Nasalstrich
Der Nasalstrich und der Reduplikationsstrich sind Abkürzungszeichen (Beizeichen) in Form eines Überstrichs, einer Tilde oder eines Hakens. Sie sind keine diakritischen Zeichen, sondern nur Abkürzungszeichen. Ein Querstrich über Vokalen, der deren Länge anzeigt, ist dagegen das Makron.
Unicode kodiert den Überstrich als kombinierendes Zeichen U+0305 (combining overline): M̅, m̅, N̅, n̅ (= M/m/N/n gefolgt von U+0305).
Nasalstrich
Wie die meisten Abkürzungszeichen des Deutschen wurde dieser Abkürzungsstrich im Mittelalter aus dem lateinischen Abkürzungsschatz übernommen. In die lateinische Schreibkultur kam er wahrscheinlich aus dem Griechischen, wo man ihn besonders am Zeilenende für silbenschließendes ν einsetzte, bspw. μακρο̅ = μακρον; als Abbreviatur für silbenschließendes m kommt der Nasalstrich bereits in lateinischen Texten der Antike vor. In lateinischen Texten des Mittelalters und der Frühen Neuzeit steht er zumeist über Vokalen und ersetzt als Suspensionszeichen einen darauf folgenden Nasal (m oder n), oder eine Silbe, die mit einem Nasal endet. Beispiele: stultu̅ = stultum; homine̅ = ho̅i̅e̅ = hominem; cu̅ = cum; ta̅ = tam; tam̅ = tamen.
Die Tilde über dem spanischen ñ geht ebenso auf den Nasalstrich zurück wie der til, der im Portugiesischen die Nasalierung eines Vokals anzeigt (siehe Nasalvokale in der portugiesischen Sprache).
Der Nasalstrich hat oft dieselbe oder eine ähnliche Form wie Beizeichen mit anderer Bedeutung, bspw. p̅ = prae; q̅ = quae; e̅ = est. Bei Nomina sacra wird zumeist die ganze Kontraktion überstrichen, zum Beispiel steht ΘΣ für Θεός (Gott).
Reduplikationsstrich
Der Reduplikationsstrich steht über Konsonanten wie m oder n und zeigt deren Verdoppelung an. Zum Beispiel steht „Him̅el“ für „Himmel“. Bei der deutschen Kurrentschrift steigert der Reduplikationsstrich die Lesbarkeit erheblich.[1]
Literatur
- Elke von Boeselager: Schriftkunde: Basiswissen. Hahnsche Buchhandlung, 2004, ISBN 3-7752-6131-1, S. 57 ff.
- Bernhard Bischoff: Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters. 3. Auflage. Erich Schmidt Verlag, 2004, ISBN 3-503-07914-9, S. 202 ff.
Einzelnachweise
- ↑ Paul Arnold Grun: Schlüssel zu alten und neuen Abkürzungen. C.A. Starke, Limburg/Lahn 2002, ISBN 3-7980-0357-2.