Amerikanisches Generalkonsulat in Hamburg

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Das Amerikanische Generalkonsulat in Hamburg (2009)

Das Amerikanische Generalkonsulat in Hamburg ist ein markanter Bau im klassizistischen Stil in exponierter Lage am Alsterufer 27/28 im Stadtteil Rotherbaum an der Alster und unter den 97 Konsulaten und Handelsvertretungen (Stand: Januar 2019) in der Freien und Hansestadt Hamburg besonders bekannt. Das Generalkonsulat vertritt außer Hamburg die weiteren norddeutschen Bundesländer Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. In diesen Ländern leben etwa 20.000 US-amerikanische Staatsbürger, davon 3.984 in Hamburg (Stand 31. Dezember 2018).[1] Ein Umzug in die Hafencity hat im August 2022 stattgefunden. Möglicherweise wird die „Das Kleine Weiße Haus an der Alster“ genannte Villa nach Sanierung erneut bezogen.

Geschichte des Konsulats

Das Amerikanische Generalkonsulat mit Weihnachtsbaum (2010)
Gesperrte Straße Alsterufer vor dem Konsulat (2009)
Das Amerikanische Generalkonsulat (2015)

Das Amerikanische Konsulat in Hamburg wurde am 17. Juni 1790 als eines der ersten US-amerikanischen Konsulate in Deutschland gegründet. Stellvertretender Konsul wurde John Parish, ein eingebürgerter Hamburger schottischer Herkunft. Drei Jahre später wurde Parish zum Konsul befördert; er trat jedoch bereits 1796 freiwillig zurück.[2]

Das Konsulat war von Oktober 1917 bis 1922 in Zusammenhang mit der Beteiligung der Vereinigten Staaten am Ersten Weltkrieg geschlossen. Auch vom 8. Juli 1941 an waren alle amerikanischen Konsulate in Deutschland aufgrund des Zweiten Weltkriegs geschlossen und die amerikanischen Interessen wurden durch die Schweizerische Gesandtschaft vertreten. Das Generalkonsulat wurde am 1. März 1946 wieder eröffnet. 1950 kaufte die amerikanische Regierung die heutigen Gebäude am Alsterufer, in denen das Generalkonsulat nach einem Umbau seit dem 15. August 1951 seinen Sitz hat. Eine Tradition ist das Aufstellen eines mit bunten Lichtern geschmückten Weihnachtsbaumes auf dem Säulenvorbau.[3]

Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York City gehört das Generalkonsulat zu den bestbewachten Orten der Stadt. Die Straße Alsterufer in der Umgebung des Gebäudes wurde in deren Folge gesperrt, zudem richtete die Polizei Hamburg mit der ZD 54 eine Dienststelle ein, welche das Generalkonsulat sowie weitere diplomatische Vertretungen und Einrichtungen bewacht. Polizisten bestreifen rund um die Uhr den Bereich vor dem Generalkonsulat.

Beginnend mit dem Jahr 1790 vertraten 52 Konsuln oder Generalkonsuln die Vereinigten Staaten in Hamburg und das Konsulat hatte in dieser Zeit mehr als 30 Standorte in der Hansestadt (Stand 2012).[4]

Umzugspläne seit 2014

Amundsen-Haus, Kehrwieder 10

Anfang August 2014 wurden erneute Umzugspläne des Konsulats bekannt, im Gespräch seien Räume des Brahms Kontors am Holstenwall gegenüber der Laeiszhalle.[5] Ende Oktober 2014 gab es Berichte, dass der geplante Umzug aus Sicherheitsgründen und wegen mangelnden Kaufinteresses zurückgezogen worden sei. Eine Teilvermietung von Räumen des Konsulats sei nun angedacht.[6] Am 26. September 2015 wurde durch die Medien erneut berichtet, dass das Haus an der Alster verkauft werden solle und ein Umzug in die Hafencity bevorstünde. Die neuen Räume würden im Amundsen-Haus, das zum Gebäudekomplex des Hanseatic Trade Centers an der Straße Kehrwieder 8 – 12 gehört, eingerichtet. Die Straßensperre am „Weißen Haus an der Alster“ werde nach Auszug aufgehoben.[7] Ein Termin für den Umzug stand im November 2020 immer noch nicht fest.[8] Am 3. Juni 2022 berichteten die Medien, dass der Umzug im Sommer des Jahres stattfinden werde. Ob die Straßensperrung aufgehoben wird, sei immer noch unklar.[9] Am 14. Juli des Jahres wurde bekannt, dass das Konsulat bereits den 5. Stock des Amundsen-Hauses bezogen habe und am 1. August eröffnen werde. Der bisherige Leiter Darion Akins ist nach drei Jahren ausgeschieden, sein Nachfolger ist Jason Chue. Das Haus an der Alster werde saniert und möglicherweise danach erneut bezogen. Das Fahrverbot könne aus diesem Grund nicht aufgehoben werden.[10][11]

Geschichte des Gebäudes

Alsterufer 28, Haus Sanders
Datei:Villen Michaelsen und Rée, Hamburg, um 1893.jpg
Die Villen Michaelsen und Rée, um 1893

Die beiden Villen wurden ursprünglich von Martin Haller[12] im klassizistischen Stil entworfen. Das linke größere Haus wurde 1882 für den Kaufmann Gustav Michaelsen erbaut, der es 1891 an Wilhelm Anton Riedemann verkaufte, der als Pionier der Tankschifffahrt und einer der Gründer der Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft (später Esso) bekannt ist. Das Nachbarhaus entstand 1883 für den Geschäftsmann Julius Rée, der es nach seiner Fertigstellung an Eduard Sanders, den Geschäftspartner und Schwiegersohn von Riedemann, verkaufte. Beide Gebäude waren durch einen Torbogen verbunden.[13]

Von 1934 bis 1945 wurde das Ensemble als Hauptquartier der Nationalsozialisten in Hamburg genutzt. Der Gauleiter und Reichsstatthalter Karl Kaufmann richtete dort die Gauleitung ein. Die Villen wurden zu diesem Zweck durch die Architekten Elingius und Schramm umgebaut und miteinander verbunden, wobei die rechte kleinere Rée-Villa durch Entfernung allzu malerischer Details im Stil der französischen und deutschen Renaissance dem klassizistischen Stil des Michaelsen-Hauses angepasst wurde.[14][12]

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Hamburg in der britischen Besatzungszone, und die britische Militärregierung konfiszierte das Gebäude. Im Mai 1950 erwarb es die amerikanische Regierung von den Erben der Eigentümer. Es wurde erneut durch die Architekten Schoch und Gundlach[12] umgebaut und durch den Säulenvorbau, dem Weißen Haus in Washington nachempfunden, ergänzt. Das Konsulat bezog es am 15. August 1951. Nach dem Umbau wurde das Gebäudeensemble im Volksmund das „Kleine Weiße Haus an der Alster“ genannt.[15]

Weblinks

Commons: Amerikanisches Generalkonsulat in Hamburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. https://www.statistik-nord.de/fileadmin/Dokumente/Statistische_Berichte/bevoelkerung/A_1_4_j_H/A_I_4_j_18_HH.pdf.
  2. John Parish, daten.digitale-sammlungen.de, abgerufen am 25. März 2013.
  3. 60 Jahre US-Generalkonsulat Hamburg (PDF; 2,5 MB), photos.state.gov, abgerufen am 20. März 2013.
  4. André Zand-Vakili, Sascha Balasko und Julia Witte: USA sparen am Weißen Haus an der Alster, abendblatt.de, 19. Dezember 2012, abgerufen am 20. März 2013.
  5. Konsulat will offenbar ins Brahms-Kontor ziehen, abendblatt.de, 8. August 2014, abgerufen am 8. August 2014.
  6. Fahrradverbans befürchtet Gefahr für Radler, abendblatt.de, 31. Oktober 2014.
  7. Weißes Haus am Alsterufer zu verkaufen, abendblatt.de, 26. September 2015, abgerufen am 26. September 2015.
  8. Geplanter Umzug in Hamburg. Bleibt das US-Konsulat für immer an der Alster? , mopo.de, 5. November 2019, abgerufen am !0. April 2021.
  9. Bleibt das Alsterufer am US-Konsulat trotz Umzug weiterhin gesperrt?, abendblatt.de, 3. Juni 2022, abgerufen am 3. Juni 2022
  10. Die USA räumen das „Weiße Haus“ an der Alster, abendblatt.de, 14. Juli 2022, abgerufen am selben Tag
  11. Neuer Generalkonsul ist da – Neues Verkehrskonzept nicht , abendblatt.de. 12. August 2022, abgerufen am 24. August 2022
  12. a b c Ralf Lange: Architektur in Hamburg. Junius Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-88506-586-9, S. 110.
  13. Zitiert nach dem Weblink des Generalkonsulats. Der Architekturführer von Ralf Lange aus dem Jahr 2008 gibt als Datum für die Rée-Villa 1883 an.
  14. Klaus Witzeling: Bekannte Orte, historisch gesehen, abendblatt.de, abgerufen am 19. März 2013
  15. Zitiert nach dem Weblink des Generalkonsulats.

Koordinaten: 53° 33′ 43,9″ N, 9° 59′ 49,5″ O