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Alternanz ( auch Alternation; frz. alternance, engl. alternation) meint als Fremdwort allgemein das regelmäßig abwechselnde Auftreten von zwei verschiedenen Zuständen und bezeichnet als Fachwort der Linguistik das Auftreten verschiedenartiger Realisierungen ein und desselben sprachlichen Einheit im Verhältnis komplementärer Distribution. Diese ist dann gegeben, wenn zwei Realisierungen niemals in einem gleichen Kontext auftreten können, sondern jede nur in solchen Kontexten, in denen die jeweils andere ausgeschlossen ist. Im Vordergund des Interesses steht hierbei Alternanz auf der Ebene von Phonem und Morphem, die als kombinatorische Variation in der Regelmäßigkeit ihrer Verteilungen auf bedingende phonologische, morphologische oder syntaktische Eigenschaften der jeweiligen Kontexte zurückgeführt wird.

Alternanz von Allophonen eines Phonems

Alternanz von Allophonen eines Phonems ist dann gegeben, wenn lautlich verschiedene Realisierungen dieses Phonems in komplementärer Verteilung auftreten. Klassisches Beispiel ist im Deutschen das Auftreten des palatalen Frikativs [ç] (wie in ich) und des velaren Frikativs [x, regional χ] (wie in ach), auch Ich-Ach-Alternanz genannt. Beide Phone gelten im Deutschen aufgrund ihrer lautlichen Ähnlichkeit und ihrer gegenüber anderen Phonen gleichen bedeutungsunterscheidenden Funktion als Allophone des gleichen Phonems, das üblicherweise in der Form /ç/, also unter Rückgriff auf das Symbol für die häufigere Variante, symbolisiert wird. Die Kontexte des Auftretens werden folgendermaßen unterschieden:[1]

1) [x] tritt auf nach hinterem [u:, ʊ, o:, ɔ]) und zentralem Vokal ([a:, a]) oder Gleitlaut (Diphtong au mit hinterem rundem Gleitlaut)[2] auf, wobei nach dem Vokal oder Gleitlaut keine Morphemgrenze liegen darf, wie es beim Anschluß des Diminutivs -chen der Fall wäre (siehe 2.c):
  • Buch, Flucht
  • hoch, Loch
  • Lache, Nacht
  • Bauch, rauch|en (vgl. 2.c)
2) [ç] tritt in drei verschiedenen Kontexten auf:
a) Nach vorderem Vokal (nicht belegtermaßen auch nach [e:] und [o:]) oder vorderem Gleitlaut (Diphtongen [aɪ̯] und [ɔɪ̯] mit vorderem Gleitlaut)[2]:
  • riechen, ich
  • Becher, rächen
  • Flüche, Küche
  • Löcher
  • reich, euch
b) Nach Konsonant (den alveolaren Sonoranten [l], [r] und [n]):
  • Milch
  • durch
  • manche
c) Am Anfang eines Wortes (nur bei fremdsprachigen Entlehungen möglich) oder Morphems (fremdsprachig entlehntes Wurzelmorphem, Sufixmorphem -chen):
  • Chemie, China
  • Bio|chemie
  • Frau|chen

Der Befund läßt sich im Kern als Velarisierung durch Assimilierung an einen hinteren ([ç] > [x]), bzw. umgekehrt als Palatalisierung durch Assimilierung an einen vorderen Artikulationsort der vorhergehenden Lautumgebung deuten.[3]

Alternanz von Phonemen

Literatur

  • Gert E. Booij u.a.: Morphologie: Ein internationales Handbuch zur Flexion und Wortbildung, Walter de Gruyter, Berlin u.a. 2000 (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Bd. 17; ISBN 3-11-011128-4), S. 451ff. (Kap. VII: Allomorphie)
  • Karl Heinz Ramers: Einführung in die Phonologie, 2. Aufl., Fink, München 1998 (= UTB, 2008), ISBN 3-8252-2008-7
  • Werner Welte: Moderne Linguistik: Terminologie / Bibliographie, Teilband I, Hueber, München 1974, S. 56-58


Einzelnachweise

  1. Modifiziert nach Ramers, Einführung S. 47f.
  2. a b Ramers, Einführung S. 37
  3. Ramers, Einführung S. 68, vgl. S. 48