Helmut Kosmehl

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Helmut Kosmehl (* 27. September 1944 in Magdeburg) ist ein ehemaliger deutscher Handball-, zeitweise auch Fußballspieler sowie Fußball- und Handballtrainer. Als aktiver Handballspieler gewann er zusammen mit dem VfL Gummersbach mehrfach den Europapokal der Landesmeister. Für den Gewinn des Europa-Pokals der Landesmeister erhielt er am 28. April 1967 das Silberne Lorbeerblatt.[1]

Danach wechselte er zum Fußball, dort brachte er es als Spieler des Spandauer SV zu zwei Einsätzen in der 2. Bundesliga Nord. Nach seiner Zeit beim Spandauer SV verpflichtete er sich für kurze Zeit in Winterthur in der Schweiz. Dort war er zeitgleich Fußballtrainer des FC Winterthur und Handballspieler von Pfadi Winterthur. Später machte er sich als Trainer exotischer Fußballnationalmannschaften wie Mauritius, Seychellen, Dominica und Taiwan einen Namen. Zudem konnte er als Handballtrainer zusammen mit dem Helsingfors IFK den finnischen Pokal gewinnen und betreute die Handballnationalmannschaft Katars.

Karriere

Helmut Kosmehl wurde am 27. September 1944 in Magdeburg geboren und besuchte dort die Kinder- und Jugendsportschule.[2] 1960 wurde er DDR-Meister im Speerwurf bei den Junioren.[3]

Handballspieler

Bereits vor seiner Flucht nach Westdeutschland spielte Kosmehl in der Männer-Handballnationalmannschaft der DDR. Nach seiner Flucht nach Deutschland spielte er ab 1964 Handball beim VfL Gummersbach. Zusammen mit Gummersbach gewann Kosmehl in den Jahren 1967, 1970, 1971 und 1974 mit dem Europapokal der Landesmeister den höchsten Titel im europäischen Vereinshandball, dazu kamen weitere Meistertitel.

Für die deutsche Nationalmannschaft bestritt Kosmehl 14 Länderspiele, in denen er 27 Tore erzielte.[4] Da er jedoch bereits vor seiner Flucht nach Westdeutschland für die DDR Auswahl spielte, hatte dies für ihn zur Konsequenz, dass er bei Auswärtsspielen in Ostblockstaaten nicht mitreisen konnte. Auch der Einsatz verschiedener Politiker konnte damals keine Abhilfe bewirken.[5]

Vom Handballspieler zum Fußballtrainer auf Wanderschaft

1975/76 kam er in der Fußball-Zweitligamannschaft des Spandauer SV zweimal zum Einsatz, nachdem diese zuvor die ersten 14 Spiele in der Meisterschaft verloren haben.[6]

1976 ging er in die Schweiz und wurde vom Handball-Verein Pfadi Winterthur verpflichtet, die den Deutschen jedoch nach wenigen Spielen wieder dispensieren, da sich dieser gemäß Vereinsgeschichte als „egozentrischer Unruheherd“ erwiesen hat.[7] Gleichzeitig wurde er für die Saison 1976/77 als Nachfolger von Rainer Ohlhauser Trainer des Fußballclubs FC Winterthur.[8][3] Als Trainer des FC Winterthurs wurde Kohlmehl bereits in der Winterpause wieder entlassen, nachdem der Verein den letzten Platz in der Nationalliga A belegt hat. Sein Nachfolger als Interimstrainer wurde der technische Direktor Werner Schley, der diese Funktion bereits im Frühjahr 1976 ausübte.[9]

Von der Schweiz her wurde er zum Trainer der Katarischen Handballnationalmannschaft berufen, die sich auf die Asienspiele 1982 vorbereiteten. Dieses Engagement wurde später verlängert bis zur Handball-Weltmeisterschaft der Männer 1986, Kosmehl verließ Katar jedoch bereits vorher.[10] Von 1985 bis 1986 war Kosmehl gemeinsam mit Mohammad Anwar Elahee Trainer der Mauritischen Fußballnationalmannschaft und konnte mit diesen die 2. Indian Ocean Island Games gewinnen.[11][12] 1987 führte er die Taiwanische Frauen-Nationalelf in der letztmals inoffiziell ausgetragenen Weltmeisterschaft zum Titel.[13]

Danach machte er nochmals einen Ausflug zum Handball und wurde in Finnland Trainer von Helsingfors IFK, mit denen er in der Saison 1987/88 den finnischen Pokal gewann.[14]

Im April 1991 kehrte er dann zum Fußball zurück und übernahm in Uganda den Verein Spear Motors F.C. zusammen mit Bidandi SSali und Peter Mazinga als Assistenztrainern. Dessen Trainer blieb er bis im Dezember, als er wegen Unruhen innerhalb des Vereins während seines Deutschlandurlaubs abgesetzt wurde.[15] Kaum abgesetzt bei Spears übernahm er im Januar 1992 den Zweitbundesligisten BSV Stahl Brandenburg, der sich zu dieser Zeit im Abstiegskampf befand. Nach nur fünf Spielen mit zwei Unentschieden und drei Niederlagen wurde er im April wieder entlassen.[16] Während seiner Trainings hätten die Profis unter anderem zu afrikanischer Musik tanzen sollen.[17] Nach dem Engagement bei Stahl Brandenburg wurde er erneut Nationaltrainer einer exotischen Fußballnation, dieses Mal von der Seychellischen Nationalelf, mit denen er 1993 an den Indian Ocean Island Games teilnahm und das Turnier auf dem 4. von 5. Plätzen beendete.[18]

Im Januar 2000 wurde er Empfänger von 20'000 US-Dollar an Solidaritätsgeldern der IOC Olympic Solidarity Commission, die er für den Aufbau einer Trainerstruktur für den Fußball des Inselstaats Dominica verwenden sollte. Während dieses Engagements stand er während der Weltmeisterschaftsqualifikation auch zweimal als Trainer von Dominicas Nationalauswahl an der Seitenlinie.[19] Er wurde jedoch Ende April bereits wieder vorzeitig vom Dominikanischen Olympischen Komitee entlassen, da er die Anforderungen nicht erfüllte.[20]

2008 wurde Kosmehl vom südafrikanischen Verein AmaZulu FC zum Direktor ihrer neu entstandenen Jugendakademie ernannt.[21]

Erfolge (Auswahl)

  • als Handballspieler:
  • als Fußballnationaltrainer:
  • als Handballtrainer:
    • Gewinn des finnischen Pokal mit Helsingfors IFK 1988

Einzelnachweise

  1. Sportbericht der Bundesregierung vom 29. 9. 1973 an den Bundestag - Drucksache 7/1040 - Seite 59
  2. Historie. Sportgymnasium Magdeburg, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 13. Februar 2017.
  3. a b Nouvel entraîneur de Winterthour. In: L’Impartial. 5. Juli 1976, S. 14 (französisch, handelszeitung.ch [abgerufen am 13. Februar 2017]).
  4. Fußball: 97 Tore, Eishockey: 254 Tore
  5. Tricks von Hansi. In: Der Spiegel. Nr. 18, 1967, S. 106 (online).
  6. Sven Goldmann: Berlins tollste Bratwürste. In: Der Tagesspiegel. 24. November 2006 (tagesspiegel.de [abgerufen am 13. Februar 2017]).
  7. Die Klubgeschichte seit der Vereinsgründung 1938. (PDF; 116 KB) (Nicht mehr online verfügbar.) Pfadi Winterthur, S. 2, archiviert vom Original am 3. April 2016; abgerufen am 13. Februar 2017.
  8. Trainer. Klubarchiv des FC Winterthur, abgerufen am 5. Juni 2014.
  9. Winterthour limoge son entraîneur. In: L’Express. 18. Januar 1977, S. 12 (schweizer Französisch, lexpressarchives.ch [abgerufen am 13. Februar 2017]).
  10. Dans les Comités Nationaux Olympiques. In: Revue olympique. Nr. 181, November 1982, S. 702 (französisch, library.la84.org [PDF; 180 kB; abgerufen am 13. Februar 2017]).
  11. a b Cafouillage dans la surface. L'Express (Mauritius), 8. Oktober 2008, abgerufen am 6. Juni 2014 (französisch).
  12. a b Didier Pragassa: Hommage à Mamade Elahee: Monsieur Football n’est plus. L'Express (Mauritius), 27. November 2010, abgerufen am 6. Juni 2014 (französisch).
  13. "Entwicklung im Frauenfußball viel zu langsam". Deutschlandfunk, abgerufen am 16. Juli 2011.
  14. Mestarivalmentajat kautta aikojen. Käsipallon SM-Liiga, 9. Mai 2016, abgerufen am 13. Februar 2017 (finnisch).
  15. Hassan Badru Zziwa: Football mergers made in hell. In: The Observer. 2. August 2009, archiviert vom Original am 16. Dezember 2013; abgerufen am 13. Februar 2017 (englisch).
  16. Helmut Kosmehl in der Datenbank von weltfussball.de
  17. „Die größte Verarschung aller Zeiten“. In: Sportbuzzer. Märkische Allgemeine, 16. November 2016, abgerufen am 13. Februar 2017.
  18. Football: After Raoul Shungu’s resignation as Seychelles coach-Who to replace him? In: Sportbuzzer. Seychelles Nation, 13. Februar 2017, abgerufen am 13. Februar 2017 (englisch).
  19. Barrie Courtney: 2000 matches. North and Central America and Caribbean. RSSSF, 19. November 2015, abgerufen am 14. Februar 2017 (englisch).
  20. Dominican Olympic Committee (Hrsg.): Annual report of the Dominican Olympic Committee executive. to the 4th annual general meeting for the period ending december 31, 2000 in the olympic quadrennial (1997-200). Nr. 8 (englisch, doc.dm [PDF; 178 kB; abgerufen am 14. Februar 2017]).
  21. AmaZulu imports German for their academy. 9. September 2008, abgerufen am 14. Februar 2017 (englisch).