Benutzer:Otfried Lieberknecht/04
Jacobus de Voragine (auch a Voragine, de Varagine, Jacopo da Varazze, deutsch: Jakob von Voragine; * 1226 oder 1228/1229 in Varazze oder Genua; † in der Nacht vom 13. Juli auf den 14. Juli 1298 in Genua) war ein Dominikaner, Erzbischof von Genua und Verfasser von Predigten und vornehmlich hagiographischen und historischen Schriften. Seine Predigten und seine Legenda aurea gehören mit jeweils mehr als tausend Handschriften zu den nach der Bibel am meisten verbreiteten Werken des Mittelalters.
Leben
Über die Herkunft und den Bildungsgang Jakobs ist wenig bekannt. Man nimmt an, daß er einer aus Varazze stammenden Familie angehörte, die in Genua unter dem Namen "de Varagine" bezeugt ist. Über seine ersten vierzig Lebensjahre teilt er selbst lediglich drei konkrete Daten mit: 1239 wurde er Zeuge einer Sonnenfinsternis, 1244 trat er in Genua den Orden der Dominikaner ein und 1264 beobachtete er vierzig Tage lang die Erscheinung eines Kometen. Angaben älterer Biographien über Studienjahre in Bologna und Paris sowie über seine akademische und Ordenslaufbahn vor 1269 (u.a. 1252 Lector theologiae, 1260 Prior in Genua, anschließend Prior in Asti) sind nicht durch eigene Aussagen oder zeitgenössische Quellen gestützt.
1269-1277 und erneut 1281-1286 amtierte er als Provinzial der Ordensprovinz Lombardei, die zu dieser Zeit ganz Norditalien, Emilia-Romagna und Picenum umfaßte. Im Rahmen seiner Amtsführung residierte er wahrscheinlich jeweils hauptsächlich in Mailand oder Bologna, nicht ohne jedoch weiterh Anteil an lokalen Angelegenheiten Genuas zu nehmen, u.a. dadurch, dass er den Schwestern des Konvents der Apostel Jakobus und Philippus während seiner ersten Amtszeit eine von ihm aus Venedig besorgte Reliquie des Philippus schenkte und zu Ostern 1283 eine Reliquie einer der Jungfrauen der Hl. Ursula aus Köln in diesen Konvent überführen ließ.
Als der General seines Ordens, Giovanni da Vercelli starb, fungierte Jakob von Voragine bis zur Wahl von dessen Nachfolger Munio de Zamora als Regent (1283-1285). 1288 wurde er zum Erzbischof von Genua gewählt, seine Wahl jedoch wegen Nichterreichen der erforderlichen Mehrheit von Nikolaus IV. zunächst annuliert, der ihn gleichwohl mit der Aufgabe betraute, am 18. Mai in Genua die Aufhebung des Kirchenbanns zu verkünden, der über die Genueser wegen ihrer Handelsbeziehungen mit den für ihren Aufstand gegen Karl von Anjou gleichfalls gebannten Sizilianern verhängt worden war. Im selben Jahr wurde er vom Generalkapitel in Lucca zum Diffinitor (Beisiter des Provinzials) gewählt.
1290, als die römischen Kardinale den Rücktritt des von Aragon protegierten Generals Munio de Zamora forderten, stellte Jakob sich auf die Seite seines Generals und unterzeichnete mit anderen eine öffentliche Erklärung zu dessen Verteidigung.
1292 wurde er schließlich von Nikolaus IV. doch noch zum Erzbischof von Genua ernannt und nach Rom gerufen, um vom Papst persönlich die Konsekration und das Pallium zu empfangen. Der Tod des Papstes kurz nach der Ankunft Jakobs in Rom verhinderte dies, so daß die Amtseinsetzung auf Geheiß des Kardinalskollegiums stattdessen durch den Bischof von Ostia vorgenommen wurde.
Die letzten sechs Jahre seines Lebens widmete er der Leitung seiner Diözese. Während dieser Zeit spielte er auch eine Rolle in den wechselvollen politischen Geschicken seiner Stadt, die auch in seiner Chronica civitatis Ianuae ihren Niederschlag fanden. So war er u.a. maßgeblich beteiligt an dem Anfang 1295 zustandegekommenen Friedensschluß zwischen den verfeindeten Genueser Fraktionen seiner Stadt und begleitete im April darauf die Delegation der Kommune zu Bonifaz VIII., der, allerdings vergeblich, auf eine Verlängerung des Waffenstillstands zwischen Genua und Venedig drängte.
Jakob von Voragine starb in der Nacht vom 13. auf den 14. Juli 1298 und wurde im Chor der Kirche des Konvents des Hl. Dominikus in Genua begraben. 1582 wurden seine Gebeine exhumiert und unter dem Hauptaltar neu bestattet, wo sie bis 1798 verblieben. Nach der Vertreibung der Dominikaner aus dem historischen Konvent und der Zerstörung der Kirche transferierten diese die Gebeine nach Santa Maria di Castello, wo sie in der Kapelle der Hl. Rosa links vom Hauptaltar eine neue Ruhestätte fanden. Die Verehrung, die Jakob über Jahrhunderte in der Region und in seinem Orden entgegengebracht worden war, wurden von Pius VII. 1816 durch die Seligsprechung bestätigt. Sein Gedenktag ist der 13. Juli.
Schriften
- Vom Autor selbst in dessen Chronik zur Geschichte Genuas als eigene Werke angeführt:
- Legendae sanctorum (in späteren Handschriften Legenda aurea betitelt, begonnen 1260)
- Sermones de omnibus sanctis
- Sermones de omnibus Evangeliis dominicalibus
- Sermones de omnibus Evangeliis que in singulis feriis in Quadragesima leguntur (beendet 1286?)
- Liber Marialis
- Chronica civitatis Ianuensis (bis 1297)
- Weitere ihm zugeschriebene und als authentisch geltende Schriften:
- Legenda seu vita sancti Syri episcopi Ianuensis
- Historia translationis reliquiarum sancti Iohannis Baptistae Ianuam
- Historia reliquiarum que sunt in monasterio sororum SS. Philippi et Iacobi de Ianua
- miraculorum reliquiarum sancti Florentii
- Historia translationis reliquiarum eiusdem aancti Florentii
- Passio Sancti Cassiani
- Zweifelhaft:
- Tractatus de libris a Beato Augustino editis