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Arri Group

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Arri AG

Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1917
Sitz München, Deutschland
Leitung Matthias Erb (Vorstandsvorsitzender)

Michael Neuhäuser[1]

Mitarbeiterzahl 1200[2]
Branche Filmtechnik
Website www.arri.com

Die Arri Group ist ein global tätiger Anbieter von Technik und Dienstleistungen für die Film- und Medienwirtschaft. Das Unternehmen mit Sitz in München wurde 1917 gegründet. Weitere Niederlassungen existieren in 16 Ländern in Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Australien. Arri entwickelt, produziert und vertreibt professionelle Filmkameras, Objektive, Beleuchtung und Systemlösungen für die Film-, Fernseh- und Medienindustrie.[2]

Das Unternehmen gehört seit dem Jahr 2013 zur Stahl Beteiligungs-GmbH, Riedering. Sie ist die Konzernobergesellschaft der ARRI AG und ihrer Tochtergesellschaften in Deutschland, unter anderem der Arnold & Richter Cine Technik GmbH & Co. Betriebs KG, der ARRI Herstellungs- und Vertriebsgesellschaft für feinmechanische Erzeugnisse mbH oder der ARRI Rental Deutschland GmbH, die Produktionen in aller Welt mit Kamera-, Licht- und Bühnenequipment ausstattet.[3]

Geschichte

Firmenzentrale von ARRI in München, Parkstadt Schwabing

Im Jahr 1914 bauten die beiden Schulkameraden August Arnold und Robert Richter einen Kinoprojektor mit Handbetrieb auf Elektromotor um und fügten als hellere Lichtquelle eine selbstgebaute Bogenlampe hinzu. Außerdem ersetzten die beiden die 60-m-Trommeln durch eine selbstgebaute 300-m-Trommel. Zusammen lernten sie als Schüler Martin Kopp, Filmpionier und -berichterstatter aus München, kennen. Dieser Lehrmeister drehte, entwickelte und kopierte in seiner eigenen Werkstätte. Hier durften Arnold und Richter als Kopierer arbeiten und selber drehen. 1915 trafen beide auf Peter Ostermayr. Dieser betrieb am Karlsplatz in München ein Glas-Atelier für Spielfilm-Aufnahmen. Hier erlernten Arnold und Richter die Technik der Spielfilmherstellung.

Robert Richter ging vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs in die USA und jobbte als Hilfskellner, außerdem als Automobilmechaniker in New York und bei Ford in Detroit als Maschinenschlosser. Bei der zur damaligen Zeit unter Famous Players-Lasky firmierenden Paramount Pictures half er mit, die erste vollautomatische Filmentwicklungsmaschine zu konstruieren. Zuletzt arbeitete er in Hollywood als Hilfskameramann in den Studios von William Fox. Er kehrte zurück nach Deutschland.

Richter studierte an der Technischen Hochschule München Maschinenbau und promovierte anschließend, Arnold ging zum Studium an das Technikum Mittweida und erhielt später einen Dr. ing. h. c. der TU München.

Am 12. September 1917 gründeten beide die Firma Arnold & Richter. Zunächst waren Geschäftsgegenstände „Filmaufnahmen“ und „der Betrieb eines foto- und film-chemischen Laboratoriums“. Geld verdient wurde durch Kameraarbeit, Filmvorführung und Mechanikarbeiten. Die erste eigene Kopiermaschine wurde gebaut, um endlich selber kopieren zu können.

Die beiden Firmengründer bastelten in den ersten Jahren an Kameras, um sie handlicher zu gestalten. Eben mit diesen Kameras drehten sie als freiberufliche Kameramänner rund um München sogenannte Isarwestern. Um nicht nur bei Tageslicht draußen zu drehen, sondern auch künstlich Innenräume auszuleuchten, schraubten sie eigene Scheinwerfer zusammen und brachten 1924 ein Modell heraus, das von einem Flugzeugmotor in einem mobilen Generator angetrieben wurde.[4]

Bekannt wurde Arri durch die von Erich Kästner geleitete Entwicklung des Spiegelverschlusses in Filmkameras. Mit dem 1937 in der Arriflex vorgestellten Spiegelverschluss wurde es möglich, durch den optischen Sucher ohne Parallaxenfehler den exakten Bildausschnitt und die Schärfenverteilung zu sehen.

Arri stellt Geräte für den kompletten Workflow her, u. a. auch Scheinwerfer, Filmprojektoren, Laser-Geräte für die Datenausbelichtung auf Film und medizinische Kameras. Die Firma hat bisher neunzehnmal den Oscar für technische Innovationen in der Filmindustrie erhalten.[5] Das Design vieler Kameras von 1987 bis 2010 wurde von James Orrom gestaltet.

Nach der Jahrtausendwende stand der Umstieg auf Digitales Kino an. Arri drohte gegenüber dem Neueinsteiger Red Digital Cinema Camera Company ins Hintertreffen zu geraten und holte sich technische Expertise beim Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen. Zusammen entwickelten sie den CCD-Sensor und die Elektronik für die digitale Kinokameras ARRI D-20/D-21. Seit 2009 konzentriert sich Arri auf den digitalen Bereich. Dazu gehören neben den Kameras vor allem Digital Intermediate, ARRILASER und ARRISCAN.

Für Kinokopien verkauft Arri seit 2005 Digital Cinema Mastering inklusive Digital Cinema Packages (DCPs). Auf der International Broadcast Conference im September 2008 stellte Arri den ARRIQCP (ARRI Quality Control Player) vor. Neben Wiedergabefunktionalität von DCPs können die DCPs nach SMPTE- und DCI-Kompatibilität überprüft werden. Das Gerät wurde in Zusammenarbeit mit Cinecert LLC entwickelt.

Negative internationale Schlagzeilen erhielt die Firma 2007. Im Kopierwerksbereich von Arri wurde durch einen ungeklärten Fehler Filmmaterial mehrerer Drehtage der A-Budget-Produktion Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat beschädigt, weswegen mehrere Drehtage wiederholt werden mussten.[6]

2010 erhielt Arri den Ehrenpreis beim Deutschen Kamerapreis für seine technischen Innovationen und seine Verdienste im internationalen Film.

Am 1. Oktober 2012 wurde bekannt, dass der Sohn des Firmenmitgründers August Arnold, Robert Arnold, seine 50 % Anteile an der Arri AG an die Nachfahren des zweiten Firmenmitgründers, Robert Richter, verkaufen werde. Hierzu sollen dessen Anteile in die Stahl Beteiligungs-GmbH eingebracht werden. Nach Genehmigung des Kartellamts endet damit die 95-jährige paritätische Partnerschaft beider Familien.[7]

Zum Jahresende 2015 schloss Arri sein Kopierwerk für analoge Kinofilme; eine verschlankte Abteilung beschäftigt sich weiter mit der Restaurierung von altem Filmmaterial.[8]

Finanziell überwand Arri durch die Umstellung auf digitale Filmproduktion eine Krise wegen wegbrechender analoger Umsätze: Fuhr Arri 2009 noch 15 Millionen Euro Verlust ein, erholten sich Umsatz und Gewinn von 2011 an. Für 2015 erwartet Arri einen Umsatz von mehr als 300 Millionen Euro.[8]

Im April 2016 erwarb ARRI die von Curt O. Schaller entwickelten Kamerastabilisierungssysteme artemis von Sachtler / Vitec Videocom.[9][10][11][12]

Im Jahr 2017 feierte ARRI sein 100-jähriges Firmenjubiläum.[13] Im Mai desselben Jahres erfolgte die Grundsteinlegung für eine neue Firmenzentrale in der Parkstadt Schwabing,[14] wohin das Unternehmen zum Jahreswechsel 2019/2020 umzog.

Im März 2021 verkaufte ARRI seine digitale Postproduktionsabteilung ARRI Media an die US-amerikanische Seal Group, die im Zusammenhang mit dem 2020 erfolgten Aufkauf der FilmoTec GmbH (heutiger Besitzer der Filmfabrik Wolfen) ARRI Media zum Teil seiner neuen ORWO Studios machen wollte.[15] ARRIs digitale Postproduktion ist einst selbst aus dem Filmkopierwerk hervorgegangen, das ganz am Anfang der traditionsreichen ARRI Firmengeschichte stand. Der Verkauf der ARRI Media an die Seal Group wurde jedoch nie vollzogen.[16] Stattdessen erwarb Stefan Laucher[17] die Media Services GmbH, in der die ARRI Media nun firmierte. Die ehemalige ARRI Media mit den verbliebenen 130 Mitarbeitern ist seit August 2021 Teil der SL Unternehmensbeteiligungsgesellschaft mbH,[18] zu der seit 2017 auch die Ludwig Kameraverleih GmbH gehört.[19]

Produkte

Kameralinien

ARRIFLEX 16 von 1972, mit Kompendium und auf Holzstativ
ARRIFLEX 16 von 1972, die legendäre stumme 16-mm-Kamera
Blimp für die ARRIFLEX 16
ARRIFLEX 35 II HS, die High-Speed-Kamera im Einsatz, AEG 1964
Digitale Arri Alexa beim Dreh
ARRI Amira bei Fernsehaufnahmen des Bayerischen Rundfunks im Hauptbahnhof München, 2020.

Filmkameras werden in verschiedenen Bereichen eingesetzt. Man unterscheidet die Produktklassen nach dem zu belichtenden Medium in

Die hierzu verwendeten Kameras sind entweder digitale Kinokameras oder Filmkameras.

Arri-Historie im Segment 16 mm:

  • 1951–52 ARRIFLEX 16, erst ab 1960er Jahre mit dem Zusatz ST(andard)
  • 1953 ARRIFLEX 16 mit Blimp
  • 1962 ARRIFLEX 16 M(agazine)
  • 1965 ARRIFLEX 16 BL (16 ST mit Blimp)
  • 1975 ARRIFLEX 16 S(ilent) R(eflex)
  • 1979 ARRIFLEX 16 SR HS (HighSpeed, 10–150 Bilder pro Sekunde)
  • 1982 ARRIFLEX 16 SR II
  • 1982 ARRIFLEX 16 SR HS II Automatik
  • 1992 ARRIFLEX 16 SR III (umstellbar Normal-16/Super-16)
  • 1999 ARRIFLEX 16 SR III advanced
  • 2006 ARRIFLEX 416

Arri-Historie im Segment 35-mm-Film

  • 1937 ARRIFLEX
  • 1946 ARRIFLEX II
  • 1953 ARRIFLEX 35 II A mit Blimp (SyncSound)
  • 1960 ARRIFLEX 35 II BV
  • 1960 ARRIFLEX 35 II HS (HighSpeed, bis 80 B./s)
  • 1964 ARRIFLEX 35 II C
  • 1972 ARRIFLEX 35 BL (ARRIFLEX 35 mit Blimp, SyncSound)
  • 1975 ARRIFLEX 35 BL II
  • 1979 ARRIFLEX 35 III
  • 1980 ARRIFLEX 35 BL III
  • 1982 ARRIFLEX 35 III C
  • 1986 ARRIFLEX BL 4 (SyncSound)
  • 1986 ARRIFLEX BL 4 s (SyncSound)
  • 1990 ARRIFLEX 535 (elektronisches Rampen möglich, SyncSound, löst 35er ab)
  • 1992 ARRIFLEX 535 B (SyncSound)
  • 1994 ARRIFLEX 435 (MOS)
  • 1995 ARRIFLEX 435 ES (MOS)
  • 2000 ARRICAM ST/LT (lösen 535er ab)
  • 2004 ARRIFLEX 235 (MOS) & ARRIFLEX 435 Xtreme (MOS)

Arri-Historie im Segment 70-mm-Film

  • 1989 ARRIFLEX 765 (SyncSound)

Arri-Historie im Segment 35 mm Digital Cinema

  • 2004 ARRIFLEX D-20
  • 2008 ARRIFLEX D-21
  • 2010 ALEXA
  • 2011 ALEXA PLUS
  • 2011 ALEXA M
  • 2012 ALEXA STUDIO
  • 2012 ALEXA PLUS 4:3
  • 2013 ALEXA XT
  • 2013 ALEXA XT PLUS
  • 2013 ALEXA XT STUDIO
  • 2013 ALEXA XT M
  • 2013 AMIRA[20]

Gegenwärtiges Portfolio:

  • 2010 ALEXA
  • 2013 AMIRA[20]
  • 2014 ALEXA 65[21]
  • 2015 ALEXA Mini
  • 2016 ALEXA SXT
  • 2016 ALEXA SXT Plus
  • 2016 ALEXA SXT Studio
  • 2017 ALEXA SXT W
  • 2018 ALEXA LF
  • 2019 ALEXA Mini LF
  • 2022 ALEXA 35[22]

Objektive

Arri vertreibt, vermietet und verkauft Objektive für 16-mm-/35-mm-Filmkameras und digitale Kinokameras mit Super-35-Sensor.

Zusammen mit Carl Zeiss wurden bisher drei Serien von sphärischen Kino-Objektiven mit festen Brennweiten sowie ein Makro-Objektiv entwickelt:

  • Ultra 16-Serie (neun Objektive für das Super-16-mm-Format)
  • Ultra Primes-Serie (15 Objektive für das Super-35-mm-Format)
  • Master Primes-Serie (16 Objektive für das Super-35-mm-Format)
  • Master Macro 100 (Makroobjektiv für das Super 35-mm-Format)

Im Frühjahr 2013 stellten Arri und Carl Zeiss außerdem eine neue Serie von anarmorphotischen Kino-Objektiven mit festen Brennweiten vor:

  • Master Anarmorphic-Serie (sieben Objektive für digitale Kinokameras mit 4:3-Super-35-Sensoren bzw. das 35-mm-4-perf-Filmformat)

Zusammen mit Fujinon wurden bisher vier sphärische Zoomobjektive entwickelt:

  • Alura Studio Zooms (zwei Zoomobjektive für das Super-35-mm-Format)
  • Alura Leightweight Zooms (zwei besonders kompakte und leichte Zoomobjektive für das Super-35-mm-Format)

Arri etablierte Objektivanschlüsse nach der Norm Arri PL und entwickelte das ARRI Lens Data System (LDS), welches über das Objektivbajonett Metadaten an die Kamera übertragen kann.

Zur Unterstützung der Kameraassistenten und für das Video Assist hat Arri das „Lens Data System“ entwickelt. Dieses gestattet das Erfassen von u. a. Fokus, Blendenzahl, Zoomzustand, Schärfentiefe, hyperfokaler Entfernung, Nahfokus, Bildfrequenz, Belichtungszeit, Batteriespannung, Footage, Restfilm, und Einstellunglänge, und die Übertragung dieser Werte an eine spezielle Entferntanzeige oder im Video-Assist-System. Bestandteil ist das Arri PL-„Lens Data Mount“-Bajonett.[23]

Seit 2018 vermarktet Arri die „ARRI Signature Primes“ mit Brennweiten von 12 mm bis 280 mm und einem LPL-Mount ausgestattet.[24]

Beleuchtung

Scheinwerfer und Leuchtmittel zur Film-, Fernsehproduktion und Veranstaltungstechnik werden von Arri hergestellt. Die Arri-Lighting-Sparte erhielt Aufträge aus Neuseeland für die Herstellung von Peter Jacksons Herr der Ringe, und die Aufzeichnung der Olympischen Spiele 2008. Obgleich Arri im Markt für digitale TV-Kameras nur einen geringen Marktanteil besitzt, werden für Studios die Kameras anderer Hersteller und Leuchtgeräte der Arri eingesetzt. Das Sortiment umfasst Kunstlicht (Tungsten), Tageslicht (HMI Daylight) und seit 2011 auch LED Leuchten.

  • ARRI Fresnel (1937)
  • ARRI Gigant (1952)
  • ARRIsonne 2000 (1972)
  • ARRI Apollo (1979)
  • ARRI Studio (1988)
  • ARRI Compact Daylight (1991)
  • ARRIsun 40/25 (1992)
  • ARRIlux Pocket PAR (1996)
  • ARRIMAX 18/12 (2005)
  • ARRI M40 (2011)
  • ARRI L7 LED Fresnel (2011)
  • ARRI SkyPanel (2015)
  • ARRI Orbiter (2020)[25]

Zubehör

Arri stellt filmtechnische Zusatzgeräte her, beispielsweise Kompendien wie das MB-20 oder MB-14 und Schärfezieheinrichtungen wie die FF-3 und FF-4. Diese werden heute auch für Kameras anderer Hersteller genutzt. Außerdem hat Arri Stützsysteme für Objektive und Kamerazubehör entwickelt, die sich als Standards etabliert haben. Ebenfalls zum herstellerübergreifenden Standard wurde die 1972 eingeführte „Arri-Rosette“. Dabei handelt es sich um eine an Kameragehäusen angebrachte Scheibe mit 60 radialen Rillen nach dem Prinzip der Hirth-Verzahnung. Zubehör wie Handgriffe oder Sucherhalter kann – im Winkel verstellbar – mittels eines M6-Gewindes in der Mitte der Rosette und mit entsprechenden Schrauben am Zubehör befestigt werden.[26]

Kamera-Stabilisatoren

  • artemis Maxima Stabilizer
  • artemis Trinity
  • SRH-3

Filmrekorder

Der Arrilaser-Filmrekorder wird für den Film-out-Prozess verwendet.

Filmscanner

Für die digitale Kinoproduktion entwickelte Arri das ARRIRAW-Rohdatenformat, das bei den Modellen D21 und Alexa zum Einsatz kommt. Es gestattet die Aufzeichnung der rohen Bayer-Sensor-Daten im Format von 2880 × 1620 bei 23,976 Bildern/s, 24p und 25p sowie 2880 × 2160 Pixeln bei 23,97 Bildern/s, und 30p, mit jeweils 12 Bit pro Farbkanal.[27] Aufgrund der anfallenden Datenmenge von 10 GB pro Minute Drehzeit war zunächst eine Speicherung nur über eine spezielle, als „T-Link“ (Transport-Link, ein in einen RGBA-Dual-Link HD-SDI-Strom gemäß SMPTE 372M abgebildetes ARRIRAW-Übertragungsprotokoll) bezeichnete Schnittstelle auf externe Speichervorrichtungen (z. B. von Codex Digital) möglich.[28] Für die Weiterverarbeitung mit üblichen Schnittprogrammen ist eine Umwandlung mittels eines Converters (APX) in ein weiterverarbeitbares Format wie z. B. DPX notwendig.[29] Die Einführung der sogenannten XR-Module zur Montage an der Kamera (nachrüstbar für die Alexa-Modelle, Standard bei Alexa XT) gestattete ab Anfang 2013 die Aufzeichnung von ARRIRAW direkt in der Kamera.[30] Die Speicherung erfolgt hierbei auf „XR Capture Drives“, die SSD-Speicher verwenden.[31]

Software

ARRI entwickelt und betreibt die webbasierte Anwendung ARRI Webgate. ARRI Webgate ist speziell für Dailies/Rushes und die Postproduktion entwickelt worden und bietet Filmemachern Funktionen zum Video- und Datei-Management sowie zur Video-Kollaboration, Präsentation und Verteilung von Medien an.[32]

Kameraproduktion

Arri, wie auch die Mitbewerber Panavision und Aaton, beendete 2012 die Produktion von analogen Filmkameras.

Seit der Jahrtausendwende werden zunehmend digitale Kameras anstelle von Filmkameras eingesetzt, wie z. B. die D-20 und D-21. Wie in der unbewegten Fotografie, wo digitale Technologien den Film verdrängten, werden heute digitale 35-mm-Kameras und keine auf photochemischem Film basierende Geräte mehr verkauft. Verschwindend gering ist der Anteil des 70-mm-Film. Dieses Format wurde in den 1960er Jahren wegen seiner dem 35-mm-Film überlegenen Bildqualität eingesetzt, beispielsweise für Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum. Heute wird es (bzw. 65-mm-Kameranegativ) nur selten eingesetzt, so beim Dreh von Teilbereichen Der Herr der Ringe (lt. Arri-Kundenzeitschrift) und teilweise bei Tom Tykwer’s The International.

Das Segment 16 mm wurde oft im Budget- und TV-Bereich eingesetzt, vor allem für die Produktion von Fernsehspielen. Heute nehmen viele Sender, wie beispielsweise die britische BBC, kein 16-mm-Material mehr an, da die Güte für HDTV zu gering ist. 16-mm ist für Produktionen im Einsatz, bei denen „Filmlook“ gefragt ist, z. B. Imagetrailer von Sendern und Unternehmen, Musik-Videos, Werbung.

Weltweit teilen sich heute Arri, Aaton, Blackmagic, Sony, Panavision, RED und Phantom den Markt für die Produktion von professionellen kinofilmtauglichen Kameras mit 35 mm und S35 mm (18 mm × 24 mm) großem Sensor.

Im Bereich der 16-mm-Kameras gibt es Anbieter von Kameratechnik teilweise aus dem (ehedem) semiprofessionellen Markt, teilweise aus dem traditionellen News- und Dokufilm-Bereich. Zum Teil haben die Filmgeräte länger überlebt als ihre Hersteller (bspw. Mitchell, Beaulieu). Für die Filmproduktion werden die Kameras oft über Rental-Firmen an die Produktionsfirmen vermietet.

Filmproduktion

Die Geschäftsmodelle von Arnold & Richter und Panavision unterscheiden sich stark. Panavision produziert digitale Kinokameras und 35-mm-SyncSound-Filmkameras und vermietet diese allein durch eigene Kamera-Rentalhäuser weltweit. Im Bereich der 35-mm-MOS-Filmkameras werden die Arri-Kameras eingekauft und „panavized“, dabei wird lediglich die Objektivaufnahme verändert. Arri produziert MOS- und SyncSound-Kameras. Diese werden weltweit – auch an Panavision – verkauft sowie in eigenen und fremden Rentalhäusern vermietet. Die 2004 eingeführte digitale Kinokamera von Arri, die D-20, wurde anfangs nur vermietet.

Arri Rental Group

Filmproduktionsfirmen leihen für ihre Filmprojekte das technische Equipment bei sogenannten „Rental“-Häusern (d. h. Firmen, die professionelle Film-Technik vermieten). Arri betreibt die eigene Rental-Haus Kette Arri Rental, die Kamera-, Grip- und Lichttechnik für Film, Fernsehen und Werbefilme anbietet. Um Filmprojekte auf der ganzen Welt betreuen und versorgen zu können gibt es Arri Rental-Filialen in zahlreichen bedeutenden Filmproduktionsstandorten auf der ganzen Welt (Berlin, München, Köln, Leipzig, Wien, Luxemburg, Prag, Budapest, London, Cardiff, New York, Los Angeles, Brooklyn, Vancouver, Charlotte).[33]

Arri entwickelte diverse Produkte, die nicht verkauft werden, sondern nur exklusiv bei Arri Rental zu leihen sind. Zum Beispiel die digitale 65mm Kamera ALEXA 65[34] sowie eine Spezialkamera für schwarz-weiß Aufnahmen (Alexa XT B+W).[35] Außerdem baut die Arri Rental Group eigene Objektive für Large Format Kamerasysteme in kleiner limitierter Stückzahl (Arri Rental Prime DNA, Prime 65, Prime 65 S, Vintage 765, Zoom 65, DNA LF), die es nur bei ihnen zu leihen gibt. In Zusammenarbeit mit Kameraleuten können für Filmprojekte auch spezielle Custom-Objektive (nach Kundenwunsch) gebaut werden.[36]

Auch im Grip-Bereich gibt es mit dem Hexatron eine exklusive Eigenentwicklung im Verleihpark. Es handelt sich um ein hydraulisches Kamerafahrzeug, um Teleskopkamerakräne (Technocranes) in schwierigem Gelände zu bewegen und positionieren.[37]

Filmmarkt

Marktanteile für den eigentlichen Markt der 35-mm-Kameras sind schwer zu bestimmen. Derzeit befindet sich der Markt im Umbruch, da ein neuer Anbieter, die Firma RED, von einer digitalen Kinokamera mit einem ähnlich großen Chip wie beim 35-mm-Film über 8500 Stück verkaufen konnte und somit Marktführer bei Neugeräten wurde. Jedoch werden 35-mm-Kameras traditionell über sehr lange Zeiträume genutzt. Daher ergibt sich im Bestandsmarkt noch ein anderes Bild. Von der Arri Alexa konnten im ersten Jahr über 1500 Exemplare verkauft werden, teils auch an sogenannte „Owner/Operator“, also Filmemacher, die selbst eine Kamera zur Eigennutzung angeschafft haben.[38]

Die Aufteilung des Marktes ist allerdings nicht statisch. So ist es Arri und Dalsa gelungen, zum ersten Mal seit Bestehen der James-Bond-Filmreihe Panavision einen Auftrag streitig zu machen. Bislang wurden alle 21 Filme des Agentenklassikers mit Panavision-Equipment gedreht. Beim Dreh von Nummer 22 (Ein Quantum Trost) wurde zum ersten Mal mit Arri-Equipment, darunter auch die ARRI D-20, gedreht und bei dessen Nachfolger Skyfall mit der Arri Alexa.

Arri-Preis und Nachwuchsförderung

Seit 2008 sponsert Arri den Preis für den besten ausländischen Film beim Filmfest München. Bis 2010 stiftete das Unternehmen den Preis zusammen mit Zeiss, danach alleine, von 2013 bis 2021 zusammen mit Osram, und seit 2022 wieder alleine. Der anfänglich mit 30.000 Euro dotierte Preis hat inzwischen (Stand 2022) einen Wert von 50.000 Euro.[39]

Nachwuchsfilmemacher unterstützt das Unternehmen durch die Initiativen „International Support Program“, „Franz Wieser Grant“ und „ARRIse“.[40] Zu den geförderten Filmen gehört u. a. Mit 20 wirst du sterben,[41] der erste sudanesische Film, der für einen Auslands-Oscar nominiert wurde.[42]

Weblinks

Commons: Arri Group – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. ARRI Executive & Supervisory Board. Abgerufen am 16. August 2022 (amerikanisches Englisch).
  2. a b About ARRI. Abgerufen am 17. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).
  3. Stahl Beteiligungs-GmbH Konzernabschluss zum Geschäftsjahr 2020, Konzernanhang für das Geschäftsjahr 2020, auf unternehmensregister.de, abgerufen am 31. August 2022
  4. Sueddeutsche.de: Filmfirma Arri – Keine Schraube locker, 8. September 2017
  5. Philipp Bovermann: Keine Schraube locker. Die Filmfirma Arri wird 100 Jahre alt. Mit ihren Kameras drehten schon Stanley Kubrick, Dennis Hopper und Werner Herzog. In: Süddeutsche Zeitung vom 9. September 2017, S. 17.
  6. Berliner Tagesspiegel: Warum Tom Cruise nachdrehen muss
  7. Financial Times Deutschland: Film-Urgestein Bob Arnold verkauft Arri-Anteil (Memento vom 1. Oktober 2012 im Internet Archive), 1. Oktober 2012
  8. a b Arri verabschiedet sich vom analogen Kinofilm. In: sueddeutsche.de. 23. Dezember 2015, abgerufen am 17. März 2018.
  9. Curt O. Schaller, artemis-Entwickler. In: schaller-media.de. schaller media, abgerufen am 12. Mai 2016.
  10. ARRI kauft Artemis. In: kameramann.de. Film & TV Kameramann, abgerufen am 12. Mai 2016.
  11. ARRI präsentiert das Kamerastabilisierungssystem artemis Trinity. In: film-tv-video.de. film-tv-video.de, abgerufen am 12. Mai 2016.
  12. ARRI kauft Artemis-Stabilisierungssystem. In: professional-production.de. Professional Production, abgerufen am 12. Mai 2016.
  13. 100 years of ARRI - interactive timeline. In: ARRI.com. ARRI AG, abgerufen am 31. Dezember 2021 (englisch).
  14. 2017: A new beginning. In: arri.com. Abgerufen am 19. Februar 2020.
  15. Ruddock, Jo (2021). ARRI sells and transfers its postproduction business to the Seal Group, IBC Daily, 26. Januar 2021
  16. Arri Media: Kein Deal mit Seal. Film TV Video, 6. Oktober 2021, abgerufen am 25. Dezember 2021.
  17. ARRI veräußert Postproduktion und Filmvertrieb an SL-Gruppe. In: Pressebox. United News Network GmbH, 27. August 2021, abgerufen am 25. Dezember 2021.
  18. SL Unternehmensbeteiligungs GmbH, München. Noth Data GmbH, abgerufen am 25. Dezember 2021.
  19. Ludwig Kameraverleih an Beteiligungsgesellschaft verkauft. Film TV Video, 9. Oktober 2017, abgerufen am 25. Dezember 2021.
  20. a b ARRI AMIRA unveiled (Memento vom 16. September 2013 im Internet Archive)
  21. ARRI ALEXA 65. Auf: arrirentalgroup.com
  22. Markus Zitt: ARRI Alexa 35: Cine-Kamera mit 17 Dynamikstufen und 4K/120p. In: fotointern.ch – Tagesaktuelle Fotonews. 7. Juni 2022, abgerufen am 11. Juli 2022 (deutsch).
  23. Lens Data Mount LDM (Memento vom 18. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
  24. NAB2018-Video: Signature Primes für Arri Alexa LF auf film-tv-video.de, 7. April 2018; abgerufen am 21. November 2019.
  25. Technical Specifications Orbiter. ARRI Group, 2020, abgerufen am 24. Mai 2021 (englisch).
  26. von Hans-Albrecht Lusznat: Die Arri-Rosette. 17. Mai 2015, abgerufen am 24. August 2022 (deutsch).
  27. Arriraw at a glance. negativespaces.com. 3. Juni 2011. Abgerufen am 24. Juli 2011.
  28. ARRIFLEX D-21 Data Sheet (Memento vom 20. Oktober 2011 im Internet Archive)
  29. ARC: ARRIRAW Converter. arridigital.com. Abgerufen am 12. April 2013.
  30. Editorial & Dailies Workflow. Abgerufen am 17. Oktober 2019 (amerikanisches Englisch).
  31. http://www.arri.com/camera/alexa/learn/alexa_xt_faq/ (Memento vom 12. April 2014 im Internet Archive)
  32. Offizielle Webseite von ARRI Webgate. ARRI Media GmbH, abgerufen am 11. Oktober 2019.
  33. ARRI Rental | Contact. Abgerufen am 4. Dezember 2020 (amerikanisches Englisch).
  34. ARRI Rental | ALEXA 65. Abgerufen am 4. Dezember 2020 (amerikanisches Englisch).
  35. ARRI Rental | ALEXA XT B+W. Abgerufen am 4. Dezember 2020 (amerikanisches Englisch).
  36. ARRI Rental | DNA lenses. Abgerufen am 4. Dezember 2020 (amerikanisches Englisch).
  37. ARRI Rental | HEXATRON. Abgerufen am 4. Dezember 2020 (amerikanisches Englisch).
  38. Mündliche Mitteilung eines Arri-Mitarbeiters auf einem Seminar auf dem Filmfest München 2011 am 1. Juli 2011
  39. ARRI Award. In: Filmfest München. Abgerufen am 30. August 2022.
  40. Supporting Talents. In: ARRI. Abgerufen am 29. August 2022 (amerikanisches Englisch).
  41. Heike Angermaier: Die Gesellschaft entwickelt Annas-Adaptionen. In: Blickpunkt Film. 10. Oktober 2019, abgerufen am 29. August 2022.
  42. Elsa Keslassy: Sudan’s First Oscar Entry ‘You Will Die at Twenty’ Lands at Film Movement For North America. In: Variety. 23. Dezember 2020, abgerufen am 29. August 2022 (amerikanisches Englisch).

Koordinaten: 48° 9′ 11,8″ N, 11° 34′ 39,7″ O