Bake-zōri

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Abbildung eines Sandalen-Yōkai im Hyakki Yagyō Emaki.

Der Bake-zōri (化け草履; wörtl. „Spukender Grasschuh“, auch: „Geister-Sandale“) ist ein fiktives Wesen aus der japanischen Folklore und gehört zur Yōkai-Gruppe der Tsukumogami („Artefakt-Geister“). Er tritt fast immer paarweise auf und soll singend und plärrend durchs Haus rennen, bevor er für immer davonläuft.

Beschreibung

Der Bake-zōri wird in klassischen Überlieferungen als wandelnde Stroh-Sandale beschrieben, die zum Leben erwacht und bewohnte Häuser unsicher macht. Er besitzt nur ein Auge, einen Mund, zwei Arme und zwei Beine. Bake-zōri entwickeln ein Eigenleben, wenn sie ihren „100. Geburtstag“ erreichen, in dieser Zeit zu oft ignoriert wurden und sich nutzlos vorkommen. Oder wenn sie durch moderneres Schuhwerk wie Getas oder Flip-Flops ersetzt wurden. Als Vergeltung für die erlittene Schmach verfolgen Bake-zōri Hausbewohner und erschrecken sie. Sie sollen vor allem nachts durch das Haus rennen und lauthals „Kararin! Kororin! Kankororin! Managu mittsu ni ha ninmai!“ (カラリン、コロリン、カンコロリン、まなぐ三つに歯二ん枚; zu dt. „Kararin! Kororin! Kankororin! Drei Augen und zwei Zähne dazu!“) rufen. Im besten Falle laufen sie einfach plärrend davon. Andere Bake-zōri suchen weitere Tsukumogami auf und verbünden sich mit ihnen.[1]

Hintergrund

Gestaltungsvorbild der heute populären Gestalt des Bake-zōri waren die Zōri, traditionelle Zehenstegsandalen aus geflochtenem Reisstroh. Sie bestehen aus einer Sohle und zwei Riemen, die zwischen dem großen und dem zweiten Zeh hindurchlaufen.[1]

Die früheste Abbildung eines Zōri-Dämons findet sich in der Schriftrolle Hyakki Yagyō Emaki (百 鬼 夜行 絵 巻; Bilderrolle der Nachtparade aus 100 Dämonen) des Zeichners und Autors Mitsunobu Tosa aus dem Jahr 1570 (Muromachi-Zeit). Dort ist ein Bake-zōri in einem Reisstroh-Mantel (Mino) zu sehen, wie er auf einem pferdeähnlichen Drachen reitet. Eine Beschriftung fehlt jedoch. Die ersten Darstellungen von anthropomorphen Bake-zōri stammen aus der Edo-Zeit, allerdings bleiben sie auch dort zunächst namenlos. Es existieren aber auch Überlieferungen, die Bake-zōri als hölzerne Geta beschreiben, weshalb bisweilen gemutmaßt wird, dass der Name „Bake-zōri“ ursprünglich jede Art von beseeltem Schuhwerk beschreiben konnte. Generell sind historische Abbildungen besessener Schuhe recht selten und detaillierte Überlieferungen erscheinen nicht vor dem späten 19. Jahrhundert.[2]

Eine Überlieferung der frühen Shōwa-Zeit aus der Präfektur Iwate beschreibt Bake-zōri, die Kimonos und Getas tragen und sich mit anderen Bake-zōri treffen, um dann gemeinsam auf Reisen zu gehen. Aus derselben Präfektur stammen auch die ersten Beschreibungen der heute vertrauten Bake-zōri. Die Anekdote Hakimono no Bakemono (履物の化物; Monsterschuhe) des Folkloristen Sasaki Kizen aus dem Jahr 1908 erzählt von besessenem Schuhwerk, das einem zwielichtigen Händler entfleucht und die Gassen von Tōno unsicher macht. Ähnliches berichtet auch Yanagita Kunio. Beide Gelehrte weisen darauf hin, dass das den Bake-zōri zugesprochene Spottlied „Kararin“ ursprünglich von Getas gesungen wurde, was auch viel besser zum Aussehen dieser Schuhe passen würde. Die Geschichte aus Tōno wird in einer Episode der beliebten Anime-Serie GeGeGe no Kitarō aufgegriffen.[3]

Siehe auch

  • Kosode-no-te: Beseelter Kimono, der vorgeblich Frauen begrapscht und Männer erwürgt.
  • Kasa-obake: Beseelter Regenschirm, dem nachgesagt wird, dass er gerne Leute erschrecke oder seinen Besitzer ausbüxt.
  • Mino-waraji: Beseelter Strohmantel mit Strohschuhen, der nach dem Tod seines Trägers auf Reis- und Bambusfeldern umgehen soll.

Literatur

  • Masaharu Takemura: ろくろ首考: 妖怪の生物学. Bungei-sha, Tokio 2002, ISBN 9784835546353.
  • Shigeru Mizuki: 決定版 日本妖怪大全 妖怪・あの世・神様. Kōdansha bunko, Tokio 2014, ISBN 978-4-06-277602-8.
  • Theresa Bane: Encyclopedia of Beasts and Monsters in Myth, Legend and Folklore. McFarland, Jefferson 2016, ISBN 9781476622682.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Theresa Bane: Encyclopedia of Beasts and Monsters in Myth, Legend and Folklore. Jefferson 2016, S. 52.
  2. Masaharu Takemura: ろくろ首考: 妖怪の生物学. Tokio 2002, S. 89–91.
  3. Shigeru Mizuki: 決定版 日本妖怪大全 妖怪..., Tokio 2014, S. 565.