Benutzer:Regina Spälti/Hans Ulrich

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Hans Ulrich (*12. November 1919 in Brig; † 23. Dezember 1997 in St. Gallen) war ein Schweizer Wirtschaftswissenschaftler und gilt als Begründer der systemorientierten Managementlehre.

Leben

Hans Ulrich kam als drittes Kind von Gottlieb und Maria Ulrich in Brig auf die Welt. Sein Vater wurde 1921 von der damaligen PTT (heute Die Schweizerische Post) nach Bern befördert, wo er Aufgaben in der Zentralverwaltung übernahm. So verbrachte Hans Ulrich seine Kindheit in Bern, wo er auch die Grundschule besuchte und 1938 die Matura Typus C (technisch-mathematische Richtung) abschloss. Während seines Studiums an der Universität Bern lernte er seine Kommilitonin Sonja Furrer kennen, welche er schliesslich 1946 heiratete. Zwei Jahre später wurde er Vater der Zwillinge Peter und Werner. Trotz seiner engagierten beruflichen Tätigkeit war für ihn die Familie stets das Wichtigste in seinem Leben.

Studium und Lehrtätigkeit

Nach Abschluss seiner Maturität 1938 in Bern begann er ein Studium als Ingenieur an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich, welches er jedoch bereits nach einem Jahr abbrach, da er sich mehr mit Menschen als mit Maschinen identifizieren konnte. So kehrte er in seine Heimatstadt Bern zurück, wo er erneut ein Studium aufnahm, jedoch jenes in Politikwissenschaften. Seine ersten beruflichen Erfahrungen machte Hans Ulrich von 1944 bis 1950 als Assistent an der Universität Bern sowie als Betriebswirtschafter in der Industrie. Er fühlte sich jedoch stärker der Wissenschaft zugeneigt, sodass er schon bald ins universitäre Umfeld zurückkehrte. Von 1947 bis 1953 war er als Privatdozent in Bern tätig; gleichzeitig nahm er das Amt des Vizedirektors des Betriebswirtschaftlichen Instituts an der ETH Zürich an. Seine breite akademische Anerkennung erlangte er 1949 mit der Erscheinung seiner Habilitation über die Betriebswirtschaftliche Organisationslehre. Nach seiner beruflichen Tätigkeit als Privatdozent und Vizedirektor wurde als ausserordentlicher Professor für Lehrgebiete Organisation und Rechnungswesen an der Universität Bern ins Amt berufen. Bereits ein Jahr später wechselte er an die damalige Handelshochschule St. Gallen (heute Universität St. Gallen HSG), wo er als ordentlicher Professor für Betriebswirtschaftslehre während mehr als 30 Jahren wirkte. Er war dort ebenfalls Gründungsmitglied und langjähriger Präsident des Instituts Betriebswirtschaft und betätigte sich an der Entwicklung des „Management-Modells“. 1968 verschaffte er der HSG nachhaltig internationale Anerkennung als Mitentwickler des Lehrbuches „Die Unternehmung als produktives soziales System“. Seine Tätigkeit als Professor an der HSG gab er erst im Alter von 66 Jahren auf.

Theorie

Hans Ulrich war einer der Ersten, welcher die Betriebswirtschaftslehre nicht nur auf analytische Weise, sondern auch aus systemtheoretischer und kybernetischer Sicht betrachtete. Für Hans Ulrich stellt das Unternehmen ein umfassendes, im gesellschaftlichen Kontext stehendes Ganzes dar und ist als produktives soziales System zu verstehen. Es strebt im Zeitablauf wechselnden Zielen nach und soll fähig sein, diese unter veränderlichen Umweltbedingungen zu erreichen. Damit dieses zielgerichtete Unternehmensverhalten zustande kommt, bedingt es einer Unternehmensführung, welche alle dazu notwendigen Tätigkeiten beinhaltet. Einfacher ausgedrückt bedeutet Unternehmensführung nichts anderes als Lenkung. Da Kybernetik die Wissenschaft von der Gestaltung und Lenkung dynamischer Systeme ist, versteht man unter Managementlehre die Lenkung und Gestaltung einer besonderen Kategorie von dynamischen Systemen, in diesem Fall jene von Unternehmen. Entsprechende Handlungen werden somit stets als Eingriffe in dynamische Komplexe und vernetzte Situationen verstanden. Die Betriebswirtschaftslehre wird als anwendungsorientierte Wissenschaft angesehen, welche sich mit Problemen des Managements von Unternehmen befasst. Sie ist zwar nach wie vor praxisorientiert; um das Management jedoch interdisziplinär zu verstehen, bedingt es einer theoretischen Grundlage. Diese Wissensgrundlage stellt Führungskräften nützliche Lösungen zur Verfügung; Führungskräfte werden als Problemlöser verstanden.

St. Galler Management-Modell

Ulrich entwickelte die Grundzüge des so genannten St. Galler Management-Modells, welches ein mehrdimensionales Modell des Unternehmens und der Unternehmensführung darstellt. In diesem wird das Unternehmen als offenes, soziales System betrachtet, in welchem jedoch auch zwingend die Natur als Dimension der Umwelt zu berücksichtigen ist. Ebenfalls führte er in seinem Modell eine oberste, wertmässige Führungsebene, das normative Management, ein. Hierbei geht es vor allem um die Fragen warum und wozu gewisse Ziele festgelegt und Massnahmen vom Management vorgenommen werden. Die Antworten darauf sollen dem Unternehmen und ihren Tätigkeiten einen Sinn geben. Durch die Einführung dieses normativen Managements wurde die Öffnung der Führung für ethische Fragen erst möglich – die Betriebswirtschaftslehre öffnete sich sodann auch gegenüber anderen Wissenschaften.

Wirkung

Prof. Dr. Hans Ulrichs Verdienst ist es, klar zwischen Betriebswirtschaftslehre und Managementlehre zu unterscheiden und entsprechend verschiedene Zugänge zu Lehre und Wissenschaft zu suchen. Er hat mit seinem fundamental neuen Managementverständnis die Managementlehre, welche somit den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird, im deutschen Sprachraum stark beeinflusst. Seine Schriften, vor allem aber das von ihm in den Grundzügen erarbeitete St. Galler Management-Modell sind noch heute in der Managementlehre, in der Ausbildung von Führungskräften, von grosser Bedeutung. Weiter hat er der Universität St. Gallen durch sein Schaffen und Unterrichten einen guten Ruf eingebracht. In Würdigung seines Werks wurden ihm Ehrendoktorate der Universitäten Zürich, Augsburg und Mannheim verliehen.

Auszeichnungen

  • 1944 Dr. rer. pol., höchste Ausbildung „summa cum laude“
  • 1968 Mitglied der International Acadamy of Management
  • 1971 Träger der Johann Friedrich Schär- Medaille
  • 1977 Dr. rer. publ. h.c. der Universität Zürich
  • 1980 Dr. rer. pol. h.c. der Universität Augsburg
  • 1982 Träger des Martin Hilti-Preises
  • 1985 Dr. rer. pol. h.c. der Universität Mannheim
  • 1985 Ehrenmitglied des Verbandes der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft

Werke

  • Prof. Dr. Hans Ulrich: Gesammelte Schriften. 1. Auflage. Verlag Paul Haupt, Bern 2001, ISBN 3-258-06291-9
  • Prof. Dr. Hans Ulrich: Systemorientiertes Management. 1. Auflage. Verlag Paul Haupt, Bern 2001, ISBN 3-258-06359-1
  • Prof. Dr. Hans Ulrich, Prof. Dr. Walter Krieg: St.Galler Management-Modell. 3. Auflage. Verlag Paul Haupt, Bern 1974, ISBN 3-258-01241-5
  • Prof. Dr. Hans Ulrich, Dr. Fredy Sidler: Ein Management-Modell (für die öffentliche Hand). 1. Auflage. Verlag Paul Haupt, Bern 1977, ISBN 3-258-02604-1

Weblinks