Austria Presse Agentur
APA – Austria Presse Agentur eG
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Rechtsform | eG |
Gründung | 1849 |
Sitz | Wien, Österreich |
Leitung | Clemens Pig, Karin Thiller[1] |
Mitarbeiterzahl | 503 (2020)[1] |
Umsatz | 67,81 Mio. Euro (2020)[1] |
Branche | Nachrichten- und Presseagentur |
Website | www.apa.at |
Die APA – Austria Presse Agentur eG ist die größte nationale Nachrichten- und Presseagentur Österreichs mit Sitz in Wien. Sie befindet sich im Eigentum österreichischer Tageszeitungen und des ORF.
Geschichte
Die heutige APA geht auf die am 10. Oktober 1849 von Joseph Tuvora in Wien gegründete Österreichische Correspondenz zurück. In anderen Staaten waren damals bereits private Telegraphen- und Korrespondentennetzwerke gegründet worden, wie etwa 1835 die französische Agence Havas (heute AFP), 1849 das Berliner Wolff’sche Telegraphische Bureau, 1848 die Associated Press in New York oder 1851 die in London ansässige Mr. Reuter’s Cabled Messages (heute Reuters).
Die Österreichische Correspondenz sollte damals, obwohl sie privat gegründet wurde, als Sprachrohr der Regierung dienen. 1859 wird die Agentur – zwecks besseren Zugriffs durch die Regierung – verstaatlicht, in das k.k. Telegraphen-Korrespondenz-Bureau umbenannt und schließlich, nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914, in das k.u.k. Kriegspressequartier eingegliedert. Die erste staatliche Nachrichtenagentur der Welt entsteht. Sie arbeitete international durch Austauschverträge mit Reuters und der Agence Havas zusammen.
Erster und Zweiter Weltkrieg
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns wird die Agentur neu organisiert und auf das Niveau einer kleinen, national ausgerichteten Agentur reduziert. 1919 bis 1926 war Josef C. Wirth deren Leiter. Dieser verhandelte auch als Mitglied der österreichischen Friedensdelegation in St. Germain die Wiederaufnahme der durch den Krieg unterbrochenen Beziehungen zwischen der österreichischen Agentur und den Agenturen Reuters und Havas. 1922 wird sie in Amtliche Nachrichtenstelle (ANA) umbenannt und der obersten Medienbehörde, dem Bundespressedienst, unterstellt. Davor unterstand sie dem Finanzministerium. Sie blieb weiterhin staatlich und diente als Sprachrohr der Regierenden – so verbreitete sie ab 1933 auch die Ideen der Austrofaschisten. 1938 wurde sie durch das nationalsozialistische Deutsche Nachrichtenbüro ersetzt. Jüdische Mitarbeiter und Anhänger des Ständestaates wurden entlassen und zum Teil deportiert. Die übrigen Mitarbeiter hatten den Treueeid auf Adolf Hitler zu leisten.
Zweite Republik
1945 heißt die Agentur wieder ANA und ist im staatlichen Besitz – allerdings nur ein Jahr lang. Denn schon 1942 hatten die inzwischen weltweit einflussreichsten Agenturen Associated Press und Reuters beschlossen, keine Verträge mehr mit staatlichen Agenturen abzuschließen. Also wird auch die ANA privatisiert: 1946 schließen sich die österreichischen Tageszeitungen zusammen und lösen sie durch die vom Staat unabhängige Genossenschaft „Austria Presse Agentur“ (APA) ab.
Weil bis in die fünfziger Jahre die Mehrheit der Zeitungen von einer der beiden Großparteien ÖVP und SPÖ herausgegeben wurden, blieb die APA im direkten Einfluss der Politik, namentlich der Großen Koalition. Personalentscheidungen wurden, wie in Österreich damals nicht ungewöhnlich, bis in die späten sechziger Jahre nach dem Proporzprinzip getroffen. 1963 wurde der ORF Miteigentümer. Auch dadurch änderte sich nichts an der politischen Einflussnahme – auch der ORF war nicht von der Politik unabhängig. Erst in den 1970er-Jahren, als es erste Bestrebungen gab, den ORF der Kontrolle durch die Parteien zu entziehen und die Parteizeitungen in der Medienlandschaft immer unwichtiger wurden, konnte sich die APA von der Politik emanzipieren.
Ausschlaggebend dafür war auch das damals eingeführte zweite Standbein der Belangsendungen (heute OTS), das der Agentur eine neue Einnahmequelle verschaffte. Nach einem mehr als vier Jahrzehnte andauernden wirtschaftlichen Überlebenskampf führte der damalige Geschäftsführer Wolfgang Vyslozil die APA aus den roten Zahlen. Ab 1988 arbeitete die APA gewinnbringend und schüttete seit 1993 jährliche Dividenden an ihre Eigentümer aus. Mit dem von Vyslozil eingeführten Konvergenz-Modell positionierte sich die APA nun als weltweit bisher einzige Nachrichtenagentur, die ihre Kunden mit Realtime- und Datenbank-Diensten versorgte. Außer der Kronen Zeitung und der Gratiszeitung Heute sind alle Tageszeitungen Genossenschafter der APA, nahezu alle professionellen Medien und zahlreiche Wirtschaftsunternehmen und Verbände sowie die Republik Österreich selbst sind Kunden des Nachrichtendienstes.
Mit der Fusion der Schweizerischen Depeschenagentur (sda) mit der Bildagentur Keystone wurde die APA 2018 zum größten Aktionär und zum strategischen Technologie-Partner der neuen Gesellschaft KEYSTONE-SDA-ATS AG. Die APA brachte ihre bisherige 50-%-Beteiligung an Keystone in das neue Unternehmen ein und erhielt dafür einen Anteil von 30 % an KEYSTONE-SDA-ATS AG.[2]
Die APA heute
Die APA-Gruppe setzt sich heute aus der genossenschaftlich organisierten Nachrichtenagentur und zahlreichen Tochterunternehmen zusammen. Sie ist in den Geschäftsfeldern Nachrichtenagentur, Bildagentur, Informationsmanagement und Informationstechnologie tätig.
Als Nachrichtenagentur liefert die APA-Redaktion tagesaktuelle Meldungen aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Chronik, Wissenschaft, Kultur und Sport aus dem In- und Ausland in Wort, Bild, Grafik sowie als Video. Das APA-MultiMedia-Team bereitet multimediale Inhalte für das Internet, mobile Endgeräte und Screens auf, die APA-Finanzdienste versorgen den Kapitalmarkt mit finanzrelevanten Informationen. APA-PictureDesk, die Bildagentur, betreibt ein umfassendes Bildportal. APA-DeFacto ist Betreiber einer Medien- und Fachdatenbank. Sie bietet Dienstleistungen in den Bereichen Recherche und Medienbeobachtung sowie maßgeschneiderte Analysen zur Erfolgs- und Effizienzkontrolle von Public Relations und medialem Image-Building für PR-Professionals aus Wirtschaft und Politik. Über APA-OTS Originaltext-Service werden Presseaussendungen unter der Verantwortung des Aussenders über das Redaktionsnetzwerk der APA sowie über das Internet in der Öffentlichkeit verbreitet. Die APA-IT Informationstechnologie GmbH liefert in einer Reihe von technischen Lösungen die zugehörige Systemtechnologie.
Mit 1. Jänner 2017 ging die von der APA betriebene Austria Video Plattform (AVP) in Vollbetrieb.[3] Es handelt sich dabei um eine Austauschplattform für hochwertige Videoinhalte zwischen österreichischen Medienunternehmen.
APA-Gruppe
Tochtergesellschaften der APA-Gruppe mit Beteiligungsverhältnissen (Stand: Juni 2019):[4]
- Österreich
- APA-DeFacto Datenbank und Contentmanagement GmbH: 100 %
- APA-IT InformationsTechnologie GmbH: 100 %
- APA-OTS Originaltext-Service GmbH: 100 %
- Gentics Software GmbH: 100%
- Deutschland
- dpa-digital services GmbH (Mobile Publishing Lösungen), 50 %
- dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH (Wirtschafts- und Finanznachrichten): 24,24 %
- epa european pressphoto agency b.v.: 6,91 %
- next media accelerator GmbH (internationaler Start-up-Cluster): 2,68 %
- Schweiz
- KEYSTONE-SDA-ATS AG (integrierte Nachrichten- und Bildagentur): 30 %
- Gentics Software AG: 100% Tochter der Gentics Software GmbH
Genossenschafter
Genossenschafter der APA sind:[5]
- 45,6 %: Österreichischer Rundfunk (ORF), Wien, mit den Medienunternehmen:
- ORF Online und Teletext GmbH & Co KG und ORF Online und Teletext GmbH, Wien;
- ORF Fernsehprogramm-Service GmbH, Wien;
- ORF Marketing & Creation GmbH & Co KG, Wien.
- 10,9 %: Styria Media Group AG, Graz & Klagenfurt, mit den Medienunternehmen:
- „Die Presse“ Holding GmbH & Co. KG, Wien;
- Styria Multimedia GmbH & Co. KG, Wien;
- Die Furche – Zeitschriften-Betriebs-Gesellschaft m.b.H. & Co. KG, Wien;
- ichkoche.at GmbH & Co KG, Wien;
- Styria Media Regional GmbH, Graz.
- 10,6 %: Mediengruppe Österreich GmbH, Wien, mit dem Medienunternehmen:
- „Österreich am Sonntag“ Wochenzeitungs GmbH, Wien.
- 10,4 %: Kurier Zeitungsverlag und Druckerei Ges.m.b.H., Wien, mit dem Medienunternehmen:
- Kurier Redaktionsges.m.b.H. & Co KG, Wien mit
- Profil Redaktion GmbH, Wien,
- Zeitschriftenverlag und Telekurier Online Medien GmbH & Co KG, Wien,
- Internet-Dienste
- Kurier Redaktionsges.m.b.H. & Co KG, Wien mit
- OÖN Redaktion GmbH & Co KG, Linz 4,0 %:
- Die Presse Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG, Wien 3,8 %:
- Standard Verlagsgesellschaft m.b.H., Wien 3,5 %:
- Tiroler Tageszeitung), Innsbruck 3,4 %: Schlüsselverlag J.S. Moser GmbH (
- Salzburger Nachrichten Verlagsgesellschaft m.b.H. & Co KG, Salzburg 2,9 %:
- Russmedia Immobilien GmbH & Co OG, Schwarzach 2,2 %:
- Wiener Zeitung GmbH, Wien 0,8 %:
- Oberösterreichisches Volksblatt), Linz 0,8 %: Oberösterreichische Media Data Vertriebs- und Verlags GmbH (
- Neue Vorarlberger Tageszeitung), Schwarzach 0,7 %: Neue Zeitungs GmbH (
Chefredakteure
- 1959–1987: Otto Schönherr
- 1987–1997: Josef A. Nowak
- 1997–2005: Wolfgang Mayr
- 2005–2018: Michael Lang
- seit 2019: Johannes Bruckenberger[6]
Mitarbeiter
Bei der APA arbeiten im Basisdienst (redaktionelle Arbeit) rund 150 Redakteure. Täglich produzieren sie um die 500 Meldungen und kommen damit auf rund 180.000 Nachrichten im Jahr in den Ressorts Außenpolitik, Innenpolitik, Wirtschaft, Chronik, Kultur, Wissenschaft, Bildung, Medien sowie Sport. Überdies deckt die APA mit ihren Mitarbeitern neben der textlichen Berichterstattung das Zeitgeschehen mit jährlich mehr als 281.000 Pressefotos und rund 1.800 in ihren Redaktionen angefertigten Grafiken ab und stellt sie dieses Material zur optischen Umsetzung sämtlicher Themen im APA-Netzwerk zur Verfügung. Vor allem für die Online-Medien und Internetportale werden von der APA täglich mehrere themenaktuelle Videoclips, Live-Video-Übertragungen, Live-Blogs sowie interaktive Grafiken produziert.[7] Zum Ende des Geschäftsjahres 2020 betrug der Mitarbeiterstand 503 Vollzeit-Äquivalente.[4]
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Tuvora, Joseph. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 48. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1883, S. 162–167 (Digitalisat).
- Constantin von Wurzbach: Tuvora, Franz. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 48. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1883, S. 167 (Digitalisat).
- Edith Dörfler, Wolfgang Pensold: Die Macht der Nachricht. Die Geschichte der Nachrichtenagenturen in Österreich. Molden, Wien 2001, ISBN 3-85485-065-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Digital und International: APA beschleunigt 2020 Transformation und Wachstum. APA, 16. Juni 2021, abgerufen am 10. August 2021.
- ↑ Red./APA: APA-Beteiligung an Schweizer Nachrichtenagentur SDA fixiert. In: Salzburger Nachrichten. 27. April 2018 (sn.at [abgerufen am 14. Juni 2018]).
- ↑ Austria Video Plattform startet zum Jahresbeginn 2017. In: derStandard.at, 30. Dezember 2016, abgerufen am 1. Jänner 2017.
- ↑ a b Facts and Figures. In: APA.at. Austria Presse Agentur, 1. Juni 2019, abgerufen am 26. Juni 2019.
- ↑ Impressum/Offenlegung gemäß Mediengesetz. (PDF) In: APA.at. APA – Austria Presse Agentur eG (Hrsg.), Jänner 2019, abgerufen am 26. Juni 2019.
- ↑ APA-Chefredakteur Michael Lang tritt zurück. In: Der Standard, 28. November 2018, abgerufen am 28. November 2018.
- ↑ Die APA-Redaktion. Abgerufen am 26. Juni 2019.
Koordinaten: 48° 11′ 54,3″ N, 16° 21′ 38,1″ O