Byers-Insel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Île Byers)

Koordinaten: 28° 32′ 0″ N, 177° 4′ 0″ O

Reliefkarte: Pazifischer Ozean
marker
vermeintliche Position
Byers-In neben weiteren Phantominseln nordwestlich von Hawaii auf JRO-Globus ca. 1960
Byer od. Patrocinio in Stielers Hand-Atlas von 1891, nordwestlich davon Morell, jeweils mit Fragezeichen versehen

Die Byers-Insel (Byers’ Island) ist eine von Benjamin Morrell frei erfundene Insel im Nordpazifik, die er am 12. Juli 1825 unter 28° 32′ N; 177° 04′' O angelaufen haben will. Morrell beschreibt die Byers-Insel, die er wie ein bereits bekanntes geographisches Objekt vorführt, in allen Details in seinem Werk A narrative of four voyages.[1] Dennoch handelt es sich nicht um eine tatsächliche Inselsichtung. Morrells Längenangaben für das kurz zuvor besuchte Pearl and Hermes Reef sind hinlänglich exakt, um die Annahme, bei der Byers-Insel handele es sich um eine Längenversetzung von Kure, mit Sicherheit ausschließen zu können. Übrigens deutet auch der Name Byers (der Name einer von Morrells Arbeitgebern, des New Yorker Kaufmanns und Schiffseigners James Byers) auf den Morrellschen Ursprung dieser Falschmeldung.[2] Laut Burton R. Pollin soll Morrells Ghostwriter der Zeitschriftenherausgeber und Schauspieldichter Samuel Woodworth gewesen sein.[3]

Wenn daher auch Morrell vielleicht nicht der persönliche Urheber dieser und zahlreicher anderer Fälschungen ist, so hat er sie doch zweifellos – als offensichtlicher Auftraggeber Woodworths – billigend in Kauf genommen bzw. seinen Namen dafür hergegeben. Der „frisierte“ Inhalt seines Buches konnte ihm nicht völlig verborgen geblieben sein. Der verkaufsfördernden Wirkung von Woodworths Seemannsgarn hat Morrell damit seinen literarischen und wissenschaftlichen Nachruhm geopfert. Dies ist bedauerlich, denn “

… the truth itself was quite interesting

”.[4]

Im amtlichen Seehandbuch von 1899 sind Byer Island und Morrell Island bereits unter der Überschrift DOUBTFUL ISLANDS AND REEFS aufgeführt.[5] Dennoch sind sie noch auf einem JRO-Globus von ca. 1960 zusammen mit vier weiteren Phantominseln nordwestlich von Kure eingezeichnet.

Literatur

  • Henry M. Stommel: Lost Islands. The Story of Islands That Have Vanished from Nautical Charts. University of British Columbia Press, Vancouver 1984, ISBN 978-0-7748-0210-9.

Einzelnachweise

  1. Benjamin Morrell: A narrative of four voyages, to the South Sea, North and South Pacific Ocean, Chinese Sea, Ethiopic and Southern Atlantic Ocean, Indian and Antarctic Ocean, from the year 1822 to 1831. New York 1832, S. 218 (englisch) (Benjamin Morrell: A narrative of four voyages. New York 1832 in der Google-Buchsuche)
  2. Henry M. Stommel: Lost islands. Vancouver 1984, S. 17–19 (englisch)
  3. Burton R. Pollin: Poe’s life reflected through the sources of ‘Pym’. In: Richard Kopley (Hrsg.): Poe’s ‘Pym’: critical explorations. Durham & London 1992, S. 95–103, hier S. 100 (englisch)
  4. Stommel, S. 26 f.
  5. The Hawaiian Islands and the Islands, Rocks and Shoals to the Westward. Hydrographic Office, Washington 1899, S. 53, Textarchiv – Internet Archive