Diskussion:Kreuzmast

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Bemastung und Takelung der Schiffe

von Friedrich Ludwig Middendorf, Berlin, im Januar 1903:

Kapitel »Benennung der Schiffsarten und der einzelnen Teile eines Schiffes«, hier: b. Benennung der einzelnen Teile eines Schiffes

»Durch die Einführung der Vier- und Fünfmaster ist nun in neuester Zeit eine gewaltige Konfusion in der Benennung der Masten entstanden. Diese Benennung ist sogar auf den einzelnen Schiffen einer und derselben Gattung verschieden. So werden z. B. bei einer Viermastbark die Masten der Reihe nach oft mit Fock-, Groß-, Kreuz- und Besahnmast bezeichnet, als ob ein solches Schiff ein Vollschiff wäre, dem man noch als Attribut hinten einen Besahnmast zugegeben hat, während es doch in Wirklichkeit eine Bark mit zwei Großmasten ist, denn der vorletzte Mast ist nicht ein Kreuzmast von verkrüppelten Abmessungen, sondern er ist in allen seinen Teilen ebenso bemessen wie der Großmast. Noch schlimmer wird die Sache bei einem Viermast-Vollschiff. Da konnte man nicht gut zwei Kreuzmasten hinterienander gebrauchen und nannte deshalb den letzten Mast »Jiggermast«. Hier hätte man doch noch lieber auf die Bezeichnung Besahnmast zurückgreifen sollen, wenn er auch voll getakelt war. Damit wäre aber immer noch nicht die falsche Bezeichnung »Kreuzmast« für den mittleren Mast beseitigt. Es kommt also darauf an, für diesen, d. h. für den vorletzten Mast oder einen zweiten Großmast eine passende Bezeichnung zu finden, dann kann für den letzten Mast unter allen Umständen die gute deutsche Bezeichnung »Besahnmast« bei Barken, und »Kreuzmast« bei Vollschiffen beibehalten bleiben. Da der Großmast auch oft als »Hauptmast« (mainmast) benannt wird, so schlagen wir vor, diese Benennung für den zweiten Großmast anzunehmen, so daß die Masten einer Viermastbark: Fock-, Groß-, Haupt- und Besahnmast, und bei einem Viermast-Vollschiff: Fock-, Groß-, Haupt- und Kreuzmast heißen würden. Bei den Fünfmastern - also bei Schiffen mit drei Großmasten - bleibt dann dieselbe Bezeichnung, nur dass der fünfte in der Mitte stehende Mast »Mittelmast« genannt wird. Diese Bezeichnung, d. h. »Hauptmast« für den vorletzten Mast bei allen Vier- und Fünfmastern haben wir im Nachstehenden angenommen. Bei den in Frage kommenden Schiffen der großen Hamburger Reederei F. Laeisz ist neuerdings für den betreffenden Mast die Bezeichnung »Laeisz-Mast« eingeführt. Andererseits ist der Name »Achtermast« in Vorschlag gebracht und soll von einigen Reedereien angenommen worden sein. Von einem einheitlichen Sprachgebrauch kann also jetzt noch nicht die Rede sein, es wird aber wohl noch verhütet werden können, daß Inkonsequenzen entstehen oder ganz überflüssige Fremdwörter, wie »Jiggermast« usw., ohne Grund in unsere Seemannssprache eingeführt werden.«

Friedrich Ludwig Middendorf

  • 20. 3. 1824 in Bardenfleth (Oldenburg),

ab 1890 Direktor des Germanischen Lloyd, Berlin, + 12. 2. 1903