Dritter Weltkrieg

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Der Dritte Weltkrieg ist die Bezeichnung für einen befürchteten, wahrscheinlich als Atomkrieg geführten Krieg, der durch nuklearen Holocaust einen Großteil der Menschheit in relativ kurzer Zeit vernichten könnte. Er wird von vielen als der letzte Weltkrieg prophezeit, da sich nach einem solchen Krieg die Welt drastisch verändern würde, mit unvorhersehbaren Folgen für Menschen, aber auch für andere Lebewesen.

Die Furcht vor einem dritten Weltkrieg war angesichts des nach 1945 bald aufflammenden Kalten Krieges weit verbreitet und aktualisierte sich schlagartig 1950 anlässlich des Ausbruchs des Koreakrieges (der „Koreaschock“), merklich an den sofort einsetzenden Hamsterkäufen der Privathaushalte.

Verständnis des Begriffs

Die gegenwärtig vorherrschende Bedeutung als existenziell riskanten „letzten Weltkrieg“ wurde von H. G. Wells in dem Buch Befreite Welt bereits kurz vor dem heute als „Ersten Weltkrieg“ bezeichneten als Atomkrieg gedacht. Auch z. B. die Schöne Neue Welt von Aldous Huxley beschreibt einen extrem katastrophalen Krieg sowie dessen Ursachen und Folgen viele Jahre vor dem „Zweiten Weltkrieg“.

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Mögliche Angriffsszenarien des Warschauer Paktes in Westdeutschland

Schon vor Beendigung des Zweiten Weltkrieges wurde von einem Dritten Weltkrieg gesprochen. Dabei wurde etwa seitens der Briten an einen erneuten Krieg von Deutschland gedacht, wenn man eine ähnliche Entwicklung wie nach dem Ersten Weltkrieg zuließe.[1] Auch in den Illusionen der nationalsozialistischen Machthaber in der Endphase des Zweiten Weltkrieges, sich noch gemeinsam mit den Westalliierten gegen die Sowjetunion wenden zu können (vgl. Operation Unthinkable), war dieser Begriff enthalten.[2]

In der Zeit zwischen 1945 und den Revolutionen im Jahr 1989, die zum Kollaps des Ostblocks führten, wurde das apokalyptische Szenario eines Dritten Weltkrieges vor allem als mögliche Konfrontation der Supermächte USA und Sowjetunion betrachtet.

Mehrmals in dieser Zeit befanden sich die Supermächte am Rande eines direkten militärischen Konflikts:

  • Zu Beginn der Berlin-Blockade (ab 24. Juni 1948) schlug der Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone, General Lucius D. Clay, vor, die Blockade mit einem bewaffneten Konvoi zu durchbrechen. Der amerikanische Präsident Harry S. Truman lehnte das aber wegen der damit verbundenen Kriegsgefahr ab.
  • Im Koreakrieg (1950–53) bestand ständig die Gefahr der Eskalation; zum Beispiel wurde General Douglas MacArthur unterstellt, den Atomwaffeneinsatz gegen China gewollt zu haben (Näheres hier).
  • Der US-amerikanische Druck gegen die Stationierung von sowjetischen Atomwaffen auf Kuba (Kubakrise) führte im Oktober 1962 zur bewaffneten Konfrontation der beiden Supermächte im Atlantik.
  • Während des NATO-Manövers Able Archer 83 (November 1983) fürchtete zunächst die sowjetische Führung, dann die NATO fälschlich einen bevorstehenden Erstschlag der jeweils anderen Seite.

Dass der Dritte Weltkrieg als globale Katastrophe eine Rolle spielen könnte, wurde deutlich, als ein Offizier der sowjetischen Raketentruppen, Stanislaw Petrow, eine Meldung des Frühwarnsystems am 26. September 1983 seiner Führung als Fehlalarm meldete.[3]

Abweichende Begriffsverwendung

Nach James Woolsey, Berater George W. Bushs und Lokalgouverneur im Irak, ist der „Dritte Weltkrieg“ ein Synonym für den Kalten Krieg und wurde ca. 1990 für beendet erklärt.

Im Kontext mit dem wieder an Bedeutung gewinnenden Konflikt zwischen Orient und Okzident wird in letzter Zeit ebenfalls häufiger der Terminus Dritter Weltkrieg verwendet. Kriegsschauplätze wären demnach in erster Linie der Gazastreifen sowie Westjordanland als Zentren des Nahostkonfliktes, Tschetschenien, Syrien, der Irak, Libyen und Afghanistan.

Verschiedentlich wird der Krieg gegen den Terror auch als Dritter oder je nach Sichtweise als Vierter Weltkrieg (wenn man den Kalten Krieg als Dritten Weltkrieg bezeichnet) oder Weltkrieg des 21. Jahrhunderts bezeichnet. Diese Verwendung ist jedoch stark umstritten, da der Terrorismus und dessen Bekämpfung nicht den Umfang eines Weltkrieges erreichen. Auch Papst Franziskus verwendete die Formulierung in diesem Zusammenhang nach den Terroranschlägen in Paris vom 13. November 2015.[4]

Im Februar 2017 schrieb Robert Kagan einen Artikel in der Zeitschrift American Foreign Policy[5], in dem er sich über den möglichen Eintritt des Dritten Weltkrieges angesichts des exzessiven territorialen Expansionismus, des wachsenden Militarismus und der russischen Hegemonialpolitik besorgt zeigte. Nach seiner Meinung nutzen Mächte, die mit der etablierten internationalen Ordnung unzufrieden sind, die Schwäche und Nachlässigkeit westlicher Demokratien, um eine nationalistische, militaristische und immer kriegerischere Haltung einzunehmen, und bedauern die angebliche Schwäche der Obama-Regierung vor den Russen und den Chinesen.[5]

Dritter Weltkrieg in den Medien (Literatur, Film, Computerspiele)

General Sir John Hackett, ehemaliger britischer General und Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord, entwarf die Fiktion eines Dritten Weltkrieges, die er in seinem Buch Der Dritte Weltkrieg: Hauptschauplatz Deutschland (Originaltitel: The Third World War: August 1985) veröffentlichte. Sie beruht auf genauer Kenntnis der Abwehrstrategien und Planspiele der westlichen Verbündeten und der Waffensysteme beider Blöcke.

Die Idee eines Dritten Weltkrieges wurde auch von zahlreichen Künstlern für Bücher, Filme und andere Kunstwerke als Grundlage verwendet. So legt Arno Schmidt mehrfach die Handlung eines seiner Romane in die Zeit nach einem dritten Weltkrieg, 1951 in Schwarze Spiegel, 1960 in Kaff.

Im verfilmten Roman Die Mars-Chroniken wird die Erde verseucht und unbewohnbar, nachdem ihre Einzigartigkeit entfallen ist, weil der Mars besiedelt wurde. Der Autor Werner Riegel schuf den Begriff Finismus, Klaus M. Rarisch den Ultimismus. Die Begriffe bezeichnen die literarische Epoche vor dem vermeintlich bevorstehenden Ende. In der Reihe „Weltraumpartisanen“ von Mark Brandis (Nikolai von Michalewsky) ist der Höhepunkt des Dritten Weltkrieges 1991, er endet in der Reihe mit dem Zusammenschluss aller Staaten zu drei Ländern.

Auswahl:

  • Der vom Autor Ian Fleming erfundene britische Geheimagent James Bond wendet in mehreren, teils verfilmten Romanen einen nuklearen Schlagabtausch ab.
  • The Day After zeigt die schrecklichen Folgen eines Was-wäre-wenn…?-Szenarios eines „heißen Krieges“ anstatt eines kalten Krieges der NATO und des Warschauer Paktes, der konventionell beginnt und schließlich mit einem globalen Nuklearkrieg eskaliert. Zum Schluss ist die Erde weitgehend zerstört und kontaminiert.
  • Die Filmreihe Planet der Affen aus den 1960er und -70er Jahren zeigt eine Welt, in der ein Dritter Weltkrieg die menschliche Zivilisation beendet hat.
  • Im Star-Trek-Universum findet der Dritte Weltkrieg von 2026 bis 2053 zwischen einigen der ehemaligen Westmächte, der Eastern Coalition of Nations und zahlreichen anderen, sich dynamisch ändernden Staatenbündnissen statt. Über 600 Millionen Menschen verlieren in diesem nuklearen Konflikt ihr Leben, sehr viel mehr werden radioaktiv verseucht, die meisten Staaten und Städte werden vernichtet und für Jahrzehnte große Teile der Erde von einem nuklearen Winter heimgesucht.
  • Der Dritte Weltkrieg“ ist der Titel einer fiktionalen Dokumentation des ZDF von 1998 unter der Leitung von Guido Knopp. Sie beschreibt eine fiktive Ereigniskette, die 1989 statt zum friedlichen Ende des Sozialismus zur atomaren Vernichtung hätte führen können.
  • Die Hintergrundgeschichte der Computerspielreihe Fallout basiert auf der postapokalyptischen Nachkriegszeit eines Dritten Weltkrieges aus dem Jahr 2077, in dem innerhalb von zwei Stunden die ganze Erde von einem nuklearen Holocaust verheert wurde.

Zitate

  • Albert Einstein antwortete auf die Frage, mit welchen Waffen der Dritte Weltkrieg geführt werde: „Ich bin [mir] nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen.“[6] Ob das Zitat jedoch wirklich von ihm stammt und er es nicht nur paraphrasiert hat, ist nicht belegt.[7]
  • Bertolt Brecht beendete einen Offenen Brief 1951 mit dem berühmten Zitat: „Das große Karthago führte drei Kriege. Es war noch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem dritten.“[8]
  • Der Brite Simon Singh ordnet den Dritten Weltkrieg im Zusammenhang mit der steigenden Bedeutung des Computers und der Kryptographie wie folgt ein: „Es heißt, der Erste Weltkrieg sei der Krieg der Chemiker gewesen, weil zum ersten Mal Senfgas und Chlor eingesetzt wurden, der Zweite Weltkrieg der Krieg der Physiker, weil die Atombombe abgeworfen wurde. Der Dritte Weltkrieg würde der Krieg der Mathematiker werden, weil die Mathematiker die nächste große Kriegswaffe, die Information, kontrollieren würden.“[9]
  • Michael Ende hielt in einer Notiz fest: „Immer wieder tauchte nach 1945 die Frage auf, ob es denkbar sei, daß es je zu einem dritten Weltkrieg kommen könne. Ich glaube, wir befinden uns schon mittendrin. Nur bemerkt es offenbar niemand, weil dieser Krieg nicht territorial, sondern zeitlich geführt wird. Wir haben einen erbarmungslosen Krieg gegen unsere eigenen Kinder und Enkel, gegen die kommenden Generationen, entfesselt. Wir werden ihnen eine verwüstete Welt hinterlassen, auf der das Leben für sie sehr schwer sein wird. Aber da sie ja nicht zurückschlagen können, fahren wir damit fort – wir können schon gar nicht mehr anders – und beruhigen unser Gewissen (sofern es nicht ganz zum Schweigen zu bringen ist) mit der Annahme, daß ihnen schon etwas einfallen wird, um unsere Gemeinheiten wiedergutzumachen.“[10]
  • Der Spiegel übersetzte ein Interview des damaligen US-amerikanischen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner und anschließendem Präsidenten Donald Trump im Oktober 2016 mit Reuters folgendermaßen: „Der Syrienkonflikt wird in einem Dritten Weltkrieg enden, wenn wir auf Hillary Clinton hören.“ Trump appellierte in dem Interview, sich auf die Bekämpfung des „Islamischen Staats“ zu fokussieren und nicht gegen den syrischen Diktator Baschar al-Assad vorzugehen. Sonst kämpfe man nicht mehr nur gegen Syrien, sondern auch gegen den Iran und Russland.[11]

Literatur

  • John Hackett: Der Dritte Weltkrieg („The Third world war – the untold story“). Goldmann, München 1983, ISBN 3-442-06626-3.
  • Cresson H. Kearny: Nuclear War Survival Skills. Oregon Institute of Science and Medici, Cave Junction, Or. 1986, ISBN 0-942487-01-X.
  • Michael Hesemann: Die kommende Weltkrise. Wie überlebt man den Dritten Weltkrieg. Reichel, Weilersbach 1999, ISBN 3-926388-46-3.
  • Andrew Murray: Flashpoint. World war III. Pluto Press, London 1997, ISBN 0-7453-1073-7.
  • Martin Wassermair: Narkotisierte Seelen. Jugenderinnerungen an den Dritten Weltkrieg. In: Martin Wassermair (Hrsg.): Mit strahlenden Augen. Jugend der 80er Jahre und die atomare Endzeitstimmung des Kalten Krieges. Löcker Verlag, 2017.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hansard, Suchergebnisse „Third World war“. (Nicht mehr online verfügbar.) In: hansard.millbanksystems.com. Archiviert vom Original am 26. Juni 2013; abgerufen am 9. Mai 2022 (englisch).
  2. „… warum dann überhaupt noch leben!“ In: Der Spiegel. Nr. 3, 1966 (online10. Januar 1966, Hitlers Lagebesprechungen am 23., 25. und 27. April 1945).
  3. Heike Vowinkel: Atomalarm: Der stille Held, der den dritten Weltkrieg verhinderte. In: welt.de. 29. Februar 2012, abgerufen am 9. Februar 2019.
  4. Papst: Anschläge von Paris „Teil“ des Dritten Weltkriegs. In: Merkur. 9. Februar 2019, abgerufen am 9. Februar 2019.
  5. a b Backing Into World War III. In: Foreign Policy. 6. Februar 2017, abgerufen am 6. Januar 2018 (englisch).
  6. Alice Calaprice: The new quotable Einstein. Princeton University Press, 2005, ISBN 0-691-12075-7, S. 173.
  7. World War III - Wikiquote. Abgerufen am 6. April 2017 (englisch).
  8. Kalenderblatt des Deutschlandfunks vom 26. September 2021 (Vor 70 Jahren. Als Bertolt Brecht den „Offenen Brief an die deutschen Künstler und Schriftsteller“ verfasste. Angesichts der Anzeichen einer Remilitarisierung der jungen Bundesrepublik warnte der Dichter Bertolt Brecht, der sich für die DDR entschieden hatte, vor einem Dritten Weltkrieg – und richtete am 26. September 1951 einen mahnenden „Brief an die deutschen Künstler und Schriftsteller“. Von Christoph Vormweg), abgerufen 21. August 2022
  9. Simon Singh: Geheime Botschaften. Die Kunst der Verschlüsselung von der Antike bis in die Zeiten des Internet.
  10. Michael Ende: Zettelkasten: Skizzen & Notizen. München 1994, ISBN 3-492-71380-7, S. 320.
  11. Trump zu Clintons Syrienpolitik „Dann gibt es einen Dritten Weltkrieg“, abgerufen 30. Oktober 2016