Ali Abdullah Salih

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Ali Abdullah Saleh als Präsident Nordjemens (1988)
Ali Abdullah Salih beim Besuch des Moskauer Kreml (2004)

Ali Abdullah Salih (arabisch علي عبد الله صالح, DMG

ʿAlī ʿAbdullāh Ṣāliḥ

, meist Saleh geschrieben; * 21. März 1942 in Bait al-Ahmar[1]; † 4. Dezember 2017[2] in Sanaa) war ein jemenitischer Politiker. Seit dem 18. Juli 1978 war er Präsident der Jemenitischen Arabischen Republik (Nordjemen) und von 1990 bis 2012 Präsident des geeinten Jemens, der Jemenitischen Republik. Zudem war er Vorsitzender der dominierenden Regierungspartei Allgemeiner Volkskongress.

Werdegang

Als junger Mann trat Ali Abdullah Salih in die Armee ein und beteiligte sich von 1962 bis 1968 am Bürgerkrieg im damaligen Königreich Jemen auf der Seite der Republikaner gegen die Royalisten. 1974 war er am Putsch gegen Präsident al-Iryani beteiligt und wurde 1978 Präsident der Jemenitischen Arabischen Republik.

Präsident des vereinten Jemen

Nach mehreren gescheiterten Versuchen gelang am 22. Mai 1990 die Vereinigung mit der Demokratischen Volksrepublik Jemen (Südjemen). Salih wurde Präsident des vereinigten Staates. Allerdings konnte lange Zeit keine wirkliche Vereinigung der Verwaltung erreicht werden. Im Februar 1994 kam es zum Bürgerkrieg mit dem Süden, als es in der Gegend um Aden zum Aufstand alter Truppen des Südens gegen den vorherrschenden Einfluss des konservativen Nordens kam. Im Juli 1994 war der Aufstand jedoch militärisch niedergeschlagen.

2001 wurde die Amtszeit des Präsidenten von fünf auf sieben Jahre verlängert. Die Präsidentschaftswahlen vom 23. September 2006 gewann Salih mit 77,2 % der abgegebenen Stimmen. Der wichtigste Oppositionskandidat Faisal bin Schamlan erreichte lediglich 21,8 %. Da Art. 162 der jemenitischen Verfassung die Zahl der Amtszeiten auf zwei beschränkt, hätte Salih 2013 nicht erneut für das Präsidentenamt kandidieren können.

Machtverlust 2011

Am 1. Januar 2011 legte Salih Verfassungsänderungen vor, deren wesentlicher Inhalt die Aufhebung der Beschränkung der Amtszeiten war. Dafür solle die Amtsdauer wieder auf fünf Jahre reduziert werden. Die geplanten Verfassungsänderungen lösten Proteste der Opposition aus. Ende Januar 2011 demonstrierten mehrere Tausend Menschen in der Hauptstadt Sanaa und forderten Salih auf, dem Beispiel des Anfang des Monats gestürzten tunesischen Präsidenten Zine el-Abidine Ben Ali zu folgen und die Macht abzugeben.[3] Daraufhin gab Salih im Februar 2011 bekannt, dass er 2013 nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidieren werde.[4] Einen Monat später verkündete er, dass bereits 2011 vorgezogene Neuwahlen stattfinden würden.[5]

Am 3. Juni 2011 wurde Salih bei einem Raketenangriff auf den jemenitischen Präsidentenpalast verletzt, für den der verfeindete Haschid-Stamm von Scheich Sadiq al-Ahmar verantwortlich gemacht wird.[6] Salih wurde – wie sein beim Angriff verletzter Regierungschef Ali Mohammed Mudschawwar – zur Behandlung nach Saudi-Arabien gebracht. Anfang August 2011 konnte Salih das Krankenhaus wieder verlassen, er verblieb aber zunächst in Saudi-Arabien.[7] Gemäß der Verfassung wurde Salih während seiner Abwesenheit vom Vizepräsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi vertreten.[8]

Ende August 2011 kündigte die jemenitische Regierung Wahlen noch im laufenden Jahr an. Darüber hinaus beauftragte Salih seinen Stellvertreter, mit der Opposition Gespräche über eine Machtteilung aufzunehmen.[9] Dessen ungeachtet setzte die Opposition ihre Proteste fort. Am 23. September 2011 kehrte Salih überraschend in den Jemen zurück.[10] Anfang Oktober 2011 wiederholte er seine Rücktrittsankündigung. Im selben Monat rief der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen Salih einstimmig zu einer geregelten Machtübergabe auf und verurteilte die anhaltende Gewalt sowie Menschenrechtsverletzungen im Jemen. In der Resolution wurde ihm Immunität vor Strafverfolgung gewährt, würde er, einem Plan des Golf-Kooperationsrates folgend, für eine geregelte Machtübergabe binnen 30 Tagen unterzeichnen.[11] Am 23. November 2011 unterschrieb Salih dann ein Abkommen auf der Grundlage des Plans des Golf-Kooperationsrates, das die Machtübergabe an seinen bisherigen Stellvertreter Abed Rabbo Mansur Hadi sowie Neuwahlen innerhalb von 90 Tagen vorsieht. Im Gegenzug wurde Salih und seinen Angehörigen Immunität und freie Ausreise in die Vereinigten Staaten von Amerika zugesichert.[12][13]

Machtübergabe

Am 22. Januar 2012 übergab Salih die Macht an seinen Stellvertreter Abed Rabbo Mansur Hadi und flog in den Oman aus, von wo aus er zu medizinischen Behandlungen in die USA flog.[14] Bis zur Präsidentschaftswahl am 21. Februar 2012 trug Salih offiziell noch den Titel Ehrenpräsident.[15] Am 27. Februar 2012 trat Salih mit Abed Rabbo Mansur Hadi gemeinsam im Staatsfernsehen auf. Die Opposition reagierte verärgert darauf und sagte, es gebe keinen demokratischen Wandel im Jemen.[16]

Salih lebte in der Folge weiterhin im Land, sein Sohn Ahmad blieb Oberhaupt der Republikanischen Garde.[17] Im April 2013 versetzte Präsident Hadi sowohl Ahmad als auch zwei Neffen Salihs auf diplomatische Posten ins Ausland.[18]

Im Februar 2013 wurde in Sanaa ein Museum eröffnet, das die 33-jährige Regierungszeit von Salih abbilden sollte. Unter den Ausstellungsstücken war ein Splitter des Schrapnels, das nach dem Raketenangriff 2011 aus Salihs Körper entfernt worden war.[19]

Nach dem Bruch Hadis mit Saleh strebte letzterer ein Bündnis mit den Huthi an. Brigaden, die der Familie Salih verbunden waren, unterstützten die Huthi im Herbst 2014 bei ihrer Übernahme von Sanaa. Saleh konnte auf Unterstützer in Teilen des Militärs und der Partei (GCP) zählen, die sich der Huthi-Fraktion anschlossen.[20] Auch nach der Militärintervention des Golf-Kooperationsrates blieb Saleh 2015 und 2016 mit seinen Kräften der Fraktion treu.

Am 4. Dezember 2017 wurde Salihs Haus in Sanaa nach Angaben der Bewohner von Kämpfern der Huthi-Bewegung angegriffen, nachdem er die bisherige Allianz mit diesen aufgekündigt hatte.[21][22] Einige Medien behaupteten zunächst, er sei auf dem Weg nach Ma'rib getötet worden, was seine Partei bestritt.[23] Huthis veröffentlichten ein Video, das angeblich Salihs Körper darstellt. Sein Tod wurde laut CNN von einem leitenden Berater von Salih bestätigt.[24][25]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Beate Seel: Ein Fan von Saddam. In: Die Tageszeitung. 31. Januar 2011, abgerufen am 23. September 2011.
  2. Jemens Ex-Präsident Saleh getötet. Spiegel Online, 4. Dezember 2017
  3. Frankfurter Rundschau: Demokratie-Funke springt auf Jemen über, 27. Januar 2011.
  4. Kein Zurückstellen der Uhr. In: ORF. 2. Februar 2011, abgerufen am 23. September 2011.
  5. Focus: Jemen: Salih lässt Wahlen noch in diesem Jahr zu, 23. März 2011.
  6. AFP: Vier verletzte Politiker aus dem Jemen nach Saudi-Arabien gebracht (Memento vom 24. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) 4. Juni 2011
  7. Spiegel Online: Salih verlässt Klinik in Riad, 7. August 2011.
  8. Süddeutsche Zeitung: Tausende feiern die Ausreise des Präsidenten, 5. Juni 2011.
  9. Spiegel Online: Präsident Salih offenbar zu Machtwechsel bereit, 12. September 2011.
  10. Süddeutsche Zeitung: Rückkehr auf verbrannten Boden, 23. September 2011.
  11. DiePresse.com: UN-Sicherheitsrat fordert Machtwechsel im Jemen, 22. Oktober 2011.
  12. DiePresse.com: Jemen: Präsident Saleh gibt Macht ab, 23. November 2011
  13. Yemen's Saleh agrees to transfer power. Al Jazeera English, 23. November 2011, abgerufen am 5. Dezember 2011 (englisch).
  14. Süddeutsche Zeitung: Salih in USA eingetroffen (Memento vom 8. April 2014 im Internet Archive), 30. Januar 2012
  15. Spiegel Online: Präsident Salih verlässt Jemen, 22. Januar 2012
  16. Jemen-Unruhen: Ex-Präsident Salih provoziert Opposition auf www.focus.de, 27. Februar 2012; abgerufen am 5. Dezember 2017
  17. Ali Abdullah Saleh | Biography & Facts. Abgerufen am 17. September 2021 (englisch).
  18. Yemen - President Set to Purge Military Leadership - NYTimes.com. 13. April 2013, archiviert vom Original am 13. April 2013; abgerufen am 17. September 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nytimes.com
  19. Yemen’s Saleh opens museum - about himself. 18. Februar 2013, abgerufen am 17. September 2021 (englisch).
  20. Yemen’s former president Ali Abdullah Saleh behind Houthis’ rise - FT.com. 30. Mai 2015, archiviert vom Original am 30. Mai 2015; abgerufen am 17. September 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ft.com
  21. Jemens Ex-Präsident Saleh getötet. Spiegel Online, 4. Dezember 2017, abgerufen am 9. Januar 2018.
  22. Gehlen, Martin: Droht der Dreifrontenkrieg? Zeit Online, 3. Dezember 2017, abgerufen am 9. Januar 2018.
  23. Al Jazeera 4. Dezember 2017: Houthis reportedly gain control of most of Sanaa
  24. CNN vom 4. Dezember 2017: Yemen's former President Ali Abdullah Saleh killed in Sanaa
  25. Reuters vom 4. Dezember 2017: Ex-president Saleh dead after switching sides in Yemen's civil war