Benutzer:Ajnem/Chamin

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Chamin/Tscholent

Als Chamin (Aramäisch/Hebräisch חמין, warm), auch Dafina, Schalet oder Tscholent wird ein Eintopf-Gericht der jüdischen Küche bezeichnet, das am Freitag vor Beginn des Schabbats aufgesetzt und bei geringer Hitze über Nacht gegart und am Schabbatmittag als warme Mahlzeit gegessen wird.

Das Gericht verdankt seine Entstehung den jüdischen Religionsgesetzen und den rabbinischen Empfehlungen. Erstere verbieten das Backen und Kochen am Schabbat, erlauben jedoch die Nutzung eines vor Beginn des Schabbats angezündeten Feuers unter bestimmten Voraussetzung, letztere empfehlen den Genuss einer warmen Mahlzeit am Schabbatmittag.

Das Gericht ist unter verschiedenen Namen mit regional variierenden Zutaten in allen jüdischen Kulturen bekannt und soll zur Entsteheung zahlreicher anderer regionaler Gerichte beigetragen haben.

Zutaten

Die Grundbestandteile des Schabbateintopfs sind: Getreide, Kichererbsen oder Bohnen, Kartoffeln, Fleischstücke, ein Kalbs- oder Rindsfuss oder Markknochen, Zwiebeln, in der sephardischen Küche zusätzlich Eier in der Schale, huevos haminados, auch uevos adafinados genannt.

Herkunft, geografische Verbreitung und Bezeichnungen

Gil Marks führt in seiner 2010 erschienenen Encyclopedia of Jewish Food das Gericht auf ein frühes nahöstliches Schabbatgericht namens „Harisa“ zurück, das aus Weizenkörnern, Zwiebeln und Lammfleisch bestand und von Juden in Central- und Nordspanien nach einer Stelle in der Mischna als chamin di trigo (deutsch Warmes aus Weizen) oder einfach „Chamin“ bezeichnet wurde. Im Süden Spaniens erhielt es den Arabischen Namen „ad-Dfina“ oder „Adafina“ (deutsch bedeckt, begraben). Beide Namen gehen auf die Anweisung im Talmud zurück: tomnin et ha'chamin (deutsch bedecke/begrabe das warme Gericht).[1]

Chamin

Das Schabbatgericht wurde, vermutlich ebenfalls auf der Iberischen Halbinsel, mit Favabohnen oder Kichererbsen angereichert, und in dieser Form hat es sich ausgebreitet, zuerst nach Frankreich und dann nach Deutschland. Die Bestandteile wurden den örtlichen Gegenbenheiten angepasst und ab dem 16. Jahrhundert mit aus Amerika stammenden Pflanzenprodukten ergänzt.[1] Das Gericht wurde meist in einem besonderen Gefäss zubereitet und am Freitag Nachmittag vom Hausherrn, einem Kind oder Bediensteten im fest verschlossenen Gefäss zum öffentlichen Ofen gebracht, wo es über Nacht vor sich hinschmorte und am Samstag nach dem Vormittagsgottesdienst abgeholt und nach Hause getragen wurde. Durch das lange und langsame Kochen erhält das Gericht ein ganz eigenes Aussehen und einen eigenen Geschmack.

Namen

Die alte Bezeichnung „Harisa“ hat sich in Tanger als „Horisa“, oder „Orissa“ erhalten und wird in Nordafrika und im Yemen gebraucht, wenn Bulgur verwendet wird. In Indien, Italien, Saloniki und Syrien wird „Chamin“, auch „Chammin“ verwendet, in den Maghrebländern „Adafina“, „Dafina“, „Dfina“ oder „Tfina“, in Marokko zusätzlich auch „Skhina“, „Schachina“, „Schena“, „Frackh“, in Ägypten „Ferik“ (Weizen). In Persien heisst das Gericht „Chalebibi“, in Kurdistan „Mabote“, in West- und Mitteleuropa „Schalet“, im Elsass „Gesetzt“ oder „Gesetzti Supp“ und Juden aus Osteuropa nennen es „Tscholent“ oder „Tschulent“.

Verwandte Gerichte

Die beiden spanischen Eintopfgerichte „Cocido madrileño“ und „Olla poderida“ sollen auf das jüdische Gericht zurückgehen, ebenso Chili con carne, das in Amerika im Hinterland des Rio Grande entstand[1] und die „Boston baked beans“, die von Pilgervätern in Neu England eingeführt wurden, die in Leiden mit der holländisch-sephardischen Variante des Gerichts Bekanntschaft gemacht hatten.[2] Sowohl Marks wie Claudia Roden halten auch einen Zusammenhang zwischen dem jüdischen Gericht und dem sehr ähnlichen klassischen südfranzösischen „Cassoulet“ für wahrscheinlich,[3] John Cooper schliesst nicht aus, dass auch der französche Pot au feu darauf zurückgeht.[4] Ein elsässisches Gericht, das über Nacht gekocht und am Sonntag nach der Messe gegessen wird, trägt den Namen „Schalet“, und der ungarische „Solet“ wird auch von Nichtjuden gegessen.[5]

Einzelnachweise

  1. a b c Hamin. In: Gil Marks:Encyclopedia of Jewish food. John Wiley & Sons, Hoboken, N.J. 2010, S. 250f., ISBN 978-0-470-39130-3 (englisch)
  2. Shkanah. In: Gil Marks:Encyclopedia of Jewish food. John Wiley & Sons, Hoboken, N.J. 2010, S. 552f. (englisch)
  3. Claudia Roden: Le livre de la cuisine juive. Flammarion, Paris 2003, S. 137 ISBN 2-08-011055-1
  4. John Cooper: Eat and be satisfied. A social history of Jewish food. Jason Aronson, Northvale NJ 1993, S. 106 ISBN 0876683162
  5. Cholent/Schalet. In: Gil Marks:Encyclopedia of Jewish food. John Wiley & Sons, Hoboken, N.J. 2010, S. 128f.

Weblinks

Commons: Chamin – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien



Kategorie:Jüdische Küche Kategorie:Gericht (Essen und Trinken)