Schilf-Straußgras
Schilf-Straußgras | ||||||||||||
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Schilf-Straußgras (Agrostis agrostiflora) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Agrostis agrostiflora | ||||||||||||
(Beck) Janch. & H.Neumayer |
Das Schilf-Straußgras[1] oder Zarte Straußgras[2] (Agrostis agrostiflora, Synonym: Agrostis schraderiana) ist eine Pflanzen-Art aus der Gattung der Straußgräser in der Familie der Süßgräser (Poaceae). Das Verbreitungsgebiet liegt in Europa in subalpinen und alpinen Höhenlagen.
Beschreibung
Das Schilf-Straußgras ist ausdauernd und bildet lockere Horste. Es hat kurze unterirdische Ausläufer mit zahlreichen Erneuerungssprossen. Die Halme sind aufgerichtet oder geknickt aufsteigend, 20 bis 65 Zentimeter lang, drei- bis fünfknotig, glatt und unbehaart. Der obere Teil der Blattscheide ist rau, das Blatthäutchen ist ein 2 bis 3 Millimeter langer, nicht bewimperter, häutiger Saum. Die Blattspreite wird bis zu 15 Zentimeter lang und 5 Millimeter breit. Sie ist anfangs eingerollt und dann flach ausgebreitet, auf beiden Seiten gerieft und rau. Das obere Ende ist zugespitzt, die Blattränder sind stachelhaarig.[3][4]
Als Blütenstand wird eine 5 bis 15 Zentimeter lange, lockere und nur zur Blütezeit ausgebreitete Rispe gebildet. Die unteren Seitenäste gehen zu dritt bis zu fünft vom Halm ab und sind sehr rau. Die Ährchen stehen einzeln, sind gestielt, einblütig, lanzettlich oder länglich und 2,5 bis 3,6 Millimeter lang. Der Stiel ist fadenförmig und stielrund. Das Blütchen fällt in der Reifezeit aus den Hüllspelzen, die an der Rispe zurückbleiben. Die Hüllspelzen sind beinahe gleich, die obere ist jedoch etwas kürzer. Sie sind einnervig, etwa gleich lang wie die Ährchen, lanzettlich, spitz, häutig, glatt und unbehaart und nur am Kiel rau. Der Kallus des Blütchen zeigt zwei dichte Haarbüschel, die ein drittel bis halb so lang wie die Deckspelzen sind. Die Deckspelze ist fünfnervig, breit-lanzettlich, 2 bis 2,5 Millimeter lang, zarthäutig, glatt und unbehaart. Das obere Ende ist gezähnelt. Meist wird keine Granne gebildet, falls doch ist sie dünn, bis zu 0,8 Millimeter lang, und entspringt knapp unter dem Spelzenrand. Die Vorspelze erreicht nur ein Fünftel der Länge der Deckspelze. Die Staubbeutel sind 1,3 bis 1,6 Millimeter lang. Als Früchte werden etwa 1,6 Millimeter lange Karyopse gebildet. Die Art blüht von Juli bis August.[3][4]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28.[3]
Verbreitung und Standortansprüche
Das Verbreitungsgebiet liegt in Österreich (in den Bundesländern Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg[5]), in Deutschland, der Schweiz, Italien, Slowenien und Frankreich.[6] Es kommt in den Alpen in Höhenlagen von 1400 bis 2300 Metern vor und wächst stellenweise auch in niedrigeren Lagen, teilweise kann es durch Bäche auch in niedrigere Lagen abgeschwemmt werden. Man findet es auf offenen, steinigen Viehwegen, in lange schneebedeckten und durchfeuchteten Blockhängen, in Zwergstrauchheiden, als Teil der Hochstaudenvegetation und im Grünerlengebüsch der subalpinen und niedrigeren alpinen Höhenstufe. In den Allgäuer Alpen kommt es von 1600 Metern bis zu 2200 Metern Meereshöhe vor.[7] Es wächst auf mäßig frischen, kalk- und nährstoffarmen, neutralen bis schwach sauren, lockeren Böden mit einem mittleren Gehalt an Humus.[3] Es gedeiht im Agrostietum agrostiflorae aus dem Verband Caricion ferrugineae, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Adenostylion, Salicion waldsteinianae, Nardion oder Calamagrostion vor.[8]
Das Schilf-Straußgras wird vom Rostpilz Puccinia pygmaea mit Uredien und Telien befallen.[9]
Systematik
Das Schilf-Straußgras (Agrostis agrostiflora) ist eine Art aus der Gattung der Straußgräser, die der Familie der Süßgräser (Poaceae), Unterfamilie Pooideae, Tribus Poeae und Untertribus Agrostidinae zugeordnet ist. Es wurde 1890 vom österreichischen Botaniker Günther Beck von Mannagetta und Lerchenau in der Flora von Nieder-Osterreich als Calamagrostis agrostiflora erstbeschrieben und wegen der langen Behaarung des Kallus den Reitgräsern (Calamagrostis) zugerechnet.[3][10] 1944 stellten Erwin Janchen und Hans Neumayer die Art in der Wiener botanische Zeitschrift zu den Straußgräsern[11], was durch die Anatomie der Deckspelzen gerechtfertigt ist. Außerdem wird das Schilf-Straußgras wie auch andere Arten der Straußgräser vom Pilz Tilletia decipiens befallen, der jedoch nie bei den Reitgräsern auftritt.[3] Häufig verwendete Synonyme sind Agrostis agrostiflora (Beck) Rauschert etwa bei Conert: Pareys Gräserbuch oder Agrostis schraderiana Bech. in der Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol[5] oder bei GRIN.[6] Weitere Synonyme sind Arundo tenella Schrad., Calamagrostis alpina var. convolutiva Beck, Calamagrostis pilosa (P.Beauv.) Greuter, Calamagrostis schraderiana (Bech.) Cif. & Giacom., Calamagrostis tenella (Schrad.) Host, Calamagrostis tenella var. humilis (Roem. & Schult.) Brand, Calamagrostis tenella f. pilosa (Schleich. ex Gaudin) Brand und Vilfa pilosa P.Beauv.[12]
Der Gattungsname Agrostis stammt aus dem Lateinischen, agrostis bezeichnete lästiges Unkraut, das auf den Feldern wächst.[13] Das Artepitheton agrostiflora wurde von Günther Beck gewählt, der die Art zu den Reitgräsern zählte. Es verweist auf die Ähnlichkeit der Blätter mit denen der Gattung Agrostis, zu der es inzwischen auch gezählt wird.[14]
Quellen
Literatur
- Hans Joachim Conert: Pareys Gräserbuch. Die Gräser Deutschlands erkennen und bestimmen. Parey, Berlin 2000, ISBN 3-8263-3327-6, S. 50, 51.
- Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 1186.
- Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7, S. 46, 253 (Nachdruck von 1996).
Einzelnachweise
- ↑ Deutscher Name nach Conert: Pareys Gräserbuch, S. 50
- ↑ Deutscher Name nach Robert Zander: Zander. Handwörterbuch der Pflanzennamen. Hrsg. von Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold. 16. Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-5080-8, zitiert nach GRIN
- ↑ a b c d e f Conert: Pareys Gräserbuch, S. 50
- ↑ a b W. D. Clayton, M. Vorontsova, K. T. Harman, H. Williamson: Agrostis agrostiflora. In: GrassBase - The Online World Grass Flora. Royal Botanic Gardens, abgerufen am 25. Januar 2014 (englisch).
- ↑ a b Fischer et al.: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol, S. 1186
- ↑ a b Agrostis schraderiana im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 25. Januar 2014.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 160.
- ↑ Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 253.
- ↑ Peter Zwetko Die Rostpilze Österreichs Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil, Heft 1, Uredinales. Online (PDF; 1,8 MB)
- ↑ Calamagrostis agrostiflora. In: The International Plant Name Index. Abgerufen am 25. Januar 2014 (englisch).
- ↑ Agrostis agrostiflora. In: The International Plant Name Index. Abgerufen am 25. Januar 2014 (englisch).
- ↑ Agrostis agrostiflora. In: The Plant List. Abgerufen am 25. Januar 2013.
- ↑ Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, S. 46
- ↑ Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, S. 253
Weblinks
- Schilf-Straußgras. FloraWeb.de
- Schilf-Straußgras. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Agrostis agrostiflora bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis Abgerufen am 25. Januar 2014.