Benutzer:Sirwasi/Hansueli

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Nuruddin Farah (* 1945 in Baidoa) ist ein somalischer Schriftsteller. Er gilt als einer der bedeutendsten afrikanischen Schriftsteller der Gegenwart. Ein bevorzugtes Thema seines Schreibens ist die Situation der Frauen im postkolonialen Somalia.

Leben

Nuruddin Farah Hassan wurde am 24. November 1945 in Baidoa, damals Italienisch-Somaliland, geboren. Er stammt aus einer Familie mit dichterischer Tradition: seine Mutter Aleeli Faduma war Dichterin, ebenso wie zwei seiner Urgrossväter[1]. Sein Vater war Kaufmann. Farah wuchs im Äthiopien regierten Ogaden auf und besuchte die Shashamanne-Schule in Äthiopien und das Instituto Magistrale di Mogadiscio (Mogadischu), wo die Unterrichtssprache Italienisch war. Schon als Jugendlicher beherrschte er mit Somali, Amharisch, Arabisch, Italienisch und Englisch fünf Sprachen.

Nach Abschluss seiner weiterführenden Ausbildung arbeitete Farah kurze Zeit für das Bildungsministerium in Mogadischu.[2] Im Alter von 20 Jahren schrieb er seine erste öffentlich erschienene längere Geschichte: Why Dead So Soon? (1965 periodisch herausgegeben in einer staatlichen Zeitung, der Somali News), welche breiten Anklang fand.[3] Von 1966 bis 1969 studierte Farah Literatur und Philosophie an der Panjab University in Chandigarh, Indien. Während dieser Zeit schrieb er Revues und begann an zwei Manuskripten für Novellen zu arbeiten, die jedoch abgelehnt wurden. 1969 heiratete er eine indische Studentin in Delhi. Nach seinem B.A.-Abschluss kehrte kehrte er nach Mogadischu zurück, um als Lehrer zu arbeiten.

Als der spätere Diktator Siad Barre im Oktober 1969 mit einem Putsch die Regierungsmacht an sich riss und in Somalia die sozialistische Demokratie ausrief, liess sich der junge Nuruddin Farah von der allgemeinen Begeisterung noch mitreissen.[4] Wie viele andere, erhoffte auch er sich von den angekündigten Reformen einen Rückgang der starken Korruption und des Nepotismus (Vetternwirtschaft), die Somalia seit dessen Unabhängigkeit 1960 arg beutelten (Siehe auch Geschichte Somalias). Farah wurde jedoch sehr bald zu einem entschiedenen Kritiker Siad Barres. Die Veröffentlichung eines 1969 geschriebenen Stücks, A Dagger in Vacuum, wurde Farah von den revolutionären Zensurbehörden verweigert. Bis 1973 unterrichtete Farah auf verschiedenen Stufen, unter anderem auch an der Nationalen Universität Somalias. Seine schriftstellerische Karriere begann mit dem noch in Indien geschriebenen Roman From a Crooked Rib (1970). Die Geschichte eines Nomadenmädchens, das flieht, um einer arrangierten Hochzeit mit einem älteren Mann zu entgehen, brachte Farah internationale Anerkennung.

1972 erhielt die somalische Sprache eine Orthographie (Rechtschreibung). Farah publizierte 1973 Extrakte aus einer Novelle in Somali , der ersten Novelle überhaupt, die in dieser Sprache geschrieben wurde.[5] Deren vollständige Veröffentlichung wurde jedoch (als aufrührerisch bezichtigt) von der Regierung unterbunden. Sämtliche früheren und späteren Werke schrieb Farrah auf Englisch.

1974 verliess Nuruddin Farrah sein Heimaltland Somalia, um in London und Essex Theaterwissenschaften zu studieren. Als Farrah 1976 (ohne M.A.-Abschluss) heimkehren wollte, wurde er gewarnt, dass die somalische Regierung ihn wegen des Inhalts seiner eben erschienen Novelle A Naked Needle zu verhaften beabsichtige. Anstatt zurückzukehren, wählte Farah das Exil, das mehr als 20 Jahre dauern sollte. Farrah selber betonte dabei jedoch stets, dass sein Exil nur ein unmittelbarer physischer Zustand sei, und dass nicht er, sondern die somalische Diktatur, sich Exil befände.[6]

Farahs späteres Werk besteht aus zwei Romantrilogien: Variations on the Theme of an African Dictatorship und Blood in the Sun. Variations attackiert die politische Korruption vieler autoritärer postkolonialer Regimes in Afrika und vergleicht sie mit den Schrecken des europäischen Kolonialismus; die Trilogie widmet sich auch dem Verhältnis der Geschlechter und der Praxis der Beschneidung der Mädchen. Der erste Band der Variations-Trilogie, Sweet and Sour Milk, erschien 1979, am Ende eines dreijährigen Aufenthalts Farrahs als Englischlehrer und Übersetzer in Rom und Mailand.[7]. Sweet and Sour Milk wurde 1980 mit dem English Speaking Literary Union Prize ausgezeichnet.[8] Während Farah von 1979 bis 1981 in Los Angeles lebte, kam Band zwei heraus, Sardines. Dieser wurde 1983, während einer halbjährigen Gastprofessur Farahs an der Universität Bayreuth, von Close Sesame gefolgt.

Daraufhin zog Farrah in kurzer Zeit zwischen diversen afrikanischen Staaten umher: Er lebte von 1981 - 1984 in Nigeria, dann bis 1986 in Gambia, bis 1989 im Sudan, danach zwei Jahre in Uganda, ein Jahr in Äthiopien und schliesslich zog er 1992 wieder nach Nigeria. Während dieser Zeit arbeitete er an diversen Universitäten und Instituten und unterbrach seine Aufenthalte mehrmals mit kurzen Besuchen und Stipendiatsstellen in den USA und Europa. 1998 erhielt Farah den Neustadt International Prize for Literature.

Obwohl die Trilogie Variations on the Theme of an African Dictatorship in einer Reihe von Ländern gut aufgenommen wurde, war es Maps (1986), der erste Roman aus der Trilogie Blood in the Sun, der Farah endgültig berühmt machte. Maps (1991 mit dem Tucholsky Literaturpreis in Stockholm ausgezeichnet[9]) spielt während des Ogadenkrieges 1977. Es folgten die Romane Gifts (1993) und Secrets (1998). In Yesterday, Tomorrow: Voices from the Somali Diaspora (2000) porträtiert Farah somalische Flüchtlinge und Emigranten in Afrika und Europa. Die jüngsten Werke Links (2004) und Knots (2007) sind Bestandteil einer neuen Trilogie, die sich mit dem Bürgerkrieg in Somalia auseinandersetzt.

Nuruddin Farrah lebt heute in zweiter Ehe (Heirat 1992) mit zwei Kindern im südafrikanischen Kapstadt.


Sein Schaffen

Der Zugang und das tiefere Verständnis des umfangreichen und vielschichtigen Werks Nurrudin Farahs wird oftmals über die soziopolitischen Umstände und der Geschichte Somalias, sowie über die persönliche Biographie Farahs gesucht. Farahs Gesamtwerk eröffnet vielseitige Lesarten in Bezug auf unterschiedliche Themen. Beispielsweise kann man Farah als "Feminist" lesen (Vgl. erste Novelle: Why Die So Soon?, 1965), sowie als Sozialwissenschaftler oder ihn als paradoxen Postmodernisten sehen.[10] Zentrale Themen und Hypothesen, mit denen das Gesamtwerk hinduch gearbeitet und erarbeitet werden, bilden jedoch die individuelle Autonomie und die soziale Verantwortung der Menschen.[11]


Hauptthema

Die Freiheit des Einzelnen sich selbst zubestimmen, ist ein zentrales Anliegen und Problem in Farahs Werk. Diese Freiheit des Individuums und seine Autonomie beginnt für Farah im Kern im alltäglichen knüpfen von Beziehungen zwischen Menschen, sowie in den immerwieder neu entstehenden sozialen Formationen. Dort wird das Selbst und seine Autonomie geformt und beeinflusst. Um dieses Thema zu bearbeiten dient Farah vor allem die somalische Gesellschaft und ihre Geschichte (Fast alle Werke Farahs sind in Somalia angesiedelt). Dabei befinden wir uns in immer in der Nähe der Stadt.[12]


Sprache und Stil

In Farahs Sprache liegt eine gewisse Unbestimmtheit die häufig mit weitläufigen Metaphern verbunden ist. In seinen Texten werden implizit Stimmen und Texte anderer wiedergegben. Farah selbst sieht die Sprache als Mittel zur Konstruktion und Realisierung menschlicher Möglichkeiten.[13] Man befindet sich als Leser Farahs in einer fiktiven Welt, diedurch die Referenz zum kontemporären Somalia Konturen erhält. Die physische Umgebung umfasst meist Innenansichten von verschiedenen Räumen. Die Fiktion wird schliesslich durch den Plot zusammengehalten. Dieser bewegt sich meist hin zu einem scheinbar unlösbaren Rätsel oder Mysterium. Farahs Einzigartigkeit zeigt sich vor allem durch die konzeptionelle Art des Verhaltens der Protagonisten, welche meist auf Emotionalität und psychologische Innenansichten verzichtet. Farah erzählt nicht von Entwicklungen der sozialen Umwelt, er lässt den Leser stattdessen an der Entwicklung des Bewusstsein seiner Figuren teilhaben.

Siehe auch

Werkverzeichnis

  • Why Die So Soon? (1965, Novelle)
  • A Dagger in a Vacuum (1965, Stück)
  • From a Crooked Rib (1970), ISBN 0-435-90080-3, dt. Aus einer gekrümmten Rippe. Roman. 3. Auflage, Lamuv-Verlag, Göttingen 2000
  • A Naked Needle (1976), ISBN 0-435-90184-2, dt. Wie eine nackte Nadel. Roman. Lembeck, Frankfurt am Main 1984 bzw. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001 (Taschenbuchausgabe)
  • Variations on the Theme of An African Dictatorship (Trilogie):
  • Sweet and Sour Milk (1979), ISBN 1-55597-159-8, dt. Bruder Zwilling. Roman. Frederking und Thaler, München 2000
  • Sardines (1981), ISBN 1-55597-161-X, dt. Tochter Frau. 1. Auflage, Goldmann, [München] 2003.
  • Close Sesame (1983), ISBN 1-55597-162-8, dt. Vater Mensch. Frederking und Thaler, München 2001, als Taschenbuch: btb, [München] 2004
  • Blood in the Sun (Trilogie):
  • Maps (1986), ISBN 0-14-029643-3, dt. Maps, Ammann, Zürich 1992, zuletzt Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2004
  • Gifts (1993), ISBN 1-55970-484-5, dt. Duniyas Gaben. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001.
  • Secrets (1998), ISBN 1-55970-427-6, dt. Geheimnisse. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001 (Taschenbuchausgabe)
  • Territoires (2000), ISBN 2-84261-190-X
  • Yesterday, Tomorrow: Voices from the Somali Diaspora, ISBN 978-0304707027, dt. Yesterday, tomorrow. Stimmen aus der somalischen Diaspora. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003.
  • Links, (2004) ISBN 1-57322-265-8, dt. Links. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005
  • Knots, (2007) ISBN 1594489246

Literatur

  • Alden, Patricia et al.: Nuruddin Farah, New York, 1999. ISBN 0-8057-1667-X.
  • Wright, Derek (Hg.): Emerging Perspectives on Nuruddin Farah, Africa World Press, 2002. ISBN 0-86543-918-4.
  • Wright, Derek (Hg.): The Novels of Nuruddin Farah, Bayreuth 2004. ISBN 3-927510-85-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wright, Derek (hg.): The Novels of Nuruddin Farah, Bayreuth 2004, S. 14.
  2. Wright, Derek (hg.): The Novels of Nuruddin Farah, Bayreuth 2004, S. 5.
  3. Wright, Derek: Emerging Perspectives on Nuruddin Farah, S. 5.
  4. Wright, Derek (hg.): The Novels of Nuruddin Farah, Bayreuth 2004, S. 6.
  5. Wright, Derek (hg.): The Novels of Nuruddin Farah, Bayreuth 2004, S. 10.
  6. Jaggi, Maya: A Combining of Gifts. An Interview, in Third World Quarterly 11, 3 (1989), S. 183. Zitiert in: Wright, Derek (hg.): The Novels of Nuruddin Farah, Bayreuth 2004, S. 11.
  7. Wright, Derek: Emerging Perspectives on Nuruddin Farah, S. 718.
  8. Wright, Derek: Emerging Perspectives on Nuruddin Farah, S. 718.
  9. Wright, Derek: Emerging Perspectives on Nuruddin Farah, S. 718.
  10. Alden, Patricia et al.: Nuruddin Farah, New York 1999. Preface.
  11. Alden, Patricia et al.: Nuruddin Farah, New York 1999. Preface.
  12. Alden, Patricia et al.: Nuruddin Farah, New York 1999. S. 8ff.
  13. Alden, Patricia et al.: Nuruddin Farah, New York 1999. S. 13.