Benutzer:Solon de Gordion/Einfache Schlussfolgerungen aus dem Wikiprinzip
Das Wiki-Prinzip wird auf der Seite Wikipedia:Eigentum an Artikeln erläutert:
„Ein Autor, der einen Artikel bei Wikipedia einstellt, hat natürlich ein Interesse daran, dass sein Artikel nicht verunstaltet oder verschlechtert wird. Es ist jedoch darauf zu achten, dass ein Autor nicht Eigentümer der von ihm eingestellten Wikipedia-Seite ist. Er hat seine Inhalte unter eine freie Lizenz gestellt und muss damit rechnen, dass diese genutzt und verändert werden. Dies bezieht sich sowohl auf den eingestellten Wikipedia-Artikel selbst als auch auf Weiternutzungen anderer Art.
Diese Richtlinie trifft nicht nur auf Artikel, sondern auch auf Kategorien, Portale, Vorlagen, Bilder sowie Seiten im Hilfe- und Wikipedia-Namensraum zu. Bei Seiten im Benutzernamensraum und Diskussionsbeiträgen anderer Benutzer ist es Sitte, dass sie nicht (insbesondere inhaltlich) geändert werden.
Technisch ist es in einem Wiki jedem nicht gesperrten Benutzer möglich, jede Seite zu bearbeiten (eine Ausnahme bilden geschützte Seiten). Der Erfolg von Wikipedia basiert in wesentlichen Teilen auf diesem einfachen Prinzip. Wer nicht möchte, dass seine Inhalte beliebig modifiziert werden können, sollte bei Wikipedia nicht mitarbeiten.
Wiki-Prinzip
Auch wenn dir Artikel nicht gehören, kannst du sie dennoch bearbeiten. Wenn ein Benutzer vandaliert, kannst du diese Änderungen selbstverständlich rückgängig machen – nur kann dies jeder, und nicht nur der Ersteller eines Artikels. Hingegen nicht zulässig wäre, wenn du alle Änderungen an einem Artikel ohne Begründung rückgängig machen und eine Diskussion darüber ablehnen würdest. Dass dir der Artikel nicht gehört, bedeutet also, dass du keine Sonderrechte hast; es bedeutet nicht, dass du den Artikel nicht bearbeiten darfst.
Manche Wikipedianer verwenden auf ihren Benutzerseiten Begriffe wie „meine Artikel“, was ein Eigentum an Artikeln nahelegt. Es sollte beachtet werden, dass Artikel in den meisten Fällen nicht nur einer Person, sondern einer Vielzahl von Autoren zuzuschreiben sind. Daher sind Formulierungen wie „von mir gestartete Artikel“ oder „von mir erstellte Artikel“ inhaltlich korrekter und verneinen das Wiki-Prinzip nicht.“
Aus dem Wiki-Prinzip ergeben sich eine Reihe meist eigentlich trivialer Schlussfolgerungen, die aber dennoch leider allzu oft, teils vorsätzlich, teils fahrlässig, übersehen werden.
An dieser Stelle soll deshalb daran erinnert werden.
Schlussfolgerung Nr. 1: Man darf auch selber in der Wikipedia arbeiten, man muss nicht zwingend darauf spekulieren, dass andere die Arbeit erledigen.
In der Wikipedia lässt sich, ganz wie im wahren Leben, eine fürchterliche Unsitte beobachten: Es wird immer wieder versucht, Arbeit, die man selbst gern erledigt hätte, auf andere abzuwälzen.
Dies kann eigentlich kaum verwundern, stützen doch die Wikipedia-Konventionen die menschliche Trägheit auf mannigfaltige Weise. Markante Beispiele finden sich an exponierter Stelle.
- Jemand findet einen Text oder Textteile unbelegt. Selbst recherchieren? Mitnichten. Der Artikel wird mit einem "hübschen" Bapperl verunstaltet, danach passiert über Jahre nichts mehr.
- Es fehlt ein Beleg zu einer Behauptung, die einen derartigen Beleg erfordert. Eine google-Recherche würde rasche Abhilfe schaffen, dummerweise ist derjenige, der den Beleg fordert, nicht dazu verpflichtet. Die fraglichen Passagen werden mit dem Hinweis "unbelegt" einfach entfernt.
- Ein Artikel erscheint überarbeitungs- und ausbaufähig. Selbst Arbeit investieren? Wozu? QS-Bapperl rein, ersatzweise Löschantrag.
- Ohnehin ist der Löschantrag das probateste Mittel, Arbeit auf andere abzuwälzen. Ist der Artikel mit Löschung bedroht, ist der Autor, dem am Erhalt seines Beitrags gelegen ist, förmlich gezwungen, binnen der nächsten sieben Tage tätig zu werden und die Arbeit zu machen, die eigentlich nicht er, sondern vielmehr der Löschantragsteller erledigt haben möchte.
Weitere Beispiele finden sich, zuhauf. Bei einer derartigen Hofierung der menschlichen Träg- und Faulheit verwundert es nicht, dass die Diskussionsseiten, und damit sind sowohl Artikel- als auch Löschdiskussionen gemeint, voll sind von Anmerkungen, die man sonst scherzhaft der Frau als solcher zuschreibt:
"Jemand müsste diesen Artikel hier mal überarbeiten."
Da wird seitenlang gesülzt, geschwafelt, lamentiert... Man hat sich daran gewöhnt. Beinahe schlimmer sind da die selteneren Fälle, in denen jemand ausführlich, informiert und kompetent, teils sogar unter Angabe der passenden Belegfundstelle, darüber referiert, was im Artikel so alles geändert werden sollte. Fassungslos steht man davor und fragt sich: Wenn er doch soviel weiß, warum um Himmels Willen geht er nicht her und schreibt es einfach in den Artikel, statt es auf der Diskussionsseite breitzutreten? Muss denn selbst etwas, das man aufgrund eigener Kenntnis schnell selbst erledigen kann, auf andere abgewälzt werden, die im Zweifel durchaus schlechter im Stoff stecken?
Das Ende vom Lied ist vorhersehbar. Die Arbeit bleibt ungetan, oder sie wird schlecht getan.
Schlussfolgerung Nr. 2: Andere haben nicht generell mehr Zeit als man selbst.
Gern gewählte Ausrede, wenn man auf diesen Umstand hinweist: Also ich kann mich nicht darum kümmern, keine Zeit. Abgesehen davon, dass die Überarbeitung des Artikels oft nur wenig mehr Zeit in Anspruch nehmen würde als die Diskussion über das, was überarbeitet werden müsste... Es sollte sich endlich mal die Erkenntnis durchsetzen, dass auch andere ein Leben haben. Ihr wisst schon, das ist dieses Ding, in dem es Verwandte gibt, Freunde, Arbeit, Hobbys, gesellschaftliche, berufliche und private Verpflichtungen. Dieses ganze Zeugs, das immer wieder Zeit in Anspruch nimmt, weshalb man mit seiner Zeit haushalten muss. Das heißt, nicht nur derjenige, der gerne Arbeit abwälzen würde, sondern auch derjenige, auf den die Arbeit abgewälzt werden soll. Es ist ein reiner Mythos, dass andere grundsätzlich mehr Zeit haben als man selbst.
Schlussfolgerung Nr. 3: Wenn ich schon ein Oberguru bin, dann hätte ich doch auch gern die Möglichkeit, mit beliebigen Frauen freie Liebe zu praktizieren.
Zweithäufigste Ausrede: Nö, ich arbeite hier sicherlich nicht. Immer, wenn ich editiere, wird mein Edit sofort von irgendeinem Oberguru revertiert.
Was von diesem Argument zu halten ist, ist schnell erzählt. Zieht man mal alle Fälle ab, in denen ein Revert erfolgt, weil das Eingefügte sprachlich untragbar, nicht nachvollziehbar, unbelegt, sachlich unrichtig oder sonstwie unsinnig ist, bleiben noch die Fälle, in denen ein Revert nur behauptet wird, um nicht arbeiten zu müssen. Bin ich wohl doch kein Oberguru, Mist. Hatte mich schon auf all die Mädels gefreut, die willig tun, was ich ihnen befehle, und mir dafür noch ihr Vermögen überschreiben.
Schlussfolgerung Nr. 4: Nein, Du musst hier nicht arbeiten. Ich aber auch nicht.
Ja klar, man kann versuchen, Arbeit auf andere abzuwälzen. Das Wiki-Prinzip erlaubt es, hier zu arbeiten. Es verpflichtet nicht dazu. Nur wird halt allzu oft übersehen, dass dieser Grundsatz nicht nur für die eigene Person gilt, sondern auch für alle anderen, die hier tätig sind.
Dies ist keine bezahlte Tätigkeit, keine Arbeit, kein Beruf, kein Nebenjob. Es erreicht nicht mal die Qualität eines Ehrenamts, zu dessen Wesen es gehört, dass man sich eine Selbstverpflichtung auferlegt. Jegliche Zeit und Arbeit, die ich hier investiere, investiere ich auf rein freiwilliger Basis. Ich schreibe, wenn ich Zeit dazu habe, wenn mir Literatur zur Verfügung steht, wenn ich motiviert und inspiriert bin. Ich bin aber keinesfalls verpflichtet, jedem Artikel, dem ich mal ein paar Sätze hinzugefügt habe, ständig hinterherzulaufen, um ihn aktuell zu halten. Oder sogar aufwändige Recherchetätigkeit zu entfalten und auf eigene Rechnung jedes Buch zu kaufen, das vielleicht für die Artikelqualität interessant sein könnte.
Ob es vor diesem Hintergrund wirklich so sinnvoll ist, selbst keinen Handschlag zu rühren, dafür aber andere auf penetrant-nervtötende Weise zum Arbeiten anzuhalten und dann beleidigt den Arsch um die Ecke zu werfen, wenn diese nicht sofort springen? Was im real life nur eingeschränkt funktioniert, ist auch für die Wikipedia nicht richtig.
Schlussfolgerung Nr. 5: Ich soll wissenschaftlich arbeiten? Reden wir über mein Honorar.
Netter Versuch, nur leider zu durchschaubar. "Wenn Dein Geschreibsel hier wissenschaftlichen Ansprüchen genügen soll, musst Du aber noch einiges besser machen."
Ah so, ah so. Ich soll hier wissenschaftlich arbeiten? Kein Problem, Akademiker bin ich ja schließlich. Aber halten wir doch mal vorher kurz fest: Für wissenschaftliche Arbeit wird man auch gemäß der investierten Arbeitszeit entlohnt. Du möchtest, dass ich hier wissenschaftlich tätig werde? Gut, dann sollten wir als erstes über mein Honorar verhandeln. In dem Verlag, in dem ich arbeite, sind 80 Euro pro Stunde für einen wissenschaftlichen Mitarbeiter üblich.
Schlussfolgerung Nr. 6: Ich muss gar nichts, auch nicht, weil Du es willst.
Ich weiß, ich weiß, niemand wird mir hier etwas bezahlen. Damit liegt aber auch der Umkehrschluss auf der Hand: Ich bin keinesfalls verpflichtet, hier irgendeine irgendwie geartete Form von Arbeit zu investieren, nur weil ein anderer dies möchte. Sicherlich wird es Situationen geben, in denen ich auf den Hinweis eines anderen freiwillig tätig werden würde. Beispielsweise, wenn der Artikel gelöscht würde, wenn er nicht überarbeitet wird, und ich das nicht möchte. (Na, wach geworden? Natürlich ist dies kein Fall von "freiwilliger Arbeit", sondern auch einer von denen, in denen mich ein anderer zum Arbeiten zu zwingen versucht. Allein - selbst in diesem Fall muss ich nicht tätig werden, wenn ich nicht will. Punkt.) Oder wenn mich ein Thema gerade besonders interessiert. Oder wenn mich jemand nett und höfich bittet, womit wir dann auch gleich beim nächsten Punkt wären.
Schlussfolgerung Nr. 7: Die Wälder, aus denen es so herausschallt wie herein, sind noch nicht dem Waldsterben zum Opfer gefallen.
Oder auch: Höflichkeit ist eine Zier, und besser geht es wohl mit ihr... Okay, ich gebe zu, ich bin gerade auch nicht besonders höflich. Denn auch für die Wikipedia gilt - so, wie es in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Wenn jemand offensichtlich von oben herab argumentiert (und das sieht man in Qualitätsdiskussionen häufig, der Vorwurf Du bist zu blöde, einen gescheiten Artikel zu schreiben klingt oft eher offen als unterschwellig mit...) sehe ich durchaus keinen Grund, mich ebenfalls um besondere Freundlichkeit zu bemühen. Mal so als Tipp, wie man es richtig machen könnte: "Mir ist aufgefallen, dass in dem Artikel einiges nicht aktuell ist, so etwa dies, das und jenes. Leider habe ich gerade nicht die Zeit, mich der Sache selbst anzunehmen, es wäre daher schön, wenn das jemand für mich übernehmen könnte." Das wäre doch mal was. Natürlich immer noch ausgesprochen träge, dafür aber zumindest höflich. Auf so eine Anfrage würde ich dann vermutlich antworten: "Danke für den Hinweis, ich schaue mir das Ganze gerne einmal an, wenn ich die Zeit dafür finde. Ich bitte aber um Verständnis, dass es wahrscheinlich etwas dauern wird." Realistisches, da bereits realisiertes Gegenbeispiel: "Dem Schreiber liegt der Gedanke nahe; wann der Autor dieses wikipedia-Artikel das letzte Mal die Kirche gesehen oder betreten hat." und "was jedem der augen hat auffallen würden, dass das vor 22 jahren noch stimmte aber eben heute nicht mehr." Ach bitte. Ich bin lange raus aus der Schule und werde bestimmt nicht springen, nur weil jemand den Oberlehrer heraushängen lässt.
Schlussfolgerung 8: Selbst ist der Mann! Selbst ist auch die Frau! Selbst sind außerdem jegliche Hybridformen zwischen beiden.
Damit sind wir dann endlich mal beim Hauptpunkt angelangt. Selbst ist der Mann (oder die Frau). Wer etwas geändert haben möchte, der soll es ändern. Schlimmstenfalls entbrennt dann eine Diskussion darüber, ob die Änderungen sinnvoll sind/bleiben sollen oder nicht. Aber herzukommen, auf unhöfliche Weise Kritik zu üben und dann zu erwarten, dass andere springen, das wird hier mit einiger Wahrscheinlichkeit bei keinem der Autoren gut ankommen.
Fazit: Mach mal. Brauchst Dich nicht umzudrehen. Da steht keiner hinter Dir. Ich meine genau Dich.
Versuchs doch einfach mal so: Wenn Du hier etwas aktualisiert haben möchtest, dann aktualisiere es. Wenn Du es ums Verrecken nicht selbst machen möchtest, dann frage halt andere danach. Aber versuche es zur Abwechslung mal höflich und freundlich, vielleicht zieht es dann jemand in Erwägung. Ich halte es in der Regel so, dass ich selbst ändere, von dem ich denke, dass es geändert werden muss. Funktioniert, erzielt meist befriedigende Ergebnisse und ist eigentlich eine angenehme Erfahrung. Für einige hier wäre es vermutlich eine ganz neue Erfahrung. Also, probiers aus! Hier lernst Du was fürs Leben.
Ich hoffe, das Wiki-Prinzip ist hiermit etwas veranschaulicht worden und empfehle mich für heute.
Euer --Solon de Gordion 12:29, 21. Mär. 2011 (CET)