Absturz (Unfall)

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Warnzeichen für Absturzgefahr nach ISO 7010
Vorstiegsturz beim Klettern

Ein Absturz ist ein Unfall, der im Gegensatz zum Sturz/Stolpern und Ausgleiten/Ausrutschen durch einen Fall aus einer erhöhten Position zustande kommt.

Auftreten

Absturzunfälle treten beispielsweise auf

Bei einem absichtlich herbeigeführten Absturz der eigenen Person in selbstmörderischer Absicht handelt es sich nicht um einen Unfall im engeren Sinn.

Folgen

Bereits ein Sturz aus geringer Höhe, z. B. von einer Leiter, kann zu schwersten Verletzungen führen, da meist kein Abfangen mit den Gliedmaßen möglich ist.

Die Folgen sind von sehr vielen Faktoren abhängig, beispielsweise

  • der Absturzhöhe
  • auftreffende Körperteile
  • der Auftrefffläche (ein Auftreffen auf Steinen wird schwerere Verletzungen zur Folge haben als ein Sturz in Pulverschnee)
  • Hindernissen im Verlauf der Flugbahn; der Sturz auf ein herausstehendes Objekt, wie z. B. ein Armierungseisen kann auch auf ebener Erde tödlich ausgehen
  • dem Verhalten des Abstürzenden; die Verletzungsschwere ist bei Bewusstlosigkeit oder „Akzeptieren des Unvermeidlichen“ wegen des geringen Muskeltonus oft geringer
  • die Körperstatur (Kleinstkinder überleben oft Stürze auch aus größeren Höhen, Katzen sind in der Lage, sich in der Luft zu drehen und mit den Gliedmaßen aufzufangen)
  • Alter (besonders die mit dem Alter spröder werdende Knochenstruktur)
  • die Bergungsmöglichkeiten (Folgeschäden sind beim Bergsteigen z. B. durch Kälte oder Hängen im Seil zu befürchten)

Verletzungen

Die Verletzungen können sich je nach Absturzhöhe auf nahezu alle Organe beziehen. Da man instinktiv versucht, mit den Füßen zuerst aufzukommen, erfolgen meist Frakturen von Sprunggelenk, Knie, Beinen, Wirbelsäule und Becken. Etwa 75 Prozent der Opfer sterben in den ersten Sekunden nach dem Aufprall.[1] Besonders kritisch sind:

Daneben kommt es in der Regel zu weiteren Verletzungen, wie

Eine Analyse von 100 Suizidfällen an der Golden Gate Bridge in San Francisco (Fallhöhe ca. 75 Meter, Aufprallgeschwindigkeit ca. 120 km/h) ergab zahlreiche Todesursachen: Lungenquetschungen, kollabierte Lungen, explodierte Herzen und eine von Rippen durchbohrte Hauptschlagader oder Hohlvene.[1]

Schutz vor Absturz

Absturzgefahr

Der beste Schutz gegen Absturz ist, sich nicht auf hochgelegene Flächen zu begeben, von denen man abstürzen könnte. Ist dies nicht möglich, wird die Absturzkante mit einem geeigneten Geländer geschützt. Wenn man sich zwangsläufig in absturzgefährdeten Bereichen bewegen muss, nutzt man in der Regel Kletter- oder Auffanggurte in Verbindung mit dynamischen Seilen und gegebenenfalls Falldämpfern.

Wenn mit einem Absturz in ein Seil zu rechnen ist, muss außerdem eine rasche Bergung möglich sein, da es bei längerem Hängen im Seil zu Kreislaufzusammenbruch und gegebenenfalls Tod kommen kann.

Es werden Rettungsgeschirre genutzt, wenn sich Personen aus eigener Kraft nicht mehr retten können (z. B. Arbeiten in Behältern).

Die Folgen von Abstürzen aus geringen Höhen für besonders kritische Körperteile lassen sich durch Protektoren (Wirbelsäule, Knie und Ellenbogen) und Helme zumindest reduzieren.

Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz

Es stehen zwei Schutzausrüstungen zur Auswahl:

  • das Haltesystem, bestehend aus Haltegurt, Verbindungsmittel und Anschlagpunkt und
  • das Auffangsystem, bestehend aus Auffanggurt, Verbindungsmittel, Falldämpfer und Anschlagpunkt.

Wenn andere technische Maßnahmen gegen Absturz nicht möglich sind, muss Sicherheitsgeschirr eingesetzt werden. Dazu zählen:

  • Auffanggurte (bestehend aus mehreren Gurten vom Oberschenkel zur Schulter mit rückseitiger oder vorderseitiger Fangöse)
  • Haltegurte
  • Feuerwehr-Sicherheitsgurte
  • Verbindungsmittel (Sicherheitsseile, Fangleinen, Halteriemen)
  • Sonstige Geräte, wie z. B. Falldämpfer, Steigschutz oder Abseilgeräte

Kuriosa

  • Den Rekord für die größte überlebte Absturzhöhe hält Vesna Vulović. Sie überlebte am 26. Januar 1972 einen Sturz aus angeblich 10.160 Metern Höhe.
  • Der US-Amerikaner Darren Taylor, bekannt als Professor Splash, stellte mehrere Weltrekorde auf, indem er aus großer Höhe in ein Planschbecken mit nur wenig Wasser sprang. Sein aktueller Rekord liegt bei einer Absprunghöhe von 36 Fuß und 8,94 Zoll (ca. 11,2 Meter) in ein Becken mit nur 12 Zoll (= 1 Fuß = 30,48 cm) tiefem Wasser.[2]
  • Der erfahrene britische Fallschirmspringer Michael Holmes überlebte einen Sprung aus 3.600 Metern Höhe, nachdem sich sein Fallschirm nicht öffnete. Seine Helmkamera zeichnete den Unfall auf.[3]
  • Im Dezember 2019 stürzte ein 5-jähriger Junge in Traisen, Niederösterreich, von einem Fenster in 8 m Höhe auf eine feuchte Wiese. Nach dem Sturz hatte er kaum Schmerzen und keine gröberen Verletzungen. Er durfte das Krankenhaus nach 6 Tagen wieder verlassen. Schon bei einem Sturz aus 0,5 m Höhe oder weniger kann es zu schweren Verletzungen kommen. Stürze von Kindern gelten bereits ab 1,5 m Höhe als Stürze aus großer Höhe. Dass ein Sturz aus 8 m Höhe fast unbeschadet überstanden wird, ist ein „seltener Ausnahmefall.“[4]

Normen

Berufsgenossenschaftliche Vorschriften in Deutschland sind unter anderem:

  • Unfallverhütungsvorschrift „Allgemeine Vorschriften“ BGV A 1 (bisherige VBG 1) § 33 Abs. 3
  • Unfallverhütungsvorschrift „Bauarbeiten“ BGV C 22 (bisherige VBG 37) § 12 Abs. 3
  • Regeln für den Einsatz von persönlichen Schutzausrüstungen gegen Absturz BGR 198 (bisherige ZH 1/709)
  • Regeln für den Einsatz von persönlichen Schutzausrüstungen zum Halten und Retten BGR 199 (bisherige ZH 1/710)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Zeit Wissen, Oktober/November 2008, S. 87
  2. 'Professor Splash' dives record 11m into paddling pool. In: The Telegraph. Telegraph Media Group Limited, 2. Juli 2012, abgerufen am 20. Oktober 2013 (englisch).
  3. 'Fallschirmspringer überlebt freien Fall aus 3600 Metern Höhe'. In: Spiegel Online. 13. Februar 2007, abgerufen am 12. Juli 2018.
  4. Bub darf nach Fenstersturz nach Hause orf.at, 14. Dezember 2019, abgerufen 14. Dezember 2019.