolizisten und Soldaten als Teil der Montur getragen. Sportler tragen Suspensorien bevorzugt über der gewöhnlichen Unterwäsche. Eine Variante davon, ein Jockstrap (kurz Jock), ist eine in den USA entstandene Unterwäsche.

Ein mit Watte ausgestopftes Renommiersuspensorium trugen historische Kavaliere in der Hose, um die Genitalien optisch größer erscheinen zu lassen,[1] heutzutage werden Renommiersuspensorien ebenso als Reizwäsche oder figurbetonende Unterwäsche (men’s shapewear) getragen. Suspensorien trugen die Mitglieder der Gewaltgang im Film Uhrwerk Orange.[2]

Balletttänzer tragen Suspensorien neben der Schutzfunktion auch, damit die Körpersilhouette nicht durch Falten oder Einschnürungen von Unterwäsche beeinträchtigt wird und um den Genitalien eine einheitliche Form zu geben.

„Der Anblick einiger Teile meiner Anatomie, die sich entgegengesetzt zum Rest meines Körpers hoben und senkten, sei nicht angemessen für ein Publikum aus bewundernden Müttern und ausgewählten Geschwistern“

Royston Maldoom: englischer Choreograf und Tanzpädagoge, in seinem Buch Tanz um dein Leben[3]

Bei Röntgenuntersuchungen sorgt ein Gonadenschutz-Suspensorium dafür, dass Röntgenstrahlen die Keimzellen nicht erreichen. Als Suspensorium wurden früher auch Tragbeutel bezeichnet, die einen hängenden Teil des Körpers in einer gewissen Höhe halten und tragen sollten, besonders angewendet bei Entzündungen des Hodensacks und der Hoden sowie der weiblichen Brust.[4]

Jockstrap

Jockstrap
Jock Cup

Der Jockstrap diente ursprünglich dazu, Penis und Hodensack männlicher Sportler vor Verletzungen zu schützen. Er besteht aus einem elastischen Hüftband, einer beutelartigen Bandage zur Anhebung des Hodensacks und zwei elastischen Haltebändern, die links und rechts unterhalb des Gesäßes hoch zum Hüftband verlaufen. Das Gesäß liegt dabei völlig frei. Zum Schutz der Genitalien kann in den Bandagebeutel eine Schale aus Hartplastik oder Schaumstoff (

jock cup

) eingesetzt werden.

Als erotische Unterwäsche wird der Jockstrap auch direkt auf der Haut getragen.

Etymologie

Das Wort Jockstrap ist vermutlich seit 1897 in Gebrauch und aus dem englischen Wort

jockey straps

entstanden, welches eine speziell für Radsportler und Reiter entwickelte Unterwäsche bezeichnet. Der

bike jockey strap

für Radsportler wurde erstmals 1874 in den USA hergestellt.[5]

Die Bezeichnung jockey für Reitsportler ist seit 1670 im englischen Sprachgebrauch nachzuweisen.[6]

Jock

war zudem bis Mitte des 19. Jahrhunderts Slang für Penis und geht vermutlich auf den männlichen schottischen Vornamen Jock zurück.[7] Heutzutage werden Sportler und Athleten umgangssprachlich als

jocks

bezeichnet, was sich vom Begriff Jockstrap ableitet.

Bildergalerie

Siehe auch

Weblinks

Commons: Jockstraps – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Helmar Schramm, Ludger Schwarte, Jan Lazardzig (Hrsg.): Spuren der Avantgarde: Theatrum machinarum. ISBN 978-3-11-020445-2, S. 174
  2. Andreas Pecht: Von großartig bis krawallig, Friedrich Schillers Trauerspiel „Die Räuber“ in Koblenz.
  3. Royston Maldoom: Tanz um dein Leben, Leseprobe. (PDF; 110 kB) S. Fischer Verlag, ISBN 978-3-10-047390-5
  4. Suspensorium. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 15, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 443.
  5. Bike Jockey Strap. In: Bookrag. Archiviert vom Original am 22. August 2010. Abgerufen am 5. Januar 2011.
  6. Jockey. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 15: Italy – Kyshtym. London 1911, S. 427 (englisch, Volltext [Wikisource]).
  7. Jock. In: Online Etymology. Abgerufen am 5. Januar 2011.