Diskussion:Operaismus
Kleine Berichtigung
Ich finde den Artikel recht gut und hätte nur Einwände gegen den Vorspann:
1. Sprachlich: operaia heißt nicht "Arbeit". Operaio heißt als Substantiv "Arbeiter", operaia entsprechend "Arbeiterin". Als Attribut heißt operaio/a "ArbeiterInnen-", also "auf ArbeiterInnen bezogen" - autonomia operaia heißt "ArbeiterInnen-Autonomie".
2. Sachlich: Die Gegenüberstellung von Operaismus und Wertkritik ist ein interessanter Gedanke, der an dieser Stelle allerdings insofern etwas problematisch ist, als zur Entstehungs- und Blütezeit des Operaismus die Strömung der Wertkritik noch nicht existierte. Man kann schlecht den Operaisten historisch vorgreifend etwas gegenüberstellen, was es zu ihrer Zeit noch nicht gab.
Die Wertkritik als von Horkheimer und Adorno "inspiriert" zu bezeichnen, ist sicher nicht falsch, aber in dieser Unmittelbarkeit ein bisschen kurzschlüssig. Der eigentliche Urheber der Wertkritik ist der von Adorno beeinflusste Moishe Postone - seine ersten diesbezüglichen Arbeiten stammen meines Wissens aus den 70er Jahren, das systematische Werk Time, Labor and Social Domination erschien erst 1993. Natürlich spielen auch die bis in die 60er Jahre zurückreichenden Aufsätze des Adorno-Schülers Hans-Georg Backhaus eine Rolle, aber die Wertkritik als theoretisch-politische Strömung ist erst in den 90er Jahren entstanden. Horkheimer und Adorno selbst haben sich mit der marxschen Werttheorie nur ziemlich oberflächlich beschäftigt (mit Schlagworten wie "Tauschprinzip" und teilweise eher an Proudhon erinnernden Vorstellungen).
Offensichtlich eine Begriffsverwirrung und arg missverständlich ist die auf Horkheimer/Adorno und die Wertkritik bezogene Rede vom "'autonomen Subjekt' Kapital". Wenn Adorno und Horkheimer vom "autonomen Subjekt" sprechen, meinen sie das bürgerliche Subjekt oder das ästhetisch urteilende Subjekt, aber nicht das Kapital. Gemeint ist in Bezug auf das Verständnis des Kapitals wohl eher das "automatische Subjekt", eine Formulierung von Marx (der Wert "geht beständig aus der einen Form in die andre über, ohne sich in dieser Bewegung zu verlieren, und verwandelt sich so in ein automatisches Subjekt"). Dieses Stichwort wird von der Wertkritik dahingehend interpretiert, dass die gesamte Entwicklung des Kapitalismus im Grunde die eines "automatischen Subjekts" sei, in der der Klassenkampf zwischen Lohnarbeit und Kapital ein rein immanenter Verteilungskampf sei, der den Charakter des Systems weder verändere noch überwinde. Demgegenüber haben die Operaisten betont, dass der Kapitalismus sich nicht "automatisch" entwickelt, sondern stets durch soziale Kämpfe. Damit wandten sie sich (wie unter "Theoretischer Ausgangspunkt" richtig gesagt wird) gegen die ökonomistische Auffassung des traditionellen Mainstream-Marxismus, der die Entwicklung der Produktivkräfte als Haupttriebkraft der Geschichte interpretierte. Den Operaisten ging es hingegen darum, dass Produktivkräfte nicht einfach als "neutrale", bloß technischen Gesetzmäßigkeiten folgende Gegebenheit zu verstehen sind, sondern immer ein soziales Produktionsverhältnis umfassen: die fordistische Fabrik ist nicht einfach ein Sachverhalt technischer Rationalität, sondern impliziert ein bestimmtes umkämpftes gesellschaftliches Machtverhältnis.
Die durchaus sinnvolle Gegenüberstellung von Operaismus und Wertkritik sollte m.E. nicht im Vorspann, also vorgreifend erfolgen, sondern müsste eher in einer resümierenden Einordnung ihren Platz finden.
Ich möchte nicht in dem Artikel herumfuhrwerken, schlage aber vor, ihn in diesem Sinne zu präzisieren.
Scardanelli 02:07, 26. Jan 2005 (CET)
- Zunächst mal Willkommen. Und dann vor allem: Wikipedia:Sei mutig. Also ruhig "herumfuhrwerken". Klingt in meinen Ohren alles recht sinnvoll. Benni 10:45, 26. Jan 2005 (CET)
- Ich finde das auch seit eineinhalb Jahren absolut einleuchtend und habe es deswegen endlich mal verändert. Als Auseinandersetzungspunkt kommt natürlich nur die PCI in Frage. Ausserdem habe ich die Hauptthemen und Resultate in die Einleitung aufgenommen. Und der Aspekt der sozialen Bewegung war mir bisher zu kurz gekommen. --Da5id 12:37, 6. Jul 2006 (CEST)
Literatur
Also wenn die Literaturliste länger ist als der Artikel, läuft irgendwas falsch, oder? Leider hab ich weder genug Ahnung um den Artikel zu verlängern noch um die Literaturliste auszusortieren, also vielleicht fühlt sich ja jemand anderes berufen? Benni 18:47, 21. Feb 2006 (CET)
Hellmut G. Haasis Zwischenbemerkungen
Haasis macht einige interessante Bemerkungen über Tronti etc. auch in seinem Nachwort zur Joseph Dietzgen Auswahl in der Sammlung Luchterhand, Nr. 50, 1973.
italienische WP
Der italienische Artikel it:Operaismo enthält mMn fragwürdige Statements, bitte dem nicht blind folgen.--Radh 20:07, 21. Apr. 2010 (CEST)