Amor prigioniero

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Werkdaten
Titel: Amor prigioniero
Form: Componimento drammatico
Originalsprache: Italienisch
Musik: Erste Vertonung von Luca Antonio Predieri
Libretto: Pietro Metastasio
Uraufführung: 1732
Ort der Uraufführung: Wien
Ort und Zeit der Handlung: Ein Hain auf Delos, mythische Zeit
Personen

Amor prigioniero (auch L’Amore prigioniero; deutsch: „der gefangene Amor“) ist ein Libretto zu einem Componimento drammatico in einem Akt von Pietro Metastasio. Erstmals aufgeführt wurde es in der Vertonung von Luca Antonio Predieri 1732 auf der kaiserlichen Privatbühne in Wien.[1][2]

Handlung

Diese kurze Kantate besteht aus einem einzigen Dialog zwischen der keuschen Jagdgöttin Diana und Amore, dem Gott der Liebe. Metastasio verarbeitet darin einige Motive aus seinem früheren Werk L’asilo d’Amore.

Diana und ihren Gefährtinnen ist es gelungen, Amore im Schlaf zu überwältigen und in einem kleinen Wald auf der Insel Delos gefangenzuhalten. Nun fleht Amore die Jägerinnen an, ihn wieder freizulassen. Im Gegenzug verspricht er ihnen ewiges Liebesglück ohne Eifersucht. Diana warnt ihre Begleiterinnen davor, ihm zu glauben, da er seine Versprechen nicht halten werde. Amore weist darauf hin, wie viel sie ihm verdanken. Nur seinetwegen werden sie bewundert. Wenn er gefangen bliebe, wäre Schluss damit. Selbst ihre Schönheit wäre ohne die Liebe nutzlos. Diane nennt nun mit den Namen Silvia, Clori und Irene einige Beispiele, in denen die Liebe Verwirrung gestiftet hat, aber Amore gibt der Eifersucht und den Göttern die Schuld daran. Allmählich stellt Diana fest, dass keine ihrer Freundinnen ihr die Treue gehalten hat. Sie alle haben der Liebe nachgegeben. Amore versichert ihr, dass das kein Verbrechen sei, da die ganze Welt, die Menschen und die Götter lieben würden – und sogar Diana selbst. Diana versucht vergeblich, ihn zum Schweigen zu bringen, aber Amore offenbart ihr Verhältnis mit dem Hirten Endimione. Auch sie ist also den Verlockungen der Liebe erlegen. In diesem Moment kann sich Diana nicht mehr verteidigen. Sie gibt auf und bittet Amore, Frieden mit ihr zu schließen. Amore bietet ihr seine Freundschaft an. Er wird ihr Lehrer in der Liebe werden. Zunächst jedoch hat er andere Aufgaben zu erfüllen. Diana und ihre Begleiterinnen müssen seine Rückkehr abwarten. Jeder Versuch, ihm zu widerstehen, würde ihn nur grausam machen.

Gestaltung

Es ist nicht bekannt, aus welchem Anlass Metastasio mit Amor prigioniero beauftragt wurde. Das Thema des Sieges der Liebe lässt jedoch vermuten, dass es sich um eine Verlobung, eine Hochzeit oder ein ähnliches Ereignis gehandelt hat.[3]

Metastasio verwendet in diesem kurzen Gedicht eine scheinbar schlichte Sprache, die ihren psychologischen Inhalt aber dennoch mit großer stilistischer Vielfalt ausdrückt. Dem Dichter gelingt es, eine glaubwürdige szenische Handlung darzustellen, obwohl diese lediglich in der psychologischen Entwicklung besteht. Wenn Diana zu Beginn die Jägerinnen ermutigt, sich an dem gefangenen Amore zu rächen, sich aber niemand rührt, wird dem Spott des jungen Gottes freier Lauf gelassen. Keines der Mädchen spricht, und ihr Schweigen ist bedeutsam.[3]

Vertonungen

Folgende Komponisten vertonten dieses Libretto:

Komponist Uraufführung Aufführungsort Anmerkungen
Luca Antonio Predieri 1732, Hoftheater[2][4] Wien „Dialogo per musica fra Diana et Amore“
Georg Reutter 1741, Hoftheater[5] Wien
Friedrich Beringer vermutlich in den 1740er Jahren[1][Digitalisat 1] Kantate für Sopran, Alt, zwei Flöten, zwei Hörner, Streicher und Basso continuo
Davide Perez 1751[1] „Cantate profane“
Francesco Araja 16.–27. Juni 1755, Theater[6] Oranienbaum
Johann Adolph Hasse 1761[Digitalisat 2] Kantate für zwei Soprane, Orchester und Basso continuo
Giuseppe Colla 1762[1]
Giuseppe Bonno vermutlich nicht aufgeführt[1][7] „Dialogo per Musica fra’ Diana ed Amore“
Giovanni Battista Ferrandini 1781[8] München
Giovanni Battista Bevilacqua 1784[1][9] „Componimento in musica“
Giuseppe Musenga 1789[1][Digitalisat 3] „Componimento per Musica“
Bernardo Ottani 1789[1]
Joseph Schuster 1801, Kleines Hoftheater[10] Dresden
Stefano Cristiani 28. Januar 1803, Teatro Principal[11] Barcelona
Georg Joseph Vogler unbekannt (komponiert 1804)[1][12] Amore prigioniero (SCHV 176) für Solostimme, Chor und Orchester
David August von Apell 1815[1]

Aufnahmen und Aufführungen in neuerer Zeit

Weblinks

Digitalisate

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Don Neville: Metastasio [Trapassi], Pietro (Antonio Domenico Bonaventura). In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  2. a b Amor prigioniero (Luca Antonio Predieri) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 3. Februar 2015.
  3. a b Jacques Joly: Les fêtes théâtrales de Métastase à la cour de Vienne, 1731–1767. Pu Blaise Pascal, 1978, ISBN 978-2845160194, S. 243 ff. (online bei Google Books)
  4. L’amor prigioniero (Luca Antonio Predieri) bei Opening Night! Opera & Oratorio Premieres, Stanford University, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  5. L’amor prigioniero (Georg Reutter) bei Opening Night! Opera & Oratorio Premieres, Stanford University, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  6. Amor prigioniero (Francesco Araja) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 3. Februar 2015.
  7. Datensatz der Serenata von Giuseppe Bonno auf culturaitalia.it, abgerufen am 3. Februar 2015.
  8. L’amor prigioniero (Giovanni Battista Ferrandini) bei Opening Night! Opera & Oratorio Premieres, Stanford University, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  9. Datensatz der Serenata von Giovanni Battista Bevilacqua auf librettodopera.it, abgerufen am 29. März 2018.
  10. L’amor prigioniero (Joseph Schuster) bei Opening Night! Opera & Oratorio Premieres, Stanford University, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  11. L’amore prigioniero (Stefano Cristiani) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna, abgerufen am 3. Februar 2015.
  12. Georg Joseph Vogler (1749–1814). Biografie und Werkliste (Memento vom 25. Februar 2016 im Webarchiv archive.today) auf der Website der Forschungsstelle Südwestdeutsche Hofmusik der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
  13. Schön wie das Morgenland. Rezension der Aufführung von Hasses Kantate in der Berliner Zeitung vom 9. Juli 1999, abgerufen am 4. Februar 2015.