LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte

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Das LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte (früher Amt für Rheinische Landeskunde) ist das Kompetenz-Zentrum des Landschaftsverbands Rheinland zu historischen und aktuellen wissenschaftlichen Fragestellungen in den Themenbereichen Geschichte, Sprache, Volkskunde und Alltagskultur im Rheinland. Eine kontinuierliche Grundlagenforschung und fortlaufende wissenschaftliche Dokumentationen bilden das Fundament der Arbeit. Die Öffentlichkeit wird regelmäßig mit Büchern, Filmen, Atlanten, Vorträgen, Tagungen, Diskussionsrunden und Ausstellungen über die Ergebnissen der Forschungen informiert.[1] Es hat seinen Sitz in der Endenicher Straße 133 in Bonn. Leiterin ist derzeit (2019) die promovierte Volkskundlerin Dagmar Hänel.

Gliederung

Die Arbeitsgebiete sind in fünf Kompetenzbereiche eingeteilt.

Sprache

Die Dokumentation und Erforschung der ILR-Sprachabteilung befasst sich mit alten Ortsdialekten, Resten von Geheimsprachen, Regiolekte wie das Ruhrdeutsche oder das rheinische Deutsch. Ein umfangreiches Tonarchiv mit Sprachaufnahmen alltäglicher Sprechsituationen ist die Basis vielfältiger Forschungsprojekte wie Untersuchungen zu den Resten ehemaliger Rotwelschdialekte oder zu den rheinischen Dialektinseln.[2]

Geschichte

Die Abteilung Stadt- und Landesgeschichte erforscht und dokumentiert die Geschichte der Städte in der Region und präsentiert sie im Rheinischen Städteatlas. Sodann betreibt der Fachbereich landesgeschichtliche Forschungen. Das Rheinland zählt seit dem Mittelalter zu den bedeutendsten Städtelandschaften in Europa.[3]

Volkskunde

Im Fachbereich Volkskunde wird die Alltagskultur im Rheinland in Vergangenheit und Gegenwart erforscht. Dazu gehören die Themen Essen und Trinken, Arbeit und Freizeit, Kleidung und Wohnen, Kommunikation, Rituale, Ideale, Normen und Werte. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht der Mensch in seinen konkreten Alltagsbezügen als Experte für sein Leben und für sein Konzept von regionaler Kultur.[4]

Projekt Jüdisches Leben

Die 1841 in Rödingen errichtete Synagoge bildet zusammen mit dem Wohnhaus der jüdischen Familie Ullmann das einzige weitgehend im Originalzustand erhaltene Gebäudeensemble dieser Art im westlichen Rheinland. Dort befindet sich eine Dauerausstellung zu verschiedenen Facetten jüdischen Lebens im Rheinland in Vergangenheit und Gegenwart. Das LVR-Kulturhaus Landsynagoge Rödingen versteht sich als offenes Angebot für alle an dieser Thematik Interessierten.[5]

Projekt Leben im Dorf

Das 2010 angelaufene Langzeitprojekt Leben im Dorf soll die Entwicklungen in ausgewählten Dörfern des Rheinlands beobachten und analysieren. Gestartet wurde das Projekt in Hünxe am unteren Niederrhein. Dabei geht es besonders um volkskundliche und sprachwissenschaftliche Fragestellungen, die sich aus den Veränderungen von Begriffen wie Globalisierung oder Modernisierung ergeben. Zwei Fragen dazu lauten:

  1. Wie gestalten und bewältigen Menschen ihren Alltag im ländlichen Raum?
  2. Wie werden Dorf und Gemeinschaft in Sprache, Symbolen und Ritualen repräsentiert?[6]

Zusammenarbeit mit der Universität Bonn

Am 30. August 2013 wurde zwischen dem Landschaftsverband Rheinland und der Universität Bonn ein Abkommen für das Fortbestehen des Fachs Kulturanthropologie/Volkskunde an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn getroffen. Mit dem neuen Studiengang erhielt die traditionsreiche Volkskunde an der Universität Bonn eine neue Basis mit dem Ziel, ausgehend vom Rheinland kulturelle Prozesse und Strukturen in vergleichender und historischer Perspektive zu untersuchen. Damit knüpft der Studiengang an Bonner Forschungstraditionen an, etwa den Atlas der deutschen Volkskunde, der hier im vergangenen Jahrhundert entstand. Der Studiengang verknüpft außerdem die europäisch orientierte Kulturanthropologie/Volkskunde mit der außereuropäischen Ethnologie (Amerika und Asien) und historische Perspektiven mit aktuellen Problemstellungen.[7]

Weblinks

Einzelnachweise

Koordinaten: 50° 44′ N, 7° 5′ O